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| | ==Leben== | | ==Leben== |
| | Auguste Lammer wurde als zweite Tochter einer Eisenbahnerfamilie in Wien geboren und wuchs nach dem frühen Tod der Eltern bei den Großeltern in [[Braunau am Inn]] auf. Ihr Lebenslauf umfasst unter anderem | | Auguste Lammer wurde als zweite Tochter einer Eisenbahnerfamilie in Wien geboren und wuchs nach dem frühen Tod der Eltern bei den Großeltern in [[Braunau am Inn]] auf. Ihr Lebenslauf umfasst unter anderem |
| − | * den Schulbesuch in Braunau und Simbach, | + | * den Schulbesuch in [[Braunau]] und Simbach, |
| | * eine Banklehre von [[1900]] bis [[1906]] bei der Dannerbank in Braunau, | | * eine Banklehre von [[1900]] bis [[1906]] bei der Dannerbank in Braunau, |
| | * die Leitung der Dannerbank-Filiale in [[Bad Ischl]], | | * die Leitung der Dannerbank-Filiale in [[Bad Ischl]], |
| − | * eine Tätigkeit als Bahnbedienstete in Attnang-Puchheim ([[OÖ]]), | + | * eine Tätigkeit als Bahnbedienstete in Attnang-Puchheim ([[OÖ]].), |
| | * eine kurze Tätigkeit beim Österreichischen Verkehrsbüro in Berlin, | | * eine kurze Tätigkeit beim Österreichischen Verkehrsbüro in Berlin, |
| | * [[1909]] die Eheschließung mit dem um 27 Jahre älteren Witwer [[Max Leopold Ritter Lammer von Castell Rombaldo]], | | * [[1909]] die Eheschließung mit dem um 27 Jahre älteren Witwer [[Max Leopold Ritter Lammer von Castell Rombaldo]], |
| | * [[1910]] die Gründung eines [[Salzburger Reisebüros|Reisebüros]] und einer Wechselstube in [[Zell am See]]. | | * [[1910]] die Gründung eines [[Salzburger Reisebüros|Reisebüros]] und einer Wechselstube in [[Zell am See]]. |
| − | In Salzburg machte sie am [[28. Mai]] [[1912]] ihre Führerscheinprüfung ''für die selbständige Lenkung eines Kraftwagens mit Explosionsmotor''. | + | In Salzburg machte sie am [[28. Mai]] [[1912]] ihre Führerscheinprüfung "für die selbständige Lenkung eines Kraftwagens mit Explosionsmotor". |
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| − | Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] ruhte das Geschäft. Max Lammer war einberufen für den Bau von Feldeisenbahnen in Russisch-Polen, wohin ihm die Mutter mit den Kindern folgte. [[1918]] Scheidung. Am [[15. Juli]] [[1920]] gründete sie in Zell am See die Kommanditgesellschaft [[Bankhaus A. Lammer & Co]] zusammen mit [[Frank Whitehead]] aus der Industriellenfamilie [[Whitehead]] in Fiume (Rijeka), aus der auch die erste Frau von [[Georg Ludwig von Trapp|Georg Ritter von Trapp]], die Schwester von Frank, [[Agathe Whitehead]] (* [[1891]]; † [[1922]]) stammte. Dabei brachte Lammer ein Kapital von 100.000.-- [[Gulden|Kronen]], Whitehead zwei Millionen Kronen (heute ca. € 150.000.--) ein. Lammer erhielt am [[12. März]] [[1921]] den für den Betrieb einer Bank notwendigen Gewerbeschein von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See ausgefertigt. Und am [[25. März]] [[1925]] wurde ihr das "[[Heimatrecht]]" in der Marktgemeinde Zell am See verliehen. | + | Während des [[Ersten Weltkrieg]]es ruhte das Geschäft. Max Lammer war einberufen für den Bau von Feldeisenbahnen in Russisch-Polen, wohin ihm Auguste mit den Kindern folgte. [[1918]] Scheidung. Am [[15. Juli]] [[1920]] gründete Auguste Lammer in Zell am See die Kommanditgesellschaft [[Bankhaus A. Lammer & Co]] zusammen mit [[Frank Whitehead]] aus der Industriellenfamilie [[Whitehead]] in Fiume (Rijeka), aus der auch die erste Frau von [[Georg Ludwig von Trapp|Georg Ritter von Trapp]], die Schwester von Frank, [[Agathe Whitehead]] (* [[1891]]; † [[1922]]) stammte. Dabei brachte Lammer ein Kapital von 100.000.