Mauthaus Guttal: Unterschied zwischen den Versionen
K (+ Kategorie(n)) |
K (Bilder umgestellt, Linkfix, typo) |
||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Mauthaus_Guttal_01.jpg|thumb|Das Mauthaus Guttal mit historischer Mobil-Tankstelle.]] | [[Datei:Mauthaus_Guttal_01.jpg|thumb|Das Mauthaus Guttal mit historischer Mobil-Tankstelle.]] | ||
| − | + | Das '''Mauthaus Guttal''' ist ein [[Mauthäuser der Großglockner Hochalpenstraße|historisches Mauthaus]], das auf [[Kärntner]] Seite der [[Großglockner Hochalpenstraße]] im [[Guttal]] stand und seit Sommer [[2013]] im [[Salzburger Freilichtmuseum]] zu sehen ist. | |
| − | |||
| − | |||
| − | |||
| − | |||
| − | |||
| − | |||
| − | Das '''Mauthaus Guttal''' ist ein [[Mauthäuser der Großglockner Hochalpenstraße|historisches Mauthaus]], das auf [[Kärntner]] Seite der [[Großglockner Hochalpenstraße]] im [[Guttal]] stand und seit Sommer 2013 im [[Salzburger Freilichtmuseum]] zu sehen ist. | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
| − | Die Großglockner Hochalpenstraße verläuft im südlichen Teil des Guttals vom Kreisverkehr kommend für einige hundert Meter neben dem Guttalbach, bevor sie im Norden in östliche Richtung weiterführt. Wenige Meter nordöstlich des heutigen Kreisverkehrs befand sich im Guttal | + | Die Großglockner Hochalpenstraße verläuft im südlichen Teil des Guttals vom [[Kreisverkehr Guttal|Kreisverkehr]] kommend für einige hundert Meter neben dem [[Guttalbach]], bevor sie im Norden in östliche Richtung weiterführt. Wenige Meter nordöstlich des heutigen Kreisverkehrs befand sich im Guttal dieses historische Mauthaus. Es wurde von [[1935]] bis [[1993]] zur Kontrolle der Benutzer der Panoramastraße, aber auch als Tankstelle genutzt. Es befand sich auf 1 868 [[m ü. A.]] |
| − | + | [[Datei:Guttal_Mauthaus_01.jpg|thumb|Und so sah es an seinem Originalplatz an der Panoramastraße aus.]] | |
| − | 2012 wurde es dort abgetragen und im Salzburger Freilichtmuseum in [[Großgmain]] für die Nachwelt wieder originalgetreu aufgebaut. | + | Zum besseren Verständnis: Die [[Südrampe der Großglockner Hochalpenstraße]] war bereits am [[2. Oktober]] [[1932]] dem Verkehr übergeben worden. Zu jenem Zeitpunkt endete die [[Nordrampe der Großglockner Hochalpenstraße|Nordrampe]] noch im Bereich des [[Hochmais (Großglockner Hochalpenstraße)|Hochmais]] - der sogenannte [[Variantenstreit der Großglockner Hochalpenstraße|Variantenstreit]] über die [[Scheitelstrecke der Großglockner Hochalpenstraße|Scheitelstreckenführung]] zwischen dem damaligen Salzburger [[Landeshauptmann]] Dr. [[Franz Rehrl]] und [[Franz Wallack]], dem Erbauer der Straße, war noch lange nicht entschieden. Daher wurde Maut für die Strecke von [[Heiligenblut]] auf die [[Kaiser-Franz-Josefs-Höhe]] (ab - damals noch Kreuzung - des heutigen Kreisverkehrs, [[Gletscherstraße]] genannt) an der [[Kassenstelle Heiligenblut|Mautstelle]] in Heiligenblut eingehoben. Nach der durchgehenden Eröffnung der Straße am [[3. August]] 1935 war die Mautstelle Guttal für die Benutzer der Scheitelstrecke über das [[Hochtor (Tunnel)|Hochtor]] und [[Fuscher Törl]] nach [[Ferleiten]] im [[Land Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]] errichtet worden. [[2012]] wurde es dort abgetragen und im Salzburger Freilichtmuseum in [[Großgmain]] für die Nachwelt wieder originalgetreu aufgebaut. |
== 50 Meter Großglockner-Straße im Freilichtmuseum == | == 50 Meter Großglockner-Straße im Freilichtmuseum == | ||
