Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina (Bosna i Hercegovina) ist ein südosteuropäischer Bundesstaat.
Geografie
Bosnien und Herzegowina liegt im westlichen Teil der Balkanhalbinsel und ist in weiten Teilen durch eine bewaldete Mittelgebirgslandschaft geprägt. Er besteht geografisch aus der Region Bosnien im Norden, die rund 80 Prozent des Staatsgebiets einnimmt, und der kleineren Region Herzegowina im Süden.
Staatsorganisation
Bosnien und Herzegowina ist politisch in zwei Entitäten −
- die Föderation Bosnien und Herzegowina (FBiH), mehrheitlich von Bosniaken und bosnischen Kroaten bevölkert, und
- die Republika Srpska, mehrheitlich von bosnischen Serben bevölkert,
− gegliedert. Neben den Gebieten der beiden Entitäten gibt es den Brčko-Distrikt, in dem alle drei Bevölkerungsgruppen vertreten sind und der die beiden Gebietsteile der Republika Srpska voneinander trennt.
Daten
- Hauptstadt: Sarajewo
- Fläche: 51 197 km²
- Einwohnerzahl: 3 531 159
- Kfz-Kennzeichen: BIH
- Bevölkerung: Die Bürger des Staates "Bosnien und Herzegowina" werden als Bosnier bezeichnet. Damit sind Bosniaken und Kroaten wie auch Serben gemeint, die in Bosnien und Herzegowina beheimatet sind. Dagegen werden mit dem Begriff Bosniaken ausschließlich die bosnischstämmigen Muslime bezeichnet. Alle zählen zu den "drei konstituierenden Völkern" des Landes und sind offiziell gleichberechtigt.
- Sprache: Die Sprache der "drei konstituierenden Völker" ist Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (das ehemalige Serbokroatisch).
Geschichte
Bosnien hat als selbständiges Staatswesen eine alte Geschichte. 1137 scheint es als Königreich Rama im ungarischen Königstitel auf, während das Land Chulm (Herzegowina) bei Serbien verblieb. Ban Stefan Tvrtko I. (1353–1391) eroberte das serbische und dalmatinische Küstenland von Cattaro (Kotor) bis Spalato (Split) und nahm 1377 den Titel eines Königs von Bosnien an. 1463 unterwarf der osmanische Sultan Mohammed II. das Land. Der letzte König Stefan Tomašević wurde enthauptet. Bosnien wurde von türkischen Paschas regiert, der bodenständige Adel islamisiert.
Die Herzegowina blieb noch bis 1482 unabhängig. Der Name Herzegowina leitet sich von einem Machthaber von Sultans Gnaden im Tal der Neretva ab, der sich mit dem deutschen Titel "Herzog" schmückte. Während der Osmanenherrschaft kam es immer wieder zu blutigen Aufständen, zuletzt 1875. Die Unruhen in fast allen türkischen Provinzen auf dem Balkan veranlassten Russland zu militärischen Vorbereitungen. Bei einer Zusammenkunft von Zar Alexander I. und Kaiser Franz Joseph I. im böhmischen Reichstadt machte Franz Joseph I. die Zusage, dass sich die Monarchie im Falle eines russisch-türkischen Konflikts neutral verhalten werde. Daraufhin wurden 1877 die Verträge in Wien und Budapest ausgehandelt, in denen Russland Österreich-Ungarn die Besetzung Bosniens zugestand. Tatsächlich brach der Krieg zwischen dem Zarenreich und dem Osmanischen Reich aus, der zur Eigenstaatlichkeit der bisherigen türkischen Hoheitsgebiete, der Donaufürstentümer Walachei und Moldau (Rumänien), Serbiens, Montenegros und Bulgariens (als tributpflichtiges Fürstentum) führte.
Auf dem Berliner Kongress 1878 wurde vereinbart, dass Österreich-Ungarn nach dem russisch-türkischen Frieden von San Stefano die Provinz Bosnien und Herzegowina militärisch besetzen und verwalten solle. Diese Aufgabe wurde auf einer Konferenz der Außenminister der europäischen Großmächte noch auf den Sandschak von Novipazar ausgedehnt. 1878 wurden die genannten Regionen nach verlustreichen Kämpfen militärisch besetzt und 1908 staatsrechtlich annektiert. 1912 wurde der Sandschak von k.u.k. Truppen geräumt und dem Königreich Serbien einverleibt.
Die umfangreiche Kulturarbeit Österreichs umfasste auch riesige Investitionen in die Landwirtschaft mit zahlreichen Musterhöfen, in die medizinische Versorgung mit Krankenhäusern sowie Waisenhäusern und Pflegeheimen, in das Verkehrswesen mit zahlreichen Bahnlinien, die mit der legendären bosnischen Spurweite von 760 mm angelegt wurden, was sich für die Bewältigung der Gebirgsstrecken als großer Vorteil erwies. Diese Schmalspur überdauerte sogar noch den Zweiten Weltkrieg und wurde erst danach auf Normalspur umgestellt. Nachdem auf allen Gebieten große Erfolge erzielt waren, wurde die Region 1908 unter der Bezeichnung "Gemeinsame Reichslande Bosnien-Herzegowina" staatrechtlich der Doppelmonarchie angeschlossen und unter die gemeinsame Verwaltung von Österreich und Ungarn gestellt.