-- [[Kronen]], Whitehead zwei Millionen Kronen (heute ca. € 150.000.--) ein. Lammer erhielt am [[12. März]] [[1921]] den für den Betrieb einer Bank notwendigen Gewerbeschein von der [[Bezirkshauptmannschaft Zell am See]] ausgefertigt. Und am [[25. März]] [[1925]] wurde ihr das "[[Heimatrecht]]" in der Marktgemeinde Zell am See verliehen. |
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| − | Die Bekanntschaft mit dem Münchner Kunsthändler Hugo von Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus leitete den Abstieg der bis dahin schillernden Bankfrau ein. Grundherr war der Eigentümer des [[Schloss Mittersill|Schlosses Mittersill]], stürzte sich immer mehr in Schulden, die Lammer abdeckte unter Hereinnahme von Pfändern, wie der Bibliothek des Schlosses und vor allem eines Gemäldes von Leonardo da Vinci, das damals mit 600.000 Schilling (heute etwa 2,8 Mio Euro) von Lammer bewertet worden war. Als eine Bank, bei der Grundherr verschuldet war, die Versteigerung des Schlosses Mittersill erwirkte, erwarb es Frau Lammer und kam dadurch in noch größere finanzielle Schwierigkeiten, die zusätzlich durch die [[1000-Mark-Sperre]] eskalierten. Da ein Ausgleich scheiterte, kam es zum Konkurs. Das "Leonardo-Bild" war in der schwierigen Zeit nicht verkäuflich und konnte daher die Bank nicht mehr retten. | + | Die Bekanntschaft mit dem Münchner Kunsthändler Hugo von Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus leitete den Abstieg der bis dahin schillernden Bankfrau ein. Grundherr war der Eigentümer des [[Schloss Mittersill|Schlosses Mittersill]], stürzte sich immer mehr in Schulden, die Lammer abdeckte unter Hereinnahme von Pfändern, wie der Bibliothek des Schlosses und vor allem eines Gemäldes von Leonardo da Vinci, das damals mit 600.000 [[Schilling]] (heute etwa 2,8 Mio Euro) von Lammer bewertet worden war. Als eine Bank, bei der Grundherr verschuldet war, die Versteigerung des Schlosses Mittersill erwirkte, erwarb es Frau Lammer und kam dadurch in noch größere finanzielle Schwierigkeiten, die zusätzlich durch die [[1000-Mark-Sperre]] eskalierten. Da ein Ausgleich, den sie am [[20. November]] [[1933]]<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19331121&query=%22Lammer%22&ref=anno-search&seite=1 ANNO], "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 21. November 1933, Seite 1</ref> beantragte, scheiterte, kam es am [[21. Februar]]<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=19350221&query=%22Auguste+Lammer%22&ref=anno-search&seite=25 ANNO], "Neues Wiener Tagblatt", Ausgabe vom 21. Februar 1935, Seite 25</ref> [[1935]] zum Konkurs. Das "Leonardo-Bild" war in der schwierigen Zeit nicht verkäuflich und konnte daher die Bank nicht mehr retten. |
