Eva Maria Fleisch von Lerchenberg

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eva Maria Fleisch von Lerchenberg (* ca. 1586; † 26. November 1641) war von 1625 bis 1638 Äbtissin des der Benediktinerinnenabtei Nonnberg.

Leben

Eva Maria Fleisch von Lerchenberg war eine geborene Rettinger und Witwe des Georg Fleisch von Lerchenberg, kaiserlichen Rates und Unterkammer-Grafen der ungarischen Bergstädte. Sie trat als Witwe in das Kloster.

Im Jahr 1625 erhielt Fürsterzbischof Paris Graf Lodron die Mitteilung, dass der Schuldenstand des Stiftes Nonnberg steige und es den Ordensfrauen selbst an notwendigen Dingen mangle. Sogleich veranlasste er die damalige Äbtissin Maria Magdalena I. Freiin von Schneeweiß zur Abdankung. An deren Stelle wurde Eva Maria Fleisch von Lerchenberg gewählt, die zwar schon 39 Jahre zählte, aber erst vor einem halben Jahr ihre Profess abgelegt hatte. Die Wahl traf sie so unerwartet, dass sie am ganzen Leibe zitterte und kaum bewogen werden konnte, vorzutreten. Doch war alles Sträuben und Bitten fruchtlos, sie wurde ohne Weiteres zum 1e vsurn (?) in den Chor geführt, nach welchem ihr die Frauen Gehorsam gelobten. Dann musste sie sich aber zu Bett begeben und konnte es einige Tage nicht verlassen.

Bei einer Anfang 1626 vorgenommenen Inventur fand sich im Stift außer einer großer Anzahl von Silbergeschirren, die frühere Abtissinnen und Frauen in das Kloster gebracht hatten, wenig vorrätig; fast alles war leer, zerbrochen oder baufällig – jedoch bestanden Schulden von 8.000 fl..

Eva Maria Fleisch von Lerchenberg zeigte sogleich ihre Tüchtigkeit; auch brachte sie dem Kloster einiges an eigenem Vermögen zu. Denn außer vieler Hauseinrichtung hatte sie 50 000 fl. an Kapitalien und bekam durch den Eintritt von Novizinnen von Zeit zu Zeit einen Zuwachs. Sie minderte die Ausgaben, bezahlte die Schulden und ordnete überhaupt den Haushalt des Stiftes. Sie baute die Sakristei von Grund aus, bereitete ein Behältnis für Wäsche und Kleidung, ließ sie die Bücher, Schriften und Urkunden sammeln sowie eine Bibliothek und ein Archiv anlegen, und ordnete dazu jeweils zwei Frauen ab, welchen sie passende Anweisungen gab.

Im Jahr 1629 ließ sie die ganze Kirche weißen, bei der Abteigruft einen Altar errichten sowie einen neuen Hochaltar aufsetzen, den der Fürsterzbischof den 21. November weihte.

Am 21. März 1631 erhielt sie auf wiederholte Bitte des Konvents vom Fürsterzbischof selbst die abteiliche Benediktion, zu welcher Feierlichkeit sie sechs silberne Leuchter und vier silberne Blumenvasen machen ließ.

Sie achtete auch auf genaue Beobachtung der Regel und der Statuten und ging dabei mit gutem Beispiele voran.

Durch ihre vorbildliche Leitung des Klosters gelangte dieses zu so gutem Ruf, dass sich fast in jedem Jahr Kandidatinnen meldeten und den Frauen von Nonnberg Mädchen der angesehensten Familien zur Erziehung anvertraut wurden. Die Klostergelübde haben wahrend dieser Zeit abgelegt: Maximiliane Freiin von Fugger, Margaretha Katharina Gräfin von Lichtenstein, Sara von Trüeffer, Viktoria von Lindl, Eva Maria von Rehling, Erentraud Margarethe Gräfin von Lodron, Maria Ursula von Paurnfeindt, Gertraud von Rottmayer, Kunegund Höller, Diemut von Föls, Crescentia von Troile, Regentraud von Freising, Maria Hildegard Kribel, Mechthild von Waltenhofen, Anna Konstantia Gräfin von Spaur, Maria Benedikta Gräfin von Küenburg. Durch die Erbteile dieser Frauen, besonders der Ursula von Paurnfeindt, verfügte die Äbtissin über ansehnliche neue Mittel.