Der Mord am Thronfolgerehepaar 1914 in Sarajewo beendete die friedliche Pionierarbeit und war der zündende Funke zur Auslösung des Ersten Weltkrieges (dem Erzherzog Franz Ferdinand gehörte in Salzburg das Schloss Blühnbach). In diesem Krieg zählten die Regimenter aus Bosnien und Herzegowina zu den Elitetruppen der Monarchie. Das bosnisch-herzegowinische Infanterieregiment Nr. 2 (Ergänzungsbezirk Banjaluka) war das höchst ausgezeichnete Regiment der gesamten k.u.k. Armee.
Nach dem Ersten Weltkrieg bildeten Bosnien und Herzegowina bis zu dessen Zerfall einen Teil Jugoslawiens. Der nachfolgende, von ethnischen Säuberungen gekennzeichnete Bürgerkrieg führte viele Bosnier als Flüchtlinge auch nach Österreich.
Salzburgbezüge
Salzburger Persönlichkeiten, in Bosnien und Herzegowina geboren
- Der Salzburger Architekt Otto Prossinger wurde in Bihać geboren.
- Latif Čeliković aus Ripač in Bihać war ein aus Salzburg deportiertes Opfer des Nationalsozialismus.
- Der Fotograf Amir Kaljiković wurde in Bihać geboren.
- Der Ringer Amer Hrustanović wurde in Zvornik geboren.
- Der Torhüter des FC Salzburg Cican Stanković wurde in Bijeljina geboren, ebenso der Verteidiger Darko Todorović.
- Der Salzburger Fußballspieler Nino Bule wurde in Čapljina geboren.
- Die Lieferinger Fußballspieler Bojan Lugonja, Jusuf Gazibegović, Amar Dedić und Adel Halilović sind Bosnier.
- Beim FC Red Bull Salzburg spielten der Bosnier Smail Prevljak und Darko Todorović. Die ehemaligen Fußballspieler Admir Vladavić und Marko Vujić sind ebenfalls Bosnier.
- Die römisch-katholischen Priester Marko Stjepanović OFM und der Theologe Veselko Prlić stammen aus Bosnien
- Dr. Nedim Dedić, Salzburger Wissenschaftler und Leitender Unternehmensarchitekt (Lead Enterprise Architekt) der Salzburg AG, wurde in Sarajevo geboren.
- Der Architekt Otto Prossinger wurde in Bihać geboren.
- Dr. Džemil Šiljak, Leitender Oberarzt der Uro-Gynäkologie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, wurde in Foča geboren.
- Dr. Lejla Šiljak, Fachärztin/Oberärztin für Innere Medizin aus Hallein, wurde in Sarajevo geboren.
- Mag. Nenad Janković, Tierarzt und Dolmetscher aus Grödig, wurde in Tuzla geboren.
Sport
Bei den Olympischen Winterspielen 1984 war Anton "Jimmy" Steiner aus Lienz in Osttirol der einzige Österreicher, der eine Medaille errang (Bronze in der alpinen Abfahrt). Die Salzburger Fußballlegende Alexander Zickler bestritt ihr letztes Länderspiel 2002 gegen die Auswahl Bosnien-Herzegowinas.
Weitere Salzburgbezüge
- Emil Freiherr von Guttenberg (* 1841 in Tamsweg; † 1941 in Salzburg) war als Generalstabsoffizier maßgeblich an der Besetzung Bosniens und der Herzegowina beteiligt.
- Mladen Krndic ist ein Salzburger Unternehmer bosnisch-serbischer Herkunft und ehemaliger SPÖ-Gemeinderat der Stadt Salzburg.
- Der Salzburger Geograf Eduard Richter verfasste 1907 Beiträge zur Landeskunde Bosniens und der Herzegowina.
- Die meisten Mitglieder der Ukrainisch Griechisch-Katholischen Gemeinde Salzburg sind Flüchtlinge aus Bosnien.
- Der Militärseelsorger Albrecht Tagger absolvierte Auslandseinsätze in Bosnien und Herzegowina.
- Der Diplomat Helfried Carl war stellvertretender Büroleiter des damaligen Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina, Dr. Wolfgang Petritsch.
- Die Organisation Bauern helfen Bauern Salzburg unterstützt mehrere Projekte in diesem Land.
- Anton Waldner war von März 2017 bis März 2018 Kommandant der EUFOR-Truppe (European Union Force) in Bosnien und Herzegowina.
Konsularische Vertretung
Seit Juli 2018 gibt es in Salzburg ein bosnisches Honorarkonsulat.
Weiterführend
Für Informationen zu Bosnien und Herzegowina, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema
Quellen und Literatur
- Hösch, Edgar: Geschichte der Balkanländer. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart. München 1995.
- Gottas, Friedrich: Vorlesung UNI Salzburg, SS 2001, Geschichte der Balkanländer II, Mitschrift.
- Wagner, Wilhelm J.: Der große Bildatlas zur Geschichte Österreichs. Wien 1995.
- Weithmann, Michael W.: Balkan-Chronik. 2000 Jahre zwischen Orient und Okzident. 3. Auflage Regensburg 2000.