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| − | Augustine Lammer wurde [[1935]] verhaftet und wegen Betruges, Untreue und anderem zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie wurde in der Frauenstrafanstalt Wiener Neudorf inhaftiert. Während der Haftzeit starb sie am [[16. Jänner]] [[1937]] an Lungenbrand ("Lungengangrän") im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Das in einem Aufsatz aufgetauchte Gerücht, Auguste Lammer hätte Selbstmord verübt, entspricht nicht den Tatsachen. Ihr Grab am Wiener Zentralfriedhof existierte bis [[1952]]. | + | Augustine Lammer wurde am [[4. Mai]] [[1935]] verhaftet und am [[21. September]] des Jahres wegen Betruges, Untreue und anderem Anwendung des außerordentlichen Milderungsrechtes zu eineinhalb schweren Kerker verurteilt. Sie wurde in der Frauenstrafanstalt Wiener Neudorf inhaftiert. Der Staatsanwalt hatte damals wegen zu geringen Strafausmaßes berufen. Das Oberlandesgericht hatte nun der Berufung Folge gegeben und Anfang März [[1936]] die Strafe auf drei Jahre schweren Kerker erhöht.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19360311&query=%22Auguste+Lammer%22&ref=anno-search&seite=9 ANNO], "[[Salzburger Volksblatt]]", Ausgabe vom 11. März 1936, Seite 9</ref> |
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| | + | Während der Haftzeit starb sie am [[16. Jänner]] [[1937]] an Lungenbrand ("Lungengangrän") im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=19370123&query=%22Auguste+Lammer%22&ref=anno-search&seite=9 ANNO], "Neues Wiener Tagblatt", Ausgabe vom 23. Jänner 1937, Seite 9</ref> Das in einem Aufsatz aufgetauchte Gerücht, Auguste Lammer hätte Selbstmord verübt, entspricht nicht den Tatsachen. Ihr Grab am Wiener Zentralfriedhof existierte bis [[1952]]. |
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| | == Auguste Lammer von einem Historiker analysiert == | | == Auguste Lammer von einem Historiker analysiert == |
| − | Auguste Lammer war eine schillernde Persönlichkeit. Der Historiker [[Martin Gschwandtner]] aus [[Hof bei Salzburg]] hat ein Buch über sie geschrieben: "''Auguste Caroline Lammer (1885 – 1937). Die bisher einzige Bankgründerin Österreichs. Ihre turbulente Geschichte in einer krisenhaften Zeit."'' | + | Auguste Lammer war eine schillernde Persönlichkeit. Der Historiker [[Martin Gschwandtner]] aus [[Hof bei Salzburg]] hat ein Buch über sie geschrieben: "Auguste Caroline Lammer (1885–1937). Die bisher einzige Bankgründerin Österreichs. Ihre turbulente Geschichte in einer krisenhaften Zeit." |
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| | Gschwandtner sagt, das Buch sei 2003 zunächst als Diplomarbeit erschienen. "''[[Peter Lammer]]<ref>Anmerkung: ein Enkel von Auguste Lammer</ref> ist über das Internet auf die Arbeit aufmerksam geworden und hat mich angerufen. [[2005]] hat er mich besucht und mir noch einiges erzählt. Ich habe dann weitere Forschungen betrieben und [[2010]] erschien das Buch in zweiter Auflage. Heuer (Anm: 2013) hat mich Lammer wieder angerufen und gesagt, dass er [[Zell am See]] einen großen Betrag stiftet, damit sie den Turm sanieren können.''" | | Gschwandtner sagt, das Buch sei 2003 zunächst als Diplomarbeit erschienen. "''[[Peter Lammer]]<ref>Anmerkung: ein Enkel von Auguste Lammer</ref> ist über das Internet auf die Arbeit aufmerksam geworden und hat mich angerufen. [[2005]] hat er mich besucht und mir noch einiges erzählt. Ich habe dann weitere Forschungen betrieben und [[2010]] erschien das Buch in zweiter Auflage. Heuer (Anm: 2013) hat mich Lammer wieder angerufen und gesagt, dass er [[Zell am See]] einen großen Betrag stiftet, damit sie den Turm sanieren können.''" |