Theologische Fakultät in Salzburg

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Die Theologische Fakultät in Salzburg war eine selbständige (zu keiner Universität gehörende) universitäre Einrichtung, die zwischen 1850 und 1962 bestand.

Einleitung

Zwischen der heutigen Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg und der Theologischen Fakultät der ursprünglichen Benediktineruniversität besteht eine bemerkenswerte Kontinuität:

Geschichte

Das Lyzeum in Salzburg

Nachdem das Gebiet des Landes Salzburg im Jahr 1810 an das Königreich Bayern gefallen war, wurde die Salzburger Universität mit Dekret der bayerischen Regierung vom 25. November 1810 aufgehoben. Anstelle der Benediktineruniversität wurde jedoch ein Lyzeum mit einer theologischen und einer allgemeinen Sektion errichtet.[1]

Lehrgegenstände der theologischen Sektion waren: Theologische Encyclopädie, orientalische Sprachen, biblische Hermeneutik, biblische Archäologie, Einleitung ins alte und neue Testament, Exegese des alten und neuen Testaments, Kirchengeschichte und Patrologie, katholische Dogmatik, Moral-Theologie, Homiletik, Katechetik, Liturgik, Kirchen-Recht und Pastoral-Theologie.[2]

Nachdem Salzburg im Jahr 1816 wieder dem Kaisertum Österreich angegliedert worden war, blieb das Lyzeum als "k. k. Lyceum zu Salzburg" bestehen; zu den organisatorischen Änderungen dieser Epoche gehörte, dass das Lyzeum in ein Theologisches und ein Philosophisches Studium, dann auch eine Medizinisch-chirurgische Lehranstalt (denen je ein Studien-Direktor vorstand) gegliedert war.[1]

Die Theologische Fakultät in Salzburg

1850 bis 1938

Im Jahr 1850 wurde das Lyzeum aufgelöst, doch blieben Teile in anderer Form bestehen. Insbesondere wurde anstelle des Theologischen Studiums des Lyzeums die "Theologische Fakultät in Salzburg" gegründet.[1]

Zu den Dekanen der neuen selbständigen Fakultät zählten in den folgenden Jahren:[3]

insgesamt acht Mal Dekan[6]

Mit dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistisch beherrschte Deutsche Reich wurden auch Pläne zur Errichtung einer katholischen Universität in Salzburg hinfällig. Mehr noch, durch Ministerialerlass vom 12. September 1938 wurde die Fakultät, mit Wirkung vom Tag der Zustellung dieses Erlasses, aufgelassen (die Auflösung der theologischen Fakultät zu Innsbruck war im Juli 1938 erfolgt, jene von Graz folgte im April 1939).[7]

1945 bis 1962

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und nach Wiedererrichtung der Republik Österreich erklärte die Provisorische Staatsregierung alle Anordnungen, die von den Behörden des Deutschen Reiches in der Form von Gesetzen, Verordnungen oder Erlässen in Angelegenheiten des Hochschulwesens getroffen worden waren, als für den Bereich der Republik Österreich mit 28. Mai 1945 außer Kraft getreten und setzte die früheren Vorschriften über die Organisation der Universitäten und der anderen wissenschaftlichen Hochschulen wieder in Kraft.[8] Damit wurde auch die Theologische Fakultät in Salzburg wieder lebendig.

Erster Dekan der Nachkriegszeit war (1945/1946) Alois Mager.[9]

Im Wintersemester 1945/1946 schrieben sich 171 Studierende ein, davon 16 Frauen. Sie waren zwischen 20 und 39 Jahre alt und stammten – kriegsbedingt weit verstreut – aus Bosnien, Deutschland, Lettland, Litauen, Österreich, Tschechien und der Ukraine. Als erste Promovendin in Salzburg scheint 1948 Elisabeth Herbrich am Päpstlichen Philosophischen Institut der Theologischen Fakultät auf, die zuvor in Prag studiert hatte. Das Thema ihrer Dissertation lautete "Die religiöse Unionspolitik Leibnizens im Zusammenhange mit seiner philosophischen Grundkonzeption". Später gab sie eine Gedenkschrift für ihren Doktorvater, den Benediktinerpater Ildefons Betschart, heraus.[10]

Mit dem Hochschul-Organisationsgesetz von 1955 erhielt die Fakultät als "Katholisch-theologische Fakultät in Salzburg" ihre gesetzliche Grundlage.[11]

Mit Bundesgesetz vom 5. Juli 1962 wurde das Hochschul-Organisationsgesetz dahin abgeändert, dass die "Universität in Salzburg" geschaffen sowie in eine Katholisch-theologische und eine Philosophische Fakultät gegliedert wurde; diese Änderung trat mit 1. Oktober 1962 in Kraft.[12] Seither teilt die Fakultät (wieder) das Schicksal der Universität Salzburg.

Quellen, Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 1,2 Artikel "Lyzeum Salzburg".
  2. Weilmeyr, Franz Xaver: Salzburg, die Hauptstadt des Salzach-Kreises (1813), S. 105 f.
  3. RES, Suchbegriff Dekan Fakultät
  4. Hof- und Staats-Schematismus des österreichischen Kaiserthumes für das Jahr 1866, S. 294
  5. Hof- und Staats-Schematismus des österreichischen Kaiserthumes für das Jahr 1868, S. 309.
  6. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, XXXVI, 1896, 420: Nekrolog auf Dr. Franz Brandner
  7. Kathpress, 30.11.2018: Salzburg: Theologische Fakultät gedachte ihrer Auflösung 1938
  8. Kundmachung der Provisorischen Staatsregierung vom 20. Juni 1945 über die Aufhebung der deutschen Rechtsvorschriften auf dem Gebiet des Hochschulwesens (16. Kundmachung über die Aufhebung von Rechtsvorschriften des Deutschen Reiches), StGBl. Nr. 75/1945.
  9. Österreichisches Biographisches Lexikon, Eintrag Mager, P. Alois (August) (1883-1946), Philosoph, Psychologe und Mystiker.
  10. Christoph Brandhuber: "PLUSpunkte. 400 Jahre Universität Salzburg, Salzburg 2022."
  11. Hochschul-Organisationsgesetz, BGBl. Nr. 154/1955,, insbesondere §§ 6 lit. d, 47, 49, 52, 53, 54, 55, 57 und 68.
    Ob die Änderung der Bezeichnung der Fakultät von "Theologisch" auf "Katholisch-theologisch" erst damals oder bereits früher erfolgte, ist dem Artikel(erst)verfasser nicht bekannt.
  12. Bundesgesetz vom 5. Juli 1962, mit dem das Hochschul-Organisationsgesetz abgeändert wird, BGBl. Nr. 188/1962.
Frauen in der Geschichte der Salzburger Universität