Salzburghofen


Salzburghofen ist der ältere Name Name von Freilassing, der heutige gleichnamige Stadtteil war die Keimzelle dieser heutigen Stadt. Bis 1803 gehörte dieser Ort zum Fürsterzbistum Salzburg und bis 1816 im Verband mit dem Land Salzburg zur jeweiligen Verwaltung während der napoleonischen Kriege.
Geschichte
Schon im 6. Jahrhundert errichteten Bajuwaren nordwestlich der Mündung der Saalach in die Salzach einen Weiler. Salzburghofen entstand aus einem Wirtschaftshof, der zur "Salzpurch", einem der Herzogssitze der Agilolfinger, gehörte. Derartige Wirtschaftshöfe dienten zur Versorgung des Herrschaftssitzes mit Lebensmitteln und entwickelten sich selbst zu Mittelpunkten der näheren Umgebung. Der besagte herzogliche Hof befand sich vermutlich im Bereich der Salzburghofener Marienkirche.
Bei der Ankunft Ruperts in Salzburg 696 residierte Herzog Theodebert († um 716), der älteste Sohn und Mitregent von Herzog Theodo II., in der Burg auf dem Festungsberg über der alten Römerstadt Iuvavum. Die Burg bildete den Mittelpunkt eines Wehrsystems, das in seinen Ursprüngen noch in die Spätantike zurückreichte und von den bayerischen Herzögen übernommen und erneuert wurde. In der Stadt hatten sich im 7. Jahrhundert bayerische Siedler niedergelassen, wie Gräber am Kapitelplatz und am Domplatz belegen. An Rupert wurde ein Teil der Stadt übertragen. Dort gründete er im Bereich des Doms das Kloster St. Peter, das nach der Trennung von Kloster und Erzbistum im Jahr 987 an den heutigen Platz verlegt wurde. Auch Herzog Theodberts Sohn Herzog Hugbert († 736) residierte auf der Burg.
Wohl während der Regierungszeit von Hugberts Nachfolger Herzog Odilo († 748) - verlegte man den Herzogssitz in die Stadt. Der Herzogshof (curtis publico) lag wahrscheinlich im Bereich des Waagplatzes und der Michaelskirche. Wenige Monate vor seinem Sturz 788 stellte Herzog Tassilo III. dort eine Urkunde aus. Diese Pfalz wurde dann von Karl dem Großen übernommen. Das 885 erstmals erwähnte Salzburghofen war damit vom Herzogshof zum Königshof und schließlich zum Kaiserhof geworden. König Ludwig IV. das Kind vermachte im Jahre 908 den "Salzburchof" samt Ländereien, Mauten, Personal und Leibeigenen der Salzburger Kirche. Die Entstehung der Pfarrei wird für das 11. Jahrhundert angenommen. Vom 13. bis ins 17. Jahrhundert war Salzburghofen eine Hofmark, die einen eigenen Niedergerichtsbezirk bildete. Im Jahr 1819 machte man das Kirchdorf Salzburghofen zu einer politischen Gemeinde mit eigenem Bürgermeister.
Während Salzburghofen um 1850 um den Mirtlwirt und die Kirche aus gut dreißig bäuerlichen Wohnhäusern bestand, bestand der Ortsteil Freilassing dagegen bis ins 19. Jahrhundert hinein aus acht Bauernhöfen mit vier Zuhäusern. Der Name taucht als "frilaz" zwischen 1125 und 1147 erstmals urkundlich auf, wird im 14. Jahrhundert zu "vreylazzen" und kurz vor 1600 zu Freylassing. Als "frilaz" bezeichnete bereits die "Lex Baiuvariorum", das um 740 niedergeschriebene bayerische Stammesrecht, freigelassene Personen. Die ersten Einwohner des Weilers waren also wohl in eine höhere Rechtsstellung aufgestiegene, ehemalige Leibeigene gewesen. Der Salzburghofener Ortsteil wurde 1816 als Grenzort zum Sitz eines Oberzollamts und erlebte in den darauffolgenden Jahren einen enormen Aufstieg. Spätestens seit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke München–Salzburg–Wien (1860) war Freilassing als Grenzbahnhof und Verkehrsknotenpunkt auf dem besten Weg, die Wirtschaftsmetropole des Rupertiwinkels zu werden. Mit der Benennung der Salzburghofener Bahnstation als "Bahnhof Freilassing" war der Niedergang des Gemeindenamens Salzburghofen bereits vorgezeichnet.
