Filialkirche zum hl. Michael
Die Filialkirche zum hl. Michael,[1] von den Salzburgern durchwegs Michaelskirche genannt, war bis 1189 Pfarrkirche in der Altstadt Salzburgs. Heute ist sie eine Filialkirche der Benediktiner-Erzabtei St. Peter und zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt.
Patrozinium
Das Patrozinium wird an Michaeli, dem 29. September, begangen.
Lage
Die Kirche, die dem Erzengel Michael geweiht ist, befindet sich am Residenzplatz - Haus Nr. 8. Ihre südliche Front grenzt an den Residenzplatz (wo sich auch der Eingang zur Kirche befindet), im Nordwesten ein kleines Stück an den Waagplatz, den Turm und seine Fassade sieht man von dem nur wenige Meter im Osten gelegenen Mozartplatz. Die Kirche war namensstiftend für Objekte in ihrere Umgebung:
- für den Michaelsplatz, der 1849 in Mozartplatz umbenannt wurde
- bis 1841 sprudelte das Wasser des Michaelsbrunnens auf dem Michaelsplatz
- für das 1867 abgetragene Michaelstor
- an der Fassade des nahen Höllbräus prangt eine Statue des Erzengels als Seelenwäger
Geschichte

Ihre Ursprünge reichen in die Zeit Karls des Großen zurück. Die Kirche wurde neben der baierischen Pfalz, dem herzoglichen Verwaltungssitz der Agilolfinger, und dem ältesten Gerichtssitz der Stadt, damals allgemein Schranne genannt, errichtet. Noch vor 800 ist hier "an der Pforte" (siehe Bischofsburg) die älteste dem Erzengel Michael geweihte Kirche nachgewiesen (813), und zwar immer als Filialkirche St. Peters. Bis 1223 war die sie zugleich kaiserliche Pfalzkapelle und Pfarrkirche der Bürgerschaft.
Die Kirche St. Michael besaß folgerichtig zwei Zugänge und zwei Stockwerke: den obere Stock für Kaiser und Gefolge mit einem Zugang von der Pfalz, der untere Stock für die Bürger. Nach der Verlegung des Marktplatzes und des Gerichtssitzes lag die Kirche nicht mehr im Mittelpunkt des Bürgerlebens. Zudem löste die Marienkirche (heute Franziskanerkirche) und später der Dom die Kirche St. Michael als Pfarrkirche ab.
Nachdem die Grafen von Plain im Auftrag von Kaiser Friedrich I. Barbarossa am 5. April 1167 die Stadt und Festung verwüsteten und in Brand gesteckt hatten, um die Reichsacht zu vollziehen, wurde die Kirche neu aufgebaut. Dank ihrer Position als Pfalzkapelle entstand sie umgehend neu und konnte schon ein Jahr später, 1168 neu von Erzbischof Konrad III. geweiht werden.
1767 bis 1778 wurde diese Kirche im Auftrag von Abt Beda Seeauer erneut umgebaut und im Stil des Rokoko ausstaffiert. Der heutige Marmorhochaltar mit dem Bildnis des heiligen Michael wurde 1770 verändert.
Zum Abschluss der Innenrestaurierung 2015 erhielt die Kirche St. Michael einen neuen, transparent gestalteten Volksaltar und einen neuen Ambo. Am 28. September 2015 wurden diese von Erzabt Korbinian Birnbacher OSB gesegnet und eingeweiht.
Orgel
Die Orgel stammt von Orgelmacher Johann Rochus Egedacher, der sie 1770 mit vier Registern aufstellte. 1974/75 wurde sie unter der künstlerischen Beratung von Gerhard Croll (Salzburg) und Hans Nadler (Bregenz) von Herbert Gollini restauriert, wobei dieser die Register Copel 8', Flöte 4' und Oktave 2' rekonstruieren musste, da nur mehr das Prospekt-Register Principal 4' erhalten geblieben war.[2]
Wechselkrippe
Die Filialkirche zum hl. Michael besitzt die einzige Wechselkrippe im Bundesland Salzburg. Sie zeigt nicht nur weihnachtliche Szenen, sondern in der Fasten- und zur Osterzeit auch das Passions- und Ostergeschehen sowie dazwischen einige Figurengruppen.
Gebaut wurde diese Wechselkrippe von Frater Pius Hochreiter OSB (* 1904; † 1982), der ab 1827 Benediktinermönch in der Benediktiner-Erzabtei St. Peter war (zu der die Kirche pfarrlich gehört). Dieser Landschaftsbauer hatte sich für den Ort der Darstellungen etwas Besonderes einfallen lassen. Seine Darstellung der Fastenkrippe finden vor der Kulisse der Festung Hohensalzburg und auf einer der Befestigungsmauern auf dem Kapuzinerberg statt. Der Residenzplatz ist Schauplatz für Händler und Volkstypen. Für die Weihnachtskrippe wählte Hochreiter den Friedhof von St. Peter unmittelbar unter den Felswänden des Mönchsberges mit den Katakomben als Kulisse.
Der Krippenschnitzer Josef Klampfer (* 1892; † 1962) fertigte die Figuren für beide Krippen an.
Bilder
Landschaftskrippe zu Weihnachten
In der Weihnachtszeit zeigt die Michaeli-Krippe, eine Weihnachtskrippe, den biblischen Jahreskreis mit Motiven und Panoramen der Stadt Salzburg. Die Krippe befindet sich unmittelbar neben der schweren Eingangstüre, rechts in einem Schaukasten hinter Glas. Es ist eine klassische Kastenkrippe.
In den vielen Kirchen der Stadt Salzburg gibt es Krippen, manche noch größer und vielleicht auch prächtiger. Das Besondere an der Krippe in der Kirche St. Michael ist, dass die Weihnachtsgeschichte rund um die Geburt von Jesus mit Figuren das Gelände der Erzabtei von St. Peter darstellt. Die Panoramen sind sehr wirklichkeitsnahe Darstellungen Salzburger Orte.
Die Weihnachtskrippe ist bereits im Advent zu sehen. Jedoch erst am Weihnachtstag wird die Krippe mit dem Jesukind ergänzt, dem dann auch Hirten und Engel huldigen. Ochs und Esel und viele andere Tiere schauen zu, wie Josef und Maria andächtig das Jesu-Kind anbeten. Zuletzt erscheinen in dieser besonderen Szenerie noch die Heiligen drei Könige.
Fastenkrippe
Die Fastenkrippe in der Kirche St. Michael zeigt die Passion von Jesus vor einer Altstadt-Szenerie, bestehend aus Festung Hohensalzburg, Salzburger Glockenspiel, Stieglkeller und Dom.
Am Karfreitag befindet sich vor dieser Kulisse eine Kreuzigungsgruppe: Jesus am Kreuz, umgeben von drei Engeln, zwei Gefährten sowie der klagenden Maria, Maria Magdalena und Johannes, seinem geliebten Jünger. Links steht ein Wachhäuschen mit zwei Soldaten davor. Rechts steht eine Gruppe von Soldaten, ein Hauptmann, auf dem Pferd sitzend, und zwei weitere Soldaten. Rechts dahinter vor dem Dom findet gerade ein Markt statt. Eine Bäuerin bietet Brot, Kartoffeln und Obst zum Kauf an und eine Bürgerin feilscht mit ihr über den Preis. Ein Kaufmann übergibt einer Bürgerin die soeben gekaufte Ware. Ein anderer Kaufmann führt ein Pferd herbei, das mit lebenden Geflügel und vollen Taschen beladen ist. Die Menschen der Stadt bleiben unbeeindruckt von dem traurigen Geschehen davor.
Am Ostersonntag zeigt die Osterkrippe den auferstandenen Jesus Christus, erhöht auf einem mit Lichtkugeln geschmückten Podest stehend vor einem prächtigen Strahlenkranz mit einem Chor von Engeln (Putti) darauf. Davor steht eine musizierende Gruppe von Engeln, einer singend, die anderen Geige, Gitarre und Harfe spielend. Rechts davon, zur menschenleeren Stadt hin gewendet, verkündigt ein großer Engel an Maria Magdalena, die den Kelch des neuen Testament in der Hand hält, dass Jesus vom Tode auferstanden ist.
Kuriosum

Bei einem Besuch von Salzburgwiki-Autor Peter Krackowizer am 31. August 2008 im Kapuzinerkloster Salzburg auf dem Kapuzinerberg in der Stadt Salzburg machte ihn Bruder Gebhard auf zwei Besonderheiten in der Salzburger Altstadt aufmerksam: Der Kirchturm der Filialkirche zum hl. Michael sei nicht gerade (hier im Bild) und der Tambour der Domkuppel stehe nicht in der Mitte, sondern leicht nach links versetzt.
Bilder
Filialkirche zum hl. Michael – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Filialkirche zum hl. Michael – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Literatur
- Filialkirche zum hl. Michael [in Salzburg], in: Österreichische Kunsttopographie Band XII, Wien 1913, S. 199–208.
- Dehio Salzburg. Wien 1986.
- Hahnl, Adolf: St. Peter und die Stadt Salzburg, in: Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum - St. Peter in Salzburg. Katalog zur 3. Landesausstellung 15. Mai–26. Oktober 1982, Red.: Heinz Dopsch und Roswitha Juffinger (Salzburg 1982) S. 44–54.
- Hell, Martin: Ein frühgeschichtlicher Grabfund bei der Michaelskirche in Salzburg, in: MGSLK 98 (1958) S. 235–240.
- Hoppe, Theodor: Zur Baugeschichte der Michaelskirche in Salzburg, in: MGSLK 115 (1975), S. 243–247.
- Pagitz, Franz: Der Pfalzbezirk um St. Michael in Salzburg, in: MGSLK 115 (1975), S. 175–241.
Quellen
- Beitrag Altstadt von Salzburg
- St. Michael Kirche St. Michael
- Salzburg, die Geschichte einer Stadt, Seite 154
- Salzburger Brauch, Seite 131f
- E-Mail am 4. Dezember 2018 Mag. Dr. Gerald Hirtner des Archivs der Erzabtei St. Peter an Benutzer:Peter Krackowizer
Einzelnachweise
- ↑ Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hrsg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 135.
- ↑ Gerhard Walterskirchen: Orgelfrühling in Salzburg. In: Singende Kirche, Jg. 22 (1974/75), Nr. 3, S. 134.