Reisebüro
Dieser Artikel begibt sich auf die Spurensuche der Entwicklung der Salzburger Reisebüros und der Autor ersucht um Unterstützung von Zeitzeugen, da es so gut wie keine schriftlichen Aufzeichnungen darüber gibt.
Geschichtliche Entwicklung
Die Anfänge
Die österreichische Tourismusfachzeitschrift tourist austria berichtete im Frühjahr 2007 von einer interessanten Urkunde aus dem Jahr 1838. Aus dieser geht hervor, dass ein gewisser Josef Hinterseer in Salzburg am 10. Mai 1838 verlauten ließ, dass er Auskünfte über abgehende Post- und Botenwägen, über Lohnfuhrwerke Salzburger Lohnkutscher, über die schnellsten und billigsten Reiseangelegenheiten überhaupt, informiere. Darüber hinaus besorge er für Reisende auch Plätze auf Retour- und Stellwägen auf allen Straßen, übernähme dringende Reise-Effekten und Gepäck.
Dies könnte man als das erste Salzburger Reisebüro interpretieren, noch bevor in England Thomas Cook 1845 das angeblich älteste Reisebüro der Welt gegründet hatte.
Dann finden sich (zumindest im Moment, Stand Juni 2007) keine weiteren Informationen mehr bis zur
Zwischenkriegszeit
Albus wird 1927 in Salzburg gegründet (von der Familie Dezamagna?). Eine Ausflugslinie führt auf die Gaisberspitze auf der 1928? erbauten Gaisbergstraße. Im gleichen Jahr wird auch das Bus- und Reisebüro Christof Reisen in St. Wolfgang (heute in Strobl) gegründet, das in den 1970er Jahren auch ein Büro in der Stadt Salzburg im AVA-Hof hatte.
1935 gründet Franz Schweighofer zusammen mit seiner Frau Johanna, geborene Zöhrer, einen Betrieb mit einem Linienbus zwischen Salzburg und Ebenau. Aus diesem Unternehmen entsteht dann in den 1960er Jahren das Busunternehmen und Reisebüro SCHWEIGHOFER & ZÖHRER.
Nach 1949
Am 28. September 1949 besuchen Reisebürofachleute der bekanntesten europäischen Reisebüros aus Belgien, Dänemark, Frankreich, England, Italien, Holland, der Schweiz und Schweden sowie aus Amerika auf ihrer Studienfahrt durch bedeutende Fremdenverkehrsorte Österreichs auch Salzburg.
Am 2. Jänner 1953 eröffnet das Landesverkehrsamt ein „Salzburg Information Office“ im Reisebüro „Polytechnic“ in der Londoner Regent Street (Großbritannien).
1957 beginnen und Johanna und Josef Vordergger in Neukirchen am Großvenediger mit ihren Ausflugsfahrten. 1982? bezieht der stetig wachsende Bus- und Reisebürobetrieb sein neues Gebäude in Zell am See - Schüttdorf. Schon Jahre vorher (wann genau?) eröffnete Vorderegger Reisen ein Büro in der Stadt Salzburg in der Auerspergstraße. Ein Umzug um 2000? und ein nochmaliger 2005? in die Franz-Josef-Straße folgen noch. Legendär waren die Programmvorstellungen von Vorderegger Reisen im alten Kongresshaus.
Albus hatte in den 1960er Jahren sein Reisebüro in der Stadt Salzburg in einem Geschäfslokal Ecke Theatergasse - Makartplatz. Auch das Reisebüro Hummer, "Spezialbüro für Flug- und Schiffsreisen" hat am Makartplatz Nr. 9 sein Büro.
Das Salzburger Landesreisebüro war in der Stadt Salzburg zunächst in den Räumen einer Bank (Hypobank?) an der Ecke Bergstraße - Dreifaltigkeitsgasse untergebracht, bevor es den Eigentümer wechselte und in den Raiffeisenverband in der Schwarzstraße übersiedelte. Ende der 1990er? Jahre wurde das Salzburger Landesreisebüro samt seinen Filialen in Stadt und Land Salzburg von der Österreichischen Verkehrsbüro AG übernommen.
Das "Österreichische Jugendferienwerk", heute Young Austria, ein Unternehmen der Familie Kaltner, muss auch in den 1950er? Jahren gegründet worden sein. Heute wird es von den Söhnen Mag. Ludwig und Walter Kaltner (Absolvent der Tourismusschulen Salzburg - Klessheim, 1976) geführt. Young Austria wurde zur größten privaten österreichischen jugendtouristischen Einrichtung ausgebaut.
