Gaisbergrennen 1929

Das erste Gaisbergrennen für Automobile und Motorräder fand am Sonntag, den 8. September 1929 auf der erst im Mai dieses Jahres fertiggestellte Gaisbergstraße auf den Salzburger Hausberg, den Gaisberg, statt.
Die Veranstaltung
Baron Franz Preuschen, der in der Gemeinde Aigen wohnte, war damals Präsident des Salzburger Automobil-Clubs (S.A.C.), der dieses Rennen, zusammen mit dem Bayerischen Automobil-Club veranstaltete. Der Start war damals noch in Gnigl bei der heutigen Obuskehre in Obergnigl.
Bei den Sport- und Rennwagen gingen dann am Sonntag von den elf genannten in der Sportwagenklasse dann aber nur fünf und in der Rennwagenklasse nur zwei von sieben genannten in die mit Spannung erwarteten Rennen. Hintergrund, so wurde damals vermutet, war, dass die Handelsverträge zwischen Österreich und Deutschland noch nicht unterzeichnet waren. Daher würden die Mercedes-Benz-Fahrer nicht starten. Es hätte es keinen Zweck gehabt, am Rennen teilzunehmen und einen Sieg zu erringen. Dies hätte dann die Einfuhrbewilligung der deutschen Automobile nur erschwert. Es wurde auch gemunkelt, dass die Mercedes-Rennfahrer wohl gestartet wären, hätten sie den Sieg sicher auf ihrer Seite gewusst. Aber sie fürchteten die kaum zu schlagende Konkurrenz des Austro-Daimler-Fahrers Hans von Stuck. Caracciola wäre mit einem 260-PS-Kompressor-Mercedes gestartet, jener von Stuck hatte nur 170 PS. Doch im Training war Stuck um 1,5 Minuten schneller als Cararcciola. Natürlich ahnte niemand, dass im Rennen dann Stuck wegen eines kurz vor Beginn des Rennens Ventilschadens nicht zur Konkurrenz antreten konnte.
In der Kategorie der Sportwagen stiftete Rudolf Steinweg aus München einige Verwirrung. Er hatte mit seinem Wagen bei der Mödlhammerwand einen Defekt und musste anhalten. Zwar wurde das Fahrzeug an den Straßenrand geschoben, aber die nach ihm gestarteten Bugatti-Fahrer Robert Richter und Fritz Poensgen aus München verzichteten auf eine Klassifizierung wegen dieser Behinderung. Es wurde ihnen dann ein zweiter Start bewilligt, auf den sie dann jedoch verzichteten.
Am Freitag, den 6. September, begannen die Trainingsläufe.
Peppi (Josef) Walla auf Sunbeam fuhr dann bei den Motorrädern mit 8:15,9 min. (85 km/h Schnitt) die Tagesbestzeit. Bei den Tourenwagen kam der Deutsche Manfred von Brauchitsch auf Mercedes mit einem Schnitt von 72 km/h zum Sieg. Schnellster Salzburger war Max Reheis auf A.J.S. (englische Motorradmarke) mit 8:41,88 min. (82 km/h). In der Rennwagenklasse siegte Jiri Prinz Lobkowitz auf Bugatti mit einem Schnitt von 79 km/h; der schnellste Automobilist war Max Graf Arco-Zinneberg, ebenfalls auf Mercedes, mit einer Zeit von 8:50,96 min (80 km/h); schnellster Salzburger im Automobil war Bergrat Dr. Ing. Karl Imhof mit 10:58,87 min. (65 km/h). Ausgeschieden war der Salzburger Philipp Graf Boos-Waldeck. Ihm brach schon einen Kilometer nach Start das Ölrohr. Und der Salzburger Hans Schmirl auf Puch stürzte knapp vor dem Ziel.
Während der Läufe der Motorräder zeigte Oberleutnant Eduard Kuhn von der Salzburger Fliegerschule mit seinem Flugzeug prächtige Loopings, Sturzflüge usw.. Dabei warf er auch Reklamezettel des Makart-Radios ab. Makart-Radio hatte eine ausgezeichnete Lautsprecheranlage entlang der Gaisbergstraße installiert, über die das Publikum - rund 20 000 Besucher - über den Rennverlauf informiert wurden.
Ergebnisse
Motorräder
Motorräder einspurig
- Klasse 6 bis 175 cm³
- Friedrich Schwarz, Wien, DKW, 10:32,76 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 67 km/h
- Karl Abarth, James, 11:28,42 min.
- Karl Schwarz, Salzbrg, WT, 13:20,06 min.
