Amtshandlung in Mittersill: Unterschied zwischen den Versionen

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Eine '''Amtshandlung in Mittersill''' war der Beginn der Geschichte der [[Großglockner Hochalpenstraße]] und der [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]].
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[[Datei:Alte Glocknerhausstraße Heiligenblut.jpg|thumb|Die [[Alte Glocknerhausstraße]], die [[1908]] eröffnet wurde und von [[Heiligenblut]] als Mautstraße bis zum [[Glocknerhaus]] führte. Mit der Eröffnung der [[Gletscherstraße]] [[1932]] wurden die Reste der Straße, die nicht in die Südrampe der [[Großglockner Hochalpenstraße]] und die Gletscherstraße integriert wurden, aufgelassen.]]
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Die sogenannte '''Amtshandlung in Mittersill''' [[1924]] war der Beginn der Geschichte der [[Großglockner Hochalpenstraße]] und der [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]].
  
 
==Hintergrund==
 
==Hintergrund==
Österreich kämpfte mit den katastrophalen wirtschaftlichen Folgen der Niederlage im [[Ersten Weltkrieg]]. 55 Milliarden [[Krone]]n an Reparationszahlungen waren [[Österreich]] am [[2. September]] [[1919]] von den Siegermächten im Vertrag von Saint Germain ([[Frankreich]]) auferlegt worden - also 8.500 Kronen pro Österreicher (Österreich zählte damals 6,5 Millionen Einwohner). Das Staatsbudget 1919–[[1920]] von 6,3 Milliarden Kronen konnte gerade einmal zwei Fünftel der Ausgaben (!) decken. Die österreichische Regierung musste immer mehr Geld als Papierfetzen drucken und die Inflation stieg. Mit ihr auch die Zahl der Arbeitslosen.
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[[Österreich]] kämpfte mit den katastrophalen wirtschaftlichen Folgen der Niederlage im [[Ersten Weltkrieg]]. 55 Milliarden [[Krone]]n an Reparationszahlungen waren Österreich am [[2. September]] [[1919]] von den Siegermächten im Vertrag von Saint Germain ([[Frankreich]]) auferlegt worden - also 8.500 Kronen pro Österreicher (Österreich zählte damals 6,5 Millionen Einwohner). Das Staatsbudget 1919–[[1920]] von 6,3 Milliarden Kronen konnte gerade einmal zwei Fünftel der Ausgaben (!) decken. Die österreichische Regierung musste immer mehr Geld als Papierfetzen drucken und die Inflation stieg. Mit ihr auch die Zahl der Arbeitslosen.
  
In diesen Jahren wurden auch Grundlagen der heutigen Sozialgesetzgebung realisiert: Acht-Stunden-Arbeitstag, bezahlter Urlaub, Arbeitslosenversicherung und Überstundenschläge.
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In diesen Jahren wurden auch Grundlagen der heutigen Sozialgesetzgebung geschaffen: Acht-Stunden-Arbeitstag, bezahlter Urlaub, Arbeitslosenversicherung und Überstundenschläge. Doch man wollte auch Versuche unternehmen, die Wirtschaft anzukurbeln, Arbeitsplätze zu schaffen und den [[Fremdenverkehr]] zu intensiveren.
 
 
Doch man wollte auch Versuche unternehmen, die Wirtschaft anzukurbeln, Arbeitsplätze zu schaffen, den [[Fremdenverkehr]] zu intensiveren.
 
  
 
