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Version vom 6. April 2010, 13:07 Uhr
Das Tauerngold war eine der beiden Grundlagen für den Reichtum der Salzburger Erzbischöfe.
Geschichte
Vor etwa 2.000 Jahren wurden die ersten Goldvorkommen in den Hohen Tauern bei Fusch an der Großglocknerstraße, im Gasteinertal, bei Rauris und in Kärnten in Döllach und Heiligenblut entdeckt: Das Tauerngold. Mehr als 130 Kilometer Stollen und Schächte wurden dann in die Berge getrieben, um zu diesem begehrten Edelmetall zu kommen. Später kam noch ein Goldvorkommen in Schellgaden im Lungau dazu, neben Waschgold, das man auch dort fand.
Als in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Salzburg nicht gemünzt wurde, ging die Edelmetallausbeute im Handel nach Venedig. Der Abbau war bis zur Wiederaufnahme der Salzburger Münze 1500 durch Erzbischof Leonhard von Keutschach in privaten Händen gewesen. Die Besitzer mussten eine Fronabgabe den Fürsterzbischöfen geben. Doch ab 1500 ging auch der Abbau in die Hand der Erzbischöfe über, die allerdings die Bergwerke wieder verpachteten.
Was für die Wirte das Ungeld war (eine Art Getränkesteuer für den ihnen zugesprochenen Bierverkauf), war bei den Gewerken die Reichung.
Die Goldvorkommen in den Hohen Tauern und im Lungau reichten für die landeseigene Münzprägung aus. Nur Silber musste aus dem Ausland zugekauft werden.
Der wirtschaftliche Höhepunkt wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts erreicht. 1557 berichten Aufzeichnungen des Erzbistums von 830 Kilogramm Gold. Knapp ein Jahrhundert später kam er dann zum Erliegen. Die Ursache lag in der Erschöpfung der günstigen Erzgänge in den Hohen Tauern. Neben den damit steigenden Erschließungskosten kamen auch wachsende soziale Ansprüche der Bergknappen.
Im 17. Jahrhundert kam es zu einem Preisverfall für Silber und Gold aus dem Rauriser- und Gasteinertal. Dazu kamen die Schließung gewinnträchtiger Stollen, weil sich die Gletscher wieder ausbreiteten und so das Arbeiten unmöglich machten.
Man hat dann im 19. und 20. Jahrhundert, vor allem während des Zweiten Weltkriegs nochmals die Vorkommen untersucht, Kosten überstiegen den Ertrag aber etwa um das Zehnfache. Insgesamt zu wenig Erz mit ausreichenden Goldgehalten vorhanden, um einen wirtschaftlich tragfähigen Bergbau zu ermöglichen. Zudem kommt hinzu, dass die in Frage kommenden Gebiete stark touristisch genutzt werden.
Die Gold- und Silbergruben bei Böckstein und im Raurisertal (Kolm-Saigurn) waren neben Edelmetallvorkommen am Monte Rosa im Valle Anzasca, Piemont, die höchst gelegenen in Europa. Zur Blütezeit des Bergbaues wurden 10 Prozent des Gold-Weltvorkommens im Raurisertal geschürft.
Geschichtliche Verbindung mit Nordtirol
Auf dem Rohrberg hoch über Zell am Ziller im Zillertal wurde 1630 ein reicher Goldfund gemacht, der den seit 1506 recht einträglichen Goldbergbau auf dem nahe gelegenen Hainzenberg weit zu übertreffen versprach.
Der alte Streit zwischen Salzburg und Innsbruck über die 1427 vereinbarte Halbe-halbe-Teilung der Zillertaler Bergbaugewinne flammte neuerlich auf. Und aus Ärger darüber zerstörten Salzburger Knappen etliche Tiroler Schmelzanlagen im Raum von Zell am Ziller. Zudem unterstrich der hoch willkommene Goldfund auf dem Rohrberg eine alte strategische Schwäche. Das Zillertal gehörte (bis 1803) zum unabhängigen Erzbistum Salzburg. Doch die einzige befahrbare Strecke von Salzburg in das Zillertal führte durch bayerisches und tirolerisches "Ausland".
Dies alles waren Gründe, um mit Nachdruck eine "inländische" Verbindung von Salzburg in das Zillertal herzustellen. So rückten 1630 plötzlich wieder alte Pläne ins Blickfeld, den einsamen 30 km langen Saumpfad von Wald im Pinzgau über den Gerlospass nach Zell am Ziller zu einem nicht nur begeh-, sondern auch befahrbaren Weg auszubauen. Auf diesem könnte das Golderz von Rohrberg und Hainzenberg über die Gerlos zu den leistungsfähigen Schmelzen in Mühlbach bei Bramberg und in Lend gekarrt werden. Es entstand die alte Gerlosstraße.
