Wastl Fanderl
Sebastian Wastl Fanderl (* 24. Juni 1915 in Bergen, Chiemgau; † 25. April 1991) war ein bayrischer Volksmusikant und Volksliedsammler.
Leben
Am 24. Juni des Jahres 1915 wurde Wastl Fanderl als Sebastian Fanderl in Bergen im Chiemgau (Bayern) als Sohn des aus der Oberpfalz stammenden Baders Joseph Fanderl und dessen aus Frasdorf in Oberbayern stammenden Gattin, der Wirtstochter Anna, geborene Voggenauer, als fünftes Kind und Nachzügler, geboren.
Bevor Wastl Fanderl seinen Militärdienst bei den Gebirgsjägern leistete, erlernte er den Beruf des Vaters, Friseur und Bader. Nach dem Präsenzdienst kam der Zweite Weltkrieg, in dem Wastl Fanderl in Kriegsgefangenschaft geriet.
Am 24. Februar des Jahres 1945 heiratete Wastl Fanderl in Sankt Anton bei Garmisch-Partenkirchen die Pinzgauer Hauswirtschaftslehrerin Elisabeth "Lisl" Mayer (* 2. Februar 1922 in Leogang), eine Tochter des Försters der Bayerischen Saalfordte Thomas Mayer und dessen Gattin Anna.
Im Jahre 1963 übersiedelte Wastl Fanderl mit seiner inzwischen fünfköpfigen Familie (Wastl, Liesl und die drei Töchter Monika, Elisabeth und Regina) von Bergen, wo die Familie einen Schreibwarenladen betrieb, nach Frasdorf, die Heimat von Wastl Fanderls Mutter. Dort zog er in das alte Martl-Anwesen in der Ortschaft Stelzenberg ein, da er den Hof käuflich neu erworben hatte.
Am 25. April des Jahres 1991 verstarb Wastl Fanderl und wurde auf dem Frasdorfer Friedhof beigesetzt.
Volksmusik
Wastl Fanderls volksmusikalischer Werdegang begann im Jahre 1927. Er begegnete in diesem Jahr zum ersten Mal dem bayrischen Volksmusikanten Paul Kiem (bekannt als "Kiem Pauli"), der ihm auf der Zither vorspielte und den damals noch jungen Burschen zum Liedersammeln anregte. In späterer Folge spielte Wastl Fanderl in verschiedenen Ensembles, unter anderem war er Mitglied folgender Volksmusikgruppen:
- Die Vier vom Gamsstadl
- Wastl-Fanderl-Quartett
- Stelzenberger Hausmusik
Bereits im Jahre 1931 entstanden die ersten Aufnahmen für den Bayerischen Rundfunk. Mit der Zeit wurde Wastl Fanderl ein gefragter Referent bei Singstunden, Singwochen und Sängertreffen. Er produzierte über hundert Radio- und Fernsehsendungen. Seine Fernsehserie "Baierisches Bilder- und Notenbüchl" im Bayerischen Rundfunk gilt als klassische Dokumentation zur bayrischen Volksmusik.
Durch den Zuzug von Wastl Fanderl im Jahre 1963 in den Chiemgau ist diese Region ein Mittelpunkt der Volkslied- und Volkstumspflege geworden, nachdem bereits mit Annette Thoma weitere namhafte Vertreter der bayrischen Volkskunst im Chiemgau eine Heimat gefunden hatten.
Wastl Fanderl veröffentlichte sehr viele Liederbücher und war von 1973 bis 1981 der erste Volksmusikpfleger des Bezirkes Oberbayern.
Ehrungen und Auszeichnungen
- Bayrischer Verdienstorden
- Frasdorfer Bürgermedaille
- Oberbayrischer Kulturpreis (1980)
- Tobi-Reiser-Preis (1992)