Nach dem Ersten Weltkrieg wollte man den Namen "Freilassing-Salzburghofen" annehmen, welcher aber vom Innenministerium nicht genehmigt wurde. Vor hundert Jahren – am 8. Jänner 1923 – wurde die Gemeinde Salzburghofen schließlich in Freilassing umbenannt, da der nahe Bezug der Gemeinde zur Stadt Salzburg damals nicht ganz erwünscht war. Der uralte Kern von Salzburghofen war auch nicht mehr der wirtschaftliche Mittelpunkt der Stadt. Das neu entstandene Kirchdorf war an an Einwohnern und wirtschaftlicher Bedeutung maßgeblich geworden. Das allein jedoch kann kein überzeugender Grund für die Umbenennung gewesen sein, mit der man einen ehrwürdigen Ortsnamen mit Verbindung zu den Agilolfingern und zu Karl dem Großen zugunsten eines historisch unbedeutenden Namens aufgegeben hat. Außerdem liegt der Mittelpunkt Salzburghofens im Bereich um den ehemaligen Mirtlwirt keine 700 Meter vom Salzburger Platz, dem Zentrum Freilassings, entfernt. Die Entfernung zum Bahnhof beträgt per Luftlinie gut tausend Meter. Auch räumlich brachte der neue Gemeindename keine Vorteile. Mit der Umbenennung der Gemeinde 1923 wollte man vielleicht auch – wie schon beim Bahnhof - Verwechslungen mit der Nachbarstadt vermeiden und der Gefahr vorbeugen, für einen Vorort oder für einen Stadtteil von Salzburg gehalten zu werden. Verwechslungen waren auch andernorts öfter der Grund für geplante oder tatsächlich durchgeführte Namensänderungen: Der Namenszusatz "Bad" beim Kurort Kissingen sollte unter anderem eine Verwechslung mit der Stadt Kitzingen ausschließen. In den 1970er-Jahren wollte die Gemeinde Marzoll die Namen der Ortsteile Schwarzbach, Weißbach und Türk abschaffen. Als Begründung hierfür führte man die angeblich häufige Verwechslung der Orte Weißbach bei Marzoll mit Weißbach an der deutschen Alpenstraße an.
Geschichten um die Namensherleitung
Nach glaubwürdigen Angaben kaufte in der Frühzeit von Salzburghofen ein Vater seine Tochter von deren Leibherrn frei und übergab sie dem Benediktinerstift St. Peter in Salzburg. Nach einer netten, aber kaum glaubhaften anderen Version stammt der Name von einer Weidefläche, auf der Weidetiere "freigelassen" wurden, woher sich auch das Wappen der Gemeinde mit seinem springenden weißen Pferd herleitet. Haustiere, wie Pferde und Kühe wurden im Mittelalter aber allgemein auf Weideflächen gehalten.
Notizen zu Salzburghofen
Der Pfarrer von Salzburghofen wurde (in einer Zeit als den Titel "Herr" nur Adelige und höhere geistliche Würdenträger führten) in der Regel auch Kirchherr genannt, und verlehnte Grund und Boden, er war damit auch ein Grundherr und Lehnherr. Der Pfarrfriedhof Salzburghofen bei der Kirche Mariä Himmelfahrt wurde im Jahr 1963 erweitert und zum Stadtfriedhof für Freilassing gemacht. Eine weitere alte Kirche ist die Filialkirche St. Peter in Salzburghofen
Salzburghofen war jedenfalls im 16. Jahrhundert der "Schrannenort" des Pflegebezirkes Unterplain. Daher wurden wurden auch Urteile (auch Hinrichtungen) vollstreckt.
Im September 1606 wurde diese Pfarre den Augustiner-Eremiten in Salzburg-Mülln übergeben, veranlasst durch Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau. Damit erhielten die Augustiner-Eremiten, die die Gegenreformation in der Stadt vorantreiben sollten eine reiche Pfarrgemeinde zur Erledigung ihrer kirchlichen Aufgaben. Das Jahreseinkommen der Pfarre Salzburghofen war damals mit als 1.000 Gulden beachtlich und übertraf die anderen Einnahmen des Klosters Mülln bei Weitem.
Einige Gebäude, wie der Gasthof Mirtlwirt, seit 1350 bestehend, erinnern noch heute daran, dass früher durch Salzburghofen ein bedeutender Handelsweg aus der reichen Salzburger Kornkammer, (Rupertiwinkel) in Richtung Stadt Salzburg führte. Er besitzt ein typisches Schopfwalmdach und stammt in der erhaltenen Bausubstanz aus dem 17./18. Jahrhundert. Um 1900 wurde es erneuert. Inzwischen haben sich der Verkehr und das wirtschaftliche Leben von Freilassing längst in andere Bereiche der Stadt verlagert.
Bauwerke
Persönlichkeiten aus Salzburghofen
- Peter Pfenninger (* 1824; † 1882 in der Stadt Salzburg), genannt "Fischer Peter", war ein Fischer
Bilder
Salzburghofen – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Weblink
- Lage auf www.openstreetmap.org
Quellen
- Aus Salzburghofen wurde Freilassing (Andreas Hirsch)
- Dopsch, Heinz: Spatzenegger, Hans: "Geschichte Salzburgs, Stadt und Land", Band I/1
- Enzinger, Kurt: "Freilassing, Geschichte einer jungen Stadt", 2003
- Reitzenstein, Wolf-Armin von: "Lexikon bayerischer Ortsnamen", 2006
- Scheutz, Hannes, (Hg.): "Drent und herent, Dialekte im salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet", 2007