Eisenwerk Sulzau-Werfen

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Eisenwerk Sulzau-Werfen
Konkordiahütte 1912

Die Eisenwerk Sulzau-Werfen R. & E. Weinberger AG, früher "Eisenwerk Konkordiahütte", ist ein Eisenwerk im Ortsteil Sulzau der Ortschaft Sulzau in der Marktgemeinde Werfen im nördlichen Pongau.

Allgemeines

Das Eisenwerk bezog bis 1960 Erz aus dem Untertagebergbau bei Schäferötz. Nach der Erschöpfung der Erzlager wurde der Hochofen stillgelegt und auf Gießereibetrieb umgestellt. Etwa 9 000 Tonnen betrug bis zur Einstellung des Hochofens die Jahresproduktion.

Die Konkordiahütte war die einzige Erzeugungsstätte Österreichs von Holzkohleisen. Hohlkohleneisen verwendet man aus Ausgangsmaterial für Walzen, Kokillen und Spezialgüsse. Weiters wurden hochwertige Spezialstähle gefertigt.

Es gehörte zu den größten industriellen Unternehmen im Bundesland Salzburg. Werk und Siedlung der Arbeiter liegen auf einem Schwemmkegel des Blühnbaches.

Geschichte

Das erste Hüttenwerk, das "Blahhaus", stand bereits 1770. Fürsterzbischof Schrattenbach ließ aus dem Brauneisenerz, die man am Fuße des Tennengebirges fand und Holzkohle, die aus den umliegenden Wäldern des Blühnbachtales gewonnen wurde, Roheisen erzeugen, das "gefrischt" und in einem mit Wasserkraft betriebenen Hammerwerk zu Schmiedeprodukten verarbeitet.

Nach Erschöpfung dieser Lager am Fuß des Tennengebirges wurde das Erz aus dem Höllngraben und Imlautal herangeschafft, die sich südwestlich von Werfen befinden.

Mit der Erzeugung von Hartgusswalzen begann man bereits 1805. 1899 erwarb die Familie Weinberger die Eisenwerkgesellschaft Sulzau-Werfen, in deren Besitz das Unternehmen noch heute ist. Die Produktion umfasste Holzkohlenroheisen, Stahlwerkskokillen, Walzen und Formguss.

1958 wurde durch Abschluss eines Lizenzvertrages zur Herstellung von Walzen mit der amerikanischen United Engineering and Foundry Company die Verwandlung von einem Spezialroheisen erzeugenden Betrieb in einen international bedeutenden Walzenhersteller eingeleitet. Diese wegweisende Entscheidung war durch die notwendig werdende Stilllegung des Erzbergbaues und des Hochofens, die im Jahre 1960 folgte, ausgelöst worden. Aber man produzierte mit herbei geschafften Rohmaterial weiter. 1965 kam es zu einer Konzentration im Angebot, Stahlguss- und Halbstahlwalzen wurden hergestellt. 1971 wurde der Betrieb durch eine horizontale Schleudergussanlage für Breitbandwalzen erweitert.

Oberwerkmeister Joseph Gainschnigg aus Gastein baute für das Eisenwerk eine hochleistungsfähige Gebläsemaschine.

1988 wurde Rudolf Weinberger in die Geschäftsführung der damaligen GmbH berufen, die im selben Jahr in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. 1998 tat er einen wohlüberlegten und entscheidenden Schritt in seinem unternehmerischen Werdegang und erwarb von seinem Cousin Stefan Weinberger die restlichen Unternehmensanteile. So verhinderte er eine zur Diskussion stehende Übernahme des Werkes durch einen ausländischen Investor. Zu der nachfolgenden strategischen Neuorientierung des Unternehmens gehörten eine Straffung des breitgefächerten Produktionsprogramms, die Bündelung der technischen Kräfte und die Einstellung der Produktion nicht mehr kostendeckender Produkte. Ein neuer Walzenwerkstoff wurde entwickelt und weltweit zum Patent angemeldet.

