Beschneiungsanlage


Beschneiungsanlagen sind technische Hilfsmittel, um künstlich Schnee produzieren zu können.
Übersicht
Datenstand Februar 2015[1]: In Österreich gibt es 19 000 Schneekanonen in 360 Skigebieten mit 25 400 Hektar Pisten.
Schneekanonen
- 2007: 3 100 Schneekanonen in ganz Europa;
- 2015: 3 146 Schneekanonen allein in den drei Skigebieten Ischgl (1 100), Wilder Kaiser - Brixen (1 359) und Schladming-Planai (690);
Kraftstoff
- 1 420 Liter pro Hektar werden für die Präparierung von Pisten pro Saison aufgewendet;
- das ergibt rund 36 Millionen Liter in Österreich;
Strom
- 250 GWh beträgt der geschätzte Stromverbrauch für die Beschneiung der Pisten pro Saison;
- das Donaukraftwerk Freudenau braucht rund drei Monate, um diese Energie erzeugen zu können;
- 14 MWh bedeutet das pro Hektar Piste pro Saison;
Investitionen
- 2008 bis 2013: 800 Millionen Euro in Beschneiungsanlagen in Österreich;
Entwicklung
2015
- 67 Prozent aller Pistenflächen müssen und können mittlerweile künstlich beschneit werden; Beschneiungsanlagen werden bis auf 3 000 m ü. A. genehmigt;
- International:
- 50 Prozent im gesamten Ostalpenraum
- 21 Prozent in Frankreich
- 20 Prozent in Bayern
- 36 Prozent in der Schweiz
- 70 Prozent in Italien
2016/2017
- 50 Prozent in der Schweiz (11 000 Hektar = 15 500 Fußballfelder), 90 Speicherteiche, 242 Mill. Euro jährliche Investitionen
- 70 Prozent in der Schweiz (16 600 Hektar = 23 100 Fußballfelder), 420 Speicherteiche, 172 Mill. Euro jährliche Investitionen [2]
Kosten der Geräte
Eine Schneelanze kostet rund 4.000 bis 5.000 Euro. Eine Schneekanone kostet rund 27.000 Euro.
Snomax
Snomax[3] ist ein Protein, ein Gefrierhelfer, das in Granulatform dem Beschneiungswasser zugesetzt wird und laut Hersteller zu 100 Prozent biologisch abbaubar sein sollte. Snowmax gibt dem Kunstschnee bis zu 45 Prozent mehr Volumen.
Aufwand
- Mit 400 Liter Wasser und zwei Kilowattstunden Strom werden ein Kubikmeter Kunstschnee erzeugt; dafür betragen die Kosten zwischen drei und fünf Euro pro Quadratmeter;
Leitfaden Beschneiungsanlagen
In Österreich wurde unter der Leitung von Dipl. Ing. Thomas Eistert, Wasserwirtschaft Land Salzburg, der bundesweit einheitliche Leitfaden für das wasserrechtliche Behördenverfahren von Beschneiungsanlagen erstellt und am 12. Mai 2011 herausgegeben.
Die Unterlagen wurden in Zusammenarbeit mit allen betroffenen Bundesländern, dem Lebensministerium (Oberste Wasserrechtsbehörde, Staubeckenkommission, Wildbach- und Lawinenverbauung) und mit Unterstützung durch externe Experten ausgearbeitet. Der Fachverband der Seilbahnen und die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten wurden als Interessensvertreter eingebunden.
Band 1 umfasst:
- Bewilligung und Überprüfung von Neuanlagen
Band 2 umfasst:
- Wiederverleihungsverfahren von bestehenden Wasserrechten
- Wiederkehrende Überprüfung
- Vorkehrungen bei Erlöschung von Wasserbenutzungsrechten
Der Leitfaden soll eine bundesweit einheitliche Orientierung für Behörden, Sachverständige, Planer und Betreiber für das wasserrechtliche Behördenverfahren von Beschneiungsanlagen geben, ohne der Einzelfallprüfung vorzugreifen. Dabei soll Planungssicherheit bei Neubewilligungen und bevorstehenden Wiederverleihungen hergestellt werden[4].
