Gasteinertal
Das Gasteinertal, selten auch Gasteiner Tal, ist ein 40 km langes Tal im Pongau im Bundesland Salzburg und wird von der Gasteiner Ache durchzogen.
Allgemeines
In dem zu Bad Gastein gehörenden Ortsteil Böckstein laufen das sich aus dem Südwesten erstreckende Naßfelder Tal und das sich aus dem Osten erstreckende Anlauftal zusammen. Nördlich mündet das Gasteinertal bei Lend in das sich öffnende Salzachtal.
Erreichbarkeit
Befahren werden kann das Tal ausschließlich durch den Tauerntunnel im Süden, dessen Eingang auf Salzburger Seite sich in Böckstein befindet und der das Gasteinertal mit dem Seebachtal in Kärnten verbindet sowie durch den sich im Norden des Tales dem Salzachtal hin öffnenden Klammsteintunnel.
Geologie
Das Gasteinertal wurzelt im vergletscherten Alpenhauptkamm, den Hohen Tauern (Ankogelgruppe), von deren Seitenkämmen es flankiert wird. Entstanden ist es durch den einstigen Gasteiner Gletscher, dessen Fließrichtung durch den besonders harten Dolomit-Riegel bis zur Klamm abgedrängt wurde. Der sich langsam nach Norden bewegende Urgletscher füllte zur Zeit seines Höchststandes das ganze Tal aus. Seine Höhe betrug, vom der heutigen Talsohle aus gemessen, über 1 000 m ü. A.. Riesige erratische Blöcke aus dem Gestein der innersten Tauerngipfel bestehend, wurden bis zum Talausgang befördert und sind dort heute noch vereinzelt anzutreffen.
Geschichte
- Hauptartikel: Erwerb des Gasteinertales
Die erste urkundliche Erwähnung Gasteins datiert etwa aus dem Jahr 963 und lautete Gastuna. Nach einer (von mehreren) Thesen geht dieser Name auf indogermanische Sprachwurzeln zurück und bedeutet in etwa „graubrauner Fluss“.
Das Gasteinertal - früher und im Dialekt der einheimischen Bevölkerung teilweise heute noch gebräuchlich - Die Gastein ist das größte Seitental der Salzach und wurde bereits in keltischer und römischer Zeit begangen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch dünn besiedelt. Eine systematische Urbarmachung des Tales setzte jedoch erst im 9. Jahrhundert durch bayerische und slawische Siedler ein. Das Tal gehörte einst dem Stammesgeschlecht der Peilsteiner, einer Nebenlinie der Sighardinger an und fiel nach dessen Aussterben im Jahr 1218 an die Herzöge von Bayern. Diese verkauften am 10. März 1297 das damals Provincia Castuna benannte Gebiet an das Erzstift Salzburg. Nach der Säkularisierung des Erzstiftes kam das Gasteinertal als Teil des neu gebildeten Landes Salzburg zu Österreich.
Die Entwicklung des in sich abgeschlossenen Tales, das bis in das 20. Jahrhundert nur über Bergwege und eine schmale, erst 1534 angelegte Straße durch die Gasteiner Klamm zu erreichen war, wurde im Laufe der Geschichte vor allem durch die alpine Landwirtschaft, dem Badewesen und dem Bergbau (Gold und Silber) bestimmt. Die Entwicklung der Landwirtschaft lief parallel mit jener der umgebenden Tauerntäler und weist als einzige Besonderheit eine frühe extensive Vieh- und Weidewirtschaft, die bis in die höchsten Almregionen betrieben wurde und im 13. und 14. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, auf. Der erste Hinweis auf die Nutzung der bekannten Gasteiner Heilquellen findet sich bereits in dem aus dem Jahr 1230 stammenden Badegedicht "Die Graserin in der Gastein" des für die mittelhochdeutsche Literatur bedeutsamen Dichters Neidhart von Reuental. Die älteste sichere Darstellung einer medizinischen Nutzung des Heilwassers stammt aus dem Jahr 1350.
Im Laufe der Geschichte und vor allem durch die Entwicklung zum Kur- und Badeort wurde das Gasteinertal von vielen berühmten Gästen besucht. Dazu gehören unter anderem Kaiser Friedrich III. im 15. Jahrhundert und der bekannte Arzt Paracelsus im 16. Jahrhundert. Die bekanntesten Gäste des 19. Jahrhunderts waren Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich sowie Kaiser Wilhelm von Deutschland und Fürst Bismarck.