==Die Amtshandlung 1922==
 
==Die Amtshandlung 1922==
In dem als ''Amtshandlung in Mittersill''<ref>"Amtshandlung für die Zeit vom 30. August bis zum 5. September 1922" war der amtsdeutsche Wortlaut des Proktolls</ref> bekannt gewordenen Treffen vom [[30. August]] bis [[4. September]]<ref>Zum Ende dieser Amtshandlung gibt es unterschiedliche Angaben. Der Erbauer Hofrat Wallack schreibt in allen Auflagen seines Buches ''[[Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues]]'' als Ende den <u>4. September</u>. [[Clemens M. Hutter]] und [[Georg Rigele]] schreiben jedoch in ihren wesentlich jüngeren Büchern <u>5. September</u>. Das [[Salzburgwiki]] verwendet daher die Daten des Erbauers der Straße.</ref> [[1922]] wollte man die technische Machbarkeit einer befahrbaren Wegverbindung von [[Fusch an der Großglocknerstraße|Fusch]] nach [[Heiligenblut]] und von [[Mittersill]] '''über''' den [[Felber Tauern]] nach [[Windisch-Matrei]] überprüfen.
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In dem als "Amtshandlung in Mittersill"<ref>"Amtshandlung für die Zeit vom 30. August bis zum 5. September 1922" war der amtsdeutsche Wortlaut des Proktolls</ref> bekannt gewordenen Treffen vom [[30. August]] bis [[4. September]]<ref>Zum Ende dieser Amtshandlung gibt es unterschiedliche Angaben. Der Erbauer Hofrat [[Franz Wallack|Wallack]] schreibt in allen Auflagen seines Buches ''[[Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues]]'' als Ende den <u>4. September</u>. [[Clemens M. Hutter]] und [[Georg Rigele]] schreiben jedoch in ihren wesentlich jüngeren Büchern <u>5. September</u>. Das [[Salzburgwiki]] verwendet daher die Daten des Erbauers der Straße.</ref> wurde unter dem Vorsitz und auf Einladung des Leiters des Büros zur Förderung des Fremdenverkehrs, Bundesbahn-Oberinspektor Adolf Jahn aus dem Bundesministerium für Verkehrswesen (eine Vorgängerorganisation der "Österreich Werbung") gemeinsam mit weiteren Vertretern des Bundes sowie der Länder [[Kärnten]], [[Salzburg (Bundesland)|Salzburg]] und [[Tirol]], die technische Machbarkeit einer befahrbaren Wegverbindung von [[Fusch an der Großglocknerstraße|Fusch]] nach [[Heiligenblut]] und von [[Mittersill]] '''über''' den [[Felber Tauern]] nach [[Windisch-Matrei]] anhand von intensiven Diskussionen und Begehungen in den [[Hohen Tauern]] geprüft und maßgeblich der eindeutigen Ergebnisse auch die Grundlage für die Errichtung der Großglockner Hochalpenstraße geschaffen.
  
Eingeladen zu diesem Treffen hatte Adolf Jahn, Leiter des ''Büros zur Förderung des Fremdenverkehres'', je vier Vertreter des Bundes und der Länder [[Tirol]], Salzburg und [[Kärnten]]. Mittersill wurde gewählt, um gleich vor Ort im Anschluss an die Sitzung die Gebiete zu besichtigen.
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Mittersill wurde gewählt, um gleich vor Ort im Anschluss an die Sitzung die Gebiete zu besichtigen.
  
Jahn griff dabei eine Idee von Raimund Pierl aus dem Jahr [[1895]] auf, der die Realisierung einer Straße über das [[Hochtor (Tunnel)]] zwar untersucht, aber wegen Unmöglichkeit wieder verworfen hatte. Jetzt war aber eine neue wirtschaftliche Komponente dazu gekommen: Am [[Alpenhauptkamm]] der [[Zentralalpen]] der [[Ostalpen]] gab es zwischen dem [[Radstädter Tauern]] und dem Brenner auf 156 km Luftlinie keinen anderen befahrbaren [[Alpenübergänge|Alpenübergang]]. Vor allem von [[Nordtirol]] musste man um nach [[Osttirol]] zu gelangen, den Umweg über [[Südtirol]], das mittlerweile zu [[Italien]] gehörte, nehmen (bei Waren gab es zolltechnische Probleme). Eine innerösterreichische, kürzere Verbindung wäre hier also dringend notwendig.
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Jahn griff dabei eine Idee von Oberbaurat Ing. Raimund Pierl (* [[1846]]; [[1923]]<ref>[http://www.alpinwiki.at/portal/navigation/erst-besteiger/erstbesteigerdetail.php?erstbesteiger=44520 www.alpinwiki.at]</ref>) aus dem Jahr [[1895]] auf, der die Realisierung einer Straße über das [[Hochtor (Tunnel)|Hochtor]] zwar untersucht, aber wegen Unmöglichkeit wieder verworfen hatte. Pierl gilt als Gründer der [[Alte Glocknerhausstraße|alten Glocknerhausstraße]]. Jetzt war aber eine neue wirtschaftliche Komponente dazu gekommen: Am [[Alpenhauptkamm]] der [[Zentralalpen]] der [[Ostalpen]] gab es zwischen dem [[Radstädter Tauern]] und dem Brenner auf 156 km Luftlinie keinen anderen befahrbaren [[Alpenübergang]]. Vor allem von [[Nordtirol]] musste man um nach [[Osttirol]] zu gelangen, den Umweg über [[Südtirol]], das mittlerweile zu [[Italien]] gehörte, nehmen (bei Waren gab es zolltechnische Probleme). Eine innerösterreichische, kürzere Verbindung wäre hier also dringend notwendig.
  
