Städtisches Gaswerk

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Stadtansicht von Kulstrunk Salzburg Stadtansicht 1916 Detail, Bildmitte rechts das Gaswerk
Karte
Links unten das Städtische Gaswerk, Aufnahme 1933.

Das Städtische Gaswerk befand sich in der Stadt Salzburg-Lehen an der Gaswerkgasse.

Geschichte

Viele Jahrhunderte hindurch waren Kienspan, Pechfackel, Öllampe und Kerzenlicht die einzigen Leuchtquellen. Mitte des 19. Jahrhunderts kam zuerst das Petroleum und dann die Gasbeleuchtung hinzu, an deren Einführung in der Stadt Salzburg die Bevölkerung lebhaften Anteil nahm.

Im Jahre 1857 wurde dem Johann Peter Grösser, Gasingenieur aus Darmstadt, von der Salzburger Landesregierung eine Konzession für die Errichtung und den Betrieb eines Gaswerkes erteilt. Dieser kaufte in Salzburg ein Grundstück von Primararzt Dr. Josef Walcher aus Lofer um 7500 Gulden. Am 14. Jänner 1858 wurden Anton von Aichinger und Johann Peter Grässer als Firma eingetragen. Es wurde sofort mit dem Bau des Gaswerkes begonnen und wegen der Rohrlegung und wegen der öffentlichen Beleuchtung mit der Stadtgemeinde Salzburg ein Vertrag geschlossen. Am 13. Jänner 1859 fand eine erste Probebeleuchtung in der Judengasse im Kontor des Gaswerks und einigen Verkaufsläden statt.

Die Eröffnung der öffentlichen Gasbeleuchtung war für 16. Jänner 1859 ankündigt. [1] Pünktlich am besagten Tage um 5 Uhr abends marschierten die Laternenanzünder mit ihren Stangen vom Rathaus weg und in einer Viertelstunde leuchte die Stadt zum ersten Male im neuen Licht. Am Regierungsgebäude war ein mit 4300 Flämmchen beleuchteter Doppeladler, vor dem Mozart-Denkmal eine große Lyra und am Kloster St. Peter ein riesiges beleuchtetes Kreuz angebracht. Ein riesiger Menschenstrom durchzog die Straßen und auch von auswärts waren Leute gekommen, um dieses Wunder der Neuzeit anzusehen. Bis tief in die Nacht wollten sich die Straßen nicht leeren.

Zur Erzeugung des Leuchtgases wurde Torf aus dem Lamprechtshausener Moos verwendet, der jedoch bald durch die Traunthaler Braunkohle verdrängt wurde. In der Stadt, auf öffentlichen Straßen und Plätzen brannten dreihundert Flammen, während die Aufgänge zum Kapuzinerberg, der Mönchsberg und die weniger belebten Straßen an der Stadtgrenze wie ehedem mit Öllampen beleuchtet wurden. Für Private wurde Gaslicht für mehr als 1000 Flammen geliefert. Die Lampen waren auf den Plätzen auf gusseisernen Ständern und in den Gassen auf an den Hauswänden befestigten gusseisernen Armen aufgesetzt.

Im Jahre 1859 ging die Gasanstalt an Ludwig August Riedinger aus Augsburg über, wobei zwischen diesem und der Stadtgemeinde ein neuer Vertrag über die Gasbeleuchtung in der Stadt Salzburg geschlossen wurde. 1860 wurde er Bahnhof der Kaiserin Elisabeth-Westbahn gebaut und so errichtete die Bahngesellschaft zur Beleuchtung des Bahnhofes eine eigene kleine Gasfabrik. 1863 wurde die Gasanstalt von Reinhold von Liphardt und 1869 von Hektor Markenrodt übernommen. 1872 trat Ludwig Negbaur (oder Tobias Ungbauer?) als Teilhaber ein. Im gleichen Jahre erbte Emma Markenrodt die Hälfte der Gasanstalt von ihrem Vater.

Im August 1875 erwarb das Gaswerk die Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg, mit welcher 1875 ein neuer Vertrag mit Gültigkeit bis zum 1. Oktober 1904 zu Stande kam. Die Gesellschaft hatte die Verpflichtung übernommen, die öffentliche Beleuchtung der Straßen und Plätze mit Leuchtgas dauerhaft zu besorgen.

1889 errichteten Karl Leitner & Co. ein Elektrizitätswerk und so fürchtete man grundlos eine Konkurrenz für die Gasanstalt. Das Karbidlicht, das 1890 auftauchte, konnte wegen seiner Schädlichkeit und Explosionsgefahr sich nicht einbürgern. Durch die steigende Verwendung von Gas zum Kochen und Heizen gewann die Gaserzeugung weiter an Bedeutung.

Das Gaswerk war 18581859 errichtet worden und gegen Ende des Jahrhunderts sehr veraltet und an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt. Es wurden allgemein Stimmen laut, das veraltete Werk an der alten Stelle nicht mehr auszubauen, sondern dasselbe abzutragen und ein neues Werk weiter nach außen hin zu verlegen, da auch damit den sanitären Verhältnissen Rechnung getragen würde. Um diese Frage zu klären, beauftragte die Stadtgemeinde den bekannten Gasfachmann Schilling in München mit der Ausarbeitung eines ausführlichen Gutachtens. Auch wurde ein geeigneter Platz bezeichnet, für den auch die Möglichkeit eines Anschlussgeleises bestand. Der damalige Gemeinderat der Stadt Salzburg folgte diesem vorteilhaften Rat nicht und beschloss den Ausbau des alten Werkes.

