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| | [[Datei:Schloss_Mittersill.jpg|thumb|Schloss Mittersill]] | | [[Datei:Schloss_Mittersill.jpg|thumb|Schloss Mittersill]] |
| | [[Datei:Mittersill Schloss 1.png|thumb|Schloss von einer anderen Seite gesehen.]] | | [[Datei:Mittersill Schloss 1.png|thumb|Schloss von einer anderen Seite gesehen.]] |
| − | Das '''Schloss Mittersill''' ist eigentlich eine Burg, die historisch eine bedeutende Rolle spielte, in der [[Nationalsozialismus|NS-Zeit]] eines von drei im [[Pinzgau]] betriebenen KZ-Nebenlager wurde und vorher und nachher prominente Gäste beherbergte. | + | Das '''Schloss Mittersill''' ist eigentlich eine Burg, die historisch eine bedeutende Rolle spielte, in der [[Nationalsozialismus|NS-Zeit]] eines von drei im [[Pinzgau]] betriebenen [[KZ Mauthausen-Außenlager Mittersill|KZ-Nebenlager]] wurde und vorher und nachher prominente Gäste beherbergte. |
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| − | ==Lage== | + | == Geografie == |
| | Das einst als Burg errichtete Schloss Mittersill liegt auf einer Rückfallkuppe oberhalb der Stadt [[Mittersill]]. Sie schützte die strategisch und verkehrstechnisch wichtige Nord-Süd-Verbindung vom [[Pass Thurn]] zum [[Felber Tauern]] am Übergang über die [[Salzach]]. Das Schloss liegt etwa 160 m über der heutigen Stadt auf 940 [[m ü. A.]]. | | Das einst als Burg errichtete Schloss Mittersill liegt auf einer Rückfallkuppe oberhalb der Stadt [[Mittersill]]. Sie schützte die strategisch und verkehrstechnisch wichtige Nord-Süd-Verbindung vom [[Pass Thurn]] zum [[Felber Tauern]] am Übergang über die [[Salzach]]. Das Schloss liegt etwa 160 m über der heutigen Stadt auf 940 [[m ü. A.]]. |
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| | ==Die Burg wird zum Schloss== | | ==Die Burg wird zum Schloss== |
| | =====Versteigerung===== | | =====Versteigerung===== |
| − | [[1880]] wurde das Schloss versteigert und gehörte fortan vermögenden Privatpersonen, die teilweise erhebliche Umbauten durchführten. [[1929]] fiel es durch hohe Verschuldung an das [[Bankhaus A. Lammer & Co|Bankhaus Lammer]] in [[Zell am See]]. Die Bekanntschaft mit dem Münchner Kunsthändler [[Hugo von Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus]] leitete den Abstieg der bis dahin schillernden Bankfrau [[Auguste Caroline Lammer]] ein. Grundherr war der Eigentümer des Schlosses Mittersill, stürzte sich immer mehr in Schulden, die Lammer abdeckte unter Hereinnahme von Pfändern, wie der Bibliothek des Schlosses und vor allem eines Gemäldes von Leonardo da Vinci, das damals mit 600.000 [[Schilling|öS]] von Lammer (heute etwa 2,8 Mio Euro) bewertet war. Als eine Bank, bei der Grundherr verschuldet war, die Versteigerung des Schlosses Mittersill erwirkte, erwarb es Frau Lammer und kam dadurch in noch größere finanzielle Schwierigkeiten, die zusätzlich durch die [[1000-Mark-Sperre]] eskalierten. Da ein Ausgleich scheiterte, kam es zum Konkurs. Das "Leonardo-Bild" war in der schwierigen Zeit nicht verkäuflich und konnte daher die Bank nicht mehr retten. | + | [[1880]] wurde das Schloss versteigert und gehörte fortan vermögenden Privatpersonen, die teilweise erhebliche Umbauten durchführten. [[1929]] fiel es durch hohe Verschuldung an das [[Bankhaus A. Lammer & Co|Bankhaus Lammer]] in [[Zell am See]]. Die