Ruperti-Ritterorden
Der Ruperti-Ritterorden war eine im Jahr 1701 gegründete Einrichtung des Fürsterzbistums Salzburg, die der finanziellen Absicherung des Offiziersstandes diente.
Gründung und Zweckbestimmung
Das Erzstift Salzburg war im Fall eines Reichskrieges zur Stellung eines Kontingentes zum Reichsheer verpflichtet, so auch in den Franzosen- und Türkenkriegen des späten 17. Jahrhunderts. Vielfach musste dieses Kontingent fremden Befehlshabern anvertraut werden, da es an einheimischen mangelte.
Um diesem Übelstand zu begegnen, stiftete Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein als weltlicher Salzburger Landesherr am 15. November 1701 den St. Ruperti-Ritter-Orden. Die feierliche Einführung in den Militär-Ritter-Orden fand in der Dreifaltigkeitskirche statt. Junge Salzburger Adelige sollten früh ins Militärwesen integriert werden, um erfahrene Kriegsdiener heranzuziehen. Personen, die für den Orden in Frage kamen, mussten vier adelige Ahnen aufweisen, selbst ehelos bleiben, körperlich vollkommen gesund sein und sich für 12 Jahre dem Orden verpflichten.
Der Orden war praktisch eine Stiftung, die dazu bestimmt war, den begünstigten angehenden, aktiven und ehemaligen Offizieren ein regelmäßiges Einkommen zu verschaffen.
Zum Stiftungsvermögen trug der Landesfürst 20.000 Gulden, das Rittergut Emsburg bei Hellbrunn, einen Anteil an dem Eisenbergwerk im Lungau und das Wirtshaus zu Sur, die Landschaft 40.000 Gulden bei.
Statuten
Mitglieder
Vorgesehen waren zwölf Stellen: Sechs waren für die aktiven oder ehemaligen Offiziere, sechs für die noch auszubildenden vorgesehen. Die ersteren hießen "Großritter", "Großkreuze" oder Gaudenten, die anderen "Kleinkreuze" oder Exspectanten. Die Besetzung dieser Stellen war ein Vorrecht des Landesherrn. Die Großkreuze wählten aus ihrer Mitte den Komtur (Commenthur, Commandeur), der aber der Bestätigung des Landesherrn bedurfte.
Aufnahmeveraussetzungen
Personen, die für den Orden in Frage kamen, mussten vier adelige Ahnen aufweisen, salzburgische Landeskinder sein, ehelos sein (und bleiben) und körperlich vollkommen gesund sein.
Begünstigungen
Die Präbende betrug (ab 1770, nach mehreren Erhöhungen) für einen Großritter 600 Gulden, für einen Exspectanten 124 Gulden jährlich. Der Komtur erhielt 1200 Gulden und ein Viertel des erzielten Ertragsüberschusses. Er durfte die Emsburg als Sommerresidenz nutzen, und mit seiner Erlaubnis auch die anderen Ritter.
Verlust des Ordens
Um die Ordenspräbende lebenslang beziehen zu können, musste man zwölf Jahre lang Kriegsdienst leisten.
Wer sich verehelichte oder in den Priesterstand trat, musste ausscheiden, ebenso wer sich eine schwere militärische Pflichtwidrigkeit zuschulden kommen ließ.
Ritter und Komture
Der Orden hatte bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1811 sieben Komture (Kommandeure), die im Schloss Emsburg bei Hellbrunn wohnten:
- 1701: Johann Ernst Kajetan Graf von Thun (* 11. Jänner 1694; † 20. März 1717)[1]
- 1702–1709 Johann Ernst Warmund Khuen von Belasi Graf von Lichtenberg (* 16..; † 1709)
- 1710–1713 Franz Anton Freiherr von Rehlingen-Haltenberg und Knöringen (* 16..; † 1713)
- 1714–1767 Joseph Anton Graf Plaz (* 24. Oktober 1677; † 17. Juli 1767 Salzburg)
- 1767–1798 Josef Johann Nepomuk Dückher Freiherr von Haßlau auf Urstein und Winkl (* 1724?; † 3. Juni 1798)
- 1798–1802 Leopold Anton Virgil Graf Lodron (* 1730; † 8. März 1802)
- ab 1802: Johann Ferdinand Dücker Freiherr von Haßlau, Urstein und Winkl (* 29. Juni 1740; † 15. August 1814 Salzburg)