Das deutsche Reiseunternehmen Dr. Degener Reisen, heute ein Teil des weltgrößten Tourismuskonzerns, der TUI (Touristik Union International, Hannover, Deutschland), hatte bis 2007 ein Büro in der Linzergasse. Wobei es die letzten 10 bis 15 Jahre nicht mehr als "Dr. Degener" auftrat, sondern als TUI Reisecenter. Auch der österreichische Reiseveranstalter terra reisen, heute ebenfalls ein Teil von TUI, nahm seine Anfänge in der Linzergasse (heute am Ferdinand-Hanusch-Platz). terra reisen bietet Hotels und Ferienwohnungen mit Selbstanreise sowie Schiffsreisen an.
Ein weiterer Reiseveranstalter, AZUR, ebenfalls ein Hotel- und Ferienwohnungsanbieter mit Selbstanreise, war in Salzburg beheimatet. Das Büro befand sich zunächst in der Auerspergstraße. Dann übersiedelte es in einen Neubau der RUEFA an der Ecke Rainerstraße - Markus-Sittikus-Straße. RUEFA bedeutete "Reisen und Erholung für alle" und war der Eigentümer von AZUR. Heute befindet sich das Reisebüro RUEFA in der Schrannengasse im ehemaligen Büro des Salzburger Automobil-, Motorrad- und Touring-Club, des SAMTC (anschließend war auch für einige Jahre das Stadtbüro von Austrian Airlines dort untergebracht, die vorher am Makartplatz neben dem Albus-Büro im Mozarts Wohnhaus ein Büro hatten).
Der SAMTC hatte auch schon seit jeher ein Reisebüro dabei. In den 1960er und 1970er Jahren war dort Hr. Heidinger aus Anif-Niederalm für den Reisebüroteil verantwortlich. Sein besonderes Merkmal war die Pfeife, die er stets dabei hatte. Heute betreibt der ÖAMTC Österreich weit ein Filialnetz von Reisebüros. Das Salzburger Büro befindet sich in der Alpenstraße.
1980 bis 2000
In den 1980er beginnt dann eine Aufbruchsstimmung in der Reisebranche. Immer mehr Menschen können und wollen sich einen organisierten Urlaub leisten. Die Salzburger Reisebürokette REISEN+FREIZEIT, die im Familienbesitz der Familie Plischke ist, erlebt unter dem späteren Geschäfsführer von Salzburg Land Tourismus, Dr. Martin Uitz Höhenflüge und wird eine der größten österreichischen Reisebüroketten.
Der Firmensitz von REISEN+FREIZEIT war im neuen AVA-Hof am Ferdiand-Hanusch-Platz in Salzburg. 1992 wird REISEN+FREIZEIT mit der TUI-Tochter Dr. Degener Reisen fusioniert, später dann in TUI Reisecenter umbenannt. Ein ehemaliger Filialleiter und langjähriger Geschäftsführer von REISEN+FREIZEIT, Bertl Egger, gründete 1997 ein weiteres Salzburger Reisebüro: GEO Reisen in der Alpenstraße. Egger war zunächst bei dem heute nicht mehr existierenden Fernreisespezialisten aus Linz, MERLIN Fernreisen, tätig gewesen. Der Besitzer von MERLIN Fernreisen kam ebenfalls aus dem REISEN+FREIZEIT Büro aus Salzburg, Helmut Maurermaurerbauer, der in seiner Studienzeit als Reiseleiter in Griechenland (Tolon, Peloponnes) angefangen hatte.
GEO Reisen zählt derzeit zu den größten österreichischen Reisebüros, das auch eine Franchisereisebürokette betreibt.
Schon 1986 gründete Peter Krackowizer, ebenfalls ein ehemaliger Mitarbeiter von REISEN+FREIZEIT sein mosaik reiseservice in der Stadt Salzburg, das bis 1999 bestanden hatte.
