Lamprechtshöhle

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Beim Gasthaus Lamprechtshöhle befindet sich der Höhleneingang
Karte
Eingang zur Lamprechtshöhle
Im Schauteil der Höhle

Die Lamprechtshöhle, auch Lamprechtsofen, früher Lamprechts-Ofenloch[1] genannt, befindet sich im nördlichen Pinzgau im Saalachtal im Gemeindegebiet von St. Martin bei Lofer[2]. Sie ist die tiefste Höhle Österreichs und die tiefste Durchgangshöhle Österreichs (in manchen Quellen wird sie sogar als die tiefste Durchgangshöhle der Welt bezeichnet).

Geografie

Mit einer Gesamtlänge von über 50 Kilometern gehört die Lamprechtshöhle bei St. Martin bei Lofer zu den größten Höhlensystemen Europas. Der Eingang liegt direkt neben der Pinzgauer Straße (B 311) an der Grenze von St. Martin bei Lofer zu Weißbach bei Lofer und ist schon viele Jahrhunderte bekannt.

Der Name, ursprünglich Lamprechts-Ofenloch, stammt dem Volksmund nach vom Ritter Lamprecht, dem Saalecker. Derselbe soll in alter Zeit auf der nahe des Eingangs der Höhle bestanden Burg Saaleck gelebt haben.[1]

Der untere Höhleneingang befindet sich auf 664 m ü. A. neben dem Gasthaus Lamprechtshöhle. 1 632 m Höhendifferenz zwischen Eingang und Ausgang der Höhle machen die Lamprechtsofenhöhle auch zur derzeit größten wasserführenden Durchgangshöhle der Welt. Aufgrund ihrer Gesamtausdehnung gilt die Lamprechtsofenhöhle als eines der größten Höhlensysteme Europas. Der erstmalige komplette Durchstieg erfolgte 1992. Die Temperatur in der Höhle liegt das ganze Jahr über zwischen plus fünf und sieben Grad Celsius. Die gesamte Länge der erforschten Höhlenteile beträgt 2013 50,5 km.

Der Schauhöhlenbereich ist gut beleuchtet und durch Betonstiegen, die mit Geländern versehen sind, erschlossen und gesichert. Im Höhleninneren befindet sich ein Warnsystem, das bei plötzlich drohendem Hochwasser aktiv wird. Bei einem Stromausfall schaltet sich ein Notstromsystem ein.

Wasserläufe

Die Wasserläufe in der Höhle folgen der Schichtgrenze zwischen Dachsteinkalk und Dolomit, was die Erforschbarkeit des Höhlensystems erst ermöglicht. Die Höhle wird von drei Bächen durchflossen. Der Steinbach entspringt im hinteren Teil der Höhle, weiters durchfließen der Kneipbach und der Stainerhallenbach das Höhlensystem. Bei einer Hochwassersituation können pro Sekunde mehr als 10 Kubikmeter Wasser aus dem Höhleneingang stürzen. Im Winter plätschern wenig mehr als 20 Liter pro Sekunde durch die Höhlenräume.

1904 wurde in Vorbereitung des Kraftwerksbaues in der Höhle ein Wasserstaubecken errichtet. Die Wasser der Höhlenbäche wurden von 1905 bis 1975 gesammelt und durch eine Druckrohrleitung, deren Errichtung als echte Pionierleistung zu bewerten ist, zu einem kleinen Kraftwerk geleitet. Mittels Turbine erreichte man eine Leistung von 10 PS. Den so gewonnenen Gleichstrom (110 Volt) setzte man für die Höhlenbeleuchtung ein. Seit 1975 ist die Höhle an das öffentliche Stromnetz angeschlossen.

Sicherheitseinrichtungen

In der Höhle gibt es ein Notfall-Telefon. Da es in der Lamprechtshöhle bei starken Regenfällen immer wieder zu solchen Zwischenfällen kommt, seien innen in einem sicheren Bereich auch Decken und Notproviant gelagert.

Geologie

Typisch für alle Höhlen im Bereich der Steinberge ist deren starke Bindung an tektonische Strukturen. Geologisch befindet sich im Bereich des Lamprechtsofens eine Schichtgrenze zwischen Dolomitstein und Dachsteinkalk. Letzterer überlagert in einer Stärke von 400 m das Dolomitstein.

