Engelwirtsbrunnen

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Engelwirtsbrunnen mit Kapuzinerberg
Lage des Engelwirtsbrunnen auf Googlemaps

Der sogenannte Engelwirtsbrunnen ist ein Brunnen in der Salzburger Altstadt genau an der historischen Grenze vom Inneren Stein zum Äußeren Stein. Der Brunnen steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Der Brunnen hat im Lauf der Geschichte mehrfach Änderungen, insbesondere seines Standortes, erfahren.

1696 ließ Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein diesen Brunnen an seinem ersten Standort in der Linzer Gasse, Ecke zur Dreifaltigkeitsgasse, bei der alten Andräkirche erbauen. 1751 wurde er an seinen zweiten Standort in die Steingasse, gegenüber dem Engelwirt, verlegt. Dort war er dem stetig zunehmenden Verkehr, insbesondere schweren Fuhrwerken, im Wege, sodass er 1890 an seinen dritten Standort im Äußeren Stein versetzt wurde. Bis etwa 1830 hatte hier das Äußere Steintor gestanden. Nach dessen Demolierung wurde entschieden, den freigewordenen Platz mit diesen Brunnen aufzuwerten.

1890 wurde der Brunnen am heutigen Standort zwischen den Häusern Steingasse 71 und Arenbergstraße 1 an einer Felswand des Kapuzinerbergs - ergänzt um eine rahmende Rückwand - aufgestellt.

Bezeichnungen

Der Brunnen wurde und wird - bedingt durch seine Geschichte - unterschiedlich bezeichnet. Eine Reihe von Merkwürdigkeiten, Verwechslungen und Fehlern hat dazu beigetragen.

1696 hat Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein den Brunnen errichten lassen. Dies geriet in Vergessenheit.

Lorenz Hübner erwähnt 1792 und 1794 einen "öffentlichen Röhrlbrunnen mit dem erzbischöflich Thun'schen Wappen, vom Erzbischof Guidobald, an dessen Seite eine hohe Mauer nahe jener Stelle erbauet ist, an der einst die Brücke von dem Klampfergäßchen herüber gezogen war." [1] [2] Ein falsches Wort mit Folgen.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wird - abgeleitet von dem vis-a-vis gelegenen Gasthof "zum goldenen Engel" - der Brunnen umgangssprachlich Engelwirtsbrunnen genannt.

Am 18. November 1889 wird im Gemeinderat der Amtsvortrag über die Verlegung des sogenannten "Englwirths-Brunnen" behandelt. Es wird auch der Antrag gestellt, dass der Brunnen "mit Rücksicht auf das Gutachten der Herren Conservatoren (Anmerkung: Vitus Berger und Alexander Petter) nach seinem Schöpfer Erzbischof Guidobald von Thun in Hinkunft "Guidobald-Thun-Brunnen" zu benennen wäre". Nach längerer Diskussion - insbesondere über eine neuerliche Verlegung des Standortes - wird der Beschluss angenommen. [3] [4].

Ab dem Jahr 1891 wird der Brunnen deshalb "Guidobald-Thun-Brunnen" genannt. [5]. Es finden sich zwölf Zeitungsmeldungen, wo diese neue Bezeichnung - auch vom Bauamt des Magistrat - offiziell verwendet wird.

In Salzburg scheint man mit dieser Bezeichnung in Fachkreisen weniger glücklich gewesen zu sein. Bereits 1891 fertigt der Fotograf Carl von Frey von dem Brunnen am neuen Standort ein Foto an und vermerkt auf der Rückseite handschriftlich "Ernst von Thun Brunnen". Carl von Frey war damals Mitglied in der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde und auch im Vorstand des Salzburg Museums.

1914 beschreibt Hans Tietze, Herausgeber der Österreichischen Kunsttopographie, diesen als "Brunnen (ehemaliger Engelwirtsbrunnen)" und ordnet ihn dem Erzbischof Guidobald von Thun zu. [6]

In späterer Zeit wurde der Brunnen - anstelle von Guidobald-Thun-Brunnen - auch als ehemaliger oder sogenannter Engelwirtsbrunnen bezeichnet. Es finden sich hierzu drei Erwähnungen. [7] Auch Steinbrunnen ist belegt. [8]

Der Frage, wann der Brunnen genau errichtet wurde, wird wenig Aufmerksamkeit gewidmet.

1979 schreibt Lieselotte Eltz-Hoffmann in "Salzburger Brunnen", herausgegeben von Stadtverein Salzburg, dass "der sogenannte "Engelwirtsbrunnen", dessen Entstehung man bisher Guidobald von Thun (Anmerkung: 1616-1668) zugeschrieb, vom Nachfolger Johann Ernst von Thun (Anmerkung: 1643-1709) geschaffen wurde." (Seite 128).

1980 schreiben Ulrich Nefzger und Josef Dapra in "Salzburg und seine Brunnen", Residenz Verlag, dass "In neuerer Zeit aufgefundene Urkunden belegen, dass der sogenannte Engelwirtsbrunnen im Auftrag von Johann Ernst von Thun im Jahr 1696 erstellt wurde." (Seite 166)

1998 beschreibt Rudolph Klehr in "Die Steingasse den "Brunnen in der Steingasse vor dem Haus Steingasse 9, der nach dem gegenüberliegenden Gasthaus Engelwirtsbrunnen genannt wurde und 1696 in Regierungszeit von Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein errrichtet worden ist". Abgebildet ist auch ein Bildnis von Rudolf von Alt, 1889, das den Brunnen vor dem Haus Steingasse 9 zeigt. (Seite 22)

In dem 1999 erschienenen Standardwerk „Historischer Atlas der Stadt Salzburg“ wird der Brunnen im Plan als „Engelwirt-Brunnen“ ausgewiesen.

In dem Buch "Salzburg 1888-1896 in Fotografien des Carl von Frey: Städtisches Leben zwischen Tradition und Fortschritt", von Peter F. Kramml (Autor), Carl von Frey (Fotograf), erschienen in der Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg im Jahre 2016, wird der Brunnen als "Ernst-Thun-Brunnen" beschrieben und mit dem historischen Foto von 1891 dargestellt. (Seite 67)

Beschreibung

Die Rückwand - eine architektonische Umrahmung von 1890, die an eine Felswand des Kapuzinerbergs gelehnt ist - wird seitlich von Pilastern in Quaderform eingefasst, die mit profilierten Deckplatten abschließen. Darüber gespannt ist ein profilierter Segmentbogen.

Vor der Rückwand - der ursprüngliche Brunnen aus dem 17. Jahrhundert mit einem Aufbau aus seitlichen Volutenflügeln und Volutenbändern, die in Blätterwerk auslaufen. Darüber, in der Mitte, auf einem profilierten und gestuften Sturzbalken (Architrav), stehend das Wappen der Thun-Hohenstein, eingebettet in eine ovale Kartusche, verziert mit Voluten. Innenliegend eine Rundbogennische, oben als Muschel ausgestaltet und in den Zwickeln zwei Wappen, links das Wappen des Fürsterzbistums Salzburg und rechts das Wappen der Thun-Hohenstein. In der Nische ein Hochrelief, das die beiden Wappentiere Löwe (Salzburg) und Einhorn (Thun), sich umarmend, zeigt. Vor der Rückwand stehend ein rechteckiges Steinbecken, das an der Vorderseite in der Mitte gebaucht ist. Die Felder mit stark konturierten Fülltafeln. Auf dem Becken ist ein schmiedeeisernes Gitter aus Spiralranken aufgesetzt. [9]

Bildergalerie

Quellen

Fußnoten