Reisebüros im Stadtgebiet von Salzburg
Nicht mehr existierende Reisebüros, über die Informationen fehlen
- Alles Sorbas, (Elsbethen-Glasenbach), wird 1994 von Gerhard Lindner gegründet;
- Euro LLyod Mondial, Schrannengasse
- FFT-Flug und Ferntouristik, Mirabellplatz, geht in Konkurs
- Reisebüro Hamberger, Neutorstraße
- Reisebüro Mozart, zunächst am Ignaz-Rieder-Kai, übersiedelt dann am Makartplatz 4 und daraus entstand das Reisebüro Amadeus unter Leitung von Dr. Pöll, der vom Salzburger Landesbüro kam und sich selbständig machte, später übersiedelte das Büro in die Fürstenallee, jetzt Nonntaler Hauptstraße
- Müller Touristik, Schrannengasse
- Reisebüro Neubauer, Griesgasse in einem Durchhaus, war zunächst nur Kartenbüro, dann auch Reisebüro
- Reisebüro Renner, Kaigasse, eine Filiale eines Wiener Reiseveranstalters
- Südstadt Reisen, Linzergasse
- TOP Reisen, Hildmannsplatz
- Wagon Lits, Münzgasse: daraus wurde "Colombus Reiseservice", das jetzt zu Albus gehört
noch existierende Reisebüros
- African Safari Club, eine Filiale eines Schweizer Reiseveranstalters in der Franz-Josef-Straße unter der langjährigen Leitung von Frau Brigitta Pansy-Kunesch
- Reisebüro Amadeus, Nonntaler Hauptstraße, besteht seit 1992, Ende 1999 wurde von Giller Reisen in München übernommen
- Reisebüro Gordon, Kaigasse: der Gründer, Dkfm. Edward Gordon, hat sein Reisebüro in der Stadt Salzburg an den Raiffeisen-Konzern Oberösterreich verkauft (nach 2000?)
- Marazeck & Christophorus Reisen am Mirabellplatz
- Mediatours Reisebüro in der Franz-Josef-Straße, wurde von Peter Meisnitzer 19? gegründet, der zunächst beim Reisebüro Renner in der Kaigasse gearbeitet hatte;
- Das Reisekontor, Schrannengasse, gegründet von Hr. Swoboda
- Travel Factory, am Ginskeyplatz in der Alpensiedlung
weitere, noch nicht erwähnte, alt eingessene Reisebüros
- American Express am Mozartplatz
- KUONI in der Schwarzstraße mit einer Filiale in der Wüstenrot als Wüstenrot Reiseservice
und viele andere; in den 1990er Jahren gab es zeitweise über 50 Reisebüros im Stadtgebiet von Salzburg.
Reisebüros im Land Salzburg
Neben dem bereits erwähnten Vorderegger Reisen gab und gibt es eine Reihe durchaus seit vielen Jahren bestehenden Reisebüros im Bundesland Salzburg:
- Busreisen und Reisebüro Fischwenger in Irrsdorf bei Straßwalchen
- Busreisen und Reisebüro Griesser in Kaprun, dem auch Jahre lang das Reisebüro Kitzsteinhorn in Salzburg in der Alpenstraße gehörte
- Busreisen und Reisebüro Russegger in Abtenau
- Busreisen und Reisebüro Sunkler in Golling
- Busreisen und Reisebüro Wimmer in Kuchl
Erwähnenswert
Arena Reisen
Gegen Ende 1994 verschenkt die Kronenzeitung in einer Weihnachtsaktion zwischen 50.000 und 80.000 Reisen des österreichischen Reiseveranstalters Arena Reisen. Doch schon im nächsten Jahr, 1995, geht Arena Reisen mit 30 Mio Schilling (rund 2,1 Mio Euro) Schulden Pleite und lässt tausende Urlauber sitzen.
Konkurs von ITAS
Das Jahr 1996 wird noch vielen Touristikern und Salzburger in Erinnerung sein. Der österreichischen Griechenland Spezialist, ITAS Reisen, geht mit 990 bis 1.300 Mio Schilling (rund 72 Mio bis 945 Mio Euro) im September in Konkurs und tausende Urlauber sitzen fest oder können nicht auf Urlaub gehen.
Die Salzburger Ferienmesse TOURF
Begonnen hat alles mit einer "Hausmesse" im Raiffeisenverband in der Schwarzstraße (1984?), die zwei Mal stattfand. Der Erfolg brachte mit sich, dass man in das alte Kongresshaus ausweichen musste. Aber schon 1987 ging dann die Ferienmessen in den Ausstellungshallen in Liefering über die Bühne. Damals waren noch fünf bis sechs Hallen mit Reiseveranstaltern, Reisebüros, Busunternehmen, Hotels, Fremdenverkehrsvereinen und Ländervertretungen aus aller Welt zu Gast.
Fast jedes noch so kleine Reisebüro leistete sich in den ersten Jahren der Ferienmessen seinen eigenen Ausstellungsstand. Im Laufe der Jahre begann aber die Ausstellerzahl, vor allem die lokalen Salzburger Anbieter immer weniger und weniger zu werden, bis man vor einigen Jahren die dann "TOURF" genannte Ferienmesse mit der Ausstellung "Die Hohe Jagd" zusammen spannte, um die Besucherzahlen halten zu können.
