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| | Unter den Dutzenden von Forschern, die weiter an der Turbinenentwicklung arbeiteten, seien stellvertretend folgende Persönlichkeiten herausgegriffen: | | Unter den Dutzenden von Forschern, die weiter an der Turbinenentwicklung arbeiteten, seien stellvertretend folgende Persönlichkeiten herausgegriffen: |
| − | Der deutsche Lokomotivbauer Carl Anton Henschel (* 1780; † 1861) aus Kassel; der Professor für Maschinenbau am Polytechnikum in Karlsruhe, Jacob Ferdinand Redtenbacher aus Steyr in Oberösterreich (* 1809; † 1863), sowie der Hydrauliker Julius Ludwig Weißbach (* 1806, † 1871), aus Annaberg im Erzgebirge. | + | Der deutsche Lokomotivbauer Carl Anton Henschel (* 1780; † 1861) aus Kassel; der Professor für Maschinenbau am Polytechnikum in Karlsruhe, Jacob Ferdinand Redtenbacher aus Steyr in Oberösterreich (* 1809; † 1863), sowie der Hydrauliker Julius Ludwig Weißbach (* 1806; † 1871), aus Annaberg im Erzgebirge. |
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| | In Deutschland wurden trotz aller Erfindungsleistungen die Wasserturbinen zunächst äußerst misstrauisch betrachtet. Beispielsweise hielt auch die Regierung des Herzogtumes Braunschweig einen Patentschutz nicht für notwendig, weil sie für Wasserturbinen ohnehin keine Zukunftschancen sah. | | In Deutschland wurden trotz aller Erfindungsleistungen die Wasserturbinen zunächst äußerst misstrauisch betrachtet. Beispielsweise hielt auch die Regierung des Herzogtumes Braunschweig einen Patentschutz nicht für notwendig, weil sie für Wasserturbinen ohnehin keine Zukunftschancen sah. |
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| | Die über diesen Motor eingereichte Dissertation an der Technischen Hochschule Wien wurde mit dem Hinweis zurückgestellt, die Arbeit durch Vornahme von Versuchen zu ergänzen. | | Die über diesen Motor eingereichte Dissertation an der Technischen Hochschule Wien wurde mit dem Hinweis zurückgestellt, die Arbeit durch Vornahme von Versuchen zu ergänzen. |
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| − | Dazu kam es jedoch nicht mehr, weil Kaplan an der Deutschen Technischen Hochschule (DTH) in Brünn<ref>die amtliche Bezeichnung war k.k. deutsche Franz Josef Technische Hochschule Brünn, seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts gab es auch eine Tschechische Technische Hochschule</ref> die Stelle eines Konstrukteurs am Institut für Maschinenbau bei Professor Alfred Musil (* 1846 in Temesvar, † 1924 in Brünn) bekam. Dieser war der Vater des berühmten [[Robert Musil]] (* 1880 in Klagenfurt, [[Kärnten]]; † 1942 in Genf, [[Schweiz]]), der vor seiner späteren Karriere als Schriftsteller, das Maschinenbaustudium an der DTH absolviert hatte und von 1902–1903 Assistent an der TH in Stuttgart war. Kaplan trat Ende 1903 – gerade 27 Jahre alt geworden – seinen Dienst in Brünn an. | + | Dazu kam es jedoch nicht mehr, weil Kaplan an der Deutschen Technischen Hochschule (DTH) in Brünn<ref>die amtliche Bezeichnung war k.k. deutsche Franz Josef Technische Hochschule Brünn, seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts gab es auch eine Tschechische Technische Hochschule</ref> die Stelle eines Konstrukteurs am Institut für Maschinenbau bei Professor Alfred Musil (* 1846 in Temesvar; † 1924 in Brünn) bekam. Dieser war der Vater des berühmten [[Robert Musil]] (* 1880 in Klagenfurt, [[Kärnten]]; † 1942 in Genf, [[Schweiz]]), der vor seiner späteren Karriere als Schriftsteller, das Maschinenbaustudium an der DTH absolviert hatte und von 1902–1903 Assistent an der TH in Stuttgart war. Kaplan trat Ende 1903 – gerade 27 Jahre alt geworden – seinen Dienst in Brünn an. |
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| | Mit der Hauptstadt der damaligen Markgrafschaft [[Mähren]] mit rund 130 000 Einwohnern, davon ⅔ Deutsche, eingebettet in ein landschaftlich schönes Umfeld, lernte Kaplan einen dynamischen Ort kennen, der an dem gewaltigen Aufschwung der Industrie in den letzten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts in hervorragender Weise Anteil genommen hatte. Aus der engen Provinzstadt hatte sich ein Zentrum wirtschaftlichen und geistigen Lebens entwickelt, während die frühere Hauptstadt des Landes, Olmütz, zur kleinen bürgerlichen, teils bäuerlichen Land - und Garnisonsstadt geworden war. In Brünn entstanden Zug um Zug viele Fabriken, wobei die Schafwollindustrie an der Spitze stand. Dann folgte eine Reihe von Maschinenfabriken. Unter diesen genoss die 1861 als Eisengießerei gegründete Stahlhütte Ignaz Storek einen ausgezeichneten Ruf, weit über die Grenzen des Landes hinaus. Ihr sollte später bei der Entwicklung der Kaplan-Turbine eine entscheidende Rolle zufallen. | | Mit der Hauptstadt der damaligen Markgrafschaft [[Mähren]] mit rund 130 000 Einwohnern, davon ⅔ Deutsche, eingebettet in ein landschaftlich schönes Umfeld, lernte Kaplan einen dynamischen Ort kennen, der an dem gewaltigen Aufschwung der Industrie in den letzten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts in hervorragender Weise Anteil genommen hatte. Aus der engen Provinzstadt hatte sich ein Zentrum wirtschaftlichen und geistigen Lebens entwickelt, während die frühere Hauptstadt des Landes, Olmütz, zur kleinen bürgerlichen, teils bäuerlichen Land - und Garnisonsstadt geworden war. In Brünn entstanden Zug um Zug viele Fabriken, wobei die Schafwollindustrie an der Spitze stand. Dann folgte eine Reihe von Maschinenfabriken. Unter diesen genoss die 1861 als Eisengießerei gegründete Stahlhütte Ignaz Storek einen ausgezeichneten Ruf, weit über die Grenzen des Landes hinaus. Ihr sollte später bei der Entwicklung der Kaplan-Turbine eine entscheidende Rolle zufallen. |