Tobi-Reiser-Preis
Der Tobi-Reiser-Preis war ein von 1992 bis 2013 jährlich vergebener und zuletzt mit € 4.000,- dotierter Volkskulturpreis. Er wird vom Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens üblicherweise rund um Tobias Reisers Geburtstag, dem 1. März, verliehen.
Aussetzung des Preises
Anfang Oktober 2013 wurde die Verleihung des Tobi-Reiser-Preises vom Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens ausgesetzt. Obmann Günther Auer begründete den Schritt, der durch langjährige Diskussionen um die Rolle Tobi Reisers in der Zeit des Nationalsozialismus notwendig geworden war, folgendermaßen: In Achtung und Respekt den Preisträgern gegenüber, aber auch in Hinblick auf eine sachliche und fachlich korrekte Untersuchung und Beurteilung zu Reisers politischem Leben hat der Vorstand beschlossen den Preis vorerst auszusetzen. Der Verein wolle sich bei einem Projekt zur historischen Aufarbeitung der Causa engagieren, suche allerdings hierfür die Zusammenarbeit mit dem Land Salzburg.[1]
Das Land Salzburg distanziert sich vom Tobi-Reiser-Preis
Mitte Mai 2016 war das Gutachten zur Nazivergangenheit fertig. Kulturlandesrat Schellhorn (Grüne) legt sich fest: Der Name Tobi Reiser darf nicht mehr mit Ehrungen des Landes verbunden werden.
Seit 1992 hat der Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens den Tobi-Reiser-Preis für volkskulturelle Sonderleistungen vergeben. Alljährlich rund um den Geburtstag von Tobias Reiser (dem Begründer des Salzburger Adventsingens) am 1. März wurde in der Residenz der mit 4000 Euro dotierte Preis verliehen - aus den Händen der Landeshauptfrau oder des Landeshauptmannes.
2013 fand die Verleihung zum letzten Mal statt. Dann forderten Historiker die Abschaffung des Reiser-Preises. Denn Reiser habe sich kämpferisch beim Juliputsch 1934 betätigt, hieß es in einem neu aufgetauchten Personalakt.
Und das warf ein fragwürdiges Bild auf das Salzburger Volksmusikidol. Reisers Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus waren zwar schon länger bekannt. So deutlich wie im Personalakt kamen die braunen Flecken zuvor aber nie ans Tageslicht.
Der Verein der Freunde des Adventsingens setzte daraufhin die Verleihung des Preises aus. Ein Gutachter sollte Reisers Vergangenheit ein für allemal recherchieren.
Das Land engagierte daher im Vorjahr den Wiener Historiker und Universitätsprofessor für Zeitgeschichte Oliver Rathkolb. Der Nachlass Reisers - ein Großteil davon befindet sich im Salzburg Museum - wurde akribisch durchforstet.
Das 60 Seiten starke Gutachten liegt jetzt vor. Rathkolb sei auf nichts gestoßen, was zu Reisers Vergangenheit nicht schon bekannt sei, sagt Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne). Eine tragische Komponente ist aber dazugekommen. Reisers Adoptivsohn weigerte sich, zur Hitlerjugend-Musik einzurücken. Er fiel stattdessen an der Front.
Schellhorn: "Der Gutachter kommt zu dem Schluss, dass man im Kontext von Tobi Reiser immer seine Nähe zum Nationalsozialismus erwähnen muss. Er hat nach dem Zweiten Weltkrieg versucht, seine Rolle herunterzuspielen. Aber er war eindeutig NSDAP-Mitglied."
Kein Landespreis mehr mit Reisers Namen
Die klare Conclusio des Landes könne daher nur sein, dass sein Name mit Ehrungen und Auszeichnungen, die das Land subventioniert, nicht mehr verbunden werden soll, sagt Schellhorn. "Der Preis wird in dieser Form sicher nicht mehr verliehen."
Was mit dem Preis passiert, muss jetzt jener Verein entscheiden, der ihn 1992 ins Leben gerufen hat. Der Verein der "Freunde des Salzburger Adventsingens" will in einer Vorstandssitzung am 23. Mai darüber beraten. Neben einer endgültigen Abschaffung des Preises gibt es auch die Möglichkeit, ihn einfach umzubenennen. "Es gibt viele Optionen. Aber über diese muss der Vorstand entscheiden", sagt Hans Köhl, Geschäftsführer des Heimatwerks und Beirats- und Jurymitglied.
Vereinsobmann Günther Auer will der Sitzung nicht vorgreifen. "Man kann ja auch selbst Schlüsse aus dem Gutachten ziehen", sagt er.
Spätestens seit der Personalakt im Berliner Archiv aufgetaucht ist und von den SN 2013 publik gemacht worden ist, haben sich mehrere Volkskundler und Historiker für die Abschaffung des Reiser-Preises ausgesprochen.
Das Gutachten über Reisers Vergangenheit soll im Herbst in der Schriftenreihe im Salzburg Museum erscheinen und veröffentlicht werden. Dazu soll auch Gutachter Oliver Rathkolb nach Salzburg kommen.
Nach Tobi Reiser ist in Salzburg auch eine Straße benannt. Und auch das "Tobi Reiser Adventsingen" gibt es noch. All das liege nicht im Einflussbereich des Landes, sagt Schellhorn. "Wir subventionieren da keine Veranstaltung."[2]
Bisherige Preisträger
- 2013 - Susanne Bisovsky, Designerin
- 2012 - Rudolf Pietsch und Hermann Härtel, Volksmusikgeiger und Musikpädagogen
- 2011 - Ausseer Handdrucker, vier Stoffdruck Unternehmen
- 2010 - Klaus Karl, Musikvermittler und Komponist
- 2009 - die bayrische Musikantenfamilie Well, der die Biermösl-Blosn oder die Wellküren entstammen
- 2008 - Fritz Messner und die Querschläger
- 2007 - Prof. Harald Dengg, langjähriger Leiter des Referates für Salzburger Volkskultur und Leiter des Salzburger Volksliedchores
- 2006 - Marianne Böckl und Kathi Greinsberger, Sängerinnen und Liedkomponistinnen
- 2005 - Peter Moser von der "Tiroler Kirchtagmusi", Tiroler Erzmusikant und ORF-Volksmusikexperte
- 2004 - Hermann Mayrhofer, Gründer und Kustos des Bergbaumuseums Leogang
- 2003 - Walter Deutsch, Volksliedsammler und Nestor der Volksmusikforschung in Österreich
- 2002 - Kulturinitiative Ramingstein unter der Führung von Bürgermeister Johann Bogensberger
- 2001 - die Geschwister Eisl
- 2000 - Mundartdichter Max Faistauer
- 1999 - Franz Kofler, Südtiroler Volksmusikpfleger
- 1998 - Konrad Schlegl, Instrumentenbauer
- 1997 - Wilhelm Keller, emeritierter Hochschul-Professort
- 1996 - Theatermann Charly Rabanser und der Verein m²-Kulturexpress
- 1995 - Philipp Meikl, Moderator und Volkskulturexperte
- 1994 - Musiker Anton Mooslechner und Matthias Häusler
- 1993 - Pongauer Viergesang
- 1992 - Wastl Fanderl, Volksmusikpfleger