Archiv der Erzabtei St. Peter
Das Archiv der Erzabtei St. Peter der Benediktiner-Erzabtei St. Peter in der Stadt Salzburg ist eines der ältesten Archive Österreichs mit Aufzeichnungen vom 8. bis zum 20. Jahrhundert.
Geschichte
Aus dem Mittelalter
Die älteste Originalurkunde im Stiftsarchiv St. Peter stammt aus dem Jahr 1005. Unter anderem finden sich im Archiv Aufzeichnungen der Äbte, des Konvents und der Wirtschaftsverwaltung des um 696 gegründeten Klosters. Die Urkunden dienten der Absicherung des Besitzes und der Rechte des Klosters. Sie waren Teil des Klosterschatzes und ihre Verwahrung oblag bis ins 20. Jahrhundert den Äbten.
Mit dem Salzburger Verbrüderungsbuch besitzt St. Peter ein wertvolles Schriftzeugnis des Frühmittelalters, das 2014 von der UNESCO in das Österreichische Nationale Memory of the World Register (Dokumentenerbe)[1] aufgenommen wurde.
Ein erstes Urkundenverzeichnis ist in einer liturgischen Handschrift des späten 12. Jahrhunderts überliefert. Weitere Archivfindmittel wurden ab dem späten 15. Jahrhundert erstellt.
Aus der Neuzeit
Ab dem 18. Jahrhundert waren Mönche mit der Pflege und Erschließung des Archivs betraut. Unter den neuzeitlichen Mönchen, die im Archiv Quellenstudien betrieben, waren Gelehrte und Historiker wie die Brüder Mezger, Bernhard Viechter, Korbinian Gärtner und Abt Willibald Hauthaler. Die Äbte Amand Pachler, Beda Seeauer und Albert Nagnzaun legten jeweils umfassende Inventare an.
Abt Dominikus Hagenauer, ein Jugendfreund von Wolfgang Amadé Mozart, verfasste ein siebenbändiges Tagebuch, welches im Stiftsarchiv aufbewahrt wird und seit 2009 in Edition vorliegt. 2018 wurde es von der UNESCO in das Österreichische Nationale Memory of the World Register aufgenommen.
Um 1800 unternahmen einzelne Mönche weite Studienreisen und hielten ihre Eindrücke schriftlich fest, die zum Teil bereits ediert sind.
Die Rotelsammlung von St Peter ist eine herausragende personengeschichtliche Quelle für die frühe Neuzeit. Sie ist die umfangreichste ihrer Art in Bayern und Österreich.
Aus dem 20. und 21. Jahrhundert
1942 bis 1948 waren die Bestände des Stiftsarchivs beschlagnahmt und gehörten zum Salzburger Landesarchiv. Die beiden Archivare Dr. Franz Martin und Dr. Herbert Klein entwarfen eine grundlegend neue, bis heute gültige Bestandsordnung. Während des Krieges wurden die älteren und wertvollsten Archivalien zum Schutz vor Bombenangriffen in Sicherheit gebracht.
Die Rückgabe des Archivs an das Stift erfolgte 1948. Einzelne Archivalien fanden erst Jahre oder Jahrzehnte später den Weg zurück nach St. Peter. Die Bemühungen um Rückführung von "lost-art"-Objekten sind noch nicht abgeschlossen, sodass das Archiv St. Peter nach wie vor um konkrete Hinweise bittet. (www.salzburg-geschichte-kultur.at)
Die Archivräumlichkeiten wurden 2007 umfassend erweitert und modernisiert. Momentan liegt das Hauptaugenmerk auf der digitalen Erfassung der Archivbestände.
Archivare
- P. Josef Strasser (* 1869; † 1939) von 1910 bis 1935
- P. Amand Bentze von 1935 bis 1941
- Franz Martin und Herbert Klein von 1942 bis 1945 als Teil des Landes-/Reichsgauarchiv
- P. Friedrich Hermann von 1946 bis 1997
- Adolf Hahnl von 1969 bis 1997
- P. Korbinian Birnbacher von 1997 bis 2013
- Helga Penz von 2004 bis 2007
- Mag. Dr. Gerald Hirtner seit 2007
Archivbestände
- Urkundenreihe: Urkundenreihe ab 1006, ca. 5 150 Signaturen
- Handschriftenreihe A: 1 040 Signaturen: buchförmige Archivalien, insbesondere Chroniken, Tagebücher, Protokolle, Nekrologe, Inventare, Rechnungsbücher und Roteln (Mitteilung des Todes an andere Klöster)
- Salzburger Verbrüderungsbuch
- Handschriftenreihe B: ab 1215, ca. 1 400 Signaturen, Amtsbücher der Grundherrschaft und Wirtschaftsverwaltung: Gesamturbare, Teilurbare, Weistümer, Kopialbücher, Urbargerichtsprotokolle, Notelbücher, Amtsbücher des Hofrichteramts, Waldbücher, Ausstandsregister, Stift- und Anlaitlibelle, Weihsteuerlisten, sonstige Bücher
- Akten-Altbestand ab dem 15. Jahrhundert bis ca. 1958, ca. 3 000 Signaturen, Unterlagen und Korrespondenzen der Äbte, der Konventualen, der Kämmerei und anderer Verwaltungsstellen des Stiftes sowie Akten der Grundherrschaft
- Akten-Neubestand ab ca. 1958, ca. 700 Signaturen, Unterlagen aus dem Hoheitsbereich und der Wirtschaftsverwaltung des Klosters sowie seiner Werke, teilweise Schutzfrist laufend: Abtei, Konvent, Kirchen, Kämmerei, Archiv, Bibliothek und Sammlungen, Werke, Oblaten, nicht-klösterliche Betreffe
- Dezentrale Archivkörper und Deposita: Pfarrarchiv Abtenau, Urbaramtsarchiv Abtenau, Archiv Maria Plain, Pfarrarchiv Rußbach am Paß Gschütt, Propsteiarchiv Wieting, Archiv der Österreichischen Benediktinerkongregation (ÖBenK), Archiv der Salzburger Äbtekonferenz (SÄK)
- Plansammlung ab ca. 1600, ca. 800 Signaturen, Pläne, Karten, Risse und Skizzen
- Fotosammlung ab ca. 1860, Fotonachlässe und thematische Sammlungen: Fotonachlässe, Fotos betreffend St. Peter, Fotos betreffend Stiftspfarren, Foto-Sondersammlungen
- Sondersammlungen (derzeit, 2020, eingeschränkt benützbar): Bildchen (insbesondere Sterbe- und Priesterbildchen), Postkarten, Briefmarken, Fragmente, Plakate, Siegelstempel, Typare, Stempel
Online abrufbar
Stand Jänner 2020
- monasterium.net Urkundenreihe (ab 1006, ca. 5 150 Signaturen)
- manuscripta.at Handschriftenreihe A (ab 784, ca. 1 040 Signaturen, buchförmige Archivalien, insbesondere Chroniken, Tagebücher, Protokolle, Nekrologe, Inventare, Rechnungsbücher)]
- ANNO, Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Pirmin Lindner, Professbuch der Benediktiner-Abtei St. Peter in Salzburg (1419–1856). Salzburg 1906
Weitere online-Links und herunterladbare PDF findest du auf der Website des Archivs: