Römer
Die Römer begannen 15/14 vor Christus mit der Besetzung des Alpenraumes und des Alpenvorlandes. Das war der Beginn der fast 500 Jahre dauernden Herrschaft auch über Salzburg.
Noricum wird zur Provinz Noricum
Das keltische Königreich Noricum, zu dem das Gebiet des heutigen Bundeslands Salzburg gehörte, hatte etwa seit der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. mit der aufstrebenden Weltmacht Rom verschiedene Freundschaftsverträge geschlossen. Als Drusus und Tiberius, die Stiefsöhne des Kaisers Augustus, 15 v. Chr. einen großen Alpenfeldzug unternahmen, leisteten von den norischen Stämmen nur die im Pinzgau ansässigen Ambisonten energischen Widerstand. Das Regnum Noricum wurde größtenteils friedlich besetzt und unter Kaiser Claudius um 45 n. Chr. als Provinz Noricum in das römische Reich eingegliedert.
Iuvavum, das römische Salzburg
- Hauptarikel: Iuvavum
Die Kelten hatten die Höhensiedlungen aufgelöst und im Schutz von Festungsberg und Mönchsberg am Ufer der Salzach eine Stadt gegründet. Der Name Iuvavum ist die lateinische Form des keltischen Namens. Die Stadt erlebte rasch eine wirtschaftliche Blüte und erhielt unter Kaiser Claudius (41 - 54) als eine von fünf Siedlungen in Noricum das Recht auf Selbstverwaltung verliehen (→ Municipium [1] ). Dazu gehörte ein politischer und administrativer Bezirk, der wesentlich größer war als das heutige Land Salzburg und bis zum Innbogen und Attersee reichte. Im Bezirk von Iuvavum sind etwa 250 Örtlichkeiten (Orts-, Gewässer und Raumnamen) bekannt. Etwa die Hälfte davon liegt im Gebiet auf dem heutigen Land Salzburg.[2]
Das 1. und 2. Jahrhundert bescherten den Bewohnern von Stadt und Land Frieden und Wohlstand. Die keltische Bevölkerung passte sich in Sprache und Kleidung den Römern, bewahrten aber charakteristische Eigenheiten im Namensgut, ihrer Tracht, ihrem Aussehen und ihrem Glauben.
Landhäuser und Gutshöfe
Rund um Iuvavum, vor allem im heutigen Flachgau, konnte man zahlreiche römische Gutshöfe finden. Das Gebirgsland war noch sehr dünn besiedelt. Die Landhäuser (Villen) waren komfortabel ausgestattet, teilweise mit Fußbodenheizungen ( → Hypokaustum [3] ) oder mit Mosaikböden, und der Herr bewirtschaftete mit seinem Gesinde das umliegende Land.
Das prächtigste Beispiel dafür ist eine römischen Villa in Loig, gelegen im Westen von Salzburg, deren Haupthaus 200 Meter lang war, und mit einem hochwertigen Mosaikboden ausgestattet war, welches sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet. Das verwendete Material deutet auf die Nutzung der Marmorsteinbrüche am Untersberg hin. Offenbar gehörten zur riesigen Villa auch Handwerksbetriebe, die offenbar auch für den Export produzierten.
In Neumarkt am Wallersee werden seit 1987 archäologische Grabungen in Pfongau an einem Wirtschaftsgebäude einer römischen Villa durchgeführt.
Als 1842 die Stadt Salzburg dem Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart ein Denkmal setzte, stieß man beim Ausheben des Fundaments auf zwei römische Villen mit drei übereinander liegende Mosaikböden, von denen der oberste aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. die folgende, nur zum Teil erhaltene Inschrift trug: "Hier wohnt das Glück, nichts Böses soll Zutritt finden".
Verkehrswege
Die Römer stehen für den Ausbau und Neubau von Verkehrswegen und Straßen wie kein Volk vor ihnen. Die Straße über den Radstädter Tauernpass und Immurium (Moosham war eine Römerstraße im heutigen Bundesland Salzburg, die Iuvavum mit Virunum (Villach, Kärnten verband. Die norisch-rätische Voralpenstraße verband Iuvavum mit Augsburg (Bayern) im Westen, sowie mit Wien und Carnuntum im Osten. Um 200 n. Chr. ließ Kaiser Septimius Severus eine Militärstraße über die Leisnitzhöhe, östlich vom Katschbergpass, erbauen.
Eine römische Karte, die Tabula Peutingeriana, eine 6,82 m lange und 34 cm hohe Pergamentrolle, enthält bereits etwa 3 900 Ortsnamen.
Charakteristisch für die Verkehrswege und Straßen der Römer sind die Meilensteine, die Richtung und Entfernung angaben. (→ Sprichwort: "Alle Wege führen nach Rom). Einige Römerbrücken haben den Lauf der Jahrhunderte überdauert und sind auch heute noch ein Beleg für den vergleichsweise hohen bautechnischen Standard der Römer.
