René Marcic
Univ.-Prof. Dr. René Marcic (* 13. März 1919 in Wien; † 2. Oktober 1971 Aarsele, Belgien) war österreichischer Rechtsphilosoph und Politologe. Er beschäftigte sich vor allem mit Fragen der Gesellschaft und des Staates unter den Aspekten von Rechtsstaatlichkeit und Rechtsontologie.
Leben
Geboren in Wien, besuchte Marcic die humanistischen Gymnasien auf Badija und in Široki Brijeg bei Mostar, Jugoslawien, Reifeprüfung 1937 mit Auszeichnung in sämtlichen Fächern. Nach seinem Studium an der Universität Zagreb und Promotion zum Dr. jur. 1942 arbeitete er als Presse- und Kulturreferent im Generalkonsulat des „Unabhängigen Staats Kroatien“ in Wien. Zudem Studien an der Universität Wien und an der Hochschule für Welthandel. Nach 1945 betrieb er in Salzburg an der Theologischen Fakultät und an deren Päpstlichem Institut für Philosophie (Anselmiamum) Fachstudien der Theologie und Philosophie.
1946 wurde er als Gerichtsreporter Mitglied des Redaktionsstabs der Salzburger Nachrichten und war ab 1950 Leiter der juristischen Beilage "Der Staatsbürger". 1953 wurde er Gerichtsredakteur. Von 1954 bis 1959 war er Chefredakteur-Stellvertreter und nach dem Tod von Gustav Canaval bis 1964 dessen Nachfolger als Chefredakteur.
In den Jahren 1958 bis 1960 betätigte sich Marcic als wissenschaftlicher Rechtsberater des Flüchtlingshilfswerks des Hochkommissariates für Flüchtlinge der Vereinten Nationen. Nach der Gründung des österreichischen Presserates (1961) war Marcic bis 1963 dessen Vorsitzender.
Schon von 1946 an hat er, noch gemeinsam mit dem berühmten Universitätsprofessor Dr. P. Alois Mager OSB, die Wiedererrichtung der Universität Salzburg vorangetrieben, zu ihrem Wiedererstehen hat er wesentlich beigetragen. Nach seiner 1959 in Wien erfolgten Habilitation für Allgemeine Staatslehre (Privatdozent bis 1963) vertrat er im Wintersemester 1960/61 Professor Eric Voegelin auf dessen Lehrstuhl für Politische Wissenschaft an der Universität München und gehörte später zu den ersten drei ernannten Professoren der Universität Salzburg - ab dem 7. Dezember 1963 war er Ordinarius für Rechts- und Staatsphilosophie. 1964 Erweiterung der Lehrbefugnis auf Verfassungsrecht an der Universität Innsbruck, Mitglied der Staatswissenschaftlichen Staatsprüfungskommission Innsbruck, 1964/65 Senator, daneben Senatsbeauftragter der Universität Salzburg für die Vorbereitung der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät - deren Aufbau zügig in Angriff genommen wurde und 1968 abgeschlossen war -, ab 1965 Lehrbeauftragter, Erweiterung der Lehrbefugnis für Politische Wissenschaft unter Einbeziehung der Publizistik. Im Studienjahr 1965/66 Dekan der Philosophischen Fakultät, im Studienjahr 1966/67 Rektor der Universität Salzburg. 1967 Ruf an die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg auf den Lehrstuhl für Allgemeine Staatslehre, Österreichisches Verfassungsrecht und Rechtsphilosophie.
René Marcic und seine Frau Blanka, geborene Kafka (* 1921; † 1971), wohnten in Salzburg-Aigen.
Marcic kam am 2. Oktober 1971, gemeinsam mit seiner Gattin, bei einem Flugzeugabsturz einer Maschine der British European Airways über Belgien ums Leben. Sie befanden sich am Heimflug von einem rechtsphilosophischen Forschungsaufenthalt in Sydney, Australien.
Sein Andenken lebt unter anderem in der René-Marcic-Straße im Salzburger Stadtteil Maxglan fort. Das Ehepaar fand seine letzte Ruhestätte in Belgien. Auf dem Friedhof Aigen erinnert eine Gedenktafel an das Ehepaar. Nach ihm ist auch der Publizistikpreis des Landes Salzburg René-Marcic-Preis benannt.
Werke
- Martin Heidegger und die Existentialphilosophie (1949)
- Vom Gesetzesstaat zum Richterstaat - zwischen Sicherheit und Freiheit (1957)
- Die Krise des Staatsgedankens in der Gegenwart (1960)
- Reine Rechtslehre und Klassische Rechtsontologie (1961)
- Verfassung und Verfassungsgericht (1963)
- Mensch - Recht - Kosmos (1965)
- Die Stellung der politischen Parteien in der Verfassung (1965)
- Die Zukunft der Koalition (1966)
- Die Koalitionsdemokratie (1966)
- Das Buch und sein Verwalter (1966)
- Verfassungsgerichtsbarkeit und Reine Rechtslehre (1966)
- Ernst Jüngers Rechtsentwurf zum Weltstaat (1966)
- Der Staatsmann in der Demokratie (1966)
- Rechtsphilosophie (1969)
- Recht - Staat - Verfassung, Bd. I (1970)
- Demokratie - Baustil des Wandels (1970)
- Hegel und das Rechtsdenken im deutschen Sprachraum (1970)
Auszeichnungen
René Marcic war Träger des "Dr.-Karl-Renner-Preises für Publizistik" und des Komturkreuzes des Sylvesterordens mit Stern. Er wurde mit dem Großen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst I. Klasse der Republik Österreich sowie dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Literatur
- Pinwinkler, Alexander: Die „Gründergeneration“ der Universität Salzburg: Biographien, Netzwerke, Berufungspolitik, 1960-1975, Böhlau: Wien-Köln-Weimar 2020, hier bes. 170-188.
Quellen
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "René Marcic"
- www.oecv.at, abgefragt am 27. Dezember 2017
- Salzburger Nachrichten, 4. Oktober 1971, S. 1ff
| Vorgänger |
Chefredakteur der Salzburger Nachrichten 1959–1964 |
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