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| | * [[2008]]: [[Ehrenbürger der Stadt Salzburg]] | | * [[2008]]: [[Ehrenbürger der Stadt Salzburg]] |
| | * [[2013]], [[1. Oktober]]: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, überreicht durch Dr. Claudia Schmied, Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur. | | * [[2013]], [[1. Oktober]]: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, überreicht durch Dr. Claudia Schmied, Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur. |
| − | * [[2018]], [[20. Jänner]]: Toleranzpreis der Europäischen Akademie der Wissenschaften<ref>SN vom 18.01.2018 (''"Er ist eine Säule gelebter Toleranz in Salzburg"'')</ref> | + | * [[2018]], [[20. Jänner]]: Toleranzpreis der Europäischen Akademie der Wissenschaften<ref>SN vom 18.01.2018 ("Er ist eine Säule gelebter Toleranz in Salzburg")</ref> |
| | * [[2019]], [[1. Februar]]: Bundesverdienstkreuz am Bande<ref>SN vom 4. Februar 2019: ''Deutschland ehrte Marko Feingold''</ref> | | * [[2019]], [[1. Februar]]: Bundesverdienstkreuz am Bande<ref>SN vom 4. Februar 2019: ''Deutschland ehrte Marko Feingold''</ref> |
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| | Marko Feingold sah seinem Gegner bis zuletzt ins Auge. Dafür ging er - schon über 100 Jahre alt - auch ins Gefängnis. Das war 2014. In seiner Tasche hatte er Fotos und ein Buch. Er kam als Besucher. Ihm gegenüber sitzt ein 21-Jähriger, der Hassparolen gesprayt und Stolpersteine beschmiert haben soll, ein Antisemit und Neo-Nazi soll der junge Mann sein. | | Marko Feingold sah seinem Gegner bis zuletzt ins Auge. Dafür ging er - schon über 100 Jahre alt - auch ins Gefängnis. Das war 2014. In seiner Tasche hatte er Fotos und ein Buch. Er kam als Besucher. Ihm gegenüber sitzt ein 21-Jähriger, der Hassparolen gesprayt und Stolpersteine beschmiert haben soll, ein Antisemit und Neo-Nazi soll der junge Mann sein. |
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| − | In einem Brief hatte sich der Beschuldigte bei Feingold entschuldigt. "''Ich wollte Ihnen ins Gesicht schauen: Ist das ein Trick der Rechtsanwälte? ,Spielst a Waserl, kriegst ein Jahr weniger?'''", sagt Feingold beim Besuch und zeigt die Bilder der Beschmierungen. "''Ihre gesammelten Werke''", sagt Feingold. Und: "''Das ist eine Sauerei gewesen.''" Der junge Mann nickt. Er redet wenig und sagt, das Gefängnis habe ihn "umgedreht". | + | In einem Brief hatte sich der Beschuldigte bei Feingold entschuldigt. "Ich wollte Ihnen ins Gesicht schauen: Ist das ein Trick der Rechtsanwälte? ,Spielst a Waserl, kriegst ein Jahr weniger?'", sagt Feingold beim Besuch und zeigt die Bilder der Beschmierungen. "Ihre gesammelten Werke", sagt Feingold. Und: "Das ist eine Sauerei gewesen." Der junge Mann nickt. Er redet wenig und sagt, das Gefängnis habe ihn "umgedreht". |
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| | ==== Feingold scheute die Konfrontation mit Gegner nicht ==== | | ==== Feingold scheute die Konfrontation mit Gegner nicht ==== |
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| − | Marko Feingold scheute seine Gegner nicht. Er trat ihnen entgegen. Und er meldete sich zu Wort, wenn er Unrecht witterte. Feingold war Österreichs ältester überlebende KZ-Insasse. So einer hat viel zu erzählen. Mit ihm starb eine Stimme, die leibhaftig aus der Hölle berichten konnte. Seine Überlebensgeschichte hat Feingold auch aufgeschrieben. Der Titel des Buches beschreibt, woher bis zuletzt die Kraft für klare Worte kam: "''Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh''". | + | Marko Feingold scheute seine Gegner nicht. Er trat ihnen entgegen. Und er meldete sich zu Wort, wenn er Unrecht witterte. Feingold war Österreichs ältester überlebende KZ-Insasse. So einer hat viel zu erzählen. Mit ihm starb eine Stimme, die leibhaftig aus der Hölle berichten konnte. Seine Überlebensgeschichte hat Feingold auch aufgeschrieben. Der Titel des Buches beschreibt, woher bis zuletzt die Kraft für klare Worte kam: "Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh". |
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| | ==== Hilfe bei der Flucht über die Alpen ==== | | ==== Hilfe bei der Flucht über die Alpen ==== |
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| − | Geboren wurde er in Besztercebánya (dt. Neusohl) in der heutigen Slowakei. Damals 1913 war das Teil des k.&.k.-Reiches. Er wuchs in Wien auf, machte eine kaufmännische Lehre und war lange arbeitslos. Im März 1938 musste er Österreich verlassen, wurde im Mai 1939 in Prag von der Gestapo verhaftet. Danach überlebte er vier Konzentrationslager - Auschwitz, Neuengamme bei Hamburg, Dachau und Buchenwald, wo er am 11. April 1945 von den Amerikanern befreit worden war. Am 18. Mai 1945 konnten die ersten Österreicher von dort in die Heimat zurückkehren. "''Bei der Demarkationslinie, an der Enns gab es Schwierigkeiten, so fuhren wir wieder westwärts''", erinnerte er sich. Und so kam er nach Salzburg. "''Einige Tage nach meiner Ankunft übernahm ich die Leitung der Küche für politisch Verfolgte, bald danach half ich jüdischen [[Displaced Persons|Displaced People]] bei der Flucht über die Alpen''", schrieb Feingold einmal in einem kurzen Lebenslauf. Kurz und bündig und tatkräftig. | + | Geboren wurde er in Besztercebánya (dt. Neusohl) in der heutigen Slowakei. Damals 1913 war das Teil des k.&.k.-Reiches. Er wuchs in Wien auf, machte eine kaufmännische Lehre und war lange arbeitslos. Im März 1938 musste er Österreich verlassen, wurde im Mai 1939 in Prag von der Gestapo verhaftet. Danach überlebte er vier Konzentrationslager - Auschwitz, Neuengamme bei Hamburg, Dachau und Buchenwald, wo er am 11. April 1945 von den Amerikanern befreit worden war. Am 18. Mai 1945 konnten die ersten Österreicher von dort in die Heimat zurückkehren. "Bei der Demarkationslinie, an der Enns gab es Schwierigkeiten, so fuhren wir wieder westwärts", erinnerte er sich. Und so kam er nach Salzburg. "Einige Tage nach meiner Ankunft übernahm ich die Leitung der Küche für politisch Verfolgte, bald danach half ich jüdischen [[Displaced Persons|Displaced People]] bei der Flucht über die Alpen", schrieb Feingold einmal in einem kurzen Lebenslauf. Kurz und bündig und tatkräftig. |
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| | ==== "Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh". ==== | | ==== "Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh". ==== |