Meilensteine im Unternehmen

  • 1975: Umstellung von Öl befeuerten Herdwagenglühöfen auf elektrisch beheizte Glühöfen
  • 1976: Beginn der Maschinenausrüstung mit CNC[1]
  • 1982: Inbetriebnahme einer Vertikalschleudergussmaschine
  • 1986: Errichtung einer neuen Fertigungshalle für die mechanische Bearbeitung von Walzen über 15 Tonnen
  • 1987: Erweiterung der Schmelzkapazität mit einem 16 Tonnen Mf-Induktionsofen
  • 1995: Einführung von SAP[2]
  • 1997: neue Ultraschall-Prüfanlage, Modernisierung und Erweiterung des Maschinenparks, Weiterentwicklung der High-Tech-Gießerei und Verbesserung des Logistiksystems
  • 1998: ISO-9001 Zertifizierung[3], das Unternehmen erhielt den Umweltpreis der "Österreichischen Industrie" für vorbildliche Umsetzung ökologischer Maßnahmen; es kam zur Errichtung der Gießerei-Entstaubungsanlage mit einem Volumensstrom von 340 Tsd. m³ pro Stunde
  • 1999: feierte man 100 Jahre Eisenwerk Sulzau-Werfen im Besitz der Familie Weinberger
  • 2002: erhielt das Unternehmen den Innovationspreis des Landes Salzburg
  • 2003: eine weitere Zertifizierung: ISO-14001 Zertifizierung - Nachhaltige Maßnahmen zur stetigen Umweltverbesserung (Reduktion von Emissionen, Immissionen und Ressourcenschonung), Beginn mit TPM (Total productive maintenance) - Einführung eines umfassenden produktiven Instandhaltungs-Management zur Verbesserung der Maschinenverfügbarkeit
  • 2004: weltweite Patenterteilung für einen neuen Mantelwerkstoff
  • 2005: Auszeichnung als bestes Familienunternehmen Salzburgs
  • 2006: Modernisierung des Maschinenparks: kombiniertes Dreh-, Fräs- und Bohrbearbeitungszentrum, Erweiterung der Schmelz- und Glühkapazität von 21.000 Tonnen pro Jahr auf 25.000 Tonnen pro Jahr (8 to MF-Induktionsofen, zusätzliche Hochtemperatur-Glühöfen), Exportpreis 2006 der Wirtschaftskammer Österreich
  • 2009: Am 23. Juli vernichtete ein Hagelschlag knapp 10 000 Quadratmeter vom Dach der Fabrik; vom Boden bis zu den Maschinen und Steuerungen entstand großer Sachschaden durch Hagel und Starkregen;
  • 2022: Corona bedingt zwei Jahre verspätet findet ein Galaabend im Terminal 2 auf dem Salzburger Flughafen anlässlich des Firmenjubliäums "1770–2020" - 250 Jahre Eisenwerk, statt.

Daten

2008 beschäftigte das Unternehmen 283 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 83 Millionen Euro erwirtschafteten. 2021 waren es 300 Mitarbeiter, die einen Umsatz von rund 85 Millionen Euro erwirtschafteten. Jährlich werden in Werfen rund zehn Millionen Euro investiert. 2022 waren neben neuen Maschinen auch rund fünf Millionen Euro für die Errichtung eines eigenen Gebäudes für die Lehrlingsausbildung vorgesehen. 2022 wurden rund 20 Lehrlinge ausgebildet, künftig sollen es bis zu 30 sein.[4]

Die Produktionskapazität (in Tonnen) betrug

2008: 24 000
2007: 24 000
2006: 23 000

Montanseilbahn

Man errichtete um die Jahrhundertwende 1900 diese Anlage zur Senkung der Transportkosten des Erzes aus dem Höllngraben und Schäferötz zum Eisenwerk . Diese Anlage war eine Umlaufseilbahn nach dem System Bleichert[5] und dessen Unsicherheit führte am 6. Juli 1911 zu einem Unfall in Tenneck. Nach dem Verlassen der Talstation bei der Konkordiahütte lösten sich zwei Wagen vom Zugseil und in der Folge auch vom Tragseil und stürzten auf die darunter durchführende Reichsstraße (Salzachtal Bundesstraße). Zwar kam niemand zu Schaden, doch wurden von der Konzessionsbehörde neue Sicherheitsvorschriften erlassen. Man verlangte eine teure Eisenbetonüberführung - gebaut wurde dann eine Stahlnetzüberdeckung aus Kostengründen.

Das "Aus" für diese Montanseilbahn kam 1960.

Literatur

  • Chronik "Eisenwerk Sulzau-Werfen 1770–2020"

Quellen

Einzelnachweise

  1. Computerized Numerical Control, siehe Wikipedia. CNC
  2. siehe Wikipedia. SAP
  3. Internationale Organisation für Normung, siehe Wikipedia. ISO
  4. Salzburger Nachrichten, 18. Mai 2022, Kleinteil
  5. dabei klemmten sich die Wagen durch ihr Eigengewicht am Zugseil fest. Allerdings war diese Methode auch nicht wirklich sicher, vor allem bei unbeladenen Wagen, man entwickelte daher diese Methode weiter