Gewerbeschule Salzburg
Die Gewerbeschule Salzburg, ein Jahr nach der Gründung bereits Staatsgewerbeschule und nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1963 als Bundesgewerbeschule bezeichnet, befand sich am Rande des Kaiviertels in der Salzburger Altstadt am Rudolfskai.
Geschichte
Gewerbeschule Salzburg
1855 eröffnet der Salzburger Gewerbeverein eine Zeichen- und Modellierschule.[1]
Nach dem Wiener Börsenkrach von 1873 und dem durch diesen ausgelösten wirtschaftlichen Zusammenbruch sah sich das Ministerium veranlasst, etwas für die Hebung des gewerblichen Unterrichtswesens zu unternehmen. Ein Teil dieser Initiative war die Gründung der Gewerbeschule Salzburg.
1875 wurde dem Wiener Architekten Camillo Sitte die Leitung der Zeichen- und Modellierschule übertragen, die im alten städtischen Getreidemagazin am Franz-Josef-Kai 17 (später Salzburger Museum Carolino Augusteum, heute Haus der Natur) untergebracht war.
Staatsgewerbeschule Salzburg
Bereits am 24. Februar 1876[2] – gegen Konkurrenz aus Linz und Innsbruck – wurde die Gewerbeschule mit kaiserlicher Bewilligung zur k.k. Staats-Gewerbeschule erhoben. Mit der Eröffnung der Gewerbeschule wurde auch eine "Abtheilung für Photographie und Reproductionsverfahren" eingerichtet - die weltweit erste staatliche Fachschule auf diesem Gebiet. Bis zu ihrer Übersiedlung 1886 nach Wien war sie Ausbildungsstätte für viele Fotografen, deren es auch etliche in Salzburg gab.
Zum Lehrkörper der neu gegründeten Anstalt gehörten als Leiter der Schnitzschule der Bildhauer Alois Kiebacher, dann die Professoren Kuhn, Mell und Salb.
In der ersten Zeit musste sich die Schule gegen Anfeindungen behaupten, die von den Leitern anderer, älterer Schulen ausgingen, die die neue Schule als Konkurrenz betrachteten.
Camillo Sittes Wirken in Salzburg war so erfolgreich, dass er 1883 nach Wien zurückberufen wurde, um auch dort eine k.k. Staatsgewerbeschule aufzubauen.
Neubau am Rudolfskai
1897 bis 1900 wurde die Staatsgewerbeschule von der Stadtgemeinde Salzburg aus Mitteln von Stadt Salzburg und Salzburger Sparkasse und Land Salzburg neu errichtet[3]. Am 20. Oktober 1900 übersiedelte die Staatsgewerbeschule an den Rudolfskai 42 in das neue Gebäude der Staatsgewerbeschule Salzburg. Das Gebäude im Stil der italienischen Renaissance besitzt einen H-förmigen Grundriss, sodass an seiner Nordseite ein kleiner Vorhof und an seiner Südseite ein Innenhof liegt. Der Mittelbau ist zweistöckig, die Flügeln nur einstöckig. Das Werkstättengebäude ist nur ebenerdig. Die Schule gliederte sich damals in eine kunstgewerbliche Abteilung und eine baugewerbliche Abteilung.
Die Staatsgewerbeschule Salzburg bildete Lehrlinge in folgenden gewerbsmäßigen Berufen[4] [5] aus:
- (Möbel-)Tischler in der kunstgewerblichen Abteilung (Werkmeisterschule)
- Drechsler (Meerschaumbildhauer, Pfeifenschneider) in der kunstgewerblichen Abteilung (Werkmeisterschule)
- Holzschnitzer, Holzbildhauer und Steinbildhauer in der kunstgewerblichen Abteilung (Fachschule für Schnitzer, Bildhauer und Modelleure),
- Schlosser in der kunstgewerblichen Abteilung (Werkmeisterschule)
- Mechanisch-Technische Gewerbe in der baugewerblichen Abteilung (Werkmeisterschule)
- Schlosser in der baugewerblichen Abteilung (Werkmeisterschule)
- (Bau-)Tischler in der baugewerblichen Abteilung (Werkmeisterschule)
- Zimmermeister in der bautechnischen (Werkmeisterschule)
- Steinmetzmeister in der bautechnischen (Werkmeisterschule)
Im Jahre 1909 besuchten 128 Lehrlinge die Schule.[6]
Die Staatsgewerbeschule führte zudem eine Baufachschule (zwei Jahre), eine Frauengewerbeschule im Weißnähen[7] und Kleidermachen sowie eine allgemeine gewerbliche Schule. Für Zimmer- und Dekorationsmaler gab es Kurse.[8]
1919 wurde eine Abteilung für Elektrotechnik [9] eingerichtet.
