Karl Böhm

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Karl Böhm in den 1950er-Jahren.
Karl Böhm, Aufnahme im Salzburger Festspielhaus (1947).
Gedenktafel für Karl Böhm; am Dr.-Karl-Böhm-Weg Nr. 7

Generalmusikdirektor Prof. Dr. Karl Böhm (* 28. August 1894 in Graz; † 14. August 1981 in der Stadt Salzburg), war Dirigent und Ehrenbürger der Stadt Salzburg.

Leben

Karl Böhm war neben Herbert von Karajan die prägende Dirigentenpersönlichkeit bei den Salzburger Festspielen nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis zu seinem Tod dirigierte er nahezu jedes Jahr Opern und Konzerte und stand 338 mal am Pult der Festspiele. Sein Debüt feierte er am 25. Juli 1938 mit Don Giovanni. Es folgten zahlreiche Mozart-Opern wie Die Zauberflöte, Le nozze di Figaro, Così fan tutte, Die Entführung aus dem Serail und Idomeneo. Nicht zu unrecht galt er als der wichtigste Mozartdirigent seiner Zeit.

Neben Mozart war Böhm vor allem die Musik von Richard Strauss ein Anliegen. Mit ihm verband Böhm auch eine langjährige Freundschaft. Bei den Salzburger Festspielen dirigierte er 1939 erstmals dessen Rosenkavalier, kehrte 1947, nach dem Berufsverbot durch die Alliierten, mit Arabella nach Salzburg zurück. Auch Capriccio, Ariadne auf Naxos, Die schweigsame Frau und Die Frau ohne Schatten rissen Publikum wie Kritik gleichermaßen zu Beifallstürmen hin.

Böhm setzte sich aber auch für die Moderne ein. Gegen massive Widerstände der Politik brachte er Alban Bergs Wozzeck 1951 auf die Festspielbühne und leitete 1953 die Uraufführung von Gottfried von Einems Der Prozeß.

Am 30. August 1980 stand Böhm bei einem Konzert der Wiener Philharmoniker im Kleinen Festspielhaus ein letztes Mal am Dirigentenpult der Salzburger Festspiele.

Zwei Wochen vor seinem 87. Geburtstag starb Karl Böhm im August 1981 während Probenarbeiten in Salzburg. Im Salzburger Dom wurde zu seinem Gedächtnis das Mozart-Requiem unter der Leitung von James Levine gespielt.

Aus seiner Ehe mit der deutschen Sopranistin Thea Linhard ging der bekannte Schauspieler Karlheinz Böhm (* 1928; † 2014) hervor.

Ehrungen

Seit 8. Oktober 1954 Ehrenmitglied der Internationalen Stiftung Mozarteum.

Am 9. November 1956 wurde ihm die Goldene Mozart-Medaille verliehen, am 31. August 1964 der Ring des Landes Salzburg und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg.

Das Bundesministeriums für Unterricht und Kunst stiftete am 19. Juni 1974 anlässlich seines 80. Geburtstages den Dr.-Karl-Böhm-Preis.

Nach ihm ist der Dr.-Karl-Böhm-Weg im Salzburger Stadtteil Parsch benannt.

Karl-Böhm-Saal und Böhms nationalsozialistische Vergangenheit

Ihm zu Ehren wurde zu seinem 85. Geburtstag am 28. August 1979 die ehemalige alten Winterreitschule im Haus für Mozart als Karl-Böhm-Saal benannt. 2016 wurde der Karl-Böhm-Saal mit einer Erläuterungstafel ausgestattet, die auf die Rolle des Dirigenten in der NS-Zeit hinweist. Ein so formulierter Antrag war vom Festspielkuratorium einstimmig angenommen worden. Böhm war im Gegensatz zu Herbert von Karajan kein NSDAP-Mitglied, er gilt aber als Profiteur des Dritten Reichs.

Das Festspieldirektorium vertrat laut der Meldung im "Kurier" und anderen österreichischen Medien die Meinung, dass der Saal aufgrund der "außergewöhnlichen künstlerischen Verdienste" des Dirigenten nicht umbenannt werden solle. Man habe dem Kuratorium jedoch vorgeschlagen, beim Eingang zum Saal eine Erläuterungstafel anzubringen - "analog zur Vorgehensweise der Stadt bei belasteten Straßennamen", wie Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler erklärte. Auf der Tafel werde auf eine Internetadresse verwiesen, "wo in Deutsch und Englisch die Persönlichkeit Karl Böhms dargestellt wird als das, was er war: ein großer Künstler, aber politisch fatal Irrender".

In der Stellungnahme zur Entscheidung hieß es weiters: "Böhm war ein Profiteur des Dritten Reichs und arrangierte sich für die Karriere mit dem System. Sein Aufstieg wurde durch die Vertreibung jüdischer und politisch missliebiger Kollegen begünstigt." Aber er habe zumindest "keine antisemitischen Äußerungen getätigt".

Weiterführend

Für Informationen zu Karl Böhm, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema

Quellen