Bekanntschaft mit dem Münchner Kunsthändler Hugo von Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus leitete den Abstieg der bis dahin schillernden Bankfrau [[Auguste Caroline Lammer]] ein. Grundherr war der Eigentümer des Schlosses Mittersill, stürzte sich immer mehr in Schulden, die Lammer abdeckte unter Hereinnahme von Pfändern, wie der Bibliothek des Schlosses und vor allem eines Gemäldes von Leonardo da Vinci, das damals mit 600.000 [[Schilling|öS]] von Lammer (heute etwa 2,8 Mio Euro) bewertet war. Als eine Bank, bei der Grundherr verschuldet war, die Versteigerung des Schlosses Mittersill erwirkte, erwarb es Frau Lammer und kam dadurch in noch größere finanzielle Schwierigkeiten, die zusätzlich durch die [[1000-Mark-Sperre]] eskalierten. Da ein Ausgleich scheiterte, kam es zum Konkurs. Das "Leonardo-Bild" war in der schwierigen Zeit nicht verkäuflich und konnte daher die Bank nicht mehr retten. |
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| − | In der Folge übernahmen das Schloss die Begründer eines so genannten „Sport- und Shooting-Clubs“ und bauten erneut um. In kürzester Zeit hatte der Club zahlreiche finanzkräftige und teilweise sehr prominente Mitglieder aus aller Welt. Es herrschte „high life“. Der [[Anschluss]] im Jahr [[1938]] beendete diese Phase schlagartig. Die Schlossbesitzer verloren ihren Besitz durch [[Arisierungen im Pinzgau|"Arisierung"]]. | + | In der Folge übernahmen das Schloss die Begründer eines so genannten "Sport- und Shooting-Clubs" und bauten erneut um. In kürzester Zeit hatte der Club zahlreiche finanzkräftige und teilweise sehr prominente Mitglieder aus aller Welt. Es herrschte "high life". Der [[Anschluss]] im Jahr [[1938]] beendete diese Phase schlagartig. Die Schlossbesitzer verloren ihren Besitz durch [[Arisierungen im Pinzgau|"Arisierung"]]. |
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| | ===NS-Zeit=== | | ===NS-Zeit=== |
| − | Die schon erwähnte Brandkatastrophe vom [[29. Juli]] [[1938]], die durch Blitzschlag ausgelöst wurde, brachte eine massive Zerstörung, der aber erneut ein Wiederaufbau folgte. Erst im Jahr [[1943]] war das Schloss wieder bewohnbar. Unter der Patronanz der SS wurde das „Sven-Hedin-Institut“ zur wissenschaftlichen Erforschung Innerasiens, vor allem Tibets, gegründet. Die Leitung hatte SS-Hauptsturmführer Dr. Ernst Schäfer. Etwa 20 Wissenschafter, darunter der Botaniker Dr. Volkmar Vareschi und der Anthropologe Dr. Trojan waren wissenschaftlich tätig. Es sollen grandiose Schätze aus Tibet vorhanden gewesen sein, wohl NS-Beutegut, das nach dem Krieg spurlos verschwand. (Hier bestand gegen Kriegsende aber auch ein Depot für mittels "Arisierung" - gleichbedeutend mit NS-Kunstraub - in Frankreich und den Niederlanden aus jüdischem, sowie Staats- und Kirchenbesitz emtwendete Meisterwerke, für die die Brüder [[Kajetan Mühlmann]] und [[Josef Mühlmann]] aus [[Uttendorf]] im Rahmen der "Dienststelle Mühlmann" in Den Haag hauptverantwortlich (Kajetan Mühlmann), bzw. mitverantwortlich waren (Josef Mühlmann).) | + | Die schon erwähnte Brandkatastrophe vom [[29. Juli]] [[1938]], die durch Blitzschlag ausgelöst wurde, brachte eine massive Zerstörung, der aber erneut ein Wiederaufbau folgte. Erst im Jahr [[1943]] war das Schloss wieder bewohnbar. Unter der Patronanz der SS wurde das "Sven-Hedin-Institut" zur wissenschaftlichen Erforschung Innerasiens, vor allem Tibets, gegründet. Die Leitung hatte SS-Hauptsturmführer Dr. Ernst Schäfer. Etwa 20 Wissenschafter, darunter der Botaniker Dr. Volkmar Vareschi und der Anthropologe Dr. Trojan waren wissenschaftlich tätig. Es sollen grandiose Schätze aus Tibet vorhanden gewesen sein, wohl NS-Beutegut, das nach dem Krieg spurlos verschwand. (Hier bestand gegen Kriegsende aber auch ein Depot für mittels "Arisierung" - gleichbedeutend mit NS-Kunstraub - in Frankreich und den Niederlanden aus jüdischem, sowie Staats- und Kirchenbesitz emtwendete Meisterwerke, für die die Brüder [[Kajetan Mühlmann]] und [[Josef Mühlmann]] aus [[Uttendorf]] im Rahmen der "Dienststelle Mühlmann" in Den Haag hauptverantwortlich (Kajetan Mühlmann), bzw. mitverantwortlich waren (Josef Mühlmann).) |
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| − | Zur Verrichtung der anderen Arbeit wurde eines der drei [[KZ-Nebenlager im Pinzgau]] auf dem Schloss Mittersill eingerichtet. Es war ein Nebenlager des Hauptlagers [[Konzentrationslager Mauthausen|KZ Mauthausen]] („1313 Schloß Lannach/ Steiermark, Kdo. v. Schloß Mittersill, Hauptlager Mauthausen“). Es bestand bis zum [[8. Mai]] [[1945]]. | + | Zur Verrichtung der anderen Arbeit wurde eines der drei [[KZ-Nebenlager im Pinzgau]] auf dem Schloss Mittersill eingerichtet. Es war ein Nebenlager des Hauptlagers [[Konzentrationslager Mauthausen|KZ Mauthausen]] ("1313 Schloß Lannach/ Steiermark, Kdo. v. Schloß Mittersill, Hauptlager Mauthausen"). Es bestand bis zum [[8. Mai]] [[1945]]. |
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| | ===Nachkriegsjahre=== | | ===Nachkriegsjahre=== |
| − | Einige Jahre nach dem Krieg wurde das enteignete Schloss von den rechtmäßigen Besitzern erneut übernommen, umgebaut und restauriert. Ab [[29. Juli]] [[1952]] wurde es nun zu einem beliebten Treffpunkt damaliger internationaler Prominenz, darunter Exkaiserin von Persien Soraya, Exkönig Faruk von Ägypten, die [[Niederlande|niederländische]] Königsfamilie, das Oberhaupt der Ismailiten, Prinz Aga Khan, die Schauspieler Gina Lollobrigida und Clark Gable sowie andere mehr. [[1957]] musste der Club wegen finanziellen Ruins schließen. [[1967]] wurde das Schloss von der „Internationalen Studentenmission“ erworben. Es wurde als Konferenz-, Studien- und Ferienzentrum für das „International Fellowship of Evangelical Students“ eingerichtet. Die neuen Besitzer, eine [[Protestantismus|evangelikale]] Organisation, sehen es als ihr Ziel, den christlichen Glauben unter Studenten und Akademikern – egal welcher Konfessionszugehörigkeit – zu erneuern. Im Jahr [[2010]] wurden neue Besitzer gesucht. | + | Einige Jahre nach dem Krieg wurde das enteignete Schloss von den rechtmäßigen Besitzern erneut übernommen, umgebaut und restauriert. Ab [[29. Juli]] [[1952]] wurde es nun zu einem beliebten Treffpunkt damaliger internationaler Prominenz, darunter Exkaiserin von Persien Soraya, Exkönig Faruk von Ägypten, die [[Niederlande|niederländische]] Königsfamilie, das Oberhaupt der Ismailiten, Prinz Aga Khan, die Schauspieler Gina Lollobrigida und Clark Gable sowie andere mehr. [[1957]] musste der Club wegen finanziellen Ruins schließen. [[1967]] wurde das Schloss von der "Internationalen Studentenmission" erworben. Es wurde als Konferenz-, Studien- und Ferienzentrum für das "International Fellowship of Evangelical Students" eingerichtet. Die neuen Besitzer, eine [[Protestantismus|evangelikale]] Organisation, sehen es als ihr Ziel, den christlichen Glauben unter Studenten und Akademikern – egal welcher Konfessionszugehörigkeit – zu erneuern. Im Jahr [[2010]] wurden neue Besitzer gesucht. |
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| | === Ereignisse === | | === Ereignisse === |
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| | * [[Fritz Koller|Koller, Fritz]]: ''Die Brüder Stöckl - Die Stöckl-Saga''. In [[Hans Hönigschmid|Hönigschmid, Hans]]: ''Bramberg am Wildkogel, I. Band''. Gemeinde Bramberg, Bramberg 1993. | | * [[Fritz Koller|Koller, Fritz]]: ''Die Brüder Stöckl - Die Stöckl-Saga''. In [[Hans Hönigschmid|Hönigschmid, Hans]]: ''Bramberg am Wildkogel, I. Band''. Gemeinde Bramberg, Bramberg 1993. |
| | * [[Josef Lahnsteiner|Lahnsteiner, Josef]]: ''Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat.'', Hollersbach, Salzburg, Selbstverlag 1956 | | * [[Josef Lahnsteiner|Lahnsteiner, Josef]]: ''Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat.'', Hollersbach, Salzburg, Selbstverlag 1956 |
| − | * [[Gerbert Lauth|Lauth, Gerbert]]: ''Millionäre und Könige auf Schloss Mittersill''. In: [[Michael Forcher|Forcher, Michael]]: ''Mittersill in Geschichte und Gegenwart'', Gemeinde Mittersill 1985, | + | * Lauth, Gerbert: ''Millionäre und Könige auf Schloss Mittersill''. In: Forcher, Michael: ''Mittersill in Geschichte und Gegenwart'', Gemeinde Mittersill 1985, |
| − | * [[Friederike Zaisberger|Zaisberger, Friederike]]: ''Burgen, Ansitze und Wehranlagen – Ihre Bedeutung und das wechselvolle Geschick der Besitzer'' In: [[Michael Forcher|Forcher, Michael]]: ''Mittersill in Geschichte und Gegenwart'', redigiert und gestaltet von Michael Forcher. Gemeinde Mittersill 1985. | + | * [[Friederike Zaisberger|Zaisberger, Friederike]]: ''Burgen, Ansitze und Wehranlagen – Ihre Bedeutung und das wechselvolle Geschick der Besitzer'' In: Forcher, Michael: ''Mittersill in Geschichte und Gegenwart'', redigiert und gestaltet von Michael Forcher. Gemeinde Mittersill 1985. |
| | * [[Martin Gschwandtner|Gschwandtner, Martin]]: ''Auguste Caroline Lammer (1885-1937). Die bisher einzige Bankgründerin Österreichs. Ihre turbulente Geschichte in einer krisenhaften Zeit.'' München, Norderstedt 2007, 2. Auflage 2010. | | * [[Martin Gschwandtner|Gschwandtner, Martin]]: ''Auguste Caroline Lammer (1885-1937). Die bisher einzige Bankgründerin Österreichs. Ihre turbulente Geschichte in einer krisenhaften Zeit.'' München, Norderstedt 2007, 2. Auflage 2010. |
| | * [[Martin Gschwandtner|Gschwandtner, Martin]]: ''Auguste Caroline Lammer. Die tragische Geschichte der bisher einzigen Bankgründerin Östereichs.'' In: [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] 145 (2005), S. 227-264, hier S. 234 ff. | | * [[Martin Gschwandtner|Gschwandtner, Martin]]: ''Auguste Caroline Lammer. Die tragische Geschichte der bisher einzigen Bankgründerin Östereichs.'' In: [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] 145 (2005), S. 227-264, hier S. 234 ff. |
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| − | ==== Einzelnachweis ====
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