Während seines mehr als hundertjährigen Bestehens gehörten dem Orden einschließlich der Komture insgesamt 63 Ritter an (es werden zuerst die ursprünglichen sechs Großkreuze, dann die ursprünglichen sechs Kleinkreuze angeführt):
Zeit | Name | Militärcharge | Austritt |
1701–1714 | Wolfgang Gandolph Franz Sigmund Graf Ueberacker | salzburgischer Offizier | |
1701–1703 | Wolfgang Ferdinand Gottl. Freiherr von Ueberacker | pfälzischer Lieutenant | |
1701–1713 | Franz Anton Freiherr von Rehlingen (1710–1713 Komtur) | salzburgischer Major | |
1701–1702 | Max Ehrenreich Gottlieb Freiherr von Prank | k. k. Volonteur | |
1701–1739 | Johann Friedrich Christoph Freiherr Grimming von Niederrain | salzburgischer Hauptmann | |
1701–1767 | Josef Anton Graf Plaz (1713–1767 Komtur) | k. k. Feldzeugmeister | |
1701 | Johann Ernst Cajetan Graf von Thun (1701 Komtur) | - | resigniert |
1701–1767 | Johann Ernst Warmund Graf Khuen von Belasi (1702–1709 Komtur) | ||
1701–1720 | Josef Graf Kuefstein | k. k. Fähnrich | |
1701–1731 | Franz Max Freiherr von Dücker | k. k. Hauptmann | Ehe |
1701–1722 | Ernst Gottlieb Freiherr von Lasser zu Marzoll | - | Ehe |
1701–1732 | Max Josef Freiherr von Lasser zu Marzoll | k. k. Oberstlieutenant | |
1702–1719 | Sigmund Freiherr von Neuhauß | - | Ehe |
1702–1718 | Polikarp Freiherr von Prank | - | Ehe |
1704–1720 | Franz Freiherr von Auer | salzburgischer Hauptmann | Ehe |
1710–1716 | Wolfgang Christ. Graf Ueberacker | - | |
1710–1722 | Franz Josef Freiherr von Grimming | - | Priester |
1714–1735 | Franz Ant. Kajetan Freiherr von Rehlingen | - | Ehe |
1714–1731 | Johann Josef Kajetan Freiherr von Rehlingen | k. k. Fähnrich | |
1716–1730 | Wolfgang Anton Graf Ueberacker | - | Ehe |
1718–1734 | Johann Josef Gottl. Freiherr von Grimming | - | Ehe |
1719–1744 | Wolfgang Frid. Graf Ueberacker | pfälzischer Rittmeister | |
1720–1727 | Wolfgang Ernst Franz Graf Ueberacker zu Sieghardstein und Pfongau | - | Priester |
1720–1732 | Johann Gualbert Freiherr von Dücker | salzburgischer Fähnrich | Ehe |
1722–1727 | Ernst Graf Kuefstein | Priester | |
1722–1732 | Wolfgang Fr. Graf Ueberacker | salzburgischer Hauptmann | Ehe |
1727–1738 | Franz Anton Joseph Ignatz Graf Platz | - | Ehe |
1727–1798 | Josef Johann Nepomuk Freiherr von Dücker (1767–1798 Komtur) | k. k. Oberst | |
1730–1748 | Wolfgang Ernst Graf Ueberacker zu Sieghardstein und Pfongau | bayrischer Hauptmann | |
1731–1734 | Carl Freiherr von Rehlingen | k. k. Fähnrich | |
1731–1745 | Josef Maria Johann Nepomuk Bartolomäus Graf Lodron | k. k. Fähnrich | |
1732–1768 | Max Freiherr von Lasser | k. k. Major | Ehe |
1733–1736 | Max Graf Küenburg | salzburgischer Oberst | |
1734–1771 | Franz Josef Carl Freiherr von Motzel | k. k. Oberstlieutenant | |
1735–1796 | Johann Nepomuk Claudius Torquatus Freiherr von Cristani | k. k. Feldmarschall-Lieutenant | |
1736–1750 | Wolfgang Carl Graf Ueberacker auf Sieghardstein und Pfongau | - | Priester |
1737–1802 | Leopold Anton Virgil Graf Lodron (1798-1802 Komtur) | salzburgischer Oberst und Leibgarde-Hauptmann | |
1738–1784 | Leopold Graf Lodron | salzburgischer Leibgarde-Hauptmann | |
1739–1742 | Franz Anton Freiherr von Schafmann | k. k. Fähnrich | |
1739–1766 | Wolfgang Leopold Graf Ueberacker | - | Ehe |
1744–1758 | Johann Graf Lodron | - | Ehe |
1746–1769 | Leopold Freiherr von Dücker | k. k. Oberlieutenant | |
1746 | Leopold Freiherr von Rehlingen | - | |
1748–1793 | Andrä Gottlieb Freiherr von Prank | salzburgischer Oberst | |
1750–1777 | Max Graf Ueberacker zu Sieghardstein | salzburgischer Major | |
1753–1782 | Max Freiherr von Rehlingen | - | Ehe |
1757–1761 | Johann Anton Freiherr von Grimming | k. k. Lieutenant | Ehe |