Arten
Schneekanonen
Allgemeines
Rund 2 500 Schneekanonen stehen im Winter 2009/10 für die etwa 7 000 Hektar Skipisten im Bundesland Salzburg zur Verfügung. Von dieser Fläche können bereits rund 70 Prozent künstlich beschneit werden. In jenen 53 kleineren und größeren Salzburger Skigebieten, in denen Schneekanonen zum Einsatz kommen, geht der Beschneiungsgrad sogar bis zu 80 Prozent, auf der Schmittenhöhe bei Zell am See ab dem Winter 2009/2010 sogar 100 Prozent der Skipisten.
Technik
Für den Betrieb dieser rund 2 500 Schneekanonen im Bundesland ist ein Strom- und Wasserbedarf in der Größenordnung notwendig, mit der eine Kleinstadt versorgt werden könnte. Zur Wasserbeschaffung wurden und werden riesige Speicherteiche im Gipfelbereich des jeweiligen Skigebiets angelegt. Die Fassungsvermögen dieser Sammelbecken reichen von 10 000 bis zu 500 000 Kubikmeter. Insgesamt 108 derartiger Sammelbecken gabt es 2009 im Land Salzburg, deren größtes jenes in Zauchensee mit 450 000 Kubikmetern Nutzinhalt ist.
Das Wasser aus diesen Speicherteichen muss in Kühltürmen dann auf zwei bis drei Grad heruntergekühlt werden, bevor es durch Leitungen zu den einzelnen Geräten gepumpt werden kann.
30 Zentimeter Kunstschnee als Grundlage einer Piste entsprechen etwa 75 Zentimeter notwendigem Naturschnee.
Lanzenschneigeräte
Propellerschneigeräte
Investitionen
- Schmittenhöhebahn AG: für Winter 2009/2010 eine Million Euro für 190 Hektar Skiflächen und insgesamt in eineinhalb Jahren 2009−2010 14 Millionen Euro für Beschneiungsanlagen und einen Speicherteich
- Gasteinertal: 1,2 Mill. Euro haben die Bergbahnen im Sommer 2009 in den Ausbau von Beschneiungsanlagen gesteckt
Zahlen
- Die Schmittenhöhebahn AG kalkulierte für 2009 vier Millionen Euro an reinen Beschneiungskosten
- Im Gasteinertal stehen 769 Beschneiungsgeräte, davon 353 Schneekanonen für den Einsatz auf 122,4 Pistenkilometern bereit, das sind 60 Prozent des gesamten Pistenangebots
- In Saalbach-Hinterglemm sind 455 Schneekanonen im Einsatz, die von acht Speicherteichen versorgt werden; damit können 90 Prozent der 200 Pistenkilometer künstlich beschneit werden
- 42 Anlagen gibt es im Pinzgau, 40 im Pongau, neun im Tennengau, acht im Lungau und zwei im Flachgau
Im Winter 2012/13 wurden 4 700 Hektar künstlich beschneit[5].
Vorteile
Ohne technische Beschneiung wäre die Weihnachtssaion 2009/10 in den meisten Salzburger Skigebieten ausgefallen.
Nachteile
Wie der Österreichische Naturschutzbund mitteilt, ist Kunstschnee wesentlich dichter in seinem Aufbau und isoliert somit den Boden länger. Das bedeutet, der Boden unter Kunstschnee friert tiefer und länger, was sich für die Pflanzenwelt nachteilig auswirkt. Ein anderes Problem stellt die durch künstliche Beschneiung möglich gewordende Ausweitung von Skiflächen dar, was wiederum einen Eingriff in die oft hochgelegene, unberührte Natur bedeutet. Weiters kritisiert der Naturschutzbund den erhöhten Energiebedarf für die Betreibung dieser Geräte, der zunehmend ist, da durch den Klimawandel die Kälteperioden immer kürzer werden und die Schneegrenze höher steigt. Es wäre richtiger, diese Art der Schneegewinnung zu verbieten und sich Gedanken über Alternativen zum Wintersport in Anbetracht der Klimaerwärmung zu machen. Diese Ansicht teilte Hannes Augustin, Geschäftsführer des Salzburger Naturschutzbundes, in einem Interview mit Christoph Archet vom Salzburger Fenster, Ausgabe Nr. 43/2009, mit.
Naturschutz versus Arbeitslosigkeit
Diesen Argumenten hält Ferdinand Eder, Prokurist der Schmittenhöhebahn AG und Sprecher der Salzburger Seilbahnwirtschaft, entgegen, dass Schneekanonen Arbeitsplätze und somit für viele die Lebensgrundlage sichere.
Beispiele mit technischen Informationen
Energiepolitsche Probleme 2022
Aufgrund des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine seit Februar 2022 kam es im Lauf des Jahres zu Lieferrückgängen von Gas aus Russland und einem Boykott für den Bezug von russischem Erdöl. Dies führt zur Erstellung eines Notfallplans der österreichischen Bundesregierung für den Fall, dass aber Herbst-Winter 2022-2023 es zu Energieproblemen in Österreich kommen könnte. Ein Aspekt dabei war der enorme Wasser- und Stromverbrauch für Beschneiungsanlagen sowie der Energieverbrauch von Seilbahnen. Die Überlegungen der Regierung gingen dahingehend, dass für kritische Infrastrukturen die Energieversorgung gesichert sein sollte, andere wirtschaftliche Bereiche jedoch weniger versorgt werden sollte. Das brachte die Seilbahnwirtschaft auf die Barrikaden.
Und wenn heute in Wien die Frage gestellt wird, ob Seilbahnen und Schneeanlagen sicherheitsrelevante Einrichtungen sind, die auch versorgt werden müssen im Herbst, dann sage ich denen: "Freunde, ich schaue nicht zu, wie das Wasser an mir vorbeirinnt und Strom für die Stadt produziert wird, und wir sitzen im Trockenen. Dann werden wir uns auch zu wehren wissen."
Mit diesen Worten hatte der Obmann der österreichischen Seilbahnwirtschaft Franz Hörl, gesprochen bei einer Lifteröffnung in Vorarlberg Anfang Juli, für einen Eklat gesorgt. Vor dem Hintergrund drohender Energierationierungen in der Wintersaison wurde dem Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordneten vorgeworfen, touristische Interessen mit Notwendigkeiten im Gesundheitsbereich oder in der Lebensmittelproduktion gleichzustellen. Für Erich Egger, Pendant zu Hörl als Seilbahnsprecher im Land Salzburg, stand ebenfalls außer Frage, dass die Lifte und dazugehörige Beschneiungsanlagen zur kritischen Infrastruktur gehören, wenn auch zu jener "zweiter Rangordnung", wie der Vorstand der Schmittenhöhebahn AG in Zell am See sagte. "Da muss man ganz klar sagen: Die Beschneiung ist ja nicht unser Hobby. Das ist unsere industrielle Grundproduktion." Wenn es keinen Schnee auf den Pisten gebe, finde kein Wintertourismus statt. Es gehe nicht um ein paar Seilbahnen. "Davon hängen Tausende Betriebe ab und noch viel mehr Existenzen."[6]
Weblinks
- Wikipedia Schneekanone über technische Details und ökologische Aspekte
Quellen
- Dipl. Ing. Thomas Eistert (Leitung): "Leitfaden für das wasserrechtliche Behördenverfahren von Beschneiungsanlagen: Band 1 und Band 2" http://www.salzburg.gv.at/leitfaden_beschneiungsanlagen.htm
- Artikel im Salzburger Fenster, Ausgabe 43/2009
- Salzburger Nachrichten, Frau Holles Helfer, 11. Dezember 2010
Einzelnachweise
- ↑ Salzburger Nachrichten, 14. Februar 2015
- ↑ Salzburger Nachrichten, 21. Jänner 2017 Heinz Bayer
- ↑ siehe offizielle Seiten des Produkts
- ↑ Bezug: Land Salzburg, Wasserwirtschaft Leitfaden Beschneiungsanlagen
- ↑ Salzburger Nachrichten, 18. September 2012
- ↑ www.sn.at, 23. Juli 2022