Kajetanerkirche St. Maximilian

Die Kajetanerkirche St. Maximilian ist eine unter Denkmalschutz stehende Kirche im Kaiviertel am südöstlichen Rand der Salzburger Altstadt.
Geschichte
Als kirchlicher Ort ist die heutige Kajetanerkirche mit dem angeschlossenen Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, nächst dem alten Stadttor (Kajetanertor) gelegen, sehr alt. Urkundlich standen hier schon 1150 eine Kirche, die 1150 von Erzbischof Eberhard I. zu Ehren des hl. Laurentius neu geweiht wurde, und ein Spital. Beides gehörte zum Stift St. Peter. Eine neuerliche Weihe zu Ehren desselben und der hl. Magdalena erfolgte 1506 durch Nikolaus, Bischof von Hippo. Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau kaufte Spital und Kirche von Abt Martin Hattinger von St. Peter, um darin ein Priesterseminar zu errichten.
Am 22. Dezember 1684 kam es durch eine von Fürsterzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg bestätigte Stiftung des kurbayrischen Kämmerers und Revisionsrats Georg Freiherrn von Lerchenfeld zur Gründung eines Seminars für Seelsorgepriester unter Leitung der der Theatiner (nach ihrem Gründer allgemein "Kajetaner" genannt). Die Einführung des Ordens erfolgt mit Urkunde vom 16. Oktober 1686 . Durch den im folgenden Jahr erfolgten Tod des Fürsterzbischofs wurde die Existenz der Theatiner in Salzburg schwer bedroht und es kam zu langwierigen Verhandlungen, die erst im Mai 1696 zur definitiven Übergabe von Kloster und Kirche an den Orden führten .
Den Bau von 1685 bis 1697 leitete der von Max Gandolph aus München berufene Schweizer Giovanni Gaspare Zuccalli, mit dem am 22. Juni 1685 der Vertrag geschlossen wurde. folgender Kontrakt geschlossen wurde. Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein, der ab 1687 regierte, war kein Freund des "Welschen Barock" und der Theatiner, weshalb Zuccalli lange um die Endabrechnung streiten musste. Das Priesterseminar wurde dann an der Seite der Dreifaltigkeitskirche unter neuer Leitung errichtet.
Im Sommer 1686 war der Bau so weit fortgeschritten, dass mit der Gestaltung der Fassade begonnen werden konnte. Dafür hatte der Steinmetzmeister Andreas Gözinger am 13. August einen Kostenvoranschlag gelegt, auf Grund dessen der Vertrag mit ihm am 17. August geschlossen wurde. Die Stuckarbeiten der Kirche erhielten die Stuckateure Francesco Brenno, sein Bruder Carlo Antonio Brenno und ihr Gehilfe Antonio Carabelli, mit denen am 20. November 1686 ein vom Fürsterzbischof am 29. November ratifizierter Vertrag geschlossen wurde. Es wurde aber nur ein Teil der ARbeiten ausgeführt, denn nach dem Tode Max Gandolphs wurde die Arbeit über Befehl des Fürsterzbischofs Johann Ernst eingestellt und am 4. April 1688 angeordnet, mit den Stuccatores ordentlich abzuraiten und dieselben nach Gebür abzufertigen. Trotz der Bemühungen der Stuckateure, die erst 1.700 fl. erhalten hatten, mit der Fortführung der Arbeiten betraut zu werden, wurde diese dem Salzburger Meister Lorenz Stumpfegger übertragen. Wegen dieses wider alle Baurechtsgewohnheit laufenden Vertragsbruches überreichte Carlo Antonio Brenno eine Beschwerde, die 1700 zu einem für Brenno ziemlich ungünstigen Vergleich führte.
Auch dem Gasparo Zugalli wurden 1.100 fl. vorenthalten, weshalb er und nach seinem Tode sein Sohn Johann Christoph einen langen Prozess gegen Fürsterzbischof Johann Ernst und seinen Nachfolger führte, der mit einer Erledigung von 1730 definitiv niedergeschlagen wurde. Aus den Prozessakten ist besonders das von Johann Christoph de Zugalli zur Entkräftung mancher Vorwürfe gegen die Bauführung seines Vaters erbrachte Zeugnis hervorzuheben, in dem der kaiserliche Hofbaumeister Beduzzi bestätigt, das an der Kirche kein einziger Architekturfehler vorhanden sei.
Der Ausbau der Kirche ging nach der Wiederaufnahme der Arbeiten 1696 langsam vonstatten, sodass die Einweihung erst am 31. Oktober 1700 durch den Sigmund Carl von Castel-Barco, Bischof von Chiemsee erfolgen konnte.
Zwei Flügelbauten des ehemaligen Theatinerkloster umschließen die in die Gebäudeflucht eingebettete kleine Kirche. Der Zentralbau ist von einer hohen Tambourkuppel gekrönt, an die seitlich zwei vier Kapellen anschließen. Kleine dekorative Wandfelder mit Scheinfenstern und Emporen vervollständigen die Kirche. Das Kuppelfresko wurde von Paul Troger geschaffen.
