Eröffnung des Salzburgrings 1969


Die Eröffnung des Salzburgrings fand am Wochenende 20. und 21. September 1969 statt.
Feuertaufe für den Salzburgring
Die "Salzburger Nachrichten" berichteten in ihrer Ausgabe vom 22. September 1969 über die Eröffnung:
Landeshauptmann Hans Lechner übergab die erste permanente Rennstrecke Salzburgs ihrer Bestimmung + Massenbesuch beim Hauptrennen am Sonntag + Handgreiflichkeiten Funktionär–Rennfahrer
Lechner bezeichnete den Bau der Strecke als beispielhaftes Zusammenwirken zwischen privater Initiative und der öffentlichen Hand. In seiner Eröffnungsrede kam Lechner indirekt auch auf den Vorwurf der Organisatoren der ersten permanenten Rennstrecke in Österreich, dem Österreich-Ring in Zeltweg, zu sprechen, Salzburg habe Österreich durch den Bau einer zweiten Rennstrecke keinen guten Dienst erwiesen. Lechner sagte wörtlich: "Die Landesregierung und der Landtag sind zu diesem Entschluss [den Bau der Strecke] gekommen, nicht um partout möglichst alle attraktiven Einrichtungen auf allen Gebieten auf sich zu konzentrieren. Wir haben den Entschluss vielmehr erst nach gewissenhafter Überprüfung in der Überzeugung gefasst, dass eine solche Rennstrecke nur dort erfolgreich bestehen kann, wo außer der Rennbahn auch alle sonstigen Voraussetzungen für eine optimale Inanspruchnahme und ein entsprechender Publikumsstrom besteht."
Lechner dankte abschließend vor allem Oberamtsrat Fritz Stengl vom SAMTC, dem Präsidenten des "Österreichischen Automobilsportclubs" (ÖASC), Willy Löwinger, und dem Vorsitzenden des ARBÖ, Oberregierungsrat Dr. Franz Bauer, für ihre Initiativen bei der Verwirklichung dieses Vorhabens. Präsident Löwinger betonte die massive Beteiligung großer Industriebetriebe beim Bau der Rennstrecke (Porsche, Mercedes-Benz, BMW, Semperit, Ford und British Leyland), SAMTC-Präsident Dr. Wolfgang Kap-herr und Oberregierungsrat Bauer wiesen auf die Bedeutung der Strecke für den Motorsport hin.
Nach der Eröffnung drehte Landeshauptmann Hans Lechner, eskortiert von einem Dreischeibenwankelmotor-Versuchsmodelll C 111 von Mercedes-Benz, eine Ehrenrunde.
Den Rennen selbst wohnten über 20 000 Zuschauer bei. In der Pause fuhren Mitglieder des ÖSV-Kaders mit den Modellen von British Leyland um den Ring.
Bedauerlicherweise gab es am Freitag einen Zwischenfall, in dem der Präsident des ÖASC, Löwinger, und der amerikanische Rennfahrer Masten Gregory verwickelt waren. Gregory, der wegen seiner spektakulären Unfälle den Spitznamen "Katastrophen-Gregory" trägt, wollte mit seinem Privatwagen in das Fahrerlager fahren. Löwinger ließ ihn nicht passieren und riss ihm, so Augenzeugen, die Plakette von der Windschutzscheibe. Gregory stieg daraufhin aus seinem Wagen und ging gegen Löwinger vor. Ein einschreitender Gendarmeriebeamter soll dem Vernehmen nach zu seiner Pistole gegriffen haben, um seinem Schlichtungsversuch mehr Nachdruck zu verleihen.
Der Preis von Salzburg 1969
Mit dem nationalen Rennen der 50-cm³-Klasse wurde am Samstag das erste Rennen am Salzburgring gefahren.
- Klasse bis 50 cm³, sechs Runden à 3 039 m (kleiner Kurs)
- Hans Hummel, BSV-Wien, "Kreidler", 09:50,6 min. = 110,526 km/h
- Martin Leitner, KTM, 09:51,7 min. = 80 Meter zurück
- Manfred Stengl, Salzburg, KTM, 10:00,0 min.
- Adolf Zötsch, "Puch", 10:01,1 min.
- Werner Michawitz, "Sachs", 10:09,8 min.
- Josef Leitner, "Puch", 10:31,6 min.
Harald Bartol, Mitfavorit, schied bereits in der ersten Runde aus;
- Klasse bis 125 cm³
- Heinz Kriwanek, "Rotax", 13:38,8 min. = 133,594 km/h
- Gerhard Klimek, "Rotax", 14:05,2 min.
- Werner Schmied, "Rotax", 14:34,3 min.
- Ernst Fagerer, Salzburg, "Bultaco", 14:48,5 min.
- Klasse bis 250 cm³
- Heinz Kriwanek, "Suzuki", 13:28,2 min. = 135,366 km/h
- Manfred Stengl, "Aermacchi", 13:35,1 min.
- Franz Fagerer, Salzburg, "Bultaco", 13:41,0 min.
