Kirche Mariae Himmelfahrt (Abtei Nonnberg)

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Hochaltar der Kirche Mariae Himmelfahrt.
gotisches Portal unter Einbeziehung eines romanischen Tympanons der Vorgängerkirche.
hll. Rupert und Erentrudis am Portal der Stiftskirche Nonnberg
Gesamtansicht Langschiff.
Kreuzrippengewölbe und Nonnenchor.
Blick auf den Engelchor im Deckengewölbe über dem Nonnenchor.
In der Krypta (Unterkirche).
Glasfenster in der Kirche.

Die Kirche Mariae Himmelfahrt, anderer Name Stiftskirche zur hl. Erentrud[1] ist die Kirche der Benediktinerinnenabtei Nonnberg in der Stadt Salzburg, dem ältesten Frauenkloster im deutschsprachigen Raum, das seit seiner Gründung ununterbrochen besteht.

Einleitung

Sie zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt Salzburg und ist eine der vielen mittelalterlichen Marienkirchen, ähnlich in der Stadt die Pfarrkirche Mülln und die Franziskanerkirche, jünger sind Kollegienkirche, Sacellum, die Wallfahrtsbasilika Maria Plain und die Kirche von Leopoldskron-Moos.

Geschichte

Heinrichsbasilika

Nachdem die erste Klosterkirche 1006 abgebrannt war, unterstützte der Baiernherzog (deutscher König) Heinrich II. den Wiederaufbau großzügig. Heinrich II. kam im Jahr 1009 mit seiner Gemahlin Kunigunde zu Weihnachten zur Einweihung, die er vornahm.

Aus romanischer Zeit sind erhalten: der mächtige Kirchturm, das Tympanon im gotischen Portal, das Säulen-"Paradies" aus Adneter Marmor unter dem Chor, sowie die dahinter liegenden romanischen Fresken (um 1140). Ebenso romanisch ist die Säulen-Krypta mit dem Grab der heiligen Erentrudis.

1041 erfolgte die Weihe des Hochaltars, 1043 die Weihe der Krypta.

Die Heinrichsbasilika wurde 1423 durch einen Brand, der durch Blitzschlag ausgelöst worden war, zum Großteil zerstört. Dies war der Anlass, die Kirche umzubauen.

Gotische Kirche

In den Jahren 1464 bis 1509 entstand die Klosterkirche als spätgotischer Bau auf den alten Gebäuderesten fußend neu. Zunächst entstanden das Presbyterium und die Kirche in einer ersten Bauphase. Bauleiter war ein Salzburger Meister mit dem Namen Siegmund. Mit dem Bau des Langhauses unter Wolfgang Wiesinger aus Braunau im Innviertel wurde dann 1493 begonnen. Daher weist das Langhaus auch oberösterreichische Kirchenbautenform auf.

Der Neubau erfolgte unter den Äbtissinnen Agatha von Haunsperg (14461484), Daria Panichner (14841505), Regina Pfaffinger von Salbernkirchen (15051514) und Ursula von Thrauner Thrauner (15141519)[2].

Das gotische Kirchenschiff besitzt filialengeschmückte Kirchenfenster, wobei das gotische "Klaner-Fenster" hinter dem Altar eine besondere künstlerische Bedeutung besitzt. Es wurde 1473 von spätgotischen Glasmaler Hemmel von Andlau in Straßburg geschaffen und vom Salzburger Bürger und Ratsherrn Augustin Claner gestiftet.

Barockisierung

Mit der Barockisierung der Kirche wurde 1624 unter Dombaumeister Santino Solari begonnen. Dabei wurden drei barocke Gruftkapellen am südlichen Seitenschiff angebaut.

1628/29 entstand der der neue barocke Hochaltar von Hans Waldburger. Die Zwiebelhaube auf den 1711 erhöhten Turm wurde nach Plänen von Sebastian Stumpfegger ausgeführt.

Regotisierung

1853 begann die Regotisierung der Kirche. Man tauschte den barocken Hochaltar auf Anregung des Salzburger Maler, Architekt und ersten ehrenamtliche Denkmalpfleger der Stadt Salzburg, Georg Pezolt, gegen den spätgotischen Flügelaltar der Filialkirche hl. Ulrich Scheffau am Tennengebirge.

Die letzte umfassende Kirchenrenovierung fand von 1951 bis 1955 statt. Dabei wurden die romanischen Wandmalereien beginnend 1987 restauriert und 1991/91 folgte die Restaurierung des Klaner-Fensters.

Kircheninneres

Tritt man in Kirche ein, so erhebt sich linker Hand über einer Vorhalle der Nonnenchor am hinteren Ende des Langhauses. Über dem Nonnenchor ist das gotische Gewölbe mit einem einzigartigen Gemälde, dem Engelschor, verziert. Matthäus Ostendorfer malte 1625 diesen weitum größten und vielfältigsten Engelchor. Dafür hat Ostendorfer eine Hundertschaft singender Engel um die Heiliggeistaube in der Mitte platziert. Um sie herum sieht man Musikanten mit Chlavichord, Theorbe, Harfe, Bassgambe, Bratsche, Geige, mehrere Flöten in alten Bauweisen, Zink, Fagott und Posaunen. 1756 wurden sie im Zuge der Barockisierung übermalt und erst bei einer Restaurierung 1951 wieder freigelegt. Ab 2023 sollen sie restauriert werden, was nach Voranschlägen rund 810.000 Euro kosten wird. Im Zuge der Restaurierung ab 2023 wird auch die Orgel auf dem Nonnenchor restauriert. In der Kirche gibt es zwei Orgeln von einem Mitglied aus der Mauracher-Familie, eine vorne in der Kirche aus dem Jahr 1867 und eine eben auf dem Nonnenchor aus dem Jahr 1897.[3]

In der nicht öffentlich zugänglichen Vorhalle befinden sich zwölf Wandnischen, in den Fresken verschiedener Heiliger zu sehen sind (die Vorhalle kann man beleuchten und durch Fenster hineinschauen).

Der Hochaltar ist ein gotischer Flügelaltar. Ursprünglich war dieser gotischer Flügelaltar, der um 1515 entstand, für die Filialkirche hl. Ulrich in Scheffau am Tennengebirge geplant. Aber 1853 wurde er gegen den Barockaltar von Hans Waldburger getauscht.

Das Weihwasserbecken stammt aus dem Jahr 1627 von Jacob Perger, der sein Werk laut Rechenbuch am 15. Jänner 1627 bezahlt bekam (25 Gulden). 1683 wurde von Hanns Rambler vollständig erneuert. Er bekam dafür am 16. Juni des Jahres 24 Gulden.

Die Kanzel trägt eine Reliefwappen der Äbtissin Agatha von Haunsperg und die Jahreszahl 1475.

In der südlichen Seitenapsis befindet sich ein Katharinenaltar, der im 19. Jahrhundert komplett erneuert werden musste. Eine salzburgische "Schöne Pietà" aus Steinguss, die um 1420 enstanden war, findet man in der nördlichen Seitenapsis.

Unter dem Hochaltar befindet sich eine Krypta, in der das nunmehr leere Grab der hl. Erentrudis steht. 1624 waren ihre Reliquien gehoben worden. Diese wurde neu gefasst und in einem Holzsarg verwahrt. 1674 kamen sie in einem Silberschrein in die Klausur. Die Krypta entstand als Teil der Heinrichsbasilika und war bereits 1043 der hl. Erentrudis geweiht worden. Wie die ursprüngliche ottonische Krypta aussah weiß man heute nicht, da sie von 1464 bis 1475 neu gestaltet wurde und ihr heutiges Aussehen erhalten hatte.

Das Seitenaltarbild "Die sieben Zufluchten" stammt von Peter Paul Perwanger.

Äbtissinnenkapelle

Die Äbtissin Maria Magdalena I. von Schneeweiß (16201625) wurde in der zweiten Kapelle an der Südseite bestattet. Ihr Wappen befindet sich im Kreuzgewölbe. Seither werden die Grabtafeln aller Äbtissinnen dort angebracht.

Grabmäler

und andere

Sonstiges

Der stets wenig helle Kirchenraum mit dem erhöhten Chor über der Krypta verleiht der Kirche eine eigene Stimmung. In hohen Festtags-Gottesdiensten ist hier der zeitlos-meditative gregorianische Gesang des Nonnenchores zu hören.

Wallfahrt

Die Kirche war für Kreuzvölker nach Nonnberg Ziel von Wallfahrten.

Bilder

 Kirche Mariae Himmelfahrt (Abtei Nonnberg) – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Quellen

Einzelnachweise

  1. "Die Denkmale des Stiftes Nonnberg in Salzburg", siehe unter Quellen
  2. die hier angeführten Zeiten der Äbtissinnen weichen von jenen Daten auf der Liste der Äbtissinnen im Salzburgwiki erheblich ab; diese Daten wurden aus der Quelle Abteikirche Nonnberg, Kunstverlag Hofstätter, 1995, unter Mitwirkung von Dr. Adolf Hahnl, Salzburg, Dr. phil. Verena Stähli-Lüthi, Schweiz und P. Gregor Brazerol OSB, Schweiz, verfasst; in dieser Quelle gibt es eine umfangreichen Quellenverweis, u. a. auf das Dehio Salzburg
  3. Salzburger Nachrichten, 16. September 2023: "Stift Nonnberg putzt die Engel heraus", ein Beitrag von Hedwig Kainberger