Erika Weinzierl

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Erika Weinzierl 2008

Univ.-Prof. Dr. phil. Erika Weinzierl, geborene Fischer (* 6. Juni 1925 in Wien; † 28. Oktober 2014 ebenda) war eine österreichische Historikerin.

Leben

Ihr Geschichtsstudium absolvierte sie von 1945 bis 1948 an der Universität Wien, wo sie sich 1961 für österreichische Geschichte habilitierte. Von 1948 bis 1964 war sie Archivarin im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.

1964 wurde sie nach Salzburg an das Institut für kirchliche Zeitgeschichte berufen. Daneben wurde sie 1967 außerordentliche, seit 1969 ordentliche Universitätsprofessorin für Österreichische Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Salzburg. Sie scheute nicht vor heißen Eisen zurück und prangerte die Kooperation der Katholischnationalen mit dem Nationalsozialismus an.

In der Zeit der Studierendenproteste zeigte sie bei der Wahl ihrer Themen und Gäste Mut. Nach der Schilderung von Ernst Hanisch mussten die Studierenden im Seminar "Theorien des Totalitarismus" viel lesen, "um uns als ,Scheißliberale‘ zu entlarven." Die Einladung des israelitischen Botschafters sorgte für heftige Kontroversen: Im überfüllten Hörsaal hingen antizionistische Transparente und die Studierenden brüllten Parolen gegen den Imperialismus. Erst als ihnen der Botschafter entgegendonnerte, "Ich habe mit der Waffe gegen den britischen Imperialismus gekämpft", vermochte er seinen Vortrag zu halten.

Von 1977 bis 2005 war sie Leiterin des neu eingerichteten Ludwig-Boltzmann-Institutes für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften an der Universität Salzburg, das 1979 an das Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien verlegt wurde und seit 1991 Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft heißt.[1]

Von 1979 bis 1995 war sie ordentliche Professorin für neuere und neueste Geschichte an der Universität Wien.

Seit 1948 war sie verheiratet mit dem Physiker Dr. Peter Weinzierl]. Der Historiker Michael Weinzierl und der Journalist Ulrich Weinzierl sind ihre Söhne.

Sie war Ehrenpräsidentin der "Aktion gegen den Antisemitismus" und Mitglied in verschiedenen Beiräten und Kuratorien.

Bücher

Sie schrieb zahlreiche Bücher und Artikel. Eines ihrer bedeutendsten ist:

  • "Zu wenig Gerechte. Österreicher und Judenverfolgung 1938–1945." Graz, Wien, Köln 1969, 1985 1986 und 1997

weitere Bücher(kleine Auswahl):

  • "Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten." Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, Band 33. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt, 1951. [Veröffentlichung d. Dissertation] (ohne ISBN)
  • "Die österreichischen Konkordate von 1855 und 1933". 1960.
  • "Österreich, Zeitgeschichte in Bildern". Innsbruck, Wien, München 1968, 1970 und 1975.
  • "Österreich 1918-38". 1984.
  • "Prüfstand. Österreichs Katholiken und der Nationalsozialismus". Mödling,Verlag St. Gabriel, 1988
  • "Vertreibung und Neubeginn. Israelische Bürger österreichischer Herkunft". Wien-Köln-Weimar 1992 (Herausgeberin, mit Dr. Otto Kulka).

Ehrungen

  • Päpstliche Medaille Bene Merenti (1952)
  • Premio Adelaide Ristori, Centro Culturale Italiano in Rom (1979)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1985)
  • Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien (1985)
  • Silbernes Ehrenzeichen des Landes Salzburg (1985)
  • Österreichischer Staatspreises für Kulturpublizistik (1988)
  • Dr.-Hertha-Firnberg-Staatspreis für besondere Leistungen auf dem Gebiet von Wissenschaft und Forschung (1992)
  • Wissenschaftspreis der Stadt Wien (1994)
  • Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (Sonderpreis für das Gesamtwerk) (1995)
  • Joseph-Samuel-Bloch-Medaille der "Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich" (1996)
  • Wilhelm-Hartel-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1998)
  • Volksbildungspreis der Stadt Wien (2000)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2000)
  • Ehrenpreis des Presseclubs Concordia (2009)

Literatur

Weiterführend

Für Informationen zu Erika Weinzierl, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema

Quellen

Einzelnachweis

Frauen in der Geschichte der Salzburger Universität