- Klasse bis 500 cm³
- Abschlussrennen am Samstag
- Tourenwagenrennen
- 1. Gruppe Klasse 850 cm³ und bis 1 000 cm³, 15 Runden
- 2. Gruppe Klasse bis 1 000 cm³ und bis 1 000 cm³, 15 Runden
- Karl Wendlinger, "Fiat Abarth", 21:01,5 min. = 130,190 km/h
- 3. Gruppe Klasse bis 1 300 cm³ und über 1 600 cm³
- 4. Gruppe Klasse über 1 600 cm³
- Eduard Krackowizer, Salzburg, im "BMW 2002" mit 19:16,00 min. = 132,495 km/h
- Lambert Hofer, "Porsche", 20:20,48 min.
- Hermann Bennier, "BMW Alpin", 20:16,81 min. eine Runde zurück
Am Sonntag, den 21. September 1969 fanden folgende Rennen statt:
- Klasse bis 350 cm³, 15 Runden à 4,238 m = 63,57 km
- Walter Scheimann, Deutschland, "Yamaha", 23:09,78 min. = 164,678 km/h
- Karl Hoppe, Deutschland, "Yamaha", 23:34,01 min.
- Eddi Lenz, Österreich, "Yamaha", 24:10,87 min.
- Manfred Magnus, Salzburg, "Yamaha", 24:13,32 min.
- Werner Pfirter, Schweiz, 24:18,28 min. er lag bis zur elften Runde an zweiter Stelle, fiel aber dann wegen Motorprobleme zurück
- Alberto Pagani, Italien, 24:28,59 min.
Schnellste Runde Walter Scheimann 01:30,3 min. = 168,994 km/h
- Automobil-Rennen
- Tourenwagen und Spezialtourenwagen
- Klasse bis 1 300 cm³
- Tourenwagen bis 1 600 cm³
- Tourenwagen über 1 600 cm³:
- Dr. Helmut Marko, "BMW Alpina 2002 TI", 29:17,70 min.
- Spezialtourenwagen bis 1 000 cm³
- Spezialtourenwagen bis 1 300 cm³
- Spezialtourenwagen bis 1 600 cm³
- Spezialtourenwagen bis 1 300 cm³
- Spezialtourenwagen über 1 300 cm³
- Peter Reinhardt, BRD, "Chevrolet-Camaro", 29:08,91 min. = 174,472 km/h
- Dieter Quester, Österreich, "BMW 2002 TI K.", 29:55,15 min.
Schnellste Runde Peter Reinhardt 01:25,2 min. = 179,068 km/h
- Klasse bis 500 cm³ der Motorräder
- Klasse der Beiwagen bis 500 cm³,
- in der die Weltmeister Klaus Enders und Ralf Engelhardt ungefährdet mit fast einer Minute Vorsprung siegten, an 6. Stelle die Saalfeldener Sigi Wartbichler und Hermann Hochmuth (eine Runde zurück)
- Rennwagen Formel Vau bis 1 300 cm³
- hier war Niki Lauda in einem "Kaimann MK 4" am Start
- Sportwagen bis 2 000 cm³
- hier waren der aus Dachau bei München stammendeSepp Greger auf "Porsche 910" und Arturo Merzario in einem "Fiat Abarth" am Start
- Sportwagen über 2 000 cm³
- Sport-Prototypen bis 2 000 cm³
- hier waren der Deutsche Kurt Ahrens und der Amerikaner Gregory Masten, beide in "Porsche 908 Spyder", am Start; Ahrens fuhr 1969 und 1970 im Werks-Porsche-Team für die Salzburger Porsche Konstruktionen KG im "Porsche 908/02 'Flunder'" und 1970 auch im Porsche 917; er war auch der erste Streckenrekordhalter auf dem Salzburgring mit einer Runde von 01:14,21 min. (= 205,615 km/h),
- Kurt Arhens, 37:48,43 min. (201,771 km/h)
- Piper, GBR, "Lola T 70", 37:52,35 min.
- Gregory Masten, USA, Porsche 908, 38:20,31 min.
- Hans Ortner, zwei Runden zurück[1]
- Zweisitzige Rennwagen über 2 000 cm³
- hier waren Dieter Quester in einem "Lola T70 MK" und Arturo Merzario in einem "Fiat Abarth" am Start
Organisation
- für den ÖASC Dir. Willy Löwinger
- für den ARBÖ Ob.-Reg.-Rat Dr. Franz Bauer
- für den SAMTC Dr. Wolfgang Kap-herr
- Sportkommissäre:
- Martin Pfundner, Vizepräsident der CSI-FIA und OSK
- Reg.-Rat Ing. Franz Ortner, OSK und SAMTC
- Christian Weichenberger, ARBÖ
- Rennleiter: OAR Fritz Stengl, ÖASC und OSK
- Technische Kommissäre:
- Chef. Komm. Ing. Toni Magnus, SAMTC
- Harald Schmirl, SAMTC
- Ludwig Bruckner, ARBÖ
- Pressebetreuung: Redakteur Heinz Nöbauer, Salzburger Nachrichten
- Platzreportage:
- Redakteur Rainer Braun, Köln, "Deutsche Autozeitung"
- Dr. Helmut Krackowizer, SAMTC
Bildkat
Eröffnung des Salzburgrings 1969 – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Quellen
- Salzburger Nachrichten vom 22. September 1969, Faksimile vom 26. September 2019
- www.technischesmuseum.at, Bilder vom Eröffnungsrennwochende
- www.technischesmuseum.at, Programmheft
Einzelnachweis
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 22. September 1969, Seite 7
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