Die Reisebürotechnik von einst und jetzt
Bis in die 1990er Jahre waren die wichtigsten Kommunikationsmittel der Reisebüros, auch der Salzburger, das Telefon, das "Telex" und der Brief.
Das Telex
Telex war ein Datenübermittlungsverfahren, bei dem man auf einer Schreibmaschinentastatur fast alle Zeichen vorfand - nur aber alles in Kleinbuchstaben. Man musste "online" miteinander schreiben: das heißt, man wählte auf einer Telefonwählscheibe eine Telex-Nummer an, erhielt ein Zeichen der Verbindung, sendete seine einige Nummer (z. B. "6333285 mosak a" von mosaik reiseservice), dann schrieb man zeitgleich z. B. nach Indien (die Minute kostete damals etwa € 7.--): ein Buchstabe nach dem anderen wurde so abgesetzt oder empfangen. Wer schnell und gut Schreibmaschinenschreibne konnte, sparte viel Geld.
Um Kosten zu sparen, bildeten sich internationale Kürzel, wie zum Beispiel "pls aswr asap with dtls abt rting tks rgds" (please answer as soon as possible with details about routing thanks regards). Später konnte man Texte auf Lochstreifen vorproduzieren und dann online ohne Zeitverzögerungen absetzen. Zum Schluss dieser Technik gab es auch schon kleine Disks, auf denen man sehr begrenzt Briefe, Rundschreiben oder Programme speichern und korrigieren konnte. Ein modernes Telexgerät kostete um die 7.000 Euro.
Fax hält Einzug
Erst Mitte der 1990er löste das Fax das Telex ab und das sich nie durchgesetzte Teletex (man konnte sogar Großbuchstaben senden! Die Sendezeit beim Teletex war deutlich geringer, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der Empfänger ebenfalls Teletexanschluss hatte). Die ersten Fax-Geräte, etwa 1993/94 kosteten zwischen 2.500 und 4.000 Euro und arbeiteten meist auf Thermopapierbasis oder mit einem eigenen 1:1 mitlaufenden Farbband (viel weiße Stellen auf einem Fax bedeuteten unsinnig mitlaufendes Farbband).
START Amadeus
Ende der 1980er begannen europäische Fluglinie mit Aufbau von vernetzten Computersystemen, die nach und nach auch in der Lage waren, Hotel- und anderen Buchungen durchzuführen. Das von LUFTHANSA mitentwickelte System hieß START, aus dem heute das Computerreservierungssystem AMADEUS wurde.
Der Voucher
Um den Kunden ein Dokument in die Hand geben zu können, das ihn zur Inanspruchnahme der gebuchten Leistungen berechtigte, entwickelte sich ein Leistungsgutschein, der Voucher (sprich: Wautscher). Zunächst natürlich mit Schreibmaschine ausgefüllt, ein bis fünf Durchschläge starkes "Dokument", mit Kohlepapier zwischen jedem Durchschlag; jeder Durchschlag wurde an einen der Leistungserbringer (Hotel, Transferunternehmen, Restaurant usw.) geschickt - mit der Post - und wurde unterschrieben und gestempelt - mit der Post - wieder an das Reisebüro zurück geschickt. Erst dann konnte man das Original dem Kunden aushändigen.
Heute wird durch eine Buchungseingabe ein automatischer Buchungsvorgang mit Unterlagendruck ausgelöst. Menschen sind da meist nicht mehr im Spiel.
Ausflugsreisebüros
Es gab drei und gibt noch zwei "Platzhirschen", die Tages- und Halbtagesausflüge in Salzburg anbieten: Albus, das den zweiten Anbieter Salzkraft schluckte, und Panorama Tours; sowohl Albus als auch Panorama Tours entwickelten sich aber zu großen so genannten Incoming Reisebüros; also Reisebüros, die sich mit Tourismus nach Salzburg beschäftigen.
Der Standplatz aller drei ist der Mirabellplatz: Panorama Tours an der rechte Ecke vor der Stadtpfarrkirche St. Andrä, Albus und Salzkraft (Salzburger Sightseeing Tours) auf der Seite von Schloss Mirabell in Richtung Dreifaltigkeitsgasse.
Daneben gab und gibt es eine kleine Zahl kleinerer Unternehmen, die ebenfalls Ausflüge anbieten.
Quellen
- www.stadt-salzburg.at
- Sonderheft 15 Jahre Profi Reisen Verlag, 16. April 2007
- Eigenartikel von Peter Krackowizer