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Version vom 30. Januar 2010, 14:11 Uhr
Die Zeit des Nationalsozialismus in Salzburg.
Voraussetzungen und Anfänge
Das ausgehende 19. Jahrhundert endete mit einer steigenden Zustimmung zu einem Großdeutschen Reich. Der Erste Weltkrieg unterbrach dieses Denken und wirtschaftliche Probleme standen zunächst im Vordergrund. Doch schon 1921, am 29. Mai ergab eine in Salzburg durchgeführte, inoffizielle Volksabstimmung über den Anschluss an das Deutsche Reich 98.986 Pro-Stimmen, nur 889 Personen waren dagegen.
Der rühriger Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl erkannte einerseits die Hilflosigkeit der österreichischen Bundesregierung, die Wirtschaft mangels Budgetmittel anzukurbeln und versuchte von sich aus, der Wirtschaftskrise durch Salzburger Impulse zu helfen: unter seiner Regierung wurden die Salzburger Festspiele gegründet, die Grundidee zu den Tauernkraftwerken Kaprun und der Großglockner Hochalpenstraße geboren.
Doch Anfang der 1930er Jahre traf die Wirtschaftskrise endgültig auch Salzburg. Der Kupfererzbergbau in Mitterberghütten wurde 1931 stillgelegt, die Halleiner Papierfabrik waren mehrmals vom Konkurs bedroht. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 32 Prozent. Dazwischen liegende Landtagswahlen brachten den Nationalsozialisten deutliche Gewinne.
In diesem wirtschaftlichen Umfeld fand Großdeutsches Gedankengut fruchtbaren Boden. Schon 1931 waren Gastredner wie Reichsführer-SS-Heinrich Himmler bei Kundgebungen in ganz Österreich vor Tausenden von Zuhörern aufgetreten. Polizeimeldungen aus dem Jahr 1932 sagen, dass die Zahl der eingeschriebenen NS-Mitglieder von 2.960 im Februar auf 4.612 im Juni angestiegen waren. In Salzburg kam es zu einer Politik in neuem Stil: mit einer gezielten Propaganda verkürzter Informationen wurden Behauptungen und Forderungen formuliert und artikuliert. Aggressive Gesprächston und Angriffe an die Mitglieder der Salzburger Landesregierung waren Alltag. Denunziationen, Lügen und Schmährufe ("Franzl, der Dicke" (Amrk: Franz Rehrl), der "Pfeifen-Rehrl") gehörten zum Repertoire der Nationalsozialisten.
In einer großen Wahlkundgebung 1932 der Nationalsozialisten im Kurhaus wurde die NSDAP nicht als Wirtschaftspartei, sondern als Weltanschauung dargestellt. Bei der Wahl am 24. April kamen dann auch die NS auf 20 Prozent der Stimmen und sechs Mandate, die Christlichsozialen auf 12 Mandate und die Sozialdemokraten auf acht Mandate. Karl Scharizer wurde illegaler Gauleiter von Salzburg. Tamsweg und Zell am See lagen im österreichischen Spitzenfeld, was die Organisation der NSDAP anbelangte.
Es folgte eine turbulente Zeit. 1934 gab es etliche Streiks der Arbeiter im Land Salzburg: u. a. in der Brauerei Kaltenhausen, in der Tabakfabrik Hallein, in der Saline Hallein] oder bei der Solvay. Sabotageakte, bürgerkriegsähnliche Kämpfe zwischen Heimwehr, Militär, Polizei und Arbeitern prägten die Monaten.
Am 25. Juli 1934 versuchten die Nationalsozialisten, die Macht in Österreich zu übernehmen. Dabei wurde Bundeskanzler Dollfuß erschossen. Am Mandlingpass nahe der Salzburger Grenze kam es zu schweren Auseinandersetzungen. Lamprechtshausen wurde zu einem Salzburger Zentrum der Aktivitäten der NS. Doch noch einmal konnte die österreichische Staatsgewalt das Vordringen des NS stoppen. Dr. Franz Rehrl setzte unbeirrt seinen Weg fort. 1935 wurde die Großglockner Hochalpenstraßen eröffnet.
Aber am 5. November 1937 erläuterte Hitler in der Berliner Reichskanzlei den Spitzen der Deutschen Wehrmacht... am Anfang seiner expansiven Politik müsse die Angliederung Österreichs... stehen. Dem drohenden Einmarsch vorhersehend reiste Bundeskanzler Schuschnigg auf den Obersalzberg, wo sich Hitler aufhielt. Er wollte die Garantie für die Selbständigkeit Österreichs. Aber er wurde unter Hitlers Drohungen weich und unterschrieb ein Abkommen, das Hitlers politischen Einfluss in Österreich besiegelte. Otto von Habsburg-Lothringen versuchte noch am 17. Februar 1938, dass ihm die Regierung übertragen werde.