1809 wurde die Niederlassung der vom hl. Kajetan von Thiene begründeten Kongregation der Theatiner aufgehoben. Das Gebäude diente danach als Garnisonsspital und wurde 1923 dem Orden der Barmherzigen Brüder übergeben, die seitdem den Spitalsbetrieb fortführen. Am 7. August 1945 wurde anlässlich des Patroziniumsfestes des hl. Kajetan die Kajetanerkirche nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eröffnet.
Restaurierung 1980/81
Bereits die umfassende Restaurierung 1980 bis 1981 brachte einige Überraschungen. So wurden bei den Seitenaltären die übertünchten Scheinbaldachine Trogers wiederentdeckt und aufwendig freigelegt sowie die vermuteten Vergoldungen im Kirchenraum rekonstruiert. Der Umfang dieser Restaurierungsarbeiten machte es nötig, dass die Arbeiten von zwei Firmen gemeinsam durchgeführt werden mussten. Kleinste Unterschiede in der Vergoldungstechnik verraten kundigen Augen heute noch die Aufteilung der Arbeiten wie eine unsichtbare Linie, die den Kirchenraum in zwei Hälften teilt. Unter anderem wurden allzu auffällige Spuren älterer Restaurierungen abgenommen, darunter auch ein spannendes Stück Restauriergeschichte: direkt über der Signatur Trogers hatten, der überlieferten Handwerkstradition folgend, 1881 Restaurator Josef Gold und 1948 Restaurator Bruno Malanik ihre Namen hinterlassen. Obwohl 1981 diese selbstbewussten Signaturen abgenommen wurden, blieb man der alten Tradition treu: direkt hinter dem Hauptaltar wurde eine vertikale Linie in den Putz gekratzt, rechts und links davon verewigten sich die für die jeweiligen Raumhälften verantwortlichen Firmen.
Restaurierung 2021/23
Nach einer dreijährigen Renovierung, die 2023 abgeschlossen war, erscheinen nun Details der 1685 erbauten Kirche in neuem Glanz. Kirchenbesucher sahen in den vergangenen Jahrzehnten weiße Innenwände, seit 2023 ist die Kirche in edler Farboptik gehalten. Ursprünglich sollte die Kirche wie zur Eröffnung im Jahr 1700 weiß gestrichen werden. Auch bei der letzten Restaurierung 1980 blieb es bei Weiß. Wie die Leiterin des Denkmalamtes, Eva Hody, erklärt, war diese Neuerung auch für Experten eine Überraschung. Zu Beginn der Restaurierungsarbeiten glaubten die Fachleute, dass sie mit einer guten Staubreinigung und einer weißen Tünche auf den Wänden auskommen. "Es hat sich dann aus technischen Problemen heraus gezeigt, dass es ältere Farbbefunde gibt, die uns erklären, dass die Kirche ursprünglich nicht weiß gefasst war, sondern eine bunte Steinfarbigkeit hatte, und so ist sie heute wieder restauriert." sagt Hody.
Das 1728 von Paul Troger geschaffenen Kuppelfresko wirkte vor der Restaurierung wie ein dunkler Fleck und war kaum noch zu erkennen. Jetzt kommt ihm wieder die Hauptrolle zu, die ihm gebührt. Das hat nicht nur mit der Reinigung von Ruß, Staub und Belägen zu tun, sondern mit der neuen Farbgebung des gesamten Kirchenraumes. Statt in Weiß sind die Wände nun in warmen Steinfarben gefasst, was den Raum stimmig und einladend macht und die Kuppel optisch mit dem Kirchenraum verbindet. Die Farbtöne aus dem Fresko von Troger finden sich an den Wänden wieder. Die Pilaster sind in grauer Marmoroptik bemalt.
Als eine besondere Herausforderung erwies sich die barrierefreie Erschließung der Kirche. Sie auch für die Patienten vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder aus barrierefrei zugänglich sein. So musste der historische Fußboden zur Benutzung mit Rollstühlen restauriert und Unregelmäßigkeiten so weit wie möglich ausgeglichen werden. Der Haupteingang und die beiden Seitenkapellen erhielten barrierefreie Zugänge. Diese wurden elegant und zurückhaltend in den historischen Bestand geschnitten. Damit kommt diese dauerhaften, nicht reversiblen Maßnahmen zukünftige Generationen Zeugnis für den hohen Stellenwert, der im 21. Jahrhundert dem Thema der Inklusion zu.
