Biedermeier

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Ansicht von der Stadt Salzburg um 1830 von Anton Reiffenstuhl.
Blick ins Stille Nacht Museum Hallein vor der Neugestaltung 2018 mit Einrichtung aus der Biedermeierzeit.
Detail aus dem Sattler-Panorama.
"Der Fuschlsee", Ölgemälde von Ferdinand Georg Waldmüller um 1835
Laufen um 1838.

Als Biedermeier wird die Zeitspanne vom Ende des Wiener Kongresses 1815 bis zum Beginn der bürgerlichen Revolution 1848 in den Ländern des Deutschen Bundes bezeichnet.

Ursprung des Begriffs

Der Begriff Biedermeier geht zurück auf die fiktive Figur des treuherzigen, aber spießbürgerlichen Gottlieb Biedermaier, die der Jurist und Schriftsteller Ludwig Eichrodt und der Arzt Adolf Kußmaul erfanden und unter dessen Namen in den Jahren ab 1855 in den Münchner Fliegenden Blättern diverse Gedichte veröffentlicht wurden, die teilweise Parodien auf die Poesie des realen Dorfschullehrers Samuel Friedrich Sauter waren.

Entstanden war der Name aus zwei Gedichten mit den Titeln Biedermanns Abendgemütlichkeit und Bummelmaiers Klage, die Joseph Victor von Scheffel in diesem Blatt 1848 veröffentlicht hatte. Bis 1869 wurde Biedermaier geschrieben, erst danach kam die Schreibweise mit ei auf.

Der fiktive Herr Biedermeier war ein dichtender schwäbischer Dorflehrer mit einfachem Gemüt, dem laut Eichrodt seine kleine Stube, sein enger Garten, sein unansehnlicher Flecken und das dürftige Los eines verachteten Dorfschulmeisters zu irdischer Glückseligkeit verhelfen. In den Veröffentlichungen werden die Biederkeit, der Kleingeist und die unpolitische Haltung großer Teile des Bürgertums karikiert und verspottet.

Bildende Kunst

In der Bildenden Kunst der Biedermeierzeit dominierten die Genre- und die Landschaftsmalerei, aber auch das Porträt. Bekannte bildende Künstler des Biedermeiers waren unter anderen die Maler Moritz von Schwind, Carl Spitzweg und Ferdinand Georg Waldmüller. Eine Besonderheit des Biedermeier waren die so genannten Zimmerbilder, detailgenaue Schilderungen einzelner Wohnräume. In der Glas- und Porzellanmalerei ist die Epoche mit den Hausmalern Samuel Mohn und Anton Kothgasser verbunden. Typisch für diese Zeit ist ferner das Ansichtenglas.

Musik

In der Musik ist die Bezeichnung Biedermeier eher ungewöhnlich. Jedoch lässt sich auch für die Musik gewissermaßen eine Biedermeier-Epoche unterscheiden, in der sie erstmals vom bürgerlichen Geschmack bestimmt wurde. Die Hausmusik erlangte große Bedeutung. Das Klavier als Hausinstrument wurde im Bürgertum zunehmend populär. Tonangebend in der Klaviermusik war Robert Schumann. Auch Franz Schuberts Lieder wurden, zwar nach seinem Tod, im Bürgertum sehr geliebt.

Das Biedermeier war auch die Zeit des Walzers, dessen Hochburg Wien war. Er entstand aus dem meist im Freien getanzten Ländler. Zu den Tanzveranstaltungen strömten die Massen, war hier doch ausgelassene Fröhlichkeit erlaubt. Komponisten und Kapellmeister wurden teilweise gefeiert wie Stars, allen voran Johann Strauß senior und Joseph Lanner. Sehr beliebt war auch das Ballett – in Wien feierte die Balletttänzerin Fanny Elßler Triumphe.

Theater

In der Biedermeierzeit erlebte auch das Theater einen Aufschwung, doch statt Belehrung war Unterhaltung gefragt, also eine Abkehr von den Idealen der Aufklärung.

Leben und Kultur

Mit dem Begriff Biedermeier ist in erster Linie auch eine bürgerliche Kultur gemeint, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand. Das Bürgertum kultivierte das Privat- und Familienleben in ganz neuem Ausmaß. Nicht die Repräsentation stand im Vordergrund, sondern das häusliche Glück in den eigenen vier Wänden, die zum Rückzugsort wurden. Bürgerliche Tugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit, Treue, Pflichtgefühl, Bescheidenheit wurden zu allgemeinen Prinzipien erhoben. Die Biedermeier-Wohnstube war die Urform des heutigen Wohnzimmers, und wahrscheinlich wurde damals der Ausdruck Gemütlichkeit eingeführt. Die Geselligkeit wurde in kleinem Rahmen gepflegt, beim Kaffeekränzchen, am Stammtisch, bei der Hausmusik, aber auch in den Wiener Kaffeehäusern. Beliebteste Zeitung war die Wiener allgemeine Theaterzeitung von Adolf Bäuerle.

Mode

Nach der Epoche des Empire-Stils zwischen 1795 und 1820 wurde die Damenmode im Biedermeier schlichter, aber auch deutlich unbequemer.

  • Damenmode: Die Taille wurde ab 1835 wieder deutlich betont, und Reifrock und Korsett wurden zu unentbehrlichen Kleidungsstücken der höheren Schichten. Schon ab 1820 wurden die Ärmel der Tageskleider so voluminös, dass sie sogar beim Klavierspielen hinderlich waren. Wichtige Accessoires waren Kaschmirschal und Sonnenschirm.
  • Herrenmode: Auch die Herrenmode des Biedermeier war alles andere als bequem. Die Hemden hatten einen so genannten Vatermörderkragen, der den Hals einschnürte. Dazu wurden seit 1815 erstmals lange Hosen, sogenannte Pantalons, getragen, gestreifte oder geblümte Westen sowie ein Gehrock oder ein Frack. Kopfbedeckung war der Zylinder. Wichtig waren auch die kunstvoll geknotete Krawatte, ein Spazierstock, Handschuhe und eine Taschenuhr, eventuell noch ein Lorgnon. Nach 1820 galten auch Backen-, Oberlippen- oder Kinnbart nicht mehr als revolutionär, der Vollbart aber galt erst als Symbol des Liberalismus. Unerlässlich waren zu dieser Zeit lange Koteletten, genannt Favoris.

Architektur und Möbel

Das wesentliche Kennzeichen der Biedermeier-Architektur ist der elegante, aber eher schlichte Stil, wobei er letztlich eine Variante des Klassizismus war. Dieser Stil prägte die Monumentalbauten dieser Zeit, das Biedermeier die bürgerlichen Wohnviertel. Die Biedermeier-Möbel folgen keinem einheitlichen Stil, zeichnen sich aber ebenfalls durch schlichte Eleganz aus. Sie hatten weniger repräsentativen Charakter, sondern sollten den Eindruck von Behaglichkeit verbreiten, vor allem auch zweckmäßig sein. Die ersten Möbel dieser Art entstanden in Wien, wobei englisches Mobiliar als Vorbild diente.

Salzburg und die Biedermeierzeit

Die bedeutendste Änderung für das ehemalige Fürsterzbistum Salzburg war 1816 der Anschluss an das Kaisertum Österreich, wo es bis zur Erhebung zum Kronland 1850 nur als Herzogum der regionalen Hauptstadt Linz in Oberösterreich untergeordnet war. Die damalige Haupt- und Residenzstadt Salzburg verödete. Der große Stadtbrand 1818 in der Stadt Salzburg vernichtete zusätzlich große Teile der rechtsufrigen Altstadt

1818 erklang dann zum ersten Mal das Weihnachtslied Stille Nacht! Heilige Nacht!.

Über seine Besuch 1825 schrieb Franz Schubert, dass viele Gebäude in der Stadt Salzburg leer standen und zwischen Pflastersteinen wuchs Gras. 1845 schilderte Franz Raffelsberger in seinem "Allgemeinen geographisch-statistischen Lexikon aller österreichischer Staaten" den Zustand der Stadt Salzburg. Unter anderem schrieb er, dass den Residenzplatz der schönste Springbrunnen Deutschlands ziert. Und dass es in der Stadt 720 Häuser mit 11 310 Einwohnern gab.

Auf Wunsch der obderennsischen Stände (Oberösterreich) der Eingliederung der Salzburger Landstände wurde 1827 die Hohe Salzburger Landschaft wieder einberufen. Am 18. April 1827 wurde in geheimer Wahl der "Größere Ausschuss" gewählt, dessen Vorsitz als kaiserlicher Kommissär Hieronymus Graf Plaz, Präsident des Appellationsgerichts für Innerösterreich und das Küstenland aus einer altsalzburger Adelsfamilie hatte. Betreiber dieser Wiederbelebung waren auch der Salzburger (Fürst)Erzbischof Augustin Gruber und der Abt von St. Peter P. Albert Nagnzaun gewesen.

Weitere Ereignisse in Salzburg, die in die Biedermeierzeit fallen

Auszug:

... beginnt die Nutzung von Heilwasser zu Kurzwecken im Gasteinertal
... werden die Moorvorkommen im Leopoldskroner Moor für Heilbehandlungen, insbesondere bei Gelenksschmerzen, erstmals genutzt
... beginnen die Versammlungen der Kassuppengesellschaft
"Sattler-Panorama" von Johann Michael Sattler, Rundgemälde, entstanden von 1826 bis 1829

Quellen


vorher

Klassizismus

Biedermeier nachher

Gründerzeit