Karl Adrian
Schulrat Karl Adrian (* 17. Februar 1861 in der Stadt Salzburg; † 14. Oktober 1949 ebenda) war Lehrer, Heimatforscher und Gründungsmitglied des Vereins für Heimatschutz und Denkmalpflege in Salzburg.
Leben
Er erstellte 1904 aus dem Bestand des Salzburger Museums Carolino-Augusteum eine erste volkskundliche Sammlung und richtete sie 1924 im Monatsschlössl in Hellbrunn als Altsalzburger Bauernmuseum ein. Dort, im heutigen Salzburger Volkskundemuseum, erinnert die "Adrian-Stube" an den Museumsgründer. Sie wurde von Hans Makart zwischen 1870 und 1881 künstlerisch gestaltet und 2004 als kunst- und kulturhistorischer Schauraum im Stile des Historismus eingerichtet.
Im Verein für Heimatschutz und Denkmalpflege in Salzburg leitete er auch dessen Fachabteilung IV "Sitte, Tracht und Brauch"[1]
Er wirkte besonders verdienstvoll auf dem Gebiet der Brauchtumserneuerung. Seine vielen Vorträge und Veröffentlichungen beeinflussten das kulturelle Leben Salzburgs wesentlich.[2]
Nachruf
Ein Nachruf von Richard Wolfram im Salzburger Volksblatt vom 15. Oktober 1949:
Gestern früh verlor Salzburg einen seiner bedeutendsten Söhne, Schulrat Karl Adrian. Mit ihm ging ein Mann aus unserer Mitte, der so recht gezeigt hat, wie einer, der ganz in der Heimat wurzelt und ihr seine besten Kräfte weiht, dieser geliebten Heimat selbst auch wieder unendlich viel zu geben vermag und von ihr hinaufgetragen wird in den Bereich allgemeiner wissenschaftlicher und kultureller Bedeutung.
Was Schulrat Adrian für Salzburg war, läßt sich nicht leicht mit wenigen Worten sagen. Allein schon in seiner Tätigkeit als Schulmann sind Generationen von Salzburgern durch seine Hand gegangen und haben bleibende Eindrücke ins Leben mitgenommen. Das ganze Gesicht des Salzburgischen Volkslebens aber sähe in vielem anders aus, hätte er nicht als Volkskundler und Heimatpfleger — in dieser Art ein Vorläufer des Heimatwerkes — schon vor Jahrzehnten aus eigenem Antrieb so manches gerettet, erhalten und einem neuen Leben zugeführt, das Salzburg Farbe und Eigenart verleiht und ohne ihn unweigerlich versunken wäre. Denken wir nur an die Erneuerung der Dult, des Küfertanzes, die Neuordnung und Ausgestaltung des Volkskunde-Museums, die großen Festzüge unter seiner Leitung seit dem Jahre 1905, das Domweihfest 1928 und vieles andere. Darüber hinaus aber hat er in zahlreichen wissenschaftlichen und populären Werken Salzburg und sein Volksleben erforscht und unermüdlich in Wort und Schrift dargestellt. Er gehört zu der Generation der Pioniere auf diesem Gebiete, der mit seinem Hauptwerk "Von Salzburger Sitt’ und Brauch", das in einer völligen Neubearbeitung vor der Drucklegung steht, auch die klassische Vollendung erreicht hat.
Schulrat Adrian wurde 1861 geboren. Von seinem Lehrer Wagner empfing er in der Schule die ersten Anregungen für seine heimat- und volkskundlichen Interessen. Als junger Lehrer in Abtenau begleitete er dann den dortigen Arzt fast täglich auf seinen weiten Gängen zu den Patienten auf den einzelnen Höfen. So erhielt er einen Einblick in das Leben und Denken des Volkes, den er während seiner pädagogischen Tätigkeit in Oberalm und Hallein noch vertiefte, bis er als Bürgerschuldirekor in Salzburg die ständige Stätte seines Wirkens fand und in der Hauptstadt selbst auch in die allgemeine kulturelle Tätigkeit hineinwuchs.
Seit 1898 gehörte er der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde an, in deren Rahmen er nicht weniger als 87 Vorträge hielt. Das Jahr 1905. in dem der Anthropologenkongreß in Salzburg stattfand, bedeutet seinen Durchbruch in die große Öffentlichkeit. Er gestaltete den großen volkskundlichen Festzug, mit dem die Tradition dieser Veranstaltungen in Salzburg begann, und schrieb für die Festschrift - eine erste Fassung seiner Aufzeichnungen aus dem Salzburgischen Volksleben, aus denen später sein Buch "Von Salzburger Sitt’ und Brauch" erwuchs. Die Reihe seiner volks- und heimatkundlichen Veröffentlichungen umfaßt nicht weniger als 149 Schriften, davon mehrere in Buchform.