| − | Am Sonntag, den [[4. August]] [[2013]], wurde dieses Mauthaus als 93. Gebäude des Salzburger Freilichtmuseums in einem Festakt offiziell | + | Am Sonntag, den [[4. August]] [[2013]], wurde dieses Mauthaus als 93. Gebäude des Salzburger Freilichtmuseums in einem Festakt offiziell gesegnet. Vom Museumseingang fuhr eine Abordnung des [[Motor Veteranen Club Salzburg|Motor Veteranen Clubs Salzburg]] mit historischen Fahrzeugen der [[1930er]]-Jahre, einem Citroën, einem Steyr 50 ("Steyr Baby"), Steyr 200 u. a., dem Festzug voraus, der von den beiden Trachtenmusikkapellen der Großglockner-Hochalpenstraßen-Anrainergemeinden [[Fusch an der Großglocknerstraße]] (Salzburg) und Heiligenblut am Großglockner (Kärnten) begleitet wurde. Der Festzug benutzte dann auf den letzten 50 Metern "echte" Großglockner-Hochalpenstraße-Straße: gewalzte Sandstraße, begrenzt durch große Steinblöcke und dem früheren markanten blau-weißen Straßenbegrenzungsgeländer. |
| + | |||
| + | [[Datei:Mauthaus_Guttal_03.jpg|thumb|Durch die Türe im Keller gelangt man in den Jausenraum.]] | ||
== "Da haben wir so manchen Mautpreller erwischt" == | == "Da haben wir so manchen Mautpreller erwischt" == | ||
| − | Das historische Mauthaus Guttal wurde von 1935 bis 1993 zur Kontrolle der Benutzer der Panoramastraße, aber auch als Tankstelle genutzt. Damals lebten die Mautner während der nur wenige Monate dauernden Öffnungszeit der Straße im Mauthaus Tag und Nacht. Sie waren Wetter- und Straßenzustandsmelder nach Salzburg, bedienten die Tankstelle, an der manchmal bis zu 4 000 Liter täglich noch mit Hand in die Tanks der Fahrzeuge gepumpt wurden und sie mussten die Fahrzeuge auf die korrekte Bezahlung der Maut kontrollieren oder eben auch Maut kassieren. Manche Busfahrer und Reiseleiter versuchten den Mautnern | + | Das historische Mauthaus Guttal wurde von 1935 bis 1993 zur Kontrolle der Benutzer der Panoramastraße, aber auch als Tankstelle genutzt. Damals lebten die Mautner während der nur wenige Monate dauernden Öffnungszeit der Straße im Mauthaus Tag und Nacht. Sie waren Wetter- und Straßenzustandsmelder nach Salzburg, bedienten die Tankstelle, an der manchmal bis zu 4 000 Liter täglich noch mit Hand in die Tanks der Fahrzeuge gepumpt wurden und sie mussten die Fahrzeuge auf die korrekte Bezahlung der Maut kontrollieren oder eben auch Maut kassieren. Manche Busfahrer und Reiseleiter versuchten den Mautnern weiszumachen, sie hätten in ihrem 50-Sitzer-Bus nur 40 Fahrgäste. Wurden nach einer Kontrolle allerdings mehr Fahrgäste gezählt, mussten die Busfahrer und Reiseleiter obendrein noch Strafe zahlen. |
| − | Anlässlich der Eröffnung des Gebäudes im Salzburger Freilichtmuseum berichteten Zeitzeugen von ihren Erlebnissen. Der heute 68-jährige Johannes Schachner war der letzte Mautner von 1968 bis 1993 in diesem | + | [[Datei:Mauthaus_Guttal_Johannes Schachner.jpg|thumb|Der heute (2013) 68-jährige Johannes Schachner war der letzte Mautner von 1968 bis 1993.]] |
| + | |||
| + | Anlässlich der Eröffnung des Gebäudes im Salzburger Freilichtmuseum berichteten Zeitzeugen von ihren Erlebnissen. Der heute 68-jährige Johannes Schachner war der letzte Mautner von [[1968]] bis 1993 in diesem Mauthaus gewesen. Er erzählte davon, wie er in Reisebussen die Zahl der Fahrgäste nachzählte, so manchen Mautpreller erwischte, wie einmal ein Tank beim Nachfüllen – auf Verlangen des deutschen Autobesitzers "volltanken – 50 Liter" – schon nach zehn Litern überlief, weil der Deutsche die Tankanzeige durch die Talfahrt fälschlicherweise als "leer" gesehen hatte. Da es noch keine Tankuhr gab, wurde die Literanzahl anhand der Hebelbewegungen "gemessen". | ||