Am 11. März 1938 ergriffen die illegalen Nationalsozialisten unter Gauleiter Anton Wintersteiger dann in Salzburg die Macht, gefolgt vom Einmarsch deutscher Truppen und dem Anschluss an Deutschland am 12. März (um 3 Uhr in der Früh überschritten die ersten Truppenteile die Grenez am Walserberg) unter dem Jubel der Salzburger Bevölkerung. Am 13. März musste Dr. Franz Rehrl seinen Arbeitstisch an Gauleiter Anton Wintersteiger übergeben. Bereits am 21. März nahm Adolf Hitler am Walserberg den Spatenstich zum Weiterbau der Westautobahn Richtung Wien vor. Die einzige auf dem Gebiet des heutigen Österreich, die Salzburger Bücherverbrennung, fand am 30. April 1938, nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland, am Residenzplatz in der Altstadt von Salzburg statt.
Hitler selbst hielt sich häufig im Schloss Kleßheim oder in unmittelbarer Nachbarschaft, auf dem Berghof am Obersalzberg bei Berchtesgaden, auf. Die Volksabstimmung am 10. April brachte in Salzburg 157.595 Pro-Stimmen, nur 463 Personen wagten gegen den "Anschluss" an das Deutsche Reich zu stimmen.
Österreich ging Großdeutschland als Ostmark auf.
Am 22. Mai wurde Friedrich Rainer zum Gauleiter ernannt, Anton Wintersteiger blieb stellvertretender Gauleiter. Die Auerspergstraße in Salzburg wurde in Straße der Sturmabteilung (SA) umbenannt, die Festung Hohenwerfen in Burg der Getreuen.
Jüdische Geschäfte verwüstet
Anfangs schienen sich die großen Hoffnungen der Salzburger Bevölkerung auch zu erfüllen. Autobahnbau (Westautobahn, Tauernautobahn bis Anif/Grödig), Rüstungsindustrie (Grill-Werke in Hallein) und Kraftwerksbau (Tauernkraftwerke Kaprun) sorgten für Vollbeschäftigung. Modernisierungsprozesse kamen in Gang, der Volksempfänger (Radiosender) sollte in jedes Haus kommen. Carl Zuckmayer schrieb, dass vor allem Verärgerte, Unzufriedene, Neidische seine Träger des beginnenden NS gewesen. Arbeitsbeschaffung stand im Vordergrund des NS.
Aber bald zeigten sich auch die negativen Auswirkungen: in der so genannten Reichskristallnacht vom 10. zum 11. November 1938 wurden jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der Synagoge zerstört. Kriegsgefangene, die zum Bau von Straßen und Brücken eingesetzt wurden, starben zu Tausenden.
Entartete Kunst
Im Salzburger Festspielhaus wurde die entartete Kunst von Anton Faistauer entfernt. 1939 wurden Dichtertage abgehalten. Neben anderen erschienen Erwin Guido Kolbenheyer, Karl Heinrich Waggerl, Josef Weinheber und Karl Springenschmid.
Ein neuer Kalender
Christliche Feiertage wurde abgeschafft. Anstelle gab es den Tag der Machtergreifung (30. Jänner), Tag der Parteigründung (24. Februar), Heldengedenktag (23. März), Hitlers Geburtstag (20. April). Andererseits lebten heidnische Gedenktage wie das Sonnwendfeuer oder das Julfest wieder auf.
Wer ist Nationalsozialist?
Auf die Frage Wie werde ich Nationalsozialist? antwortete Karl Springenschmid mit Nationalsozialistisch ist, wer sich in einem Tun und Handeln ausschließlich nach jenen Grundsätzen richtet, die der Führer in seiner Lehre dargelegt hat!
Die Euphorie in Salzburg wurde noch von Besuchen von Göring und Hitler gesteigert. Bei Hitlers Besuch am [[6. April]9 1938 meinte dieser: ..Nur ein Beethoven, Deutschlands und Österreichs gemeinsamer großer Sohn, wäre imstande, den Jubel, der seit Tagen die österreichischen Lande durchtobt, in die Gewalt musikalischer Rhythmen einzufangen..[1].
Inhaftierungen
Besonders hart traf es die Russen im Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau", wie St. Johann im Pongau in der Zeit des NS-Regimes hieß. Für die Zigeuner gab es in Salzburg - Riedenburg (Rosittengründe) ein Lager (Zigeunerlager Maxglan), in dem viele ihr Leben ließen. Insgesamt 13.000 oppositionell gesinnte Personen wurden zwischen 1938 und 1945 verhaftet, darunter prominente Politiker wie der langjährige Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl. 1942 wurden acht Eisenbahner, die der Widerstandsbewegung angehörten, hingerichtet.
