Reichsrat
Der Reichsrat war in der Spätzeit der Monarchie (1861 bzw. 1867 bis 1918) das Parlament der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-ungarischen Monarchie. Er bestand aus dem Abgeordnetenhaus und dem Herrenhaus.
Abgeordnetenhaus
Wahlsystem
Die Abgeordneten wurden zunächst von den Landtagen nach deren eigenem Kurienwahlrecht gewählt.
1873 wurde die Direktwahl nach einem Kurienwahlsystem mit vier Kurien (Großgrundbesitz, Handels- und Gewerbekammern, Städte und Landgemeinden) eingeführt, die Wahlperiode dauerte sechs Jahre.
Allerdings war auch in den Kurien der Städte und Landgemeinden nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung überhaupt wahlberechtigt. Erst 1896 wurde eine fünfte, allgemeine Wählerklasse eingeführt, in der alle männlichen Staatsbürger wahlberechtigt waren.
Im Jahr 1907 wurde das allgemeine, gleiche (Männer-)Wahlrecht eingeführt.
Die Wahlreformen von 1896 und 1907 brachten eine Umschichtung von den alten konservativen und liberalen Honoratiorenparteien zu modernen Massenparteien, vor allem Christlichsozialen und Sozialdemokraten, mit sich.
Die Zahl der auf das Herzogtum Salzburg entfallenden Sitze betrug ursprünglich drei und stieg schließlich auf sieben.
Salzburger Abgeordnete
Salzburger Reichsratsabgeordnete waren:
- 1861–1865. Dr. Franz de Paula Albert Eder, Prälat des Stiftes St. Peter, Salzburg
- 1861–1871: Mathias Gschnitzer, Fabrikbesitzer, Salzburg
- 1861–1871 und 1873–1878: Dr. Josef Ritter von Lasser, k. k. Geheimer Rat und Minister, Wien
- 1867–1870: Dr. Josef Valentin Stieger, Hof- und Gerichtsadvokat, Salzburg
- 1870–1871: Dr. Josef Halter, Stiftspropst des Kollegiatsstiftes, Mattsee
- 1871–1873: Hugo Graf Lamberg, k. k. Kämmerer, Salzburg-Morzg
- 1871–1891: Dr. Johann Wegscheider, k. k. Bezirksrichter, St. Johann im Pongau, dann k. k. Landesgerichtsrat, Salzburg
- 1871–1897: Dr. Franz Keil, Advokat, Salzburg
- 1873–1891: Mathias Neumayer, Großgrundbesitzer, Maishofen
- 1873–1896: Georg Lienbacher, k. k. Hofrat, Wien
- 1878–1879: Alois Prinz von und zu Liechtenstein, Gutsbesitzer in Burgstall, Wies (Steiermark)
- 1879–1918: Dr. Viktor (Freiherr von) Fuchs, Advokat, Wien
- 1891–1897: Jakob Rottmayr, Kaufmann, Werfen
- 1891–1897: Georg Schider, Großgrundbesitzer, Saalfelden
- 1896–1897: Alois Winkler, Domkapitular, Salzburg
- 1897–1900: Alois Hölzl sen., Großgrundbesitzer, Saalfelden
- 1897–1900: Anton Keil, Dechant und Pfarrer, St. Georgen bei Salzburg, bzw. Domkapitular, Salzburg
- 1897–1900: Ferdinand Tusel, Oberkondukteur der k.k. Staatsbahnen, Bischofshofen/Salzburg-Riedenburg
- 1897–1918: Anton Hueber, Kunst- und Bautischler, Salzburg
- 1897–1918: Dr. Julius Sylvester, Hof- und Gerichtsadvokat, Salzburg
- 1901–1907: Johann Gmachl, Realitätenbesitzer, Elixhausen
- 1901–1907: Josef Haider, Gemeindevorsteher und Grundbesitzer, Unken
- 1901–1907: Alois Unterladstätter, Pfarrer, Salzburg-Gnigl
- 1907–1914: Paul Krennwallner, Bauer, Salzburg-Itzling
- 1907–1918: Franz Heilmayer, Färbermeister und Ökonomiebesitzer, Mattsee
- 1907–1918: Josef Perwein, Grundbesitzer, Werfen
- 1907–1918: Dr. Arthur Stölzel, Hof- und Gerichtsadvokat, Salzburg
Herrenhaus
Das Herrenhaus setzte sich aus Mitgliedern folgender Kategorien zusammen:
- den großjährigen Prinzen des kaiserlichen Hauses;
- den Erzbischöfen und jenen Bischöfen, denen fürstlicher Rang zukam;
- den Häuptern jener Adelsgeschlechter, denen der Kaiser die erbliche Reichsratswürde verliehen hatte;
- ausgezeichneten Männern, die vom Kaiser wegen ihrer Verdienste um Staat oder Kirche, Wissenschaft oder Kunst auf Lebenszeit berufen wurden.
Zu den 106 Adelsgeschlechtern mit erblicher Reichsratswürde gehörten zB die Liechtenstein, Dietrichstein, Auersperg, Schwarzenberg, Metternich, Trauttmansdorff, Lamberg, Thun, Kuefstein, Harrach, Lodron, Attems, Herberstein, Lanckoroński, Meran und Fünfkirchen.
Die Zahl der vom Kaiser zu berufenden Mitglieder wurde im Jahr 1907 mit mindestens 150 und höchstens 170 festgesetzt.
Mitglieder waren z.B. Carl Graf Chorinsky, Nikolaus Dumba und Dr. Josef Freiherr Lasser von Zollheim.
Quellen
- Voithofer, Richard: "… dem Kaiser Treue und Gehorsam …" Ein biografisches Handbuch der politischen Eliten in Salzburg 1861 bis 1918. Wien (Verlag Böhlau) 2011. ISBN 978-3-205-78637-5. S. 161 ff
- Wikipedia-Artikel Reichsrat (Österreich), Herrenhaus, Liste der Mitglieder des österreichischen Herrenhauses
- Gesetz, wodurch das Grundgesetz über die Reichsvertretung vom 26. Februar 1861 abgeändert wird, RGBl. Nr. 141/1867
Weiterführend
Für Informationen zum österreichischen Reichsrat, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema.