Gollhoferhaus

Das Gollhoferhaus, auch Sailler'sches Wirtshaus oder Zu den drei Alliierten, ist ein denkmalgeschütztes Gebäude an der Ecke Getreidegasse und Hagenauerplatz in der Salzburger Altstadt.
Geschichte
Das Haus Getreidegasse 10, heutzutage landläufig als das Gollhoferhaus bezeichnet, kann auf eine lange, bewegte Geschichte zurückblicken. Das eindrucksvolle Eckhaus hat seine heutige Größe erst im Laufe der Jahrhunderte erhalten: In der Erweiterung der Bürgerstadt von den ursprünglichen Zentren Waagplatz und Alter Markt flussabwärts, sind jene heute berühmten Getreidegassenhäuser entstanden, deren Rückfronten die Stadt gegen den Fluss abschlossen. Vor der Stadt waren hier hochwassergefährdete Gärten und Stadeln. Mit der Erweiterung der Stadt gegen die Salzach wurden aus diesen Stadeln gemauerte Bauten, die mit dem Haupthaus unter Bildung eines Hofes verbunden wurden.
Es sind, so berichtet die Hauschronik, zahlreiche prominente Personen, die hier im 15. und 16. Jahrhundert wohnten:
- 1424 der Fernhändler Chunrat Taufkind, dessen Vorfahre Bürgermeister und Stadtrichter in Salzburg war.
- Im 16. Jahrhundert Mitglieder der Familie Fröschlmoser, wie etwa Virgil, dem große Grubenanteile im Gasteiner und Rauriser Gebiet gehörten und der mehrmals Bürgermeister der Stadt war. Virgil Fröschlmoser war nicht nur Besitzer des Hauses, sondern er wohnte auch hier.
- Nach Christoph und Sebastian Fröschlmoser kam das Haus an die Familie Althamer, deren Mitglieder ebenfalls in der Stadtverwaltung tätig waren. Danach wurde das Haus durch Fürsterzbischof Wolf Dietrich "eingezogen" - was wohl nur heißen kann, dass die Althamers den lutherischen Glauben angenommen hatten und deshalb auswandern mussten.
Sebastian Althammer hatte 1562 eine sogenannte fliegende Stiege im Hinterhaus errichten lassen. Dabei handelte es sich um eine freitragende 47-stufige Treppe, die damals eine Seltenheit darstellte.
Anschließend war das Haus über 250 Jahre eine Gaststätte, die anfangs nach dem Familiennamen "Sailerwirt" genannt wurde. Franz Johann Sailer hatte 1625 das Haus von Therese Egger erworben und darin eine Gaststätte eingerichtet. Seine Tochter heiratete den Gastgeb Hans Haratinger, der auf die Hälfte gesetzt wurde. Im Dreißigjährigen Krieg 1634 erhielt dieser einen Wappenbrief von einem kaiserlichen Pfalzgrafen von Würzburg, der während der Schwedenzeit 20 Monate im Exil im Gasthaus zu gebracht hatte.
Von den Kindern des Sohnes Georg Haratinger erbte das Getreidegassenhaus die Tochter Clara, die zuerst mit Ludwig Hochpichler und dann mit Andrä Bayrhuber verheiratet war. Unter Georg Haratinger junior kam der Wirtshausname "Zum Goldenen Ainhorn" auf. 1758 oder1772 erwarb Anton Oechsler das Haus (Oexlerisches Weinwirtshaus), verkaufte es aber bereits im Jahr 1778 wieder an den Weinwirt im Milchgassl (heute Brodgasse 4), Josef Eschenbacher. Oechsler hatte dem "hochgelehrten hf. Konsistorialrat [[Johann Michael Bönicke|Johann Michael Bönike], als gündigst verordneter Inspektor der deutschen Schulen" diverse Schulzimmer im ersten Stock in Bestand gegeben, und der neue Besitzer Eschenbacher drängte auf baldige Räumung der Schulzimmer. Diese übersiedelten in das Haus über dem Ritzerbogen (Sigmund-Haffner-Gasse 10), das im Eigentum der hf. Waisenhaus-Stiftung und ‑druckerei stand. Wenige Jahre später wurde das Gebäude von den Öchslers zurückerworben.
Am 10. Juli 1778 kam der Komponist, Pianist und Dirigent Sigismund von Neukomm in diesem Gebäude zur Welt. Sein Vater David Neukomm war Schulmeister und unterrichtete in diesem Gebäude 1779 bis 1780 in der dort untergebrachten Trivialschule.
Weitere Besitzer waren Franz Xaver Mangin, 1829 Julius Nelböck, dem bereits das Park Hotel Nelböck gehörte - es hieß nun Gasthaus Zu den drei Alliierten - und 1858 wurde das Haus vom späteren Besitzer des "Hotel Europa", Louis Jung, erworben. Jung ließ das Haus modernisieren und verkaufte 1864 oder 1865 den salzachseitigen Teil des Gebäudes an Maria und Anton Daghofer. Den Teil an der Getreidegasse verkaufte Jung die Räumlichkeiten des Gasthofes an der Getreidegasse an den Schnittwarenhändler Carl Schattenfroh, womit der dritte Teil der Hausgeschichte beginnt. Von den neuen Besitzern wurden Tuch, Schafwolle, Baumwoll- und Leinenwaren sowie zugehörige Artikel angeboten.
1888 verkauften die Erben von Schattenfroh das Haus an Wilhelm Hirsch, dieser 1890 an Maria und Franz Narnleitner. Von diesen erwarben mit dem Kauf vom 1. Juli 1918 Franz, Viktor und Johanna Gollhofer den getreidegassenseitigen Teil. Johanna Gollhofer verkaufte dann ihren Anteil an Hermann Gollhofer, der bereits eine Kürschner-Werkstätte an der Goldgasse betrieb.
Auf der Seite des Hagenauerplatzes war ab Anfang des 20. Jahrhunderts ein Kaffeehaus eingezogen, das nach dem österreichisch-ungarischen Feldmarschall "Cafe Hötzendorf", später nach dem neuen Besitzer "Cafe Stranzky" genannt wurde. Das Café wurde 1923 geschlossen und Adolf Gans zog in die Räumlichkeiten mit seinem Bettfedern-Geschäft ein.
Mit 31. Jänner 1996 wurde das Gollhofer-Geschäft zugesperrt und an die Abtenauer Familie Zwilling verkauft. Die Sanierung durch das Architekturbüro Genböck legte Renaissance-Arkaden wieder frei und schuf den für diese Häuser typischen Innenhof, der in diesem Fall durch ein Glasdach überdacht wurde.
Aktuelle Nutzung
Heute sind in dem Gebäude unter anderem die Zürcher Kantonalbank Österreich AG, das Kosmetikhaus Kiehl's und ein Starbucks untergebracht.
Erreichbarkeit
Quellen
- Salzburger Nachrichten, 25. Juli 1997
- Die Getreidegasse (Buch 1), Seite 161ff