"Die Schichtgrenze in Kombination mit der meist senkrecht dazu einfallenden Klüftung bestimmen das Raumbild und bieten die Basis für die Entstehung großer Räume wie den Passauerdom oder Lamprechtsdom, die durch die Gebirgsspannungen immer wieder eingebrochen sind und von Versturzmaterial erfüllt wurden. Im Bereich der aktiven Wasserläufe kann der Bach Teile eines Versturzes immer wieder erosiv oder korrosiv beseitigen. Der Lamprechtsofen bietet also das Bild einer außerordentlich unruhigen und durch die Wirkung der Hochwässer ständig in Veränderung begriffenen Höhle….Die Anlage der oberen Stockwerke der Lamprechtshöhle erfolgte schon vor ca. 12 Mio. Jahren, sie können mit der Talgeschichte des Flusslaufes in Verbindung gebracht werden. Die jüngsten Höhlenverläufe im Niveau des heutigen Saalachtales haben wahrscheinlich eiszeitliches Alter (10 000 Jahre)."

Geschichte

Erschließung der Höhle

Bereits im 17. Jahrhundert trauten sich einige Abenteurer in die Höhle, um den nach einer Sage hier versteckten Schatz des später für die Höhle namengebenden Ritter Lamprecht zu suchen. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden im Bereich der Stainerhalle 14 Skelette – wahrscheinlich von Schatzsuchern - gefunden. Sie wurden entweder vom Wasser eingeschlossen oder hatten kein Licht mehr, um den Ausgang zu finden. An den Auffindungsstellen wurden damals schwarze Kreuze an die Wand gemalt.

Nach der Aufklärung und dem Siegeszug der Naturwissenschaften verloren die Menschen ihre Angst vor Geistern und der Unterwelt. Die ersten Erforscher dieses Naturdenkmals waren jedoch keine Naturwissenschaftler sondern Menschen aus der Gegend. Erste Inschriften im Hachelgang und in der Stainerhalle – Johann Stainer war Bürgermeister in Lofer und ein gegeisterter Höhlenforscher – stammen vom Beginn des 19. Jahrhunderts und bezeugen von den damaligen Befahrungen. Stainer bemühte sich sehr um die Erforschung und Erschließung der Lamprechtsofenhöhle.

Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich Franz Ferchl um die Erforschung der Höhle sehr verdient gemacht.[1]

1898 pachtete die Sektion Passau des Deutschen Alpenvereines die Höhle von den Österreichische Bundesforsten und baute den Lamprechtsofen mit großem Einsatz zur Schauhöhle aus. Im Juli 1905 konnte der Schauteil eröffnet werden und wurde die Höhle bereits im ersten Jahr von 1 200 Besuchern frequentiert. Sie kamen jedoch nicht wegen der Höhle selbst, sondern wegen der elektrischen Beleuchtung, die zu dieser Zeit noch eine Sensation war.

1962 gelang Tauchern des Landesvereines für Höhlenkunde in Salzburg die Überwindung des Bocksees, eines Siphons, der bislang den Endpunkt bildete. In den folgenden Jahren wurden der Höhle in schwierigen Expeditionen Kilometer um Kilometer abgerungen. Im Berginneren waren dann schon weit über 1 000 Höhenmeter aufsteigend überwunden und der Lamprechtsofen galt damit auch als höchste Höhle der Welt. Als der jeweilige Endpunkt nur mehr durch tagelange Expeditionen erreicht werden konnte, versuchte man einen weiteren Zugang vom Plateau der Leoganger Steinberge aus zu finden.

1993 entdeckten polnische Höhlenforscher in 2 178 m ü. A. den lang gesuchten zweiten Eingang. Mit einer Höhendifferenz von über 1 600 m galt der Lamprechtsofen für einige Jahre auch als tiefste Höhle der Welt. Große Teile der Höhle können bei starken Niederschlägen oder Schneeschmelze komplett unter Wasser stehen. Eine sichere Befahrung ist daher nur im Winter bei strengem Frost möglich. Ein etwa 600 m langer Abschnitt mit einer Höhendifferenz von 70 m ist als Schauhöhle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

Ereignisse

Am 26. August 1931 besuchten Bruno und Hedwig Samel aus Teplitz-Schönau in Begleitung des Führers Alois Hafenauer um 09:00 Uhr die Lamprechtsofenlochhöhlen. Durch eine plötzlich aus einer Seitenhöhle eingetretene Wasserflut erreichte das Wasser zwischen Kanzler- und Steiner-Halle eine Höhe von sechs Metern, sodass den Besuchern der Rückweg abgeschnitten war. Die mehrstündigen Versuche der Gendarmerie Weißbach und des Aushilfsführers Josef Wohlschläger, zu den Eingeschlossenen vorzudringen, wurden schließlich durch das allmähliche Sinken des Wassers begünstigt und es gelang, die Genannten über einen auf Stricken gelegten Steg nach 15 Uhr aus ihrer Lage zu befreien.[3]

Vier Deutsche wurden am 4. Jänner 1991 von Wassermassen in dem System eingeschlossen. Für die gut ausgerüsteten Nürnberger Höhlenforscher nahm die Expedition nach stundenlangem bangen Warten schließlich ein glückliches Ende. Eine 17-köpfige Rettungsmannschaft mit zwei Tauchern brachte die drei Männer und eine Frau in Sicherheit.