Inneneinrichtung
Scala Santa
- Hauptartikel Scala Santa
Eine Besonderheit ist die Heilige Stiege, die Scala Santa, neben der Kirche, die in Nachahmung der römischen Scala Santa 1712 hier errichtet wurde. Sie besteht aus 28 Stufen, darf nur kniend erklommen werden und führt hinauf zur Kreuzkapelle mit dem Kreuzaltar, die beide um 1750 geschaffen wurden. Der Altar besitzt ein geschnitztes Holzkruzifix mit seitlich zwei trauernden Engeln vor einer gemalten Landschaft. Das Deckenbild mit der ehernen Schlange wird Jakob Zanusi zugeschrieben. Der Johannes Nepomuk Altar im Vorraum zur Kreuzkapelle links zeigt den bekannten Brückensturz des Heiligen. Den rechtsseitig im Vorraum stehenden Pius Altar mit dem Bild des Papstes Pius V. vor Maria Immaculata kniend schuf Jakob Zanusi um das Jahr 1730.
Altäre
Die Kajetanerkirche samt der Scala Santa besitzt neben dem Hochaltar sieben weitere Altäre.
Hochaltar
Die Stiftung des Hochaltarbildes erfolgte durch den Domkapitular Paris Dominik Freiherr von Wolkenstein, worauf das Domkapitel mit dem "gewesten Hausmeister und Maler" des (inzwischen gestorbenen) Stifters Jakob Christoph Plazer verhandelte, der sich verpflichtete, das verlobte Plat mit angelegenem Fleiß gegen nachträgliche Schätzung durch Sachverständige zu verfertigen (Domkapitelprotokoll, 28. Jänner 1698 f. 42). Am 4. August 1698 berichtet Plazer, dass das Bild albereits in völliger Perfeetion stehe und bittet umsomehr um baldige Beaugenscheinung und Bezahlung, als er aus Verfolgung alhießiger Mahler lenger alhier nit zu verbleiben habe. Der Maler erhielt statt der ursprünglich bestimmten 400 nur 200 fl., da sich die Hinterlassenschaft des Stifters inzwischen als passiv erwiesen hatte (Domkapitelprotokolle 4. August, 7. August 1698; 20. März, 28. September 1699).
Das Altarblatt des Hochaltars mit der Marter des hl. Maximilian, 1727, und ebenso das Hauptaltarbild des rechten Seitenaltars mit dem hl. Kajetan als Tröster der Pestkranken sowie vier Bildern auf Leinwand über den Beichtstühlen stammen alle von Paul Troger.[1] Das Altarbild des linken Seitenaltars mit der Darstellung der Heiligen Sippe stammt von Johann Michael Rottmayr (1708).
Seitenaltäre
Zwei weitere Seitenaltäre beiderseits der Vorhalle ergänzen das große Oval des Kirchenraumes zum Rechteck: Den Altar der linken Kapelle mit Stuckmarmor von Jakob Zanusi (1712) zeigt den hl. Andreas Avellinus. Aus der Zeit nach 1750 sind hier 14 Kreuzwegbilder zu sehen. Der Altar der rechten Kapelle aus der Zeit um 1750 zeigt auch eine Figur des hl. Johannes von Gott.
Orgel
Die Orgel wurde vermutlich 1697 von Christoph Egedacher geschaffen und erklang beim ersten feierlichen Gottesdienst in der Kirche, am Fest des Ordensstifters, den 7. August 1697.[2][3] Sie ist original erhalten und stellt das wertvollste historische Orgel-Instrument in der Stadt Salzburg dar.
Disposition
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- Dauercoppel[A. 4]
- Stimmton]: a1 ≈ 461 Hz bei 15 °C (465 Hz bei 20 °C), Cornettton
- Mitteltönige Stimmung
- Winddruck: 64 mm Wassersäule
- Anmerkungen
Bildergalerie
Kirche allgemein
weitere Bilder
Kajetanerkirche St. Maximilian – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Literatur
- "Die Salzburger Kajetanerkirche. Rückkehr zum barocken Farbraum", Broschüre des Bundesdenkmalamtes als pdf www.bda.gv.at
Quellen
- kirchen-fuehrer.info, Die Kajetanerkirche in Salzburg,
- Hans Tietze: Die kirchlichen Denkmale der Stadt Salzburg, in: Österreichische Kunsttopographie, diglib.tugraz.at, pdf
- salzburg.orf.at, 12. März 2023
- www.sn.at, 7. März 2023
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Kajetanerkirche St. Maximilian"
Einzelnachweise
- ↑ Benedikt Pillwein: Biographische Schilderungen oder Lexikon Salzburgischer theils verstorbener theils lebender Künstler, Salzburg 1821, in in googlebooks zum Nachlesen
- ↑ Lorenz Hübner, Benedikt Pillwein (Hrsg.): "Die Ordens-Gesellschaft der Theatiner zu Salzburg. Das Wohngebäude." In: Kaiserl. Königl. Oesterreichisches Amts- und Intelligenz-Blatt von Salzburg, Stück 59, 23. Juli 1830, Seiten 1116–120; S. 1117
- ↑ Eine andere Quelle schreibt sie Johann Christoph Egedacher zu, mit dem Erbauungsjahr 1708 (Bruce Hynes: "A History of Performing Pitch. The story of "A"." Verlag "The Scarecrow Press, Inc", Lanham (Maryland) / Oxford, 2002, Seite 457 (o.p.)