Ein anderer Zeitzeuge, Ambros Unterkirchner, war als Sohn der ersten Mautnerin zur Eröffnung nach Großgmain gekommen. Er war damals, am 3. August 1935, am Tag der Eröffnung der Großglockner Hochalpenstraße, gerade einmal zwölf Tage alt. | Ein anderer Zeitzeuge, Ambros Unterkirchner, war als Sohn der ersten Mautnerin zur Eröffnung nach Großgmain gekommen. Er war damals, am 3. August 1935, am Tag der Eröffnung der Großglockner Hochalpenstraße, gerade einmal zwölf Tage alt. | ||
== Eines der ersten Fertigteilhäuser Österreichs == | == Eines der ersten Fertigteilhäuser Österreichs == | ||
| − | Dr. [[Michael Becker]], Direktor des Salzburger Freilichtmuseums, führte in seiner Rede aus, dass für ihn dieses Mauthaus unter anderem auch deshalb erhaltenswert ist, weil es sich um eines der ersten Häuser Österreichs handelt, das in einem Fertigteil-System hergestellt worden war. Nach Begrüßungsworten von Dr. [[Johannes Hörl]], Generaldirektor und Vorstand der [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]], freute sich [[Landeshauptmann]] Dr. [[Wilfried Haslauer junior]], der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Großglockner Hochalpenstraßen AG ist, dass die Großglockner Hochalpenstraße nun auch anschaulich im Salzburger Freilichtmuseum präsentiert wird. Josef Schachner, Bürgermeister von Heiligenblut am Großglockner, meinte auf die Frage, die ihm [[Fritz Schwärz]] stellte, der den Festakt moderierte, ob er nicht etwas traurig wäre, dass nun ein Kärntner Original nach Salzburg versetzt wurde: "Solange die Salzburger viele Besucher nach Heiligenblut schicken, darf das Mauthaus auch gerne in Salzburg stehen!" | + | Dr. [[Michael Becker]], Direktor des Salzburger Freilichtmuseums, führte in seiner Rede aus, dass für ihn dieses Mauthaus unter anderem auch deshalb erhaltenswert ist, weil es sich um eines der ersten Häuser Österreichs handelt, das in einem Fertigteil-System hergestellt worden war. Nach Begrüßungsworten von Dr. [[Johannes Hörl]], Generaldirektor und Vorstand der [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]], freute sich [[Landeshauptmann]] Dr. [[Wilfried Haslauer junior]], der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Großglockner Hochalpenstraßen AG ist, dass die Großglockner Hochalpenstraße nun auch anschaulich im Salzburger Freilichtmuseum präsentiert wird. Josef Schachner, Bürgermeister von Heiligenblut am Großglockner, meinte auf die Frage, die ihm [[Fritz Schwärz]] stellte, der den Festakt moderierte, ob er nicht etwas traurig wäre, dass nun ein Kärntner Original nach Salzburg versetzt wurde: "Solange die Salzburger viele Besucher nach Heiligenblut schicken, darf das Mauthaus auch gerne in Salzburg stehen!" Und der [[Bürgermeister der Gemeinde Fusch an der Großglocknerstraße]], [[Leonhard Madreiter]], meinte, eigentlich müsste die Maut ja drei Mal so hoch sein, denn was man da an einem Tag alles entlang dieser Panoramastraße erleben kann, wäre diesen Preis allemal wert. |
| + | |||
| + | [[Datei:Herbert Josef Schmatzberger Mauthaus Guttal 2013.JPG|thumb|[[Herbert Schmatzberger|Herbert Josef Schmatzberger]], ehemaliger [[Pfarrer von Großgmain]], bei der Segnung des Mauthauses Guttal.]] | ||
Der Pfarrer von Großgmain, [[Herbert Schmatzberger]], nahm dann die Segnung des Mauthauses vor. | Der Pfarrer von Großgmain, [[Herbert Schmatzberger]], nahm dann die Segnung des Mauthauses vor. | ||
== Jausenraum im Keller des Mauthauses == | == Jausenraum im Keller des Mauthauses == | ||