16 Personen, darunter sechs Kinder, wurden von überraschend schnell steigendem Wasser am 5. September 1998 in der Lamprechtshöhle eingeschlossen. Polizei, Feuerwehr, Berg-, Wasser-und Höhlenrettung standen im Einsatz, die Gruppe konnte in den späten Abendstunden unversehrt geborgen werden.

Eine deutsche Urlaubergruppe wurde am 29. Juni 2002 vom in der Höhle verlaufenden Bach, der rasch anstieg, in der Höhle eingeschlossen. Eine 62-Jährige stürzte beim Versuch, trotz Überflutung des Weges den Ausgang zu erreichen. Sie zog sich einen Bruch zu. Am Abend konnten alle Besucher die Höhle ohne Gefahr verlassen.

Der letzte ähnliche Zwischenfall ereignete sich am 28. August 2013. Damals saßen 26 Menschen etliche Stunden unter der Erde fest. Am 5. August 2016 wurden neuerlich ersten Informationen zufolge sieben Menschen von rasch ansteigenden Wassermassen eingeschlossen sein. Die Alarmierung erfolgt um 15:22 Uhr, sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion.[4]

Rettungsaktion im Februar 2022: Im Bild: Manfred Pongruber (Kathastrophenreferent Bezirkshauptmannschaft Zell am See (l.), Gernot Salzmann, Einsatzleiter der Salzburger Höhlenrettung (2. v. r.) und die drei geretteten Forscher aus Polen.

Seit Donnerstagabend, den 17. Februar 2022, lief ein Rettungseinsatz. Drei Forscher aus Polen konnten nicht mehr ins Freie, weil Schmelzwasser in das Gangsystem eingedrungen ist und den Rückweg versperrt hat. Freitagvormittag gab es keinen Kontakt zu den drei Mitgliedern der angemeldeten Expedition, wie das Land Salzburg am Freitag mitteilt. Aber "es handelt sich um Vollprofis von denen mindestens einer die Höhle sehr gut kennt", so die Einsatzleiter. "Die sehr warmen Temperaturen haben am Donnerstag dazu geführt, dass viel Schmelzwasser in die Lamprechtshöhle eingedrungen ist und den gefahrlosen Rückweg aus dem so genannten ,Forscherteil" - dieser befindet sich im Anschluss an die Schauhöhle - unmöglich machte."[5] Am Freitag, den 18. Februar, wurden vier Spezialtaucher der Höhlenrettung angefordert, die die Lage erkundeten. Gegen 17:30 Uhr konnte ein Taucher der Höhlenrettung zu den drei Männern vordringen und den Kontakt herstellen. Gegen 19 Uhr konnten sie aus eigener Kraft und unverletzt die Höhle verlassen. Sie waren unterkühlt, aber in guter Verfassung, teilte das Land Salzburg in einer Aussendung mit. Der Wasserstand in der Höhle war im Lauf des Tages so weit gesunken, dass sie den Weg ins Freie teils schwimmend zurücklegen konnten.

Bilder von der Rettungsaktion im Februar 2022

Höhlenimpressionen

weitere Bilder

 Lamprechtshöhle – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Weblinks

Quellen

  • Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar. Hinweis: Da das BEV mit Anfang November 2022 sein Internet-Link-System umgestellt hat, sind noch nicht alle Salzburgwiki-Weblinks auf AMap korrigiert (Stand 8. Mai 2023).

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Quelle ANNO, Salzburger) Fremden-Zeitung, Ausgabe vom 19. März 1898 Seite 1, "Eine Wanderung durch das Lamprechts-Ofenloch" von Schulleiter Stephan Ecker aus Lofer
  2. Quelle Salzburger Geographisches Informationssystem (SAGIS), im Internet unter www.salzburg.gv.at/sagismobile... abrufbar.
  3. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 28. August 1931, Seite 5
  4. Quelle Salzburg24.at, abgefragt am 5. August 2016
  5. www.sn.at, 18. Februar 2022