Die Neuzeit
Durch den steigenden Goldpreis begann die Londoner Firma Alpine Metals und dessen Wiener Tochter ORD Resources im September 2007 in Rotgülden im Lungau mit Probebohrungen nach Gold. Beraten werden die Firmen durch den Salzburger Mineralogie-Professor Werner Paar, der sich seit 30 Jahren mit dem „Tauerngold“ beschäftigt. Untersuchungen ergaben, dass ein Großteil des in den Tauern vorhandenen Goldes noch nicht abgebaut ist, sondern noch im Berg lagert.
Der bei den bisherigen Probebohrungen gefunden Goldgehalt des Gesteins beträgt zwischen einem und fast 30 Gramm pro Tonnen. Die Wirtschaftlichkeit eines Abbaus liegt bei 10 Gramm pro Tonne und einer entsprechend großen Erzmenge. Rund 200.000 Unzen wären bei einem Preis von über € 610.-- (Februar 2008) durchaus wirtschaftlich. Darüber hinaus werden aber auch Nebenprodukte wie Kupfer und Silber gewonnen.
Seit 2006 hat man im Lungau rund 1,5 Millionen Euro investiert in bergmännische Arbeiten zur Wiedergewinnung von Gold. Aber nicht nur in Hintermuhr sucht man nach dem Tauerngold, in Vordermuhr schürft eine kanadische Firma danach.
Gewinnung
Man unterschied zwischen Untertagabbau im Gasteinertal und Rauriser Tal und der Waschgoldgewinnung, also aus Flüssen. Letztere war allerdings wenig ergiebig.
Untertagabbau
Goldbergbau im Gasteinertal
Am Radhausberg bei Böckstein wurden Gold- und Silbervorkommen ausgebeutet.
Goldbergbau im Rauriser Tal
Neben Gold wurde im Rauriser Tal am Hohen Goldberg (Hoher Sonnblick) bei Kolm-Saigurn auch Silber geschürft.
Ignaz Rojacher war einer der Goldbergwerksbesitzer. Er war auch der Erbauer des Observatoriums am Hohen Sonnblick in den Hohen Tauern.
Weiter Goldvorkommen
- Schellgaden im Lungau
Waschgoldgewinnung
Diese Art der Goldgewinnung begann schon vor etwa 1.300 Jahren an den Sandbänken der Salzach. Zur Zeit von Rupert von Worms, also etwa 700 n. Chr. ist sie schon nachgewiesen.
909 wurde vom Königshof Salzburghofen, das heutige Freilassing, an Salzburg geschenkt. Es wurde der Goldzins gewährt, der aus dem Schwemmland der Salzach und Saalach stammen musste.
Im Pongau und Pinzgau sagt man den Bauern das Goldwaschen als Nebenerwerb nach. So wissen wir zum Beispiel, dass es im 13. und 14. Jahrhundert in Werfen und in der Umgebung von St. Veit im Pongau mehr als 100 solche Goldwäschereien gab. Ein Jahrhundert danach begann man auch entlang der Mur im Gebiet von St. Michael im Lungau und Ramingstein mit der Goldwäscherei.
Der Goldzins musste an den Besitzer des Grundes abgeliefert werden. Was darüber hinaus gewaschen wurde, musste an den Landesherren, also die Salzburger Erzbischöfe, abgeführt werden. Natürlich erhielten die Wäscher nie den wirklichen Marktpreis für das Gold. Daher lieferten viele auch nicht alles bei den Ämtern ab, sondern verkauften das Gold trotz strengen Strafen heimlich.
Die Konzessionen für das Goldwaschen wurden hauptsächlich als Nebenerwerb für Bauern oder auch an arme, mittellose Leute vergeben, die mit den kargen Einkommen ihr Leben fristeten. Die Zahl der Konzessionen ging jedoch stetig zurück und im 20. Jahrhundert hörte die Goldwäscherei gänzlich auf. Grund dafür war, dass das Geschiebe der Fließgewässer als Zubringer aus den Hohen Tauern immer weniger von dem Edelmetall mit transportierte.
Literaturhinweise
- Schatzkammer Hohe Tauern, Verlag Anton Pustet, Sonderpublikation der Schriftenreihe des Landespressebüros, Herausgeber Wilhelm Günther und Werner Paar mit Beiträgen von Fritz Gruber und Volker Höck
Quellen
- Salzburger Miniaturen 2, Karl Heinz Ritschel, Otto Müller Verlag Salzburg, 2001, ISBN 3-7013-1037-8
- Salzburg Synchronik, Josef Brettenthaler, Verlag Alfred Winter, 2002, ISBN 3-85380-055-6
- Salzburger Nachrichten Lungau: Glück für Goldgräber, 23. Februar 2008
- Salzburger Fenster In den Tauern wird wieder nach Gold geschürft..., 30. April 2008
- Haslinger, Adolf, Mittermayr, Peter (Hrsg.): "Salzburger Kulturlexikon", Residenz Verlag, Salzburg-Wien-Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-7017-1129-1