Blutzeugen des Glaubens
Unterlagen des Konsistorialarchivs der Erzdiözese Salzburg kann man entnehmen, dass allein im Anschlussjahr 1938 in Salzburg 35 Personen verhaftet wurden. Während der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt waren es 116. Viele von ihnen überlebten und konnten Zeitzeugnisse über jene sechs Salzburger Priester geben, die in Konzentrationslagern umkamen. Das Erlebte blieb auch für die Überlebenden nicht ohne Spuren. Andreas Rieser, vor seiner KZ-Haft Priester in Dorfgastein, ab 1948 in der Seelsorge in Bramberg tätig, blieb infolge der Ereignisse Zeit seines weiteren Lebens ein gesundheitlich schwer Gezeichneter.
Neben Felix Gredler, Cölestin Förtsch, Romuald Neunhäuserer und Sebastian Haselsberger waren vor allem die Schicksale von Heinrich Summereder und Johann Schroffner ein Kreuzweg der menschlichen Barbarbei im KZ Buchenwald. Eine Gedenktafel in der Dreifaltigkeitsgasse am Gebäude des Priesterseminars der Erzdiözese Salzburg erinnert an Johann Schroffner, Heinrich Summereder, Felix Gredler und Sebastian Haselsberger.
Bauwahn
Die NS-Herrschaft plante eine riesige Gauhalle und ein Sportstadion an Stelle des Kapuzinerklosters auf dem Salzburger Stadtberg, dem Kapuzinerberg, sowie ein neues großes Festspielhaus neben dem Franziski-Schlössl. Aufgeschlossen werden sollten diese Bauten durch eine großen Auffahrtsrampe vom Äußeren Stein aus. Das Ende der NS-Zeit verhinderte jedoch die Ausführung dieser Planung.
Der Krieg beginnt
Nach der Kriegserklärung am 1. September 1940 rollte eine beispiellose Verhaftungswelle über Salzburg: In der Stadt Salzburg, St. Johann im Pongau und Kaprun kam es zu Verhaftungen unter den Arbeitern wegen angeblicher Verbreitung von Schmähschriften. Unter den Eisenbahner gab es unter dem NS-Regime 250 Verhaftungen, alleni 150 im Jahr 1942.
Fußballspiele wurde zu Austragungsstätten von Prügeleien. Etwa 600 Personen gehörten der SS an, etwa 5000 zur SA. Die Lebensmittel begannen 1943 knapp zu werden. Die Zahl der Toten stieg. Jetzt, wo es durch den weiten Raum im Osten Aufstiegsmöglichkeiten in unendlichem Ausmaß gibt, wo jeder Bub, der in Ordnung ist, Bauer werden kann... (Michael Friesacher, Jänner 1943), begann die verlorene Schlacht um Stalingrad in Russland (190.000 gefallene deutsche Soldaten, 107.000 deutsche Soldaten in russischer Gefangenschaft) den unaufhaltsamen Niedergang Hitlers und des NS einzuläuten.
Am 16. Dezember 1943 kam es zur Gründung des Salzburger Heimatwerkes mit Gaukulturrat Kuno Brandauer, Adolf Dengg, Tobias Reiser d. Ä. und Cesar Bresgen. Aber neben Volksmusik, Trachten und Bräuche hatten sie auch Übungen auf dem Schießstand zu organisieren. Die ersten Luftangriffe auf Salzburg flog dann die alliierte Luftwaffe am 13. August 1943.
siehe auch
- Entnazifizierung (Saalfelden)
- Sr. Anna Berthas Proteste gegen die NS-Euthanasie
- Agnes Primocic - Widerstand gegen den Nationalsozialismus
- Karl Reinthaler - Widerstandsaktivitäten
- Gauleiter Gustav Adolf Scheel, der Salzburg mit Militärgewalt gegen die anrückenden Amerikaner verteidigen wollte
Quellen und Fußnoten
- ↑ Quelle des Zitats - Salzburger Zeitung, 7. April 1938
- diverse Beiträge im Salzburgwiki wie Zweiter Weltkrieg
- Franz Rest, Dorfgastein
- Lahnsteiner, Josef, Oberpinzgau, von Krimml bis Kaprun, Selbstverlag, Hollersbach 1965
- Dem Salzburger Wilfried Haslauser zu Ehren - Salut für den Landeshauptmann zur Vollendung seines 60. Lebensjahres, aus der Schriftenreihe des Landespressebüros, Serie "Sonderpublikationen", Nr. 67 Autoren Michael W. Fischer, Michael Schmolke und Eberhard Zwink