Die ersten wesentlichen Impulse zur Entwicklung des modernen Alpinismus gab Erzherzog Johann, dessen Initiative u. a. die hochalpine Schutzhütte am Gipfel des Gamskarkogels zu verdanken ist. Ein weiterer Markstein in der Geschichte Gasteins war 1904 der Nachweis von Radongas im Gasteiner Thermalwasser durch die bekannte französische Chemikerin und Physikerin Marie Curie. Mit der Fertigstellung der Tauernbahn im Jahr 1909 begann allmählich das Einsetzen des Massentourismus der sich bis Mitte der 1930er Jahre ausschließlich noch auf die Sommermonate beschränkte. Einen wesentlichste Impuls für den Wintertourismus stellte 1958 die Alpine Skiweltmeisterschaft in Badgastein (damalige Schreibweise) dar. Ab diesem Zeitpunkt war das Gasteinertal auch als Zwei-Saisonen-Ort etabliert.
Landschaft
Das Tal hat mit einer Fläche von 95,71 km2 Anteil am Nationalpark Hohe Tauern. 43,6 km2 sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.
Gemeinden
Seit alters her war das Gasteinertal verwaltungsmäßig ein eigenständiges Pflegegericht und wurde erst mit der endgültigen Einrichtung der Bezirkshauptmannschaft St. Johann im Pongau im Jahr 1868 mit dem eigentlichen Pongau verbunden. Der Gerichtssprengel Gastein überdauerte bis in die Zeit der Zweiten Republik und wurde erst in den 1990er Jahren endgültig aufgelöst.
Die drei Gemeinden des Gasteinertals sind Bad Gastein, Bad Hofgastein und Dorfgastein. Daneben finden sich mehrere jeweils einem der drei Hauptorte angehörigen Ortsteile deren bekannteste aufgrund des Goldbergbaus sowie des Tauerntunnels der Bad Gasteiner Ortsteil Böckstein am südlichen Ende des Tales ist. Weitere bekannte Ortsteile sind Klammstein (Burg Klammstein) in Dorfgastein, Lafen (Snow Jazz Gastein) in Hofgastein, Kötschachtal (Bad Gastein) (Hotelanlage Grüner Baum) und Bad Bruck (Hotelanlagen, Golfplatz) in Bad Gastein.
Fremdenverkehr
Im Gasteinertal werden rund ein Zehntel der gesamten Nächtigungen im Salzburger Land generiert. 1,4 Millionen Nächtigungen entstehen im Winterhalbjahr, 1,1 Millionen im Sommerhalbjahr (Zahlen 2010). Vom 1. Mai bis 31. Oktober 2010 waren es 1 050 201 Nächtigungen, was einem Minus von 1,3 Prozent gegenüber 2009 (1 063 595 Nächtigungen) im Vergleichszeitraum ergibt. Dabei lagen jedoch die inländischen Übernachtungen mit 435 613 im leichten Plus von 0,3 Prozent[1].
2010 wurden im gesamten Gasteinertal 2,47 Millionen Nächtigungen gezählt. Mit 1,18 Millionen Übernachtungen liegt dabei Bad Gastein knapp vor Bad Hofgastein mit 1,10 Millionen. Die Gasteiner Bergbahnen investieren in mehreren Jahren (Stand Jänner 2011) rund 70 Millionen Euro in Aufstiegshilfen und Beschneiungsanlagen[2].
Fremdenverkehrsbetriebe im Gasteinertal (Auswahl)
Beherbergung
Freizeit
Weblinks
- Eintrag auf www. aeiou.at
- Webcams im Gasteinertal
- Der virtuelle Gasteiner Ortsplan
- Gasteinertal Tourismus GmbH
Literatur und Quellen
- Gruber, Fritz: Das alte Gastein (=Unser Land im Bild, Bd. 1), Rauter by HLP, St. Johann/Pg. 1993
- Hörmann, Fritz: Salzburg - Der Pongau - 100 Jahre Entwicklung in Fotodukumenten, Aus der Schriftenreihe des Museumsvereins Werfen 1993
- ↑ "Salzburger Woche", Ausgabe "Pongauer Nachrichten", 2. Dezember 2010
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 5. Februar 2011