Das Salzburger Volkskunde-Museum erfuhr durch ihn in den Jahren 1904—1905 eine Neuordnung aus den Beständen des Stadtmuseums, der 1924 bei der Übertragung nach dem Monatsschlößl in Hellbrunn eine völlige Neuaufstellung folgte. Durch Jahrzehnte leitete er diese Abteilung des Museums auch als Ehrenkustos. So ist es nicht verwunderlich, daß zahlreiche Gesellschaften und Institutionen Schulrat Adrian auch zu ihrem Ehrenmitgliede machten, allen voran die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde und der Landesverband der Trachten- und Heimatvereine Salzburg. Das Bundesdenkmalamt bestellte ihn zum Konservator für Volkskunde im Lande Salzburg, die Wiener Anthropologische Gesellschaft erwählte ihn zum korrespondierenden Mitglied und zahlreiche Auszeichnungen bezeugen die Wertschätzung, die Adrians Tätigkeit in nah und fern erfuhr.
Am Dienstag, 18. Oktober, 8.30 Uhr vormittags, wird Salzburg in der Stiftskirche St. Peter von seinem treuen Sohne Abschied nehmen. Um ihn trauert nicht nur seine Familie und die Schar seiner Freunde, sondern das ganze Land. Der Name Adrian aber wird seinen Klang behalten; was er gesät, trägt heute schon hundertfältig Frucht als Lohn eines reichen, erfüllten Lebens.
Literatur
- Friederike Prodinger: Karl Adrian (Nachruf), in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK)90, 1950, S. 174-182
Werke
- Kleine Heimatkunde von Salzburg, 1907
- Unser Salzburg, 1916, 2. Auflage 1924
- Salzburger Sagen, 1924
- Salzburger Sitt’ und Brauch, 1924
- Geistliches Volks-Schauspiel im Lande Salzburg (gemeinsam mit Leopold Schmidt), 1936
- Aufsätze in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK):
- Ein Abtenauer Hirtenlied, in: MGSLK 40, 1900, S. 281-284
- Alperer und Kasmandl. Ein Beitrag zur Volkskunde, in: MGSLK 41, 1901, S. 223-230
- Salzburger Volksspiele, Aufzüge und Tänze, in: MGSLK 45, H. 2, 1905, S. 1-160
- Die Laufener Schiffer. Eine monographische Studie, in: MGSLK 50, 1910, S. 391-478
- Die Salzachschiffahrt der Laufener Schiffer, in: MGSLK 51, 1911, S. 135-184
- Das Leiden Christi-Singen in Großarl, in: MGSLK 53, 1913, S. 363-370
- Der Salzburger Bote. Eine Gestalt aus unserem Volke, in: MGSLK 58, 1918, S. 1-22
- Das Großarler Herodesspiel, in: MGSLK 66, 1926, S. 81-98
- Über Rügegerichte mit besonderer Beziehung auf Salzburg, in: Österreichische Alpine, Volks- und Gebirgs-Trachten-Zeitung, 1927, S. 5
- Ein Herbergsspiel aus dem Pinzgau, in: MGSLK 74, 1934, S. 125-128
- Liebes- und Hochzeitsdichtung im Salzburgischen, in: MGSLK 77, 1937, S. 49-80
- Das Sattlerhandwerk in Salzburg, in: MGSLK 80, 1940, S. 33-84, und MGSLK 81, 1941, S. 115-121
- Wind und Wetter im Glauben und Brauchtum unseres Volkes, in: MGSLK 84/85, 1944/45, S. 1-48
Straßenbenennung
Nach ihm ist die Karl-Adrian-Straße im Salzburger Stadtteil Lehen benannt.
Weblinks
Quellen
- Martin, Franz: Salzburger Straßennamen. Verzeichnis der Straßen, Gassen, Plätze, Wege, Brücken, Tore und Parks mit Erklärung ihrer Namen. 5., wesentlich überarbeitete Auflage von Leitner-Martin, Willa und Martin, Andreas. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 25. Ergänzungsband, Selbstverlag der Gesellschaft, Salzburg 2006
- Gfrerer, Hans: Abtenau. Band I. Geschichte der Abtenau und des Lammertales. Gemeinde Abtenau 1980.
- Salzburger Volkszeitung, 15. Oktober 1949, Seite 7
Einzelnachweise
- ↑ "Von Salzburger Sitt’ und Brauch", Artikel in Drehpunkt Kultur vom 17. Februar 2011
- ↑ Artikel "Adrian, Karl", in: Österreichisches Biographisches Lexikon (ÖBL) 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 8.
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provisorischer Schulleiter der Volksschule Abtenau 1880–1884 |
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Direktor der Mädchen-Volks- und Bürgerschule Salzburg 1919–1922 |
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