Bergbau- und Gotikmuseum Leogang

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Anlässlich des Festaktes mit Verleihung des Großen Verdienstzeichens des Landes Salzburg an Kustos Hermann Mayrhofer unternahm Landeshauptmann Wilfried Haslauer mit Hermann Mayrhofer einen Rundgang durch das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang. Hier sieht man die Rückseite des romanischen Limoges-Vortragekreuzes vom Bartholomäberg Limoges, datiert 1225 bis 1250. ES handelt es sich um eines der kostbarsten Kunstwerke des Landes Vorarlberg. Das Kreuz ist über einem Holzkern zur Gänze mit vergoldeten Kupferplatten verkleidet sowie mit Edelsteinen besetzt und trägt einen Christuskorpus.
Das Gebäude, in dem sich das Museum befindet.
2019: 500 Jahre alter Kachelofen kehrt nach Salzburg zurück
2019: Detail alter Kachelofen
Das Bergbaumuseum und sein Kustos, Hermann Mayrhofer, 2009.
Die neue Bibliothek 2020.

Das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang befindet sich in der Gemeinde Leogang im Pinzgau und erinnert vor allem an die Bergbaugeschichte Leogangs.

Das Museum

Das Museum ist in einem aus dem Jahr 1593 stammenden Gewerkenhaus im Ortsteil Hütten untergebracht. Neben mehr als 70 verschiedenen Mineralien sind auch Exponate aus der Bergbaugeschichte des Ortes zu sehen. 2022 umfasste der gotische Schatz, der in den zwei Häusern präsentiert wird, 6 000 Exponate. Die Ausstellungsfläche beträgt 1 000 Quadratmeter.

3 000 Jahre Bergbaugeschichte: Kupfer, Blei, Kobalt, Quecksilber, Nickel und Magnesit wurden hier aus den Bergen geholt. Begehrt war vor allem Silber, das die Knappen für die Salzburger Erzbischöfe schürften (die Salzburger Silbermünzen). Die Hoyerstube thematisiert die Vertreibung von insgesamt 20 000 Lutheranern (Salzburger Exilanten), unter ihnen viele Knappen, aus dem Erzbistum Salzburg im Jahr 1731. Die Gebrüder Hoyer, welche die Lutheraner anführten, brachten Leogang den Ruf ein, der "ärgste Ketzerherd" zu sein.

Daneben verfügt das Museum über eine Sammlung erlesener Exponate aus der Gotik, die unter dem Titel "Wegweiser aus der Finsternis - Bergbauheilige im Mittelalter" zu sehen ist. Sie umfasst Skulpturen der Heiligen des Bergbaus aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Das Herzstück der Sammlung ist die "Schöne Madonna". Eine im Jahre 1410 entweder in Salzburg oder in Prag gefertigte Skulptur.[1] Sie zeigt einen ausgeprägten S-Schwung in der Körperhaltung, die von einer Schüsselfalte im Mantel umspielt wird. Sowohl Maria als auch das Kind zeigen ein für diesen Stil typisches sanftes Lächeln und mandelförmige Augen. Ebenso beherbergt die Sammlung eine der seltenen "Löwen-Madonnen" – so genannt, weil die Gottesmutter auf einem Löwen steht –, deren Bedeutung in der Kunstwelt noch nicht geklärt ist. Seit 2012 besitzt das Museum auch die Gebetsnuss der Maria von Burgund. Ein besonderes Kunstwerk ist das Kreuz aus Limoges.

Geschichte

1989 wurde der Leoganger Bergbaumuseumsverein gegründet. Mentor und Kustos war Prof. Hermann Mayrhofer. Alles hatte damit begonnen, dass ein Leihvertrag zerrissen wurde. Fünf Exponate schloss er ein. Es war bergmännisches Werkzeug. Das hatte 1992 der Kustos des Bergbau- und Heimatmuseums Jochberg, Georg Jöchl, den Leogangern zur Verfügung gestellt. Als Jöchl sah, wie beseelt die Betreiber des geplanten Bergbau- und Gotikmuseums Leogang rund um Gemeindesekretär Hermann Mayrhofer ans Werk gingen, meinte er: "Mit einem Leihvertrag bin ich nicht einverstanden" - zerriss ihn und die fünf Exponate wurden zu Leoganger Eigentum. 1992 wurde dann das Museum als "Bergbaumuseum Leogang" eröffnet.

Anfänglich verfügte man über keine Exponate, nach 20 Jahren, 2012, waren es bereits 3 000, eigene und Leihgaben. Parallel entstanden Kooperationen mit dem Louvre in Paris und weiteren wesentlichen europäischen Museen. Bereits 2007 hatte Leogang im Zentrum einer kunsthistorischen Sensation gestanden. Im Bergbau- und Gotikmuseum wurde ein 800 Jahre altes, sehr wertvolles Limoges-Kreuz abgegeben.

2013 tat sich dann Wesentliches durch Vermittlung eines Kontakts zu Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz. Es kam zu einem Treffen. "Allein dieses Gespräch mit Herrn Mateschitz war ein Geschenk für mich", erinnert sich Hermann Mayrhofer. Er konnte Mateschitz von seiner Museumsidee überzeugen. Gemeinde, Land und Bund halfen ebenfalls mit.

Mit maßgeblicher Unterstützung des Landes und des Bundes sowie der Gemeinde und von vielen privaten Sponsoren konnte 2019 der mittelalterliche Wohn- und Wehrturm, das Thurnhaus, komplett saniert werden. Das Gebäude wurde lange Zeit als Getreidekasten der Bergknappen verwendet und soll künftig der weltbedeutenden Sammlung mittelalterlicher Kunst ein neues Zuhause bieten.

Schon lange gab es den Wunsch, das großes Buchinventar, das in Kisten gelagert werden musste, professionell zugänglich zu machen und eine Arbeitsbibliothek für die Mitarbeiter des Bergbau- und Gotikmuseums Leogang und Studenten für ihre Dissertationen einzurichten. "Durch gezielte Ankäufe zu den verschiedenen Ausstellungen, den Erwerb von Standardwerken und die Stiftung wertvollen Buchbestandes unserer Freunde und Unterstützer ist diese qualitätsvolle Sammlung zusammengekommen", berichtet Mayrhofer. In wochenlanger Arbeit wurden die Bücher sortiert, inventarisiert und in die Lärchenholzläden eingeordnet. Schubladen bieten Platz für verschiedene Druckwerke wie Pläne, Karten oder Stiche. Seit Juni 2020 hat das Bergbau- und Gotikmuseum jetzt eine eigene Bibliothek für seine Buchschätze.

Mayrhofer brachte und bringt es zustande, namhafte Sammler mit ins Boot zu holen. So wachsen Dauerleihgaben aus der "Sammlung Leopold" fast jährlich. Und selbst mit einem echten "Dürer" kann das Museum aufwarten. Es zeigt Maximilian I.

Da Magdalena Schmuck, jahrelang Assistentin und rechte Hand von Mayrhofer, aus privaten Gründen nach Hamburg übersiedelte, war eine wesentliche Position vakant geworden. Seit 2018 Jahren nun steht Mayrhofer mit Andreas Herzog (26) ein enthusiastischer Freund gotischer Kunst zur Seite. Erst als Assistent. Jetzt und seit Anfang Dezember 2022 als neuer Kustos.

Februar 2019: Meisterwerk heimischer Hafnerkunst kehrt zurück nach Leogang

Vor einigen Jahren hatte Kustos Hermann Mayrhofer den Hinweis bekommen, dass 1816, dem Jahr, in dem Salzburg seine Selbstständigkeit verlor und zum Habsburgerreich kam, mehrere hochwertige Kachelöfen nach Wien transportiert worden waren. 2019 gelang es Mayrhofer, ein um 1550 in der Stadt Salzburg entstandene Meisterwerk heimischer Hafnerkunst nach Leogang zurück zu bringen. Der Kachelofen gehört nach Expertenmeinung zu den vier bedeutendsten im Land. Der wertvollste von ihnen befindet sich in der "Goldenen Stube" in der Festung Hohensalzburg.

Mayrhofer durfte sich 2018 im Museum für angewandte Kunst einen Ofen aussuchen und aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem dortigen Kustoden ist es gelungen, dass das Museum ihn nun als Dauerleihgabe nach Leogang bekommen hat. Die Wahl fiel auf ein ganz besonderes Exponat, denn die bunt glasierten Kacheln zeigen das Leben des Propheten Daniel. Und der ist wiederum ein ganz spezieller Bergbauheiliger, den man auf der Suche nach neuen Erzadern anruft, berichtet dazu Mayrhofer.

