Martin Kocher: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Martin Kocher''' (* [[1973]] in der [[Stadt Salzburg]]) folgte mit Wirkung [[11. Jänner]] [[2021]] als neuer Minister für Arbeit, Familie und Jugend der [[Republik Österreich]] der zurückgetretenen Ministerin Christine Aschbacher nach.
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[[File:2021 Martin Kocher (50958944386) (cropped) (cropped).jpg|thumb|2021m Martin Kocher]]
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'''Martin Kocher''' (* [[13. September]] [[1973]] in der [[Stadt Salzburg]])<ref>[https://www.mwg.or.at/wp-content/uploads/kocher.pdf Vorstellung Millstätter Wirtschaftsgespräche]</ref> ist Ökonom, karenzierter Hochschullehrer und Politiker.  Mit Wirkung [[11. Jänner]] [[2021]] folgte er als neuer Minister für Arbeit der [[Republik Österreich]] der zurückgetretenen Ministerin Christine Aschbacher nach.
  
 
== Leben ==
 
== Leben ==
Bis zu seiner Ernennung zum Arbeitsminister war Kocher Leiter des Instituts für höhere Studien (IHS). Kocher ist kein [[ÖVP]]-Mitglied.
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==== Ausbildung und berufliche Karriere ====
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Die Eltern hatten sich in den [[USA]] kennengelernt, wo beide als Skilehrer arbeiteten. Das Skifahren war Sohn Martin also in die Wiege gelegt. Mit drei Jahren stand er erstmals auf Ski, später auch im örtlichen Skikader. Es habe sich jedoch bald gezeigt, dass es für eine Karriere als Skifahrer nicht reichen würde. Zudem gab es harte Konkurrenz, "[[Hermann Maier]] war in der Schule eine Klasse über mir, [[Michael Walchhofer]] zwei Klassen unter mir".
  
Offenbar mühelos bringt der gebürtige Salzburger schon bisher drei Jobs unter einen Hut, neben der Leitung des IHS lehrt der Verhaltensökonom an der Uni Wien ("''Das ist aber nur eine 15-Prozent-Verpflichtung''", sagt Kocher) und ist zudem Präsident des Fiskalrats, und damit Wächter über Österreichs Staatsschulden.
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Kocher läuft nicht nur gern Marathon, er hat in seiner beruflichen Laufbahn auch einen weiten Weg zurückgelegt. Ausgangspunkt war [[Altenmarkt im Pongau]]. Das ist die Heimat seines Vaters, des langjährigen Direktors des [[Tourismusverband Altenmarkt im Pongau|Tourismusverbandes Altenmarkt-Zachensee]], [[Edmund Kocher|Edi Kocher]], und dort verbrachte Martin Kocher seine Kindheit und Jugend. Er besuchte "wie die meisten damals" die [[Volksschule Altenmarkt im Pongau|Volks]]- und [[Hauptschule Altenmarkt|Hauptschule]] im Ort. Dann absolvierte Kocher das [[Pierre de Coubertin Bundes-Oberstufenrealgymnasium Radstadt|Pierre de Coubertin Bundes-Oberstufenrealgymnasium]] in [[Radstadt]] und schloss dieses [[1992]] mit der Reifeprüfung ab. Im Gymnasium habe er sich für Chemie, Biologie, Physik und Mathematik interessiert und ein Physikstudium erwogen. Das Interesse dafür habe sein Klassenvorstand geweckt, der Geografie und Wirtschaftskunde unterrichtete. Im Rahmen eines Schulversuchs schrieb er eine vorwissenschaftliche Arbeit über Adam Smith, womit sein Weg zur Ökonomie begann. Nach journalistischen Versuchen bei den "[[Pongauer Nachrichten]]" studierte Martin Kocher in Innsbruck Volkswirtschaftslehre. Innsbruck wurde es auch deshalb, weil der Cousin dort bereits Biologie studierte.
  
Kocher läuft nicht nur gern Marathon, er hat in seiner beruflichen Laufbahn auch einen weiten Weg zurückgelegt. Ausgangspunkt war [[Altenmarkt im Pongau]]. Das ist die Heimat seines Vaters und dort verbrachte Martin Kocher seine Kindheit und Jugend. Er besuchte "''wie die meisten damals''" die [[Volksschule Altenmarkt im Pongau|Volks]]- und [[Hauptschule Altenmarkt|Hauptschule]] im Ort, und später das [[Pierre de Coubertin Bundes-Oberstufenrealgymnasium Radstadt|Oberstufenrealgymnasium]] in [[Radstadt]].
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Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck wurde Kocher dort [[2002]] promoviert. Seine Habilitation folgte [[2007]], wieder in Innsbruck. Bereits vor Abschluss der Habilitation warb er als Forschungsgruppenleiter Drittmittel ein, unter anderem über die Oesterreichische Nationalbank und die Raiffeisen-Landesbank [[Tirol]]. Als Gastwissenschafter verbrachte er zwei Jahre an der Universität von Amsterdam in den [[Niederlande]]n.
  