Das Ministerium hatte aber auch erkannt, dass ein Übergang genau im Zentrum über die [[Tauern]] wahrscheinlich eine der schönsten Panoramastraßen darstellen könnte und somit besonders für den Fremdenverkehr fördernd wäre.  
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Das Ministerium hatte aber auch erkannt, dass ein Übergang genau im Zentrum der Hohen Tauern über die [[Tauern]] wahrscheinlich eine der schönsten Panoramastraßen darstellen könnte und somit besonders für den Fremdenverkehr fördernd wäre. Geografisch bevorzugte man den Übergang über das Hochtor, weil kürzer als über den Felber Tauern (26,5 zu 49,6 km), mit dem Nachteil, dass zwischen Hochtor und [[Fuscher Törl]] die Straße auf 5,5 km starken Schneeverwehungen ausgesetzt sein wird. Im Schreiben des Bundesministeriums für Bauten an den damaligen Salzburger [[Landeshauptmann]] Dr. [[Franz Rehrl]] vom [[25. August]] 1922 wird die Motivation für die „Mittersiller Amtshandlung“ dargelegt wie folgt:<blockquote>„Zweck der Begehung ist die Feststellung der Ausbauwürdigkeit dieses Weges zu einer fahrbaren Straße behufs Förderung des Fremdenverkehrs, sowie der Herstellung einer kürzeren Verbindung nach Osttirol. Aus diesem Grunde findet die Begehung ihre Fortsetzung in der Besichtigung der Straßenverbindung von Windisch-Matrei über die Felber Tauern nach Mittersill.“ </blockquote>
  
Geografisch bevorzugte man den Übergang über das Hochtor, weil kürzer als über den Felber Tauern (26,5 zu 49,6 km), mit dem Nachteil, dass zwischen Hochtor und [[Fuscher Törl]] die Straße auf 5,5 km starken Schneeverwehungen ausgesetzt sein wird.
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Jahn erkannte auch, dass der touristische Nutzen einer solchen Straße deutlich höher läge, als jede andere Verwendung einer solchen Straße. Er meinte damit, sie sei nicht als Durchzugsstraße gedacht, die die kürzeste Verbindung zwischen Nord und Süd darstellen sollte. Ähnliche Gedanken hatte später auch der Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl. Die Vertreter Kärntens waren begeistert von der Idee, dass Heiligenblut eine Verbindung nach [[Ferleiten]] erhalten sollte.
 
 
Jahn erkannte auch, dass der touristische Nutzen einer solchen Straße deutlich höher läge, als jede andere Verwendung einer solchen Straße. Er meinte damit, sie sei nicht als Durchzugsstraße gedacht, die die kürzeste Verbindung zwischen Nord und Süd darstellen sollte. Ähnliche Gedanken hatte später auch der Salzburger [[Landeshauptmann]] Dr. [[Franz Rehrl]]. Die Vertreter Kärntens waren begeistert von der Idee, dass Heiligenblut eine Verbindung nach [[Ferleiten]] erhalten sollte.
 
  
 
== Die Folgen der Amtshandlung==
 
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Nach diesem Treffen machte man sich auf die Suche nach einem geeigneten Fachmann, der dieses Projekt technisch verwirklichen könnte. Und man fand diesen in der Person von [[Franz Friedrich Wallack]] beim Kärntner Landesbauamt.
 
Nach diesem Treffen machte man sich auf die Suche nach einem geeigneten Fachmann, der dieses Projekt technisch verwirklichen könnte. Und man fand diesen in der Person von [[Franz Friedrich Wallack]] beim Kärntner Landesbauamt.
  