| − | Das Mauthaus diente bis Mitte der [[1970er]] Jahre als Mautstelle, bis das Mautsystem der Großglockner Hochalpenstraße umgestellt wurde und es als Zahl- und Kontrollstelle nicht mehr notwendig war. Es blieb aber noch bis 1993 eine Servicestation mit einer Mobil-[[Historische Tankstellen an der Großglockner Hochalpenstraße|Tankstelle]]. | + | Das Mauthaus diente bis Mitte der [[1970er]]-Jahre als Mautstelle, bis das Mautsystem der Großglockner Hochalpenstraße umgestellt wurde und es als Zahl- und Kontrollstelle nicht mehr notwendig war. Es blieb aber noch bis 1993 eine Servicestation mit einer Mobil-[[Historische Tankstellen an der Großglockner Hochalpenstraße|Tankstelle]]. |
Im Freilichtmuseum Großgmain ist nun im Obergeschoß des Mauthauses eine Dauerausstellung über die Großglockner Hochalpenstraße mit dem Titel "Auto halt! Straßenmaut!" zu sehen, wo u. a. verschiedene Kurzberichte aus einem Autoradio zu hören sind. Zu ebener Erde ist neben dem Arbeitsraum auch der Wohnbereich der Mautner sowie der "Technik-Raum" mit historischer Telefonanlage zu sehen. Im Kellerbereich, der sich originalgetreu an einen Hang schmiegt, befindet sich neben dem "Heizungsraum" der Jausenraum, der über eine eigene Tür auch von außen erreichbar war. Vor dem Mauthaus wurden die historischen Verkehrszeichen "Maut – Zahlstelle", der Mautschranken, die Mobil-Tankstelle sowie eine Notrufsäule aufgebaut. Begrenzt ist der Bereich um das Mauthaus mit einem früher an der Glocknerstraße üblichen blau-weiß-blauen Metallgeländer. | Im Freilichtmuseum Großgmain ist nun im Obergeschoß des Mauthauses eine Dauerausstellung über die Großglockner Hochalpenstraße mit dem Titel "Auto halt! Straßenmaut!" zu sehen, wo u. a. verschiedene Kurzberichte aus einem Autoradio zu hören sind. Zu ebener Erde ist neben dem Arbeitsraum auch der Wohnbereich der Mautner sowie der "Technik-Raum" mit historischer Telefonanlage zu sehen. Im Kellerbereich, der sich originalgetreu an einen Hang schmiegt, befindet sich neben dem "Heizungsraum" der Jausenraum, der über eine eigene Tür auch von außen erreichbar war. Vor dem Mauthaus wurden die historischen Verkehrszeichen "Maut – Zahlstelle", der Mautschranken, die Mobil-Tankstelle sowie eine Notrufsäule aufgebaut. Begrenzt ist der Bereich um das Mauthaus mit einem früher an der Glocknerstraße üblichen blau-weiß-blauen Metallgeländer. | ||
| + | |||
| + | {{#ev:youtube|g2YFhi3qk4A|280|right|Aufbau Mauthaus Guttal im Zeitraffer, Video}} | ||
== Bildergalerie == | == Bildergalerie == | ||
<gallery> | <gallery> | ||
| + | Datei:Guttal Großglockner Hochalpenstraße Südrampe mit Guttalbrücke und Mauthaus Guttal 1936.jpg|Hier sieht man das Mauthaus in seiner alten Umgebung. Bild anklicken, um Beschreibung lesen zu können. | ||
| + | Datei:Mauthaus_Guttal_Abriss_02.jpg|Die Demontage des Mauthauses im Herbst 2012 | ||
| + | Datei:Mauthaus_Guttal_07.jpg|Einer der historischen [[Straßenfernsprecher entlang der Großglockner Hochalpenstraße|Straßenfernsprecher]] der [[Großglockner Hochalpenstraße]]. | ||
Datei:Mauthaus_Guttal_05.jpg|Blick in die Ausstellung im ersten Stock. | Datei:Mauthaus_Guttal_05.jpg|Blick in die Ausstellung im ersten Stock. | ||
| − | Datei: | + | Datei:Mauthaus_Guttal_04.jpg|Der Technik-Raum. |
| − | |||
| − | |||
| − | |||
</gallery> | </gallery> | ||
=== weitere Bilder === | === weitere Bilder === | ||
| Zeile 51: | Zeile 52: | ||
== Quellen == | == Quellen == | ||
{{Quelle mosaico|6. August 2013}} | {{Quelle mosaico|6. August 2013}} | ||
| + | * Presseaussendung der [[GROHAG]] | ||
{{Quelle AMap}} | {{Quelle AMap}} | ||
Version vom 24. Oktober 2024, 18:22 Uhr
Das Mauthaus Guttal ist ein historisches Mauthaus, das auf Kärntner Seite der Großglockner Hochalpenstraße im Guttal stand und seit Sommer 2013 im Salzburger Freilichtmuseum zu sehen ist.