Die Eltern hatten sich in den [[USA]] kennengelernt, wo beide als Skilehrer arbeiteten. Das Skifahren war Sohn Martin also in die Wiege gelegt, mit drei Jahren stand er erstmals auf Ski, später auch im örtlichen Skikader. Es habe sich jedoch bald gezeigt, dass es für eine Karriere als Skifahrer nicht reichte. Zudem gab es harte Konkurrenz, "''[[Hermann Maier]] war in der Schule eine Klasse über mir, [[Michael Walchhofer]] zwei Klassen unter mir''".
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[[2010]] wurde er Professor an der Universität von East Anglia in [[England]], die er jedoch bald verließ, um eine Berufung an der Ludwig-Maximilians-Universität [[München]] anzunehmen. Dort war er bereits Studiendekan und Dekan der volkswirtschaftlichen Fakultät und ist Direktor des Münchner Labors für experimentelle Wirtschafts- und Sozialforschung (MELESSA), das aus der Exzellenzinitiative hervorging.
  
Im Gymnasium habe er sich für Chemie, Biologie, Physik und Mathematik interessiert und ein Physikstudium erwogen. Das Interesse dafür habe sein Klassenvorstand geweckt, der Geografie und Wirtschaftskunde unterrichtete. Im Rahmen eines Schulversuchs schrieb er eine vorwissenschaftliche Arbeit über Adam Smith, womit sein Weg zur Ökonomie begann. Nach journalistischen Versuchen bei den "[[Pongauer Nachrichten]]" studierte Martin Kocher in Innsbruck zum Studium Volkswirtschaftslehre. Innsbruck wurde es auch deshalb, weil der Cousin dort bereits Biologie studierte.
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Seit [[2011]] gehört Kocher als ''Affiliate (Visiting)'' Professor der Universität Göteborg in [[Schweden]] an. [[2014]] bis [[2016]] war er ''Adjunct'' Professor an der ''Queensland University of Technology'' im australischen Brisbane.
  
In Innsbruck lernte Kocher lernte dort seine Frau kennen, mit der er seit [[2003]] verheiratet ist. Die [[Oberösterreich]]erin ging nach dem Studium nach [[München]], wo sie seit vielen Jahren für den Lastwagen- und Busbauer MAN tätig ist.
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Seine Forschungsgebiete liegen im Wesentlichen auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik, der experimentellen Wirtschaftsforschung und der Wirtschaftspsychologie.
  
Seine Karriere führte Kocher über die Universität Innsbruck für zwei Jahre nach Amsterdam in die [[Niederlande]] und [[2010]] ins [[England|englische]] Norwich an die ''University of East Anglia'', bevor er dem Ruf der renommierten Ludwig-Maximilians-Universität in München folgte. Dort lehrte er als Professor für Verhaltensökonomik und experimentelle Wirtschaftsforschung, daneben war er Gastprofessor in Göteborg in [[Schweden]] und an der ''University of Queensland'' im [[Australien|australischen]] Brisbane. [[2016]] kehrte Kocher nach Wien zurück und arbeitete seither am IHS. Seit [[2017]] unterrichtet er zudem an der Universität Wien. Wegen der häufigen Ortswechsel, die eine akademische Karriere mit sich bringe, leben Kocher und seine Frau "''eine sehr gut funktionierende Fernbeziehung, das ist aber kein Lebensmodell für eine Familie''". Daher habe sich die Frage nach Kindern nicht gestellt.
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Von [[1. September]] [[2016]] bis 11. Jänner 2021 leitete er das Institut für Höhere Studien (IHS) in [[Wien]].  
  
In seiner spärlichen Freizeit frönt Kocher dem Laufsport, für Tennis fehlt die Zeit. Und so oft es geht, zieht es ihn nach Hause, oft nur für ein Wochenende, aber immer wieder für ein paar Tage Urlaub im Winter zum Skifahren und Langlaufen, im Sommer zum Bergsteigen. In Altenmarkt trifft er nicht nur seine Eltern, sondern auch seine drei Jahre jüngere Schwester. Die klinische Psychologin und Psychotherapeutin lebt mit ihrer Familie in Eben.
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Im Juni 2020 wurde Kocher als Nachfolger von Gottfried Haber zum Präsidenten des Fiskalrats bestellt. Im Mai 2021 folgte ihm Christoph Badelt in dieser Funktion nach. Im Herbst 2021 sollte ihm ursprünglich Lars Feld als Leiter des IHS nachfolgen, dieser trat die Stelle aber nicht an.  
  