==Quelle==
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==Quellen==
 
* [[Clemens M. Hutter]]: [[Großglockner Saumpfad Römerweg Hochalpenstraße]]
 
* [[Clemens M. Hutter]]: [[Großglockner Saumpfad Römerweg Hochalpenstraße]]
 
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* Presseaussendung der GROHAG am 29. August 2022 anlässlich der 100. Wiederkehr der Geburtsstunde der Großglockner Hochalpenstraße
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* [[Georg Rigele|Rigele, Georg]]: ''[[Großglockner Hochalpenstraße: Zur Geschichte eines österreichischen Monuments]]'', 1998, Seite 77
 
== Fußnoten ==
 
== Fußnoten ==
 
<references/>
 
<references/>

Version vom 29. August 2022, 18:58 Uhr

Die Alte Glocknerhausstraße, die 1908 eröffnet wurde und von Heiligenblut als Mautstraße bis zum Glocknerhaus führte. Mit der Eröffnung der Gletscherstraße 1932 wurden die Reste der Straße, die nicht in die Südrampe der Großglockner Hochalpenstraße und die Gletscherstraße integriert wurden, aufgelassen.

Die sogenannte Amtshandlung in Mittersill 1924 war der Beginn der Geschichte der Großglockner Hochalpenstraße und der Großglockner Hochalpenstraßen AG.

Hintergrund

Österreich kämpfte mit den katastrophalen wirtschaftlichen Folgen der Niederlage im Ersten Weltkrieg. 55 Milliarden Kronen an Reparationszahlungen waren Österreich am 2. September 1919 von den Siegermächten im Vertrag von Saint Germain (Frankreich) auferlegt worden - also 8.500 Kronen pro Österreicher (Österreich zählte damals 6,5 Millionen Einwohner). Das Staatsbudget 1919–1920 von 6,3 Milliarden Kronen konnte gerade einmal zwei Fünftel der Ausgaben (!) decken. Die österreichische Regierung musste immer mehr Geld als Papierfetzen drucken und die Inflation stieg. Mit ihr auch die Zahl der Arbeitslosen.

In diesen Jahren wurden auch Grundlagen der heutigen Sozialgesetzgebung geschaffen: Acht-Stunden-Arbeitstag, bezahlter Urlaub, Arbeitslosenversicherung und Überstundenschläge. Doch man wollte auch Versuche unternehmen, die Wirtschaft anzukurbeln, Arbeitsplätze zu schaffen und den Fremdenverkehr zu intensiveren.

Die Amtshandlung 1922

In dem als "Amtshandlung in Mittersill"[1] bekannt gewordenen Treffen vom 30. August bis 4. September[2] wurde unter dem Vorsitz und auf Einladung des Leiters des Büros zur Förderung des Fremdenverkehrs, Bundesbahn-Oberinspektor Adolf Jahn aus dem Bundesministerium für Verkehrswesen (eine Vorgängerorganisation der "Österreich Werbung") gemeinsam mit weiteren Vertretern des Bundes sowie der Länder Kärnten, Salzburg und Tirol, die technische Machbarkeit einer befahrbaren Wegverbindung von Fusch nach Heiligenblut und von Mittersill über den Felber Tauern nach Windisch-Matrei anhand von intensiven Diskussionen und Begehungen in den Hohen Tauern geprüft und maßgeblich der eindeutigen Ergebnisse auch die Grundlage für die Errichtung der Großglockner Hochalpenstraße geschaffen.

Mittersill wurde gewählt, um gleich vor Ort im Anschluss an die Sitzung die Gebiete zu besichtigen.

Jahn griff dabei eine Idee von Oberbaurat Ing. Raimund Pierl (* 1846; 1923[3]) aus dem Jahr 1895 auf, der die Realisierung einer Straße über das Hochtor zwar untersucht, aber wegen Unmöglichkeit wieder verworfen hatte. Pierl gilt als Gründer der alten Glocknerhausstraße. Jetzt war aber eine neue wirtschaftliche Komponente dazu gekommen: Am Alpenhauptkamm der Zentralalpen der Ostalpen gab es zwischen dem Radstädter Tauern und dem Brenner auf 156 km Luftlinie keinen anderen befahrbaren Alpenübergang. Vor allem von Nordtirol musste man um nach Osttirol zu gelangen, den Umweg über Südtirol, das mittlerweile zu Italien gehörte, nehmen (bei Waren gab es zolltechnische Probleme). Eine innerösterreichische, kürzere Verbindung wäre hier also dringend notwendig.