Vor Ablauf dieses Vertrages war die Stadtgemeinde bestrebt, das Gaswerk in ihren Besitz zu bringen. Es kam zu längeren Verhandlungen der Vertrag mit 31. Mai 1902 zustande, nach welchem die Stadtgemeinde das Werk samt allem Zubehör und Rechten mit dem Übergabetag vom 1. Jänner 1905 um einen Kaufpreis von 525 000 Kronen erwarb. Dieser Kaufpreis erhöhte sich noch auf 612 000 Kronen, weil die Gesellschaft noch verschiedene Ergänzungsbauten mit Zustimmung der Stadtgemeinde als neuen Eigentümer bis zum Übergabetag durchführte.

Es wurde im Jahre 1904 ein neuer Gasbehälter mit 4000 Kubikmeter Inhalt um den Betrag von 110 000 Kronen erbaut, das Gaswerk im Inneren renoviert und umgebaut und das Rohrnetz erweitert, wodurch sich das Anlagekapital mit Einschluss des Kaufschillings auf 1,000.000 Kronen erhöhte.

Im Gaswerk vorhanden waren vier Retortenöfen mit je sechs Retorten, ein Röstofen mit drei Retorten, ein Dampfkessel von acht Quadratmetern Heizfläche, Apparate, drei kleine Gasbehälter und 309 Kandelaber.

In der Stadt Salzburg waren 478 Laternen in Betrieb, davon 173 mit Glühlicht, die anderen mit offenen Flammen. Das Rohrnetz wies eine Länge von 29 218 m auf und bestand zumeist aus 80 und 50 mm Lichtweiten.

Nach dem Erwerb durch die Stadtgemeinde wurde ein neuer Gasbehälter von 4 000 m³ Inhalt und neue Halbgeneratoren errichtet, sowie die Apparate und Maschinen erneuert. Auch das Rohrnetz fand eine durchgreifende Umgestaltung.

Der Gaskonsum entwickelte stark nach oben, bis der Erste Weltkrieg infolge Kohlemangel und behördlicher Einschränkung des Gasverbrauches eine bedeutende Absenkung brachte. Nach einem Gemeindebeschluss des Jahres 1914 sollte die öffentliche Beleuchtung der Stadt modernisiert und statt Gas nun elektrisches Licht eingeführt werden. Es wurden auch die nötigen Materialien um den Betrag von 80 000 Kronen eingekauft. Durch Ausbruch des Weltkrieges wurden diese Pläne vereitelt und alle vorhandenen Materialien von der Heeresverwaltung beschlagnahmt. Dem Gaswerk wurde der Kohlenbezug immer mehr eingeschränkt, die Beleuchtung wurde immer minderer und weniger. So ward es finsterer und noch finsterer in Salzburg. Es wurden elektrische Notlampen in den Gassen und Straßen angebracht und bis zum Jahre 1924 war die Gasbeleuchtung durch das elektrische Licht gänzlich verdrängt. Trotzdem stieg der Gasverbrauch durch die Verwendung in den Haushalten und in den Betrieben so, dass er bald wieder denselben Wert erreichte wie vor dem Krieg.

1923 wurde der alte Horizontal-Retortenofen aufgelassen und ein Vertikal-Kammerofen mit bewegter Ladung und mit stetigem Betrieb, System Koppers, erbaut, um so den gestellten Anforderungen nachzukommen. Die Gasausbeute beträgt dadurch durchschnittlich 610 m³ je Tonne Kohle.

Während im Jahre 1892 nur 750.000 Kubikmeter Gas erzeugt wurden, war der Verbrauch bis 1911 bereits auf 2,080.000 Kubikmeter angestiegen. Die Höchstleistung wurde im Jahre 1915 mit 2,310.000 Kubikmeter erreicht. Dann bewirkte die wirtschaftliche Notlage während der letzten Kriegsjahre und der ersten Nachkriegsjahre einen rapiden Rückgang und erst seit 1926 war wieder eine lebhafte Aufwärtsbewegung des Gasverbrauches feststellbar. 1923 schließlich war schon wieder ein Jahreskonsum von 2,250.000 Kubikmeter erzielt.

Das elektrische Licht wurde seit 1910 für die Straßenbeleuchtung immer mehr eingeführt und in der Nachkriegszeit das Gasglühlicht in den Städten bereits verdrängt. Die Verbesserung des hängenden Glühlichtes, seine Billigkeit, seine größere. Flächenhelligkeit und der stets steigende Lichthunger haben das Gasglühlicht wieder auf die Straße zurückgeführt.

Etwa Ende 1930 hatte das Rohrnetz eine Länge von 84 569 m und es waren 5 618 Gasmesser aufgestellt. Der Gaspreis betrug 33 Groschen pro Kubikmeter.

Mit der steigenden Beliebtheit des Gases als Wärmequelle nahm auch die Installation von Kochapparaten in den Haushalten fortwährend zu.

1960 kam es dann zur Umstellung in der Gasversorgung der Stadt Salzburg auf Flüssig- bzw. Erdgas.

Ereignisse

Am 16. April 1902 stiegen Erzherzog Leopold Salvator und Hauptmann Franz Hinterstoisser in den Korb eines Ballons der vom Salzburger Joseph Wibmperger 1823 gegründeten Luftfahrtgesellschaft beim städtischen Gaswerk in die Luft.

Quellen

Einzelnachweis

  1. ANNO, Salzburger Zeitung, 15. Jänner 1859, Seite 4