== Quelle ==
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==== Forschung ====
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Kocher ist einer der aktivsten Forscher auf dem Gebiet der experimentellen Wirtschaftsforschung im deutschen Sprachraum. Er belegte [[2013]] den zwölften Rang im Handelsblatt-''Ranking'' für deutschsprachige Ökonomen unter 40 und wurde im selben Jahr von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ( auf Platz 38 der einflussreichsten deutschsprachigen Ökonomen gewählt. Seine Aufsätze wurden in namhaften Zeitschriften veröffentlicht, wie der ''American Economic Review'' oder ''Management Science''.
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In seiner Forschung beschäftigt sich Martin Kocher mit zahlreichen Themen auf dem Gebiet der experimentellen Verhaltensökonomik. So veröffentlichte er beispielsweise Arbeiten zum Einfluss von Zeitdruck auf individuelle Entscheidungen oder die Entwicklung von Präferenzen bei Kindern und Heranwachsenden. Auf dem Gebiet der Sportökonomik zeigte Kocher beispielsweise mit seinem Koautoren Matthias Sutter, dass Schiedsrichter häufig zugunsten der Heimmannschaft urteilen, wenn diese zurückliegt.
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==== Politik ====
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Kocher ist kein [[ÖVP]]-Mitglied. Bis zu seiner Ernennung zum Arbeitsminister war Kocher Leiter des Instituts für höhere Studien (IHS) in Wien.
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2021 wurden in Kochers Amtszeit als Arbeitsminister die Förderungen eines ÖGB-Projekts, das fremdsprachigen Arbeitnehmern Rechtsberatung in ihrer Muttersprache anbietet, von 400.000 Euro auf 20.000 Euro gekürzt. Kocher verwies in diesem Zusammenhang auf budgetäre Gründe "aufgrund der erhöhten Ausgaben im Rahmen der [[Covid]]-Krise". Es stehe dennoch ein ausreichendes mehrsprachiges Angebot zur Verfügung.
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Im Februar [[2023]] sprach sich Kocher für eine Reduktion von Sozialleistungen für Menschen, die teilzeitbeschäftigt arbeiten, aus. Dies solle dazu beitragen, Vollzeitbeschäftigung attraktiver zu machen.
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==== Privat ====
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Während seines Studiums in Innsbruck lernte Kocher lernte seine Frau kennen, mit der er seit [[2003]] verheiratet ist. Die [[Oberösterreich]]erin ging nach dem Studium nach [[München]], wo sie seit vielen Jahren für den Lastwagen- und Busbauer MAN tätig ist.
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In seiner spärlichen Freizeit frönt Kocher dem Laufsport, für Tennis fehlt die Zeit. Und so oft es geht, zieht es ihn nach Hause, oft nur für ein Wochenende, aber immer wieder für ein paar Tage Urlaub im Winter zum Skifahren und Langlaufen, im Sommer zum Bergsteigen. In Altenmarkt trifft er nicht nur seine Eltern, sondern auch seine drei Jahre jüngere Schwester. Die klinische Psychologin und Psychotherapeutin lebt mit ihrer Familie in [[Eben im Pongau]].
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== Auszeichnungen ==
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* [[2000]]: Preis der Nationalökonomischen Gesellschaft für den besten Beitrag eines jungen Ökonomen
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* 2003: Beste Dissertation der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck
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* 2003: Preis des [[Fürstentum Liechtenstein|Fürstentums Liechtenstein]] für Forschung
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* 2003: Preis der Stadt Innsbruck für Forschung
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* 2013: Bayerischer Preis für exzellente Lehre
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== Herausgeberschaften ==
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Martin Kocher ist seit 2013 Mitherausgeber des ''Journal of Behavioral and Experimental Economics'' und von [[2008]] bis [[2015]] war er Mitherausgeber des ''Journal of Economic Psychology''.
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Veröffentlichungen (Auswahl)
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* Martin Kocher, J. Pahlke, S. Trautmann: Tempus fugit: Time pressure in risky decisions. Management Science 59, 2013, S. 2380–2391.
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* M. Sutter, Martin Kocher, D. Rützler, S. Trautmann: Impatience and uncertainty: experimental decisions predict adolescents' field behavior. American Economic Review 103, 2013, S. 510–531.
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: M. Sutter, S. Haigner, Martin Kocher: Choosing the stick or the carrot? Endogenous institutional choice in social dilemma situations. Review of Economic Studies 77, 2010, S. 1540–1566.
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== Quellen ==
 