Das Ministerium hatte aber auch erkannt, dass ein Übergang genau im Zentrum der Hohen Tauern über die Tauern wahrscheinlich eine der schönsten Panoramastraßen darstellen könnte und somit besonders für den Fremdenverkehr fördernd wäre. Geografisch bevorzugte man den Übergang über das Hochtor, weil kürzer als über den Felber Tauern (26,5 zu 49,6 km), mit dem Nachteil, dass zwischen Hochtor und Fuscher Törl die Straße auf 5,5 km starken Schneeverwehungen ausgesetzt sein wird. Im Schreiben des Bundesministeriums für Bauten an den damaligen Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl vom 25. August 1922 wird die Motivation für die „Mittersiller Amtshandlung“ dargelegt wie folgt:

„Zweck der Begehung ist die Feststellung der Ausbauwürdigkeit dieses Weges zu einer fahrbaren Straße behufs Förderung des Fremdenverkehrs, sowie der Herstellung einer kürzeren Verbindung nach Osttirol. Aus diesem Grunde findet die Begehung ihre Fortsetzung in der Besichtigung der Straßenverbindung von Windisch-Matrei über die Felber Tauern nach Mittersill.“

Jahn erkannte auch, dass der touristische Nutzen einer solchen Straße deutlich höher läge, als jede andere Verwendung einer solchen Straße. Er meinte damit, sie sei nicht als Durchzugsstraße gedacht, die die kürzeste Verbindung zwischen Nord und Süd darstellen sollte. Ähnliche Gedanken hatte später auch der Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl. Die Vertreter Kärntens waren begeistert von der Idee, dass Heiligenblut eine Verbindung nach Ferleiten erhalten sollte.

Die Folgen der Amtshandlung

Am 23. Jänner 1924 beschloss die Salzburger Landesregierung, Kontakte mit den Landesregierungen von Kärnten und Tirol mit dem Ziel des Ausbaus einer "Glocknerstraße" aufzunehmen. Landesrat Dr. Otto Troyer informierte dann am 8. Mai den Salzburger Landtag darüber, dass ein Kostenvergleich der beiden Trassen - Felber Tauern und Hochtor - eindeutig günstiger für die Hochtorvariante ausgefallen sei (39 Milliarden Kronen zu 24 Milliarden Kronen). Außerdem war er von der Kärntner Landesregierung bereits angefragt worden, ob nicht ein Treffen von Vertretern beider Bundesländer sinnvoll wäre.

Überraschend machte sich etwa gleichzeitig die Tiroler Landesregierung für die Felber-Tauern-Variante stark. Es wäre die schnellste Verbindung zum getrennten Osttirol. Das wiederum rüttelte die Kärntner Landesregierung auf, die sich mit der Hochtor-Variante eine Belebung des Fremdenverkehrs nicht nur um Heiligenblut, sondern auch im Seen-Gebiet erhoffte.

Also luden die Kärntner am 3. Juni 1924 zu einer Sitzung nach Klagenfurt: 48 Vertreter des Bundes, der Länder Salzburg und Kärnten, sowie der Handelskammern und Fremdenverkehrsverbände - aber niemand aus Tirol! Die Variante über das Hochtor wurde beschlossen. Dabei wurde auch die spätere Bezeichnung der Straße vom Salzburger Landesrat Dr. Otto Troyer geprägt: Großglockner-Hochalpenstraße (anfangs noch mit Bindestrich geschrieben). Am Ende der Sitzung wurde die Gründung des Ausschusses zur Erbauung einer Großglockner-Hochalpenstraße beschlossen.

Nach diesem Treffen machte man sich auf die Suche nach einem geeigneten Fachmann, der dieses Projekt technisch verwirklichen könnte. Und man fand diesen in der Person von Franz Friedrich Wallack beim Kärntner Landesbauamt.

Quellen

Fußnoten

  1. "Amtshandlung für die Zeit vom 30. August bis zum 5. September 1922" war der amtsdeutsche Wortlaut des Proktolls
  2. Zum Ende dieser Amtshandlung gibt es unterschiedliche Angaben. Der Erbauer Hofrat Wallack schreibt in allen Auflagen seines Buches Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues als Ende den 4. September. Clemens M. Hutter und Georg Rigele schreiben jedoch in ihren wesentlich jüngeren Büchern 5. September. Das Salzburgwiki verwendet daher die Daten des Erbauers der Straße.
  3. www.alpinwiki.at
Baugeschichte der Großglockner Hochalpenstraße