Der Ofen kam vor 200 Jahren in die Franzensburg in Laxenburg als Geschenk für den Kaiser. Später wurde er in das Museum für angewandte Kunst gebracht, wo er anfangs ausgestellt war und danach ins Depot wanderte. Seit 4. Februar 2019 ist er nun in Leogang. Der örtliche Hafnermeister Rudolf Eberl hatte sich bereit erklärt, das wertvolle Stück unentgeltlich aufzustellen. Nach einem halben Jahr Restaurierung durch Marina Parić steht der Ofen mit seinen bunt glasierten Reliefkacheln wieder auf seinem originalen Eisengestell.

Der Kachelofen ist nun Blickpunkt in der Pinzgauer Stube im Thurnhaus, das nun mit dem bisherigen Museum durch einen unterirdischen Gang verbunden ist. Die Decke der Stube stammt aus dem Jahr 1554, passendes Mobiliar und hochwertige Bilder des bekannten Pinzgauer Malers Anton Faistauer ergänzen das Ensemble.

Sonderausstellungen

  • 2009: Gotik entdecken und bewahren
In der Ausstellung "Gotik entdecken und bewahren" spannten im Jahr 2009 mehr als 100 Exponate einen Bogen von Glasfenstern des 14. Jahrhunderts über die Heiligen und Fürsprecher des Bergbaus bis zu der hohen Möbelkunst und dem Kunsthandwerk am Ende des 15. Jahrhunderts.
  • 2011: Rudolf Leopold - Der Gotiksammler
Von Mai bis Oktober 2011 wurden unter dem Titel Rudolf Leopold - Der Gotiksammler rund 120 Exponate aus der Gotiksammlung des 2010 verstorbenen Kunstsammlers gezeigt. 20 davon blieben als Dauerleihgaben nach Ende der Sonderausstellung in Leogang.
  • 2012: Bergbau und Kunst
2012 ist das Jahr der Jubiläumsausstellung "Bergbau und Kunst": Kernthema der aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Museums veranstalteten Ausstellung sind der blühende Bergbau des Mittelalters und die daraus resultierende blühende Kunst.
  • 2013: Gold und Silber im Erzstift Salzburg
  • 2014: Löwenmadonnen aus Salz­burg, Böhmen und Schlesien
  • 2015: Der Bergbau und das weiße Gold - Die weltberühmte Porzellansammlung Middelschulte aus dem Bergbau-Museum Bochum
  • 2021: Geistliche Schatzkammer Salzburg
Gemeinsam mit der em. Äbtissin Perpetua Hilgenberg OSB der Benediktinerinnenabtei Nonnberg und den Leihgebern eröffnete am 11. Juni 2021 die Ausstellung "Geistliche Schatzkammer Salzburg". Mittelpunkt der Ausstellung ist eine weltbedeutende Madonna aus Buchsbaumholz um 1400, eingerahmt mit Schätzen des Domes und der Klöster des einst so bedeutenden geistlichen Fürsterzbistum s Salzburg.
  • 2022: "Ukrainische Ikonen - Junge Gesichter einer alten Tradition"

Auszeichnungen

Das Bergbaumuseum Leogang ist Träger des Österreichischen Museumsgütesiegels. Außerdem wurde ihm 2003 der Museumspreis des |Landes Salzburg verliehen, sein Kustos Hermann Mayrhofer 2004 mit dem Tobi-Reiser-Preis ausgezeichnet.

Adresse

Hütten 10
5771 Leogang
Telefon: (0 65 83) 71 05

Bilder

 Bergbau- und Gotikmuseum Leogang – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Quellen

  • Übersichtskarte Kulturerlebnis Ausgabe Juli 2000
  • "Salzburger Nachrichten", u. a. 11. Jänner, 4. Dezember 2012 und 1. Dezember 2022

Einzelnachweis

  1. Bergbaumuseum Leogang (Hrsg.): "Bergbau Heilige – Gotische Skulpturen aus dem Alpenraum", Leogang, 2000, S. 94 f.