70 Jahre VW Käfer Cabrio

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Alexander Fritz zwischen einem VW mit Brezelfenster (links) und seinem VW Käfer Cabrio.

70 Jahre VW Käfer Cabrio war der Titel einer Sonderschau in den Ferdinand Porsche Erlebniswelten fahr(T)raum in der Flachgauer Marktgemeinde Mattsee, die vom 5. Oktober 2019 bis 29. Februar 2020 zu sehen war.

Beschreibung

Obwohl bereits bei der Volkswagenwerk-Eröffnung 1938 Ferdinand Porsches wohl genialster Wurf, der Käfer, in einer offenen Variante vorgestellt wurde, sollte es bis 1949 dauern, bis der offene Käfer in Serie gebaut werden sollte. Die in Osnabrück ansässige Karosseriebaufirma Karmann zählte zu den wenigen privilegierten Karosseuren, die offiziell für VW Autos bauen durften. 2019 feiert das legendäre VW Cabrio seinen 70sten Geburtstag. Der ausgestellte Wagen stammt aus der ersten Serie der sogenannten Brezel-Cabrios, die bis Mitte 1952 gebaut wurden. Lückenlos dokumentiert erzählt er eine bewegende Geschichte, die als Vorführwagen in im Wirtschaftswunder erblühenden München bei VW Mahag beginnt, um über den abenteuerlichen Einsatz als Polizeicabrio im Wien der 1950er-Jahre, bis zum braven Familienauto nach seiner Versteigerung, um schlussendlich in einem Hühnerstall zu enden und Jahre später wiederentdeckt zu werden.

Vitrine 1: Entscheidung für VW und Porsche

Als das ausgestellte VW Kabrio, damals noch nicht mit C geschrieben, im Juni 1952 in die im Herzen Münchens liegende Filiale des 1923 gegründeten Familienbetriebes VW Mahag ausgeliefert wird, ist das aufblühende Unternehmen gerade in hellster Aufregung. Im selben Jahr hat man zur VW und Opel Vertretung auch die von Porsche dazu genommen. Eine Entscheidung, die den Managern von Opel gar nicht schmeckt, zählt Volkswagen in Deutschland doch zu ihren härtesten Konkurrenten. Im gleichen Jahr trifft Firmenchef Kasper Haberl eine weitreichende Entscheidung und trennt sich von Opel.

Die Entscheidung wird mit der frisch aufpolierten Fahrzeugpalette von VW und Porsche im strahlenden Schauraum im gleichen Jahr gefeiert - darunter unser ausgestelltes VW Cabrio. Die Weichenstellung sollte sich als richtig erweisen: Zur Jahrtausendwende ist Mahag Deutschlands größter VW und Porsche Händler.

Vitrine 2: In Uniform zum Staatsvertrag

Wien ist Anfang der 1950er-Jahre noch in vier Besatzungszonen geteilt. Vielen sind die berühmten Vier im Jeep noch in Erinnerung, wie sie in der geteilten Bundeshauptstadt patrouillierten. Aber auch die österreichische Polizei und Gendarmarie hat wieder einen eigenen Wirkungsbereich und eigene Fahrzeuge, die überwiegend von VW stammen. Um ein rasches Ein- und Aussteigen sowie eine bessere Rundumsicht zu gewährleisten, müssen die Einsatzfahrzeuge offen sein. Fährt die deutsche Polizei meist mit von Pappler gebauten spartanischen Versionen dieser Einsatzfahrzeuge, ist es in Österreich die Firma Austro-Tatra, welche für Behörden normale Käfer zu offenen Wägen mit Segeltuchtüren, aber auch mit Blechtüren umbaut. Wenige privilegierte Stellen erhalten das Serien VW Cabrio in Luxusausführung von Karmann, so auch das Bundesministerium für Inneres; Gendarmeriedirektion für Öffentliche Sicherheit, Abteilung 5 in der Herrengasse im 1. Wiener Gemeindebezirk, welches unseren ausgestellten Wagen in Gendarmeriegrau lackiert der Abteilung Fahrbereitschaft unterstellt. Die Beamten dieser Abteilung werden für besondere Aufgaben eingesetzt wie etwa die Absperrung für den Staatsvertrag 1955.

Vitrine 3: Der andere Biertransporter

Am Ende des Dienstes eines Behördenfahrzeuges steht in Österreich das Dorotheum, ein Auktionshaus, in dem man auch heute noch ausrangierte Fahrzeuge erwerben kann. Die selbstbewusste Hermine Stelzmüller erwirbt das Cabrio 1957, da sie für sich und ihre Adoptivkinder Uschi und Fritzi ein lustiges offenes Fortbewegungsmittel sucht. Es folgen unbeschwerte Jahre an der Rossauer Lände im 20. Wiener Gemeindebezirk. Als die Kinder groß sind, lernt Hermine den trinkfesten Bierwagenfahrer Hannes Trinkel kennen. Mit mangelnder Pflege und dem abenteuerlichen Fahrstil des oft angeheiterten Fahrers beginnt der Verfall des Volkswagens. Immerhin wird das geschundene Auto nach einem Sturz in den Straßengraben komplett mit dem Pinsel mit Rostschutzfarbe gestrichen

Vitrine 4: Am Ende nur mehr einen Schilling wert

Als die Letztbesitzerin Ende der 1970er-Jahre unerwartet und einsam stirbt, findet sich in ihrem Nachlassakt ein Käfer Cabrio, das in der Kreitner-Garage seit mehreren Monaten verstaubt und für das seit geraumer Zeit keine Miete gezahlt wurde. Zum symbolischen Preis von einem Schilling wird der Käfer dem Garagenbetreiber überlassen. Noch insgesamt sechsmal wechselt der Volkswagen den Besitzer, landet zwischenzeitlich in einem Hühnerstall im Waldviertel, bis er schlussendlich 1984 bei seinem jetzigen Besitzer sein endgültiges Zuhause findet.

Quellen

Zeitfolge


Sonderausstellungen in den Ferdinand Porsche Erlebniswelten fahr(T)raum Mattsee