Funde
Am 21. Februar 1950 wurden beim Aushub für den Sparkassenneubau in der Altstadt von Salzburg an der Ecke Judengasse/Brodgasse neue Funde entdeckt, u. a. ein zwei Meter breites Gässchen mit Steinkanälen sowie Reste von zwei alten Häusern mit Luftheizung aus dem römischen Juvavum zutage. Bei Bauarbeiten für den Stuböck’schen Neubau, Ecke Dreifaltigkeitsgasse/Bergstraße, wurden Mauerreste aus der Römerzeit sowie ein mittelalterlicher Brunnen aus Konglomeratstein gefunden.
Am 19. Juni 1951 wurden bei Kanalbauarbeiten in Salzburg - Maxglan in der Ganshofstraße und in der Gärtnerstraße Reste eines römischen Hauses und Gebrauchsgegenstände gefunden.
Bei Bauarbeiten im Innenhof der Neuen Residenz im August 2003 wurde eine römische Mauer mit Fresken aus der Zeit um 100 n. Chr. entdeckt. Der Fund ist einzigartig, ähnliche Wandbemalungen gibt es nur in Pompeij, Italien.
Bei der Neugestaltung des Residenzplatzes in der Salzburger Altstadt im Sommer 2008 fand Archäologe Peter Höglinger einen Weihaltar, der das Zeichen für Jupiter trägt. Mit seinen 1,2 Meter zählte er zu den ganz seltenen Funden, was Größe und Qualität anbelangt. Der Altar stammt aus dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus.
Beim Umbau des Wallistrakts 1964/1965 wurden zwei römische Mosaike aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. gefunden und an der Nordseite unter den Arkaden angebracht.
Seit Herbst 2010 befindet sich der Grabstein von Quintus Munatius Lupus im Eingangsbereich des Salzburg Museums in der Neuen Residenz.
Im Sommer 2011 legten Archäologen im Innenhof des Hauses Kaigasse 14 in im Salzburger Altstadtviertel Kaiviertel einige Meter einer mehr als vier Meter breiten Römerstraße frei. Sie ist mit Steinplatten gepflastert und die Randsteine bestehen aus Konglomerat. Weiters wurden mehrere Fibeln und Münzen aus dem 1. und 2. Jahrhundert, sowie eine Keramikschale gefunden [4].
Bei der Erneuerung der Leitungen in der Richard-Mayr-Gasse in der rechtsufrigen Altstadt kamen am 12. Juli 2012 Reste eines römischen Wohnhauses zutage. Die Funde stammen aus dem 2. bis 3. Jahrhundert nach Christus. Die Archäologen konnten sogar eine Fußbodenheizung erkennen, was auf betuchtere Hausbewohner schließen lässt. Die Fundstücke sind im Salzburg Museum zu sehen. [5]
Ein weiterer Fundort verschiedener römischer Funde ist das Hochtor an der Großglockner Hochalpenstraße.
Offene Fragen
Ob sich am Festungsberg am Standort der Festung Hohensalzburg vielleicht auch ein römisches Kastell oder ein Tempel befunden haben, ist eine offene, bis heute nicht geklärte Frage. Ungeklärt ist auch die genaue Datierung der in der Römerzeit entstandenen Katakomben im St.-Peter-Bezirk in Salzburg.
Niedergang
Im Markomannenkrieg um 170 n. Chr. war Iuvavum völlig zerstört und anschließend nur in verkleinertem Umfang wieder aufgebaut worden. Allerdings waren Stadt und Land damals längst vom Glück und der wirtschaftlichen Blüte verlassen. Seit dem 3. Jahrhundert bildeten germanische Stämme, besonders die Alamannen, eine ständige Bedrohung. Zunächst wurden die Villen auf dem Lande aufgegeben, im 5. Jahrhundert verödeten auch Teile von Iuvavum. Als der hl. Severin um 470 an die Salzach kam, hatte sich die Bevölkerung von Cucullis (Kuchl) wieder auf die befestigte Höhe am Georgenberg zurückgezogen, die sie am Beginn der römischen Herrschaft verlassen hatte. In Iuvavum fand Severin zwar eine blühende Christengemeinde und ein Kloster, bald darauf aber wurde die Stadt am Salzachufer aufgegeben. Die Reste der romanischen Bevölkerung, die „Iuvavenser“, zogen sich auf die befestigten Höhen des Festungsbergs und des Nonnbergs zurück, wo sie die beiden "dunklen Jahrhunderte" der Völkerwanderung überdauerten.
Bilder
Römer – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Quellen
- Salzburgwiki
- Brettenthaler, Josef: Salzburgs Synchronik, Verlag Alfred Winter, 2002, ISBN 3-85380-055-6
Fußnoten
- ↑ Wikipedia.de/Municipium
- ↑ De Gruyter, Namensforschung, 2. Teilband
- ↑ Wikipedia.de/Hypokaustum
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 19. Juli 2011
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 13. Juli 2012
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