Chiemgau

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Chiemgau von Philipp Apian, historische Landkarte von 1563
Größtmöglicher Umfang des Chiemgaus Ende des 8. bis 10. Jahrhunderts nach Notitia Arnonis und Breves Notitiae sowie weiteren Quellen.

Der Chiemgau ist eine historisch-kulturelle Landschaft in Südost-Oberbayern und umfasst Gebiete des Landkreises Traunstein und des Landkreises Rosenheim. Zum Chiemgau gehört auch der Chiemsee.

Geschichte mit Salzburgbezug

Bis 1808 war der Chiemgau auch Bistum Chiemsee und unterstand dem Erzbistum Salzburg. Heute ist der Chiemgau eine wichtigen Fremdenverkehrsregion in Bayern.

Seit dem 8. Jahrhundert verfügte die Salzburger Kirche im Chiemgau über viel Streubesitz. Die Erzbischöfe versuchten, Grafschaften und Pfleggerichte in diesem Gebiet zu erwerben, um damit die Herrschaft über den gesamten Chiemgau zu erlangen.

Zunächst aber sicherten sie sich die Herrschaft über den Salzburggau. Nachdem 1229 die Grafen von Lebenau im unteren (nördlichen) Salzburggau ausgestorben waren, konnte der Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg deren Grafschaft für sich gewinnen. Den Erwerb der Grafschaft Lebenau sicherte der Salzburger Erzbischof 1245 im ersten Vertrag von Erharting (mit dem bayerischen Herzog) rechtlich ab. Als Gegenleistung musste er auf die Lehen des Pfalzgrafen Rapoto von Ortenburg, des Grafen Konrad von Wasserburg und der Grafen von Falkenstein um den Chiemsee verzichten. Damit gab er sein ursprüngliches Ziel auf, seine Herrschaft über den Chiemgau bis an den Inn auszudehnen. Der Chiemgau mit Traunstein fiel an die Wittelsbacher. Im zweiten Vertrag von Erharting (1275) erkannte der bayerische Herzog die Westgrenze des Salzburger Herrschaftsgebiets weitgehend an. Diese Grenze bestand im Wesentlichen bis 1810, als das Land Salzburg an Bayern fiel.

Die Erzdiözese Salzburg umfasste auch das Gebiet östlich des Inn im heutigen Bayern. Das waren der Chiemgau, der Rupertiwinkel und das Landgericht Reichenhall. Von 1816 bis 1822 wurden die Diözesangrenzen an die Staatsgrenzen angeglichen. Das bayerische Gebiet fiel nun in die Zuständigkeit des Erzbistums München und Freising.

Innerhalb der Erzdiözese Salzburg existierte von 1215 bis 1817 das Salzburger Eigenbistum Chiemsee. Der Sitz der Bischöfe von Chiemsee war das Augustiner-Chorherrenstift Herrenwörth auf der Herreninsel im Chiemsee. Sie waren die Weihbischöfe der Salzburger Erzbischöfe und hatten deshalb in Salzburg eine ständige Residenz, den Chiemseehof. Das Bistum Chiemsee umfasste nur zehn Pfarreien westlich und südlich des Chiemsees: Herrenchiemsee, Prien, Eggstätt, Söllhuben und Grassau im Chiemgau. Sowie Söll, Kirchdorf, St. Johann in Tirol, Brixen im Thal und St. Ulrich am Pillersee in Tirol.

Größtmöglicher Umfang des Chiemgaus

Zur Karte rechtsgrößtmöglicher Umfang des Chiemgaus Ende des 8. bis 10. Jahrhunderts nach Notitia Arnonis und Breves Notitiae sowie weiteren Quellen. Die Karte ist ein Versuch, den Umfang des Chiemgaus durch die urkundlichen Nennungen der benachbarten Gaue in den Quellen einzugrenzen. Auf der Karte sind Teile der benachbarten Gaue zu sehen:

  • Sundergau, westlich des Inna (Audorf).
  • Gau Inter Valles
  • Isengau, (Gars am Inn, Au am Inn, Aschau am Inn, Ampfing, Mettenheim, Flossing, Erharting, Tüßling, Teising, Burgkirchen, Stammham)
  • Salzburggau, nördlicher Teil. Ein kleines Gebiet des Rupertiwinkels, westlich des Waginger Sees, gehörte ursprünglich zum Chiemgau. In den Güterverzeichnissen des 8. Jahrhunderts erscheinen die Orte Waging und Otting als im Chiemgau gelegen, während das benachbarte Tettelham zum Salzburggau zählte. Auch das Dorf Moosham bei Lindach (heute Stadt Trostberg) und Gumpertsham bei Heiligkreuz (Trostberg) gehörten nach schriftlichen Quellen des 10. Jahrhunderts zum Chiemgau. Seit dem Zweiten Erhartinger Vertrag (1275) lagen diese Orte im Herrschaftsgebiet des Salzburger Erzbischofs und zählen deshalb heute zum Rupertiwinkel.

Weiterführend

Für Informationen zu Chiemgau, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema

Literatur

Weblinks

Quellen

  • Heinz Dopsch; Hans Spatzenegger: Geschichte Salzburgs, Band I/1, S. 342
  • Salzburgwiki-Artikel Rupertiwinkel
  • Andreas Hirsch, Bad Reichenhall: Textgesaltung von "Geschichte mit Salzburgbezug"
  • Quellen der Beschreibung der Karte Größtmöglicher Umfang des Chiemgaus
Diepolder, van Dülmen, Sandberger, Historischer Atlas von Bayern, I, 38, Rosenheim, 1978
Heinz Dopsch, Hans Spatzenegger, Geschichte Salzburgs, Band I/1, S. 342
Richard van Dülmen: Historischer Atlas von Bayern, I, 26, Traunstein, 1970
Fritz Losek: Notitia Arnonis und Breves Notitiae, die Salzburger Güterverzeichnisse aus der Zeit um 800, MGSLK 130/1990