Da damals der Dreißigjährige Krieg wütete, ließ der Fürsterzbischof die Befestigung der Stadt immer weiter ausbauen und dabei auch das Tor zum Nonntal zumauern. Dies hatte für das Stift viele Nachteile, auch dass seine Weinschank (das Stift besaß Weingüter in der Wachau) litt. Trotz der Einwendungen der Stadtwirte erhielt nun das Stift die Erlaubnis, seinen Wein in der Stadt ausschenken zu lassen.

Damals kamen auch Hunderte von Kriegsflüchtlingen aus Schwaben und Bayern nach Salzburg, insbesondere 43 Personen aus dem Benediktiner-Frauenkloster Holzen; etliche wurden vom Kloster unterstützt, schließlich sieben Frauen und drei Schwestern auf unbestimmte Zeit ins Kloster aufgenommen.

Als im Sommer 1636 die Stadt Salzburg von der Pest heimgesucht wurde und der Fürsterzbischof sowie das Domkapitel die Stadt verließen, flüchteten mit Bewilligung des Fürsterzbischofs auch die Benediktinerinnen, und zwar auf das Schloss Lerchen bei Radstadt, wo sie vier Monate lang in klösterlicher Abgeschiedenheit lebten. Die Äbtissin erkrankte da gefährlich, genas aber bald wieder; doch scheint ihr Eifer für die Ordensdisziplin von da an einen solchen Grad erreicht zu haben, dass er Klagen veranlasste. Dies führte im April 1638 zu einer Visitation und in der Folge zur Resignation der Frau Äbtissin, die die Administration des Zeitlichen noch bis zur am 16. Dezember 1638 erfolgenden Wahl ihrer Nachfolgerin fortführte. Sie lebte dann bis zu ihrem Tod in Zurückgezogenheit.

Quellen

  • Esterl, Franz: Kurze Nachrichten von dem adeligen Benedictiner-Frauenstift Nonnberg. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichts- und Staatskunde 2, 1836, S. 145 f., 149 f., 154 f., 158 f., 162-164, 167 f., 174 f., 179. Hier: S. 159, 162 f.
  • derselbe, Chronik des adeligen Benediktiner-Frauen-Stiftes Nonnberg in Salzburg. Vom Entstehen desselben bis zum Jahre 1840. Aus Quellen bearbeitet. Salzburg (Duyle) 1841. S. 119−127.

Weitere Literatur

  • Bolschwing, Anna von: Eva Maria Fleisch von Lerchenberg geborene Rettinger, Äbtissin des Benediktinerstiftes Nonnberg in Salzburg (1625-1638) Dissertation Wien 1946.
Zeitfolge
Äbtissinnen von Nonnberg

Wiradis I. · Diemut II. · Elisabeth I. · Maria I. · Elisabeth II. · Juliana · Diemut III. · Miradis II. · Gertraud I. · Wilbirg von Redlingen · Gertraud II. von Stein · Diemut IV. Gräfin von Sonnenberg · Gertraud III. · Diemut V. · Hilta · Elisabeth III. Gräfin von Sonnenburg · Margaretha I. von Gehing · Anna I. von Bergheim · Diemut VI. von Pollheim · Diemut VII. von Wartenfels · Anna II. von Grazer · Anna III. von Weisseneck · Katharina I. von Schernberg · Anna IV. von Liebenberg · Katharina II. von Pernegg · Diemut VIII. von Schönstätten · Margaretha II. von Pernegg · Katharina III. · Elisabeth IV. · Margaretha III. von Pernegg · Gertraud IV. von Reitenberg · Elisabeth V. Ecker von Pöring · Anna V. von Geyganter · Anna VI. von Panichner · Agatha von Haunsberg · Daria von Panichner · Regina Pfaffinger von Salbernkirchen · Ursula von Thrauner · Veronika Walbrunner · Anna VIII. Baumann · Benigna Guettrath · Anna IX. Büttrich · Cordula Mundtenhaimer · Maria II. Merringer · Maria Magdalena I. von Schneeweiß · Eva Maria Fleisch von Lerchenberg · Johanna Gräfin Lodron · Johanna Franziska von Rehling · Magdalena II. von Schneeweiß · Viktoria Freiin von EhrenbergCölestina Zeiler von ZeilheimScholastika Gräfin von WickaMaria Antonia Freiin von EiselsbergHenrika von TraunerAlberta AinhauserAdelgundis ThalmannMaria Michaela Ottilia MüllerMagdalena III. KlotzMaria Anna IX. SchererVirgilia LützErentrudis SteidlAncilla SchneiderLaurentia FritzGabriela SinabellPerpetua Hilgenberg . Veronika Kronlachner