Geschichte
Die Großglockner Hochalpenstraße verläuft im südlichen Teil des Guttals vom Kreisverkehr kommend für einige hundert Meter neben dem Guttalbach, bevor sie im Norden in östliche Richtung weiterführt. Wenige Meter nordöstlich des heutigen Kreisverkehrs befand sich im Guttal dieses historische Mauthaus. Es wurde von 1935 bis 1993 zur Kontrolle der Benutzer der Panoramastraße, aber auch als Tankstelle genutzt. Es befand sich auf 1 868 m ü. A.
Zum besseren Verständnis: Die Südrampe der Großglockner Hochalpenstraße war bereits am 2. Oktober 1932 dem Verkehr übergeben worden. Zu jenem Zeitpunkt endete die Nordrampe noch im Bereich des Hochmais - der sogenannte Variantenstreit über die Scheitelstreckenführung zwischen dem damaligen Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl und Franz Wallack, dem Erbauer der Straße, war noch lange nicht entschieden. Daher wurde Maut für die Strecke von Heiligenblut auf die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (ab - damals noch Kreuzung - des heutigen Kreisverkehrs, Gletscherstraße genannt) an der Mautstelle in Heiligenblut eingehoben. Nach der durchgehenden Eröffnung der Straße am 3. August 1935 war die Mautstelle Guttal für die Benutzer der Scheitelstrecke über das Hochtor und Fuscher Törl nach Ferleiten im Land Salzburg errichtet worden. 2012 wurde es dort abgetragen und im Salzburger Freilichtmuseum in Großgmain für die Nachwelt wieder originalgetreu aufgebaut.
50 Meter Großglockner-Straße im Freilichtmuseum
Am Sonntag, den 4. August 2013, wurde dieses Mauthaus als 93. Gebäude des Salzburger Freilichtmuseums in einem Festakt offiziell gesegnet. Vom Museumseingang fuhr eine Abordnung des Motor Veteranen Clubs Salzburg mit historischen Fahrzeugen der 1930er-Jahre, einem Citroën, einem Steyr 50 ("Steyr Baby"), Steyr 200 u. a., dem Festzug voraus, der von den beiden Trachtenmusikkapellen der Großglockner-Hochalpenstraßen-Anrainergemeinden Fusch an der Großglocknerstraße (Salzburg) und Heiligenblut am Großglockner (Kärnten) begleitet wurde. Der Festzug benutzte dann auf den letzten 50 Metern "echte" Großglockner-Hochalpenstraße-Straße: gewalzte Sandstraße, begrenzt durch große Steinblöcke und dem früheren markanten blau-weißen Straßenbegrenzungsgeländer.
"Da haben wir so manchen Mautpreller erwischt"
Das historische Mauthaus Guttal wurde von 1935 bis 1993 zur Kontrolle der Benutzer der Panoramastraße, aber auch als Tankstelle genutzt. Damals lebten die Mautner während der nur wenige Monate dauernden Öffnungszeit der Straße im Mauthaus Tag und Nacht. Sie waren Wetter- und Straßenzustandsmelder nach Salzburg, bedienten die Tankstelle, an der manchmal bis zu 4 000 Liter täglich noch mit Hand in die Tanks der Fahrzeuge gepumpt wurden und sie mussten die Fahrzeuge auf die korrekte Bezahlung der Maut kontrollieren oder eben auch Maut kassieren. Manche Busfahrer und Reiseleiter versuchten den Mautnern weiszumachen, sie hätten in ihrem 50-Sitzer-Bus nur 40 Fahrgäste. Wurden nach einer Kontrolle allerdings mehr Fahrgäste gezählt, mussten die Busfahrer und Reiseleiter obendrein noch Strafe zahlen.