1761–1768 | Ferdinand Maria Joseph Freiherr von Lasser | k. k. Lieutenant | |
1766–1787 | Sigmund Ernst Graf Thun | k. k. Lieutenant | Ehe |
1767–1778 | Sigmund Freiherr von Schafmann | k. k. Fähnrich | |
1768–1814 | Johann Ferdinand Dücker Freiherr von Haßlau, Urstein und Winkl (Komtur ab 1802) | salzburgischer Oberst | |
1769–1789 | Gottlieb Freiherr von Grimming | k. k. Hauptmann | |
1771–1831 | Sigmund Freiherr von Prank | salzburgischer Major | |
1784–1819 | Sigmund Graf Wicka | k. k. Oberlieutenant | |
1787–1830 | Carl Graf Arco | salzburgischer Offizier | |
1787–1793 | Wolfgang Hieronymus Graf Ueberacker | - | resigniert |
1789–1840 | Richard Leopold Graf Thun | k. k. Major | |
1789–1799 | Anton Alex Freiherr von Auer | k. k. Fähnrich | |
1793–1823 | Wolfgang Josef Graf Ueberacker zu Sieghardstein und Pfongau | k. k. Hauptmann | |
1799 | Felix Freiherr von Grimming | k. k. Hauptmann | |
1799–1835 | Leopold Freiherr von Laßberg | bayrischer Oberstlieutenant | |
1801 | Karl Dismas Freiherr Dückher von Haßlau | - | |
1803–1816 | Josef Graf und Herr zu Firmian | k. k. Oberlieutenant |
Von diesen Rittern leisteten 44 Kriegsdienste, zwei resignierten, 17 heirateten, vier wurden Priester. Es starben auf dem Schlachtfeld oder an auf dem Schlachtfeld empfangenen Wunden sechs, während eines Feldzugs an Krankheiten fünf, in zartem Alter zwei Ritter.
Nach Familien geordnet, waren dreizehn Grafen von Ueberacker, je sechs Freiherren von Rehlingen, von Grimming und von Dücker, je vier Grafen von Lodron, Freiherren von Lasser zu Lasseregg und Freiherren von Prank, drei Grafen Thun, je zwei Grafen Plaz, Freiherren von Auer, Grafen Kuefstein und Freiherren von Schaffmann; andere Familien stellten nicht mehr als je einen Ritter: Grafen Khuen von Belasi, Freiherren von Neuhaus, Grafen Küenburg, Freiherren von Motzel, Freiherren Cristani von Rall, Grafen von Arco, Grafen Wicka von Wickburg und Grafen von Firmian.
Aufhebung
1810 fiel Salzburg an Bayern, und im darauffolgenden Jahr wurde der Orden suspendiert, das Vermögen vom Staat eingezogen.
Kurz vor der Rückgabe des Landes Salzburg an Österreich (1816) veräußerte Bayern die Emsburg an das Benediktinerstift St. Peter. Die Ordenskapitalien musste Bayern herausgeben, wovon ⅔ dem St. Johanns-Spital, ⅓ dem Priesterhaus zugewiesen wurden. Die drei kostbaren Komturkreuze langten nicht zurück.
Wiederbelebung
Die Idee des Ordens wurde auf privater Basis weiter gepflegt. 1977/1978 entstand als Nachfolger des Ritterordens der St. Rupert-Orden.
Literatur
- Ledóchowski, Carl Graf: Das Ritterbuch des St. Ruperti-Ritterordens. [Genealogischer Verein] Adler, Wien 1914.
- Günter Stierle, Der "Landständisch Salzburgische Militärische Sankt Ruperti Ritterorden", in: MGSLK 140, 2000, S. 143-168.
Quellen
- Anton Ritter von Schallhammer, Das erzbischöflich salzburgische Kriegswesen, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) 7, 1867, S. 24-45, insb. S. 35-39.
- Corbinian Gärtner, Geschichte und Verfassung des im Jahre 1701 für den Salzburger Adel errichteten, militärischen Ruperti-Ritter-Ordens. Salzburg, Mayrische Buchhandlung 1802. Insb. S. 186 ff.
- Internationale Ordensunion
- Peter Matern, Visitkarten mit Salzburger Ansichten aus den Jahren 1780 bis 1820, in: Salzburg Archiv Band 20 (1995), S. 129-168.
Einzelnachweise
- ↑ Der Fürsterzbischof scheute sich nicht, seinen noch nicht achtjährigen Neffen (vgl. den Artikel Nepotismus im Fürsterzbistum Salzburg) zum ersten Komtur zu machen. Dieser entsagte dem Orden bereits nach einigen Monaten. Dem Ordens-Kapitel wurde seine Resignation am 10. Mai 1702 mitgeteilt.