Bundeslehranstalt für Hochbau, Elektrotechnik und Frauengewerbe
1922 wurden für die gewerblichen Lehranstalten neue Bezeichnungen eingeführt. Die Staatsgewerbeschule wurde zur Bundeslehranstalt für Hochbau, Elektrotechnik und Frauengewerbe.[10]
1921 maturierte Hilda Crozzoli-Bandian als erste Frau an der Salzburger Staatsgewerbeschule und wurde 1927 die erste Baumeisterin Österreichs.
1926 feierte die Staatsgewerbeschule Salzburg ihr 50-jähriges Bestehen.[11] Sie gliedert sich in eine Fachschule für Hochbau inklusive Bauhandwerkerschule und Abteilung für Elektrotechnik, sowie eine Frauengewerbeschule mit drei Klassen.
Ab 1928 wurden Autofahrkurse mit täglicher Anmeldung angeboten.[12].
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand am 17. Juli 1948 erstmals eine Fotoausstellung in der Gewerbeschule statt. Es wurden 280 Bilder aus 28 Nationen gezeigt.
Nach dem Ischler Programm 1946[13] wurde die Schulzeit der höheren Abteilungen (mit Maturaabschluss) von vier Jahren auf fünf Jahre verlängert. 1962 folgten dann die Fachschulen mit einer Verlängerung der Schulzeit von drei Jahren auf vier Jahre.
Am 14. September 1955 wurde mit Beginn des neuen Schuljahres die erste Klasse der neuen Maschinenbauabteilung eröffnet.
Höhere Technische Bundeslehranstalt
1963 wurde aus der Bundesgewerbeschule die HTL Salzburg.
Neubau in Itzling
1985 übersiedelt die HTL Salzburg in einem Neubau in der Itzlinger Hauptstraße 30 in Itzling.
Direktoren
- 1875–1883: Camillo Sitte, Architekt, Dombaumeister, k.k. Regierungsrat
- 1883–1895: Konrad Lueff, Architekt, Landesschulinspektor (ab 1888)
- 1895–1904: Vitus Berger, Architekt, k.k. Regierungsrat, Konservator
- 1904–1908: Karl Romstorfer, Hofrat, Konservator
- 1909–1921: Wilhelm Dwořak, Bauingenieur, k.k. Regierungsrat, Hofrat
- 1921–1925: Josef Schubauer, Ingenieur, Regierungsrat
- 1925–1934: Johann Lugert, Dipl.Ing., Hofrat
- 1934–1935: Leonhard Stöllinger (prov.)
- 1935–1938: Johann Böhm, Architekt, Hofrat
- 1938–1945: Walter Hummel, Dr. phil.
- 1945–1948: Paul Schroth, Dipl.-Ing., Architekt, Prof.
- 1948–1949: Johann Böhm, Architekt, Hofrat
- 1950–1959: Hermann Rehrl senior, Architekt
- 1960–1970: Anton Frisch, Architekt, Dipl.-Ing., Dr. techn., Hofrat
- 1971–1974: Hermann Baudisch, Dipl.-Ing., OStR
- 1974–1989: Hermann Rehrl junior, Architekt, Mag. arch., Hofrat
Quellen
- diverse Internetseiten
- Salzburgwiki-Beitrag Camillo Sitte
- Heinrich Sitte: Camillo Sitte. In: Neue österreichische Biographie 1815 – 1918. Amalthea-Verlag Wien 1929. S. 132 ff (insbesondere S. 141 f).
- 100 Jahre Höhere Technische Bundeslehranstalt Salzburg 1976. Festschrift. Herausgegeben von der Lehranstalt, Redaktion, Mag. Werner Trilety u.a.
Einzelnachweise
- ↑ anno.onb.ac.at Salzburger Chronik vom 30. November 1925, Seite 4
- ↑ Quelle ANNO, (Neuigkeits) Welt Blatt, Ausgabe vom 24. Februar 1876, Seite3
- ↑ Gedenktafel im Stiegenaufgang
- ↑ alex.onb.ac.at RGBL Nr. 197/1906 und 198/1906, Verordnungen vom 3.9.1906
- ↑ Salzburger Chronik, 13. Oktober 1903, Seite 3
- ↑ anno.onb.ac.at, Salzburger Chronik, 29. April 1909, Seite 5
- ↑ Weißnähen = Koch- und Unterwäsche nähen
- ↑ anno.onb.ac.at, Salzburger Chronik, 9. Juli 1910, Seite 16, Inserat
- ↑ anno.onb.ac.at, Salzburger Chronik, 3. August 1929, Seite 2
- ↑ Salzburger Chronik, 9. August 1922, Seite 2
- ↑ anno.onb.ac.at, Salzburger Volksblatt, 16. November 1926, Seite 5
- ↑ anno.onb.ac.at, Salzburger Volksblatt, 25. Februar 1928, Seite 9
- ↑ Eintrag zu Ischler Programm in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online (auf AEIOU)