- Klasse A bis 250 cm³
- Ernst Schwarz, Wien, Meßner-Spezial, 9:51,84, min., Durchschnittsgeschwindigkeit 72 km/h
- Franz Meßner, Meßner-Spezial, 10:14,07 min.
- Walter A Loyda, Excelsior Jap, 10:25,60 min.
- Klasse B bis 350 cm³
- Willy Melchiar, Wien, Sunbeam, 9:24,26 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 75,957 km/h
- Karl Freilinger, Obing, AJS, 9:46,82 min.
- Ferry Hückel, Ardie, 10:14,04 min.
- Betty Steiner, Gmünd, 10:39,12 min.
- Klasse C bis 500 cm³
- Josef Walla, Wien, Sunbeam, 8:18,95 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 85,850 km/h
- Rudolf Runtsch, Douglas, 8:36,78 min.
- Max Reheis jun., Salzburg, AJS, 8:41,88 min.
- Josef Huber, Condor, 9:01,33 min.
- Klasse D bis 750 cm³
- Ing. Ferdinand Eichler, Wien (gemeldet), Fahrer Rudolf Runtsch, Douglas, 8:26,88 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 84,496 km/h
- Klasse E bis 1 000 cm³
- Bruno Kränzl, Wien, Tornax, 9:43,42 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 73,480 km/h
Motorräder mit Beiwagen
- Klasse F bis 600 cm³
- Hermann Deimel, Wien, Gillet-Herstal, 9:42,82 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 73,480 km/h
- Ing. Ferdinand Eichler, Wien, Douglas, 11:01,46 min.
- Eugen Grohmann, Viktoria, 11:10,47 min.
Beste Zeit Motorräder
Beste Zeit der einspurigen Motorräder und beste Zeit des Tages für alle Fahrzeuge, Klassenrekord, Kategorierekord und Streckenrekord, fuhr Josef Walla.
Automobile
Tourenwagen
- Klasse H 500 bis 750 cm³
- Fritz Reisch, Kufstein, Dixi, 14:29,22 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 49,297 km/h
- Klasse G 750 bis 1 000 cm³
- Rudolf Federmann, Berchtesgaden, FIAT, 16:16,23 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 43,892 km/h
- Dr. H. G. Kalchschmidt, Salzburg, Tatra, 19:04,89 min.
- Klasse F 1 100 bis 1 500 cm³
- Bernhard Ackerl, Wien, Steyr XII, 13:41,95 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 52,116 km/h
- Klasse E 1 500 bis 2 000 cm³
- Tatra-Werke Wien, Fahrer Josef Bermiroofsky, Tatra, 10:28,18 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 68,218 km/h
- Klasse D 2 000 bis 3 000 cm³
- Dr. Ing. Karl Imhof, Böckstein, Austro-Daimler ADM, 10:58,87 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 65,006 km/h
- Frau Felicitas Pickhan-Persing, Berlin, Chrysler, 14:12,88 min.
- Klasse C 3 000 bis 5 000 cm³
- Karl Schwabe, Partenkirchen, Bayern, La Salle, 11:45,95 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 60,680 km/h
- Rudolf Holzermayr, Salzburg, Steyr VI., 11:58,99 min.
- Klasse B 5 000 bis 8 000 cm³
- Manfred von Brauitsch-Nitschwitsch, Mercedes-Benz, 9:49,63 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 72,609 km/h
- Hannes Gessele, Salzburg, Gräf & Stift, 10:34,58 min.
Sportwagen
- Klasse C 3 000 bis 5 000 cm³
- Ferdinand Arco-Valley auf Steyr, nicht ins Ziel gekommen
- Klasse B 5 000 bis 6 000 cm³
- Max Graf Arco-Zinneberg, München, Mercedes-Benz, 8:50,96 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 80,677 km/h
- Hermann Prinz zu Leiningen, Amorbach, Mercedes-Benz, 9:02,25 min.
- Werner Billwiller, Genf, Mercedes-Benz, 9:02,86 min.
- Ferner gestartet Otto Spandel, Mercedes-Benz
Rennwagen
- Klasse F 1 100 bis 1 500 cm³
- Prinz Christian Lobkowitz, Bugatti, 9:01,07 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 79,185 km/h
- Klasse E 1 500 bis 2 000 cm³
- Alfred Bernstein, München, Bugatti, 10.40,46 min., Durchschnittsgeschwindigkeit 66,937 km/h
- Klasse C 3 000 bis 5 000 cm³
- Emil Frankl, Wien, Steyr, nicht ins Ziel gekommen
Quelle
- ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 9. September 1929, Seite 1 ff