Anlässlich der Eröffnung des Gebäudes im Salzburger Freilichtmuseum berichteten Zeitzeugen von ihren Erlebnissen. Der heute 68-jährige Johannes Schachner war der letzte Mautner von 1968 bis 1993 in diesem Mauthaus gewesen. Er erzählte davon, wie er in Reisebussen die Zahl der Fahrgäste nachzählte, so manchen Mautpreller erwischte, wie einmal ein Tank beim Nachfüllen – auf Verlangen des deutschen Autobesitzers "volltanken – 50 Liter" – schon nach zehn Litern überlief, weil der Deutsche die Tankanzeige durch die Talfahrt fälschlicherweise als "leer" gesehen hatte. Da es noch keine Tankuhr gab, wurde die Literanzahl anhand der Hebelbewegungen "gemessen".
Ein anderer Zeitzeuge, Ambros Unterkirchner, war als Sohn der ersten Mautnerin zur Eröffnung nach Großgmain gekommen. Er war damals, am 3. August 1935, am Tag der Eröffnung der Großglockner Hochalpenstraße, gerade einmal zwölf Tage alt.
Eines der ersten Fertigteilhäuser Österreichs
Dr. Michael Becker, Direktor des Salzburger Freilichtmuseums, führte in seiner Rede aus, dass für ihn dieses Mauthaus unter anderem auch deshalb erhaltenswert ist, weil es sich um eines der ersten Häuser Österreichs handelt, das in einem Fertigteil-System hergestellt worden war. Nach Begrüßungsworten von Dr. Johannes Hörl, Generaldirektor und Vorstand der Großglockner Hochalpenstraßen AG, freute sich Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Großglockner Hochalpenstraßen AG ist, dass die Großglockner Hochalpenstraße nun auch anschaulich im Salzburger Freilichtmuseum präsentiert wird. Josef Schachner, Bürgermeister von Heiligenblut am Großglockner, meinte auf die Frage, die ihm Fritz Schwärz stellte, der den Festakt moderierte, ob er nicht etwas traurig wäre, dass nun ein Kärntner Original nach Salzburg versetzt wurde: "Solange die Salzburger viele Besucher nach Heiligenblut schicken, darf das Mauthaus auch gerne in Salzburg stehen!" Und der Bürgermeister der Gemeinde Fusch an der Großglocknerstraße, Leonhard Madreiter, meinte, eigentlich müsste die Maut ja drei Mal so hoch sein, denn was man da an einem Tag alles entlang dieser Panoramastraße erleben kann, wäre diesen Preis allemal wert.
Der Pfarrer von Großgmain, Herbert Schmatzberger, nahm dann die Segnung des Mauthauses vor.
Jausenraum im Keller des Mauthauses
Das Mauthaus diente bis Mitte der 1970er-Jahre als Mautstelle, bis das Mautsystem der Großglockner Hochalpenstraße umgestellt wurde und es als Zahl- und Kontrollstelle nicht mehr notwendig war. Es blieb aber noch bis 1993 eine Servicestation mit einer Mobil-Tankstelle.
Im Freilichtmuseum Großgmain ist nun im Obergeschoß des Mauthauses eine Dauerausstellung über die Großglockner Hochalpenstraße mit dem Titel "Auto halt! Straßenmaut!" zu sehen, wo u. a. verschiedene Kurzberichte aus einem Autoradio zu hören sind. Zu ebener Erde ist neben dem Arbeitsraum auch der Wohnbereich der Mautner sowie der "Technik-Raum" mit historischer Telefonanlage zu sehen. Im Kellerbereich, der sich originalgetreu an einen Hang schmiegt, befindet sich neben dem "Heizungsraum" der Jausenraum, der über eine eigene Tür auch von außen erreichbar war. Vor dem Mauthaus wurden die historischen Verkehrszeichen "Maut – Zahlstelle", der Mautschranken, die Mobil-Tankstelle sowie eine Notrufsäule aufgebaut. Begrenzt ist der Bereich um das Mauthaus mit einem früher an der Glocknerstraße üblichen blau-weiß-blauen Metallgeländer.
Bildergalerie
Einer der historischen Straßenfernsprecher der Großglockner Hochalpenstraße.
weitere Bilder
Mauthaus Guttal – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Weblink
- Originalstandort des Mauthauses an der Glocknerstraße auf AMap, aktualisierter Datenlink 21. Dezember 2023
Quellen
- Quelle Peter Krackowizer Public Relations Presse Journalismus, 6. August 2013
- Presseaussendung der GROHAG
- Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar.