Großer Bergpreis von Österreich auf dem Gaisberg 1969
Der 13. Große Bergpreis von Österreich 1969 war das letzte Bergrennen auf der Gaisberg Landesstraße auf den Gaisberg in der Stadt Salzburg.
Die Veranstaltung
Der 13. Große Bergpreis von Österreich 1969 fand am Sonntag, 7. September 1969, als letzter Lauf zur Europa-Bergmeisterschaft und als letztes Gaisbergrennen statt. Nur wenige Tage später, am 21. September 1969, wurde die zweite österreichische permanente Rennstrecke, der Salzburgring, eröffnet.
Es fehlte auch die Rennsportlegende Gerhard Mitter, der am 1. August des Jahres auf dem Nürburgring in Deutschland tödlich verunglückt war. Daher trat das Porsche-Werksteam bei diesem letzten Rennen auf dem Gaisberg nicht mehr an.
Ferrari hatte mit dem Schweizer Peter Schetty bereits den Europa-Bergmeister 1969 - sieben Siege und 56 Punkte - und verlangte vom Veranstalter des Gaisbergrennens, dem Österreichischer Automobil-Sport-Club (Ö.A.S.C.), unübliche 30.000,-- Schilling Startgeld. Veranstalter Willi Löwinger und seine Herren lehnten diese Forderung ab und Ferrari erschien ebenso nicht wie Porsche. Porsche hatte seine Werksambitionen von der Bergrennen zu den Langstreckenrennen geändert und fehlte bei diesem letzten Gaisbergrennen bis auf Sepp Greger (GER), der in einem Porsche 910 das Rennen der Prototypen gewann mit seiner Laufgesamtzeit (zwei Läufe) von 08:11,88 min. Dritter in der Gesamtwertung wurde. Seit Beginn der Europa-Bergmeisterschaften 1957 hatte Porsche mit Ausnahme von drei Jahren - in diesen gewannen die Werksteams von Maserati und Ferrari - alle Europa-Bergmeisterschaften gewonnen. Nun setzte ein nachlassendes Interesse an Bergrennen ein, was die Stuttgarter rechtzeitig erkannt hatten.
Das Gaisbergrennen forderte ein drittes Todesopfer
Der letzte Europa-Bergmeisterschaftslauf des Jahres und das letzte Rennen auf dem Gaisberg war auch von einem Todessturz überschattet. Carlo Abarth hatte seinen österreichischen Werksfahrer Johannes Ortner aus Villach zu einem Rennen in Spa-Francorchamps in Belgien geschickt. Neben Arturo Merzario war auch der junge Meraner Toni Pelizzoni von Abarth zum Gaisbergrennen geschickt worden. Toni Pelizzoni verunglückte in einem Trainingslauf am Samstag in seinen FIAT Abarth 2000 P tödlich in einer Kurvenkombination vor der Judenbergalm. Er war nach Walter Häderle (1960) und dem Grazer Puch-Motorrad-Rennfahrer Franz Hofer (1968) das dritte Todesopfer in der Geschichte der Gaisbergrennen.
Die Tageswertung
1. Arturo Merzario, I, Fiat Abarth SP 2000, 07;54,97 min.
2. Michel Weber, D, Alfa Romeo 33,2, 08:08,28 min.
3. Sepp Greger, D, Porsche 910, 08:11,88 min.
4. Gerhard Krammer, A, Brabham, 08:14,25 min.
5. Franz Albert, A, Brabham, 08:18,10 min.
Funktionäre
Auszug:
- Organisationskomitee des Ö.A.S.C. unter Leitung von Präsident Willi Löwinger (der auf die Bezeichnung Präsident sehr wert legte, siehe seinen Artikel)
- Drei internationale Sportkommissäre der Fédération Internationale de l'Automobile (F.I.A.)
- Nationalsportkommissäre der Obersten Sporkommission (O.S.K.):
- Pol. Bez.-Inspektor Friedrich Rodt (O.S.K.)
- Reg.-Rat Ing. Franz Ortner, SAMTC
- Rennleitung: Oberamtsrat Fritz Stengl (Ö.A.S.C./SAMTC)
- Zeitnehmung: Chefzeitnehmer Walter Kriwanek
- Starter: Georg Kopp
- Technische Kommissäre:
- Chefkommissär Ing. Toni Magnus (SAMTC)
- Harald Schmirl (SAMTC)
- Streckenreportage:
- Arno Patscheider, ORF Landesstudio Kärnten
- Dr. Helmut Krackowizer, Salzburg
- Presse: Gerhard Steininger von den Salzburger Nachrichten
Über die Rennen
Motorräder
Die Motorräder fuhren nur einen Wertungslauf
Klasse bis 50 cm³
Beim Rennen 1969 gewann Harald Bartol mit einer Zeit von 05:51,52 min. (88,335 km/h) auf Kreidler MRS. Den Rekord bis 1968 hatte Adolf Zötsch aus Graz auf Puch mit einer Zeit von 06:01,24 min. (86 km/h) gehalten.
Klasse bis 125 cm³
Diese Klasse gewann der Wiener Werner Schmied auf Rotax in einer Zeit von 05:06,51 min. (101,393 km/h). Zweiter wurde der Salzburger Ernst Fagerer auf Bultaco mit einer Zeit von 05:31,93 min. Den Streckenrekord in dieser Klasse hielt 1968 der Salzburger Manfred Magnus mit einer Zeit von 05:07,18 min. (101,07 km/h) mit einer Puch-Werksrennmaschine.
Klasse bis 250 cm³
Der Salzburger Franz Fagerer auf Bultaco entschied dieses Rennen mit einer Zeit von 04:58,20 min. (104,117 km/h). Franz Fagerer hielt auch den Streckenrekord in einem früheren Rennen mit einer Zeit von 04:56,86 min. (104,58 km/h).
Klasse bis 350 cm³
Ein weiterer Salzburger gewann dieses Rennen: Manfred Stengl, der frühere Doppelrodel-Olympiasieger, Silbermedaillengewinner bei der Junioren Bob-Europameisterschaft und Dritter der Viererbob-Weltmeisterschaft. Stengl wurde 1969 auch österreichischer Staatsmeister in dieser Motorradklasse. Beim Gaisbergrennen fuhr er eine Zeit von 04:43,61 min. (109,487 km/h) auf Aermacchi. Bis 1969 hatte diesen Rekord der Wiener Werner Bergold mit einer Zeit von 04:49,61 min. (107,22 km/h) auf Matchless.
Zweiter wurde Manfred Magnus (04:51,73 min., Yamaha).
Klasse bis 500 cm³
Diese Klasse gewann der aus Baden bei Wien stammende Werner Wabnig auf CZ MZ mit einer Zeit von 04:43,53 min. (109,525 km/h). Bis 1969 hatte diesen Rekord der Wiener Werner Bergold mit einer Zeit von 04:49,61 min. (107,22 km/h) auf Matchless.
Klasse über 500 cm³
Den Rekord hielt Ernst Holzeis auf BSA mit einer Zeit von 04:51,17 (106,63 km/h), gefahren bei seinem Siegeslauf beim Gaisbergrennen 1968. Dieser Rekord fiel jedoch beim letzten Rennen durch Herbert Prügl aus Linz. Mit seiner BSA fuhr er eine Zeit von 04:46,84 min. (108,425 km/h).
Motorräder mit Beiwagen bis und über 500 cm³
- Klaus Sprengl und J. Preisack aus Steyr auf BMW Eigenbau, 05:57,31 min. (86,9 km/h)
- Josef Ortner und M.Kürnsteiner aus Linz auf BMW Eigenbau, 06:02,85 min.
- Gerfried Sigl und Eva Hoffer aus Linz, SEB Eigenbau, 06:04,67 min.
Automobile
Die Automobile fuhren zwei Wertungsläufe, deren Gesamtzeit das Ergebnis ergab.
Tourenwagen bis 850 cm³
- Willi Sommer (Ö), Puch, 10:14,67 min.
- Hans Fink (Ö), Puch, 10:44,62 min.
- Walter Rudolf (Ö), Puch, 10:54,07 min.
Tourenwagen bis 1 150 cm³
- Karl Wendlinger junior (Ö), Fiat Abarth, 10:02,52 min.
- Rupert Hackl (Ö), NSU, 10:37,25 min.
Tourenwagen bis 1 300 cm³
- Peter Wichert (GER), Austin Cooper, 09:46,57 min.
- Johann Schnabl (Ö), Morris Cooper, 09:54,26 min.
- Hans Meier (Ö), Austin Cooper, 09:57,08 min.
Tourenwagen bis 1 600 cm³
- Klaus Reisch (Ö), Alfa Romeo, 09:22,76 min.
- Roland Moser (Ö), Ford Escort, 10:51,53 min.
Tourenwagen bis 2 000 cm³
- Ernst Furtmayr (GER), BMW 2002, 08:51,48 min.
- Walter Brun (SUI), BMW 2002, 09:15,93 min.
Grand Tourisme bis 2 000 cm³
- Sten Frohde (SWE), Porsche 911 T, 09:03,51 min.
- Helmut Schachner (Ö), Porsche 911 T, 09:18,56 min.
Formel Vee
- Fritz Böhler (Ö) Austro V, 09:11,58 min.
- Erich Breinsberg (Ö), Kaimann, 09:19,28 min.
- Helmut Müller (GER), MK 2, 09:24,33 min.
- Horst Miedaner, Salzburg, Austro V, 09:26,53 min.
Formelfrei bis 2 000 cm³
- Gerhard Krammer (Ö), Brabham, 08:14,23 min.
Formelfrei über 2 000 cm³
- Franz Albert (Ö), Brabham, 08:18,10 min.
Sportwagen bis 1 300 cm³
- Heinz Wengert (GER), Fiat Abarth, 09:08,45 min.
- Karl Schaffranek (Ö), Fiat Abarth, 10:00,42 min.
Sportwagen bis und über 2 000 cm³
- Arturo Merzario (ITA), Fiat Abarth SP 2000, 07:55,97 (130,47 km/h)
- Michael Weber (GER), Alfa Romeo 33.2, 08:08,28 min.
- Toni Fischhaber (GER), Porsche Carrera 6, 09:26,36 min.
Prototypen
- Sepp Greger (GER), Porsche 910, 08:11,88 min. (126,27 km/h)
- Sigi Pust (Ö), Porsche Carrera, 08:41,02 min.
- Klaus Sterzinger (Ö), Lotus BMW, 13:26,06 min.
Quellen
- 75 Jahre Gaisbergrennen 1929–2004
- Der Rennberg
- www.technischesmuseum.at/museum, Programmheft mit Notizen von Dr. Helmut Krackowizer