Friedrich Hermann
Konsistorialrat P. o. Univ.-Prof. Dr. theol. Dr. phil. Friedrich (Karl) Hermann OSB (* 30. August 1913 in Jamnitz, Mähren; † 26. März 1997 in der Stadt Salzburg) war Professor für Kirchengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg.
Leben
Hermann wurde im südmährischen Städtchen Jamnitz geboren, in dem seine aus Wien stammenden Eltern (sein Vater war dort Schlossergehilfe) weilten. Er wuchs zusammen mit einem Bruder und einer Schwester bei seinen Eltern in Wien auf. Während seiner Volksschulzeit in Wien-Dornbach kam er über die dortige sanktpetrische Pfarre Dornbach in Kontakt mit den Patres von St. Peter, die ihn zur Erziehung im Konvikt ihres Klosters empfahlen. So kam er 1924 in das Konvikt St. Peter und machte seine Gymnasialstudien am Erzbischöflichen Privatgymnasium Borromãum. Nach der Matura trat er am 1. September 1932 in die Benediktiner-Erzabtei St. Peter ein, am 24. September 1936 leistete er seine feierliche Profess.
Er studierte Theologie und Philosophie an der Theologischen Fakultät in Salzburg (1933–1935) sowie an der Universität Innsbruck(1935–1939) Geschichte und Geographie für das Lehramt und Theologie; seine Studien schloss er 1939 als Doktor der Philosophie mit seiner Innsbrucker Dissertation über das Thema "Geschichte des Begräbnis- und Präzedenzrechtes von St. Peter" ab. Am 26. März 1939 wurde er in der Pfarrkirche Wien-Dornbach anlässlich des 700-jährigen Pfarrjubiläums vom Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer zum Priester geweiht.
Das NS-Regime zwang ihn, das Studium zum Lehramt aufzugeben, und so wandte er sich an der Wiener Universität der Geschichts- und Archivwissenschaft zu. Im September 1939 kam er nach Wien an das Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Hier legte er 1941 die Prüfungsarbeit "Das Urbar von St. Peter von 1365" vor.
Von März 1942 bis November 1945 war er in der Erzdiözese Wien angestellt. Seelsorgerlich betätigte er sich zu dieser Zeit als Kaplan in der Pfarre St. Florian in Matzleinsdorf. Er betreute von dort auch die Lazarette am Wilhelminenberg und erlebte die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs, welche in der Pfarre schwere Zerstörungen anrichteten, er selbst wurde zweimal ausgebombt.
Anfang 1946 kehrte er in die (vom NS-Regime im Jahr 1942 aufgehobene und nun restituierte) Erzabtei St. Peter zurück. Erzabt Dr. Jakobus Reimer ernannte ihn sogleich zum Bibliothekar und Archivar; die einmaligen Sammlungen von St. Peter sollte Hermann fast ein halbes Jahrhundert lang bis zu seinem Tod betreuen. An der Theologischen Fakultät widmete sich der Rückkehrer weiteren Studien. Er promovierte am 11. Dezember [ 1948]] mit einer Arbeit über Abt Dominikus Hagenauer zum Doktor der Theologie und wurde am 17. Juli 1951 an der Theologischen Fakultät in Salzburg mit dem Werk "Die Gründung der alten Salzburger Universität" für Österreichische Kirchen- und Geistesgeschichte habilitiert. Vom Wintersemester 1951/52 an hielt er kirchengeschichtliche Vorlesungen. Am 17. Juli 1959 zum außerordentlichen Professor ernannt, übernahm Hermann von seinem in den Ruhestand getretenen Mitbruder P. Maurus Schellhorn OSB die Leitung des Instituts für Kirchengeschichte und die Lehrkanzel für Kirchengeschichte. Am 30. Mai 1967 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. Dies entsprach auch einer schriftlichen Vereinbarung zwischen der Theologischen Fakultät, dem Erzbischof und der Benediktinerkonföderation vom 7. Dezember 1946, wonach die Professur für Kirchengeschichte eine "benediktinische Lehrkanzel" sei. Friedrich bekleidete diese Professur bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1983. Der Katholisch-Theologischen Fakultät diente er im Studienjahr 1968/69 auch als Dekan.
Hermann stellte, wie zahlreiche Publikationen zeigen, seine wissenschaftlichen Forschungen ganz in den Dienst seines Klosters, seines Ordens und der Universitätsgeschichte. Neben seiner universitären Tätigkeit war er von 1952 bis 1987 Geschäftsführer des Rupertuswerkes und dann des aus diesem hervorgegangenen Verlages St. Peter sowie Archiv- und Bibliotheksdirektor des Erzstiftes. Seit 1966 war er ordentliches Mitglied der Katholischen Akademie Wien.
Seine bevorzugte Mitarbeit galt der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, deren Präsidium er angehörte und die er nach jahrzehntelanger Abwesenheit wieder nach St. Peter, wo sich einst unter Abt Hauthaler ihr Stammsitz befunden hatte, zurückführte und die ihn im November 1991 zu ihrem Ehrenmitglied ernannte. Von 1966 bis 1981 gehörte er der Redaktion der von der Benediktinischen Akademie Salzburg herausgegebenen "Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige" an. Er war Mitglied der Bayerischen Benediktinerakademie und Hauptredakteur der Publikationsreihe "Austria Benedictina".
Von 1972 bis zu seinem Ableben war Hermann überdies Kustos bzw. Rektor der St. Michaelskirche.
Hermann verstarb wenige Tage nach einem Schlaganfall im 84. Lebensjahr im Salzburger Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Beim feierlichen Begräbnisgottesdienst in der Stiftskirche St. Peter waren zwei Bischöfe, sechs Äbte und eine große Zahl von Kollegen, Freunden und Bekannten zugegen.
Quellen
- RES, Eintrag "Hermann, Friedrich Karl (1913-1997)"
- Salzburger Nachrichten, 30. August 1978, S. 6 (SN-Archivseite): Geburtstage
- Salzburger Nachrichten, 29. März 1997, S. 23 (SN-Archivseite): Parten
- Universität Salzburg: Habilitationsschriften aus Patristik und Kirchengeschichte
| Vorgänger |
Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg 1968/69 |
Nachfolger |
| Vorgänger P. Maurus Schellhorn OSB |
Ordinarius für Kirchengeschichte an der Universität Salzburg 1967–1983 |
Nachfolger P. Gerhard Bernhard Winkler OCist. |
| Vorgänger |
Bibliotheksdirektor von St. Peter 1946–1997 |
Nachfolger |
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