* [https://www.sn.at/politik/innenpolitik/live-salzburger-martin-kocher-wird-neuer-arbeitsminister-98147806 www.sn.at], 10. Jänner 2021
 
* [https://www.sn.at/politik/innenpolitik/live-salzburger-martin-kocher-wird-neuer-arbeitsminister-98147806 www.sn.at], 10. Jänner 2021
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* [https://www.sn.at/salzburg/politik/in-der-heimat-von-martin-kocher-altenmarkt-ist-stolz-auf-seinen-minister-98204116 www.sn.at], Lokalbeilage vom 12. Jänner 2021: "Altenmarkt ist stolz auf seinen Minister", ein Beitrag von [[Michael Minichberger]]
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== Einzelnachweis  ==
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Aktuelle Version vom 16. Februar 2024, 09:10 Uhr

2021m Martin Kocher

Martin Kocher (* 13. September 1973 in der Stadt Salzburg)[1] ist Ökonom, karenzierter Hochschullehrer und Politiker. Mit Wirkung 11. Jänner 2021 folgte er als neuer Minister für Arbeit der Republik Österreich der zurückgetretenen Ministerin Christine Aschbacher nach.

Leben

Ausbildung und berufliche Karriere

Die Eltern hatten sich in den USA kennengelernt, wo beide als Skilehrer arbeiteten. Das Skifahren war Sohn Martin also in die Wiege gelegt. Mit drei Jahren stand er erstmals auf Ski, später auch im örtlichen Skikader. Es habe sich jedoch bald gezeigt, dass es für eine Karriere als Skifahrer nicht reichen würde. Zudem gab es harte Konkurrenz, "Hermann Maier war in der Schule eine Klasse über mir, Michael Walchhofer zwei Klassen unter mir".

Kocher läuft nicht nur gern Marathon, er hat in seiner beruflichen Laufbahn auch einen weiten Weg zurückgelegt. Ausgangspunkt war Altenmarkt im Pongau. Das ist die Heimat seines Vaters, des langjährigen Direktors des Tourismusverbandes Altenmarkt-Zachensee, Edi Kocher, und dort verbrachte Martin Kocher seine Kindheit und Jugend. Er besuchte "wie die meisten damals" die Volks- und Hauptschule im Ort. Dann absolvierte Kocher das Pierre de Coubertin Bundes-Oberstufenrealgymnasium in Radstadt und schloss dieses 1992 mit der Reifeprüfung ab. Im Gymnasium habe er sich für Chemie, Biologie, Physik und Mathematik interessiert und ein Physikstudium erwogen. Das Interesse dafür habe sein Klassenvorstand geweckt, der Geografie und Wirtschaftskunde unterrichtete. Im Rahmen eines Schulversuchs schrieb er eine vorwissenschaftliche Arbeit über Adam Smith, womit sein Weg zur Ökonomie begann. Nach journalistischen Versuchen bei den "Pongauer Nachrichten" studierte Martin Kocher in Innsbruck Volkswirtschaftslehre. Innsbruck wurde es auch deshalb, weil der Cousin dort bereits Biologie studierte.

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck wurde Kocher dort 2002 promoviert. Seine Habilitation folgte 2007, wieder in Innsbruck. Bereits vor Abschluss der Habilitation warb er als Forschungsgruppenleiter Drittmittel ein, unter anderem über die Oesterreichische Nationalbank und die Raiffeisen-Landesbank Tirol. Als Gastwissenschafter verbrachte er zwei Jahre an der Universität von Amsterdam in den Niederlanden.

2010 wurde er Professor an der Universität von East Anglia in England, die er jedoch bald verließ, um eine Berufung an der Ludwig-Maximilians-Universität München anzunehmen. Dort war er bereits Studiendekan und Dekan der volkswirtschaftlichen Fakultät und ist Direktor des Münchner Labors für experimentelle Wirtschafts- und Sozialforschung (MELESSA), das aus der Exzellenzinitiative hervorging.

Seit 2011 gehört Kocher als Affiliate (Visiting) Professor der Universität Göteborg in Schweden an. 2014 bis 2016 war er Adjunct Professor an der Queensland University of Technology im australischen Brisbane.

Seine Forschungsgebiete liegen im Wesentlichen auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik, der experimentellen Wirtschaftsforschung und der Wirtschaftspsychologie.

Von 1. September 2016 bis 11. Jänner 2021 leitete er das Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien.

Im Juni 2020 wurde Kocher als Nachfolger von Gottfried Haber zum Präsidenten des Fiskalrats bestellt. Im Mai 2021 folgte ihm Christoph Badelt in dieser Funktion nach. Im Herbst 2021 sollte ihm ursprünglich Lars Feld als Leiter des IHS nachfolgen, dieser trat die Stelle aber nicht an.

Forschung

Kocher ist einer der aktivsten Forscher auf dem Gebiet der experimentellen Wirtschaftsforschung im deutschen Sprachraum. Er belegte 2013 den zwölften Rang im Handelsblatt-Ranking für deutschsprachige Ökonomen unter 40 und wurde im selben Jahr von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ( auf Platz 38 der einflussreichsten deutschsprachigen Ökonomen gewählt. Seine Aufsätze wurden in namhaften Zeitschriften veröffentlicht, wie der American Economic Review oder Management Science.

In seiner Forschung beschäftigt sich Martin Kocher mit zahlreichen Themen auf dem Gebiet der experimentellen Verhaltensökonomik. So veröffentlichte er beispielsweise Arbeiten zum Einfluss von Zeitdruck auf individuelle Entscheidungen oder die Entwicklung von Präferenzen bei Kindern und Heranwachsenden. Auf dem Gebiet der Sportökonomik zeigte Kocher beispielsweise mit seinem Koautoren Matthias Sutter, dass Schiedsrichter häufig zugunsten der Heimmannschaft urteilen, wenn diese zurückliegt.

Politik

Kocher ist kein ÖVP-Mitglied. Bis zu seiner Ernennung zum Arbeitsminister war Kocher Leiter des Instituts für höhere Studien (IHS) in Wien.

2021 wurden in Kochers Amtszeit als Arbeitsminister die Förderungen eines ÖGB-Projekts, das fremdsprachigen Arbeitnehmern Rechtsberatung in ihrer Muttersprache anbietet, von 400.000 Euro auf 20.000 Euro gekürzt. Kocher verwies in diesem Zusammenhang auf budgetäre Gründe "aufgrund der erhöhten Ausgaben im Rahmen der Covid-Krise". Es stehe dennoch ein ausreichendes mehrsprachiges Angebot zur Verfügung.

Im Februar 2023 sprach sich Kocher für eine Reduktion von Sozialleistungen für Menschen, die teilzeitbeschäftigt arbeiten, aus. Dies solle dazu beitragen, Vollzeitbeschäftigung attraktiver zu machen.

Privat

Während seines Studiums in Innsbruck lernte Kocher lernte seine Frau kennen, mit der er seit 2003 verheiratet ist. Die Oberösterreicherin ging nach dem Studium nach München, wo sie seit vielen Jahren für den Lastwagen- und Busbauer MAN tätig ist.

In seiner spärlichen Freizeit frönt Kocher dem Laufsport, für Tennis fehlt die Zeit. Und so oft es geht, zieht es ihn nach Hause, oft nur für ein Wochenende, aber immer wieder für ein paar Tage Urlaub im Winter zum Skifahren und Langlaufen, im Sommer zum Bergsteigen. In Altenmarkt trifft er nicht nur seine Eltern, sondern auch seine drei Jahre jüngere Schwester. Die klinische Psychologin und Psychotherapeutin lebt mit ihrer Familie in Eben im Pongau.

Auszeichnungen

  • 2000: Preis der Nationalökonomischen Gesellschaft für den besten Beitrag eines jungen Ökonomen
  • 2003: Beste Dissertation der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck
  • 2003: Preis des Fürstentums Liechtenstein für Forschung
  • 2003: Preis der Stadt Innsbruck für Forschung
  • 2013: Bayerischer Preis für exzellente Lehre

Herausgeberschaften

Martin Kocher ist seit 2013 Mitherausgeber des Journal of Behavioral and Experimental Economics und von 2008 bis 2015 war er Mitherausgeber des Journal of Economic Psychology.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Martin Kocher, J. Pahlke, S. Trautmann: Tempus fugit: Time pressure in risky decisions. Management Science 59, 2013, S. 2380–2391.
  • M. Sutter, Martin Kocher, D. Rützler, S. Trautmann: Impatience and uncertainty: experimental decisions predict adolescents' field behavior. American Economic Review 103, 2013, S. 510–531.
M. Sutter, S. Haigner, Martin Kocher: Choosing the stick or the carrot? Endogenous institutional choice in social dilemma situations. Review of Economic Studies 77, 2010, S. 1540–1566.

Quellen

Einzelnachweis