Wallfahrtskapelle Maria Elend

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Die Wallfahrtskapelle Maria Elend aus dem Jahr 1842.
Blick in die Wallfahrskapelle.
Das heutige Gnadenbild, eine Steingussstatue von Petrus Schmid (1768).
Blick in die Kuppel der Wallfahrtskapelle Maria Elend.

Die Wallfahrtskapelle Maria Elend in der Pfarre Embach in der Ortschaft Embach in der Gemeinde Lend im Pinzgau steht an einer der ältesten Wallfahrtsstätten des Pinzgaus. Sie zählt zusammen mit der etwas unterhalb stehenden Ursprungskapelle zu den denkmalgeschützten Objekten in der Gemeinde.

Patrozinium

Das Patrozinium wurde, passend zur verehrten Pietà, am 15. September, am Gedenktag der 'Sieben Schmerzen Mariens' begangen,[1] in den letzten Jahren allerdings am 2. Juli,[2] Mariä Heimsuchung, der eigentlich am 31. Mai gefeiert werden sollte.[3]

Wallfahrtslegende

Elend, Ellend bedeutet einsame Gegend. Die erste Kapelle wurde aufgrund eines Gelöbnisses der Taxenbacherin Ursula Penninger um 1552 errichtet. Man erzählt sich, dass sich ihre zwölfjährige, blinde und geistig behinderte Tochter, im Elend verlaufen hätte. Nach drei Tagen fand man sie beim heutigen Augenbründl wieder auf, sie war wie durch ein Wunder sehend und geistig gesund geworden. Da gelobte Ursula Penninger vom Ansitz Penninghof eine Kapelle errichten zu lassen, einen Mesner anzustellen und eine ewige Messstiftung: jährlich sollte am Barbaratag (4. Dezember) eine Messe gehalten werden.

Augenbründl

Neben der Ursprungskapelle befindet sich das Augenbründl, in dem sich die Pilger die Augen waschen, da dem Wasser besondere Heilkraft nachgesagt wird.[4]

Ursprungskapelle

Blick zur Wallfahrtskapelle Maria Elend: Links das geschlossene Gasthaus Maria Elend mit kleinem Parkplatz, rechts die Ursprungskapelle Maria Elend mit Augenbründl und darüber die Wallfahrtskapelle.
Hauptartikel Ursprungskapelle Maria Elend

Die Ursprungskapelle befindet wenige Meter unterhalb der Gnadenkapelle an dem Ort, in das Mädchen nach der Überlieferung aufgefunden worden war. Sie stammte vermutlich aus dem 16. Jahrhundert, wurde aber 1755 erneuert.

Ursula Pennigers Grabplatte

In der 1842 errichteten Kapelle befindet sich eine an der Seitenwand eingemauerte Grabplatte. Sie war für Ursula Penninger, geborene Heill, vorbereitet, dann aber offenbar nicht für ihr Grab verwendet worden, denn das Sterbedatum ist anlässlich ihres Todes nicht nachgetragen worden.

Die Inschrift lautet:

Hie ligt begraben des Edlen
und Veste Ulrichen Pennigers
zu Penningberg selige nachge
lassne Wittib Ursula aine geboren
Heillin welche diese Capeln zu
unser Fraur im Elend gepaut
die am Tag ... des Monats
... ir zeitliche Tag zu dem
ebigen beschlossen im 15... Jar.

Geschichte

Da sich am Fundort des Mädchens bereits eine Kapelle befunden hatte, die heutige, 1755 erneuerte Ursprungskapelle, ließ Ursula Penninger etwas oberhalb davon auf einer kleinen Anhöhe eine neue und größere Kapelle mit dem Bildnis der schmerzhaften Mutter Maria errichten. Die um 1552 errichtete Kapelle entwickelte sich bald zu einem Wallfahrtsort, sodass sie um 1707 zur Wallfahrtskirche ausgebaut wurde. Im 18. Jahrhundert kamen dann jährlich an die 30 000 Pilger zu derselben. In einem Mirakelbuch sind alle Wunder, die sich auf die Fürbitte Mariens ereignet haben, eingetragen.[5]

Die letzten Erweiterungsbauten nahm man Mitte des 18. Jahrhunderts vor, 1764 weihte Fürsterzbischof Sigismund die Kirche persönlich neu ein.[6] Hofbauverwalter Wolfgang Hagenauer untersuchte 1782 das Vicariats-Gotteshaus Embach und die Wallfahrtskirche Maria Elend, die abermals hätte erweitert werden sollen. Dabei stellte er gravierende Mängel am Bau fest: Es floss Wasser durch den Bau, man hatte schon einen Ablauf-Kanal durch die Kirche gegraben, durch die Hanglage bedingt war Feuchtigkeit ins Mauerwerk eingedrungen und hatte die Steine mürbe gemacht etc.[7] Vermutlich waren die Baufälligkeit der Wallfahrtskirche und die zugleich vorgebrachten Sanierungspläne zur Embacher Kirche der willkommene Anlass für Fürsterzbischof Hieronymus, erstere abtragen zu lassen. Im Gegensatz dazu ließ er die Vikariatskirche von Embach sanieren und erweitern und erlaubte danach die Aufstellung des Gnadenbildes in derselben.[8]

Brauchbare kirchliche Gegenstände gab man an andere Kirchen weiter, so steht z. B. das Tabernakel jetzt in der Pfarrkirche hl. Andreas von Taxenbach, die Kanzel und die Orgel verbrachte man in die 1784 errichtete Kirche Bucheben in der Marktgemeinde Rauris. Diese Orgel übernahm 1896 der Tiroler Orgelbauer Franz Reinisch II. (* 1840; † 1921), ohne dafür eine Entschädigung bezahlt zu haben, wie der Pfarrer von Bucheben, Johann Ghedina, protestierend bemerkte, seither ist sie verschollen. Lediglich ein paar vergoldete Verzierungen dürften vom alten Gehäuse auf das neue übernommen worden sein. Die Kanzel aus der abgerissenen Wallfahrtskirche allerdings ist in Bucheben erhalten geblieben. Das alte Gnadenbild, eine gemalte Pietà aus dem 18. Jahrhundert, befindet sich jetzt im Hochaltar der Embacher Pfarrkirche.

Das heutige Gnadenbild in der Wallfahrtskapelle ist eine Steingussstatue von Petrus Schmid (1768). Sie stand schon in der Ursprungskapelle und wurde beim Neubau der Gnadenkapelle 1842 in diese übersiedelt.[9] Von den einstmals zahlreichen Votivtafeln haben sich nur mehr wenige erhalten.

Die Umgebung der Wallfahrtskapelle

Von Embach-Ort kommend fährt man auf der Embacher Landesstraße in Richtung Raurisertal. nach etwa zwei Kilometern zweigt eine kleine, unscheinbare Straße steil nach links ab (Hinweisschild auf Wallfahrtskirche ist vorhanden). Diese etwa 1,2 Kilometer lange Straße endet beim ehemaligen Gasthaus Maria Elend (Sommer 2021 geschlossen) auf etwa 1 100 m ü. A. bei einem sehr kleinen Parkplatz. Von dort geht man wenige Meter, vorbei an der Ursprungskapelle etwa 15 Höhenmeter zur Wallfahrtskapelle.

Wer von der Pfarrkirche in Embach zu Fuß den Weg nehmen möchte, der über die Felder in gerader Linie zur Wallfahrtskapelle führt, kommt an der Ölbergkapelle Maria Elend vorbei.

Information

Anmeldung für eine Messfeier beim Pfarramt Embach, Telefon (0 65 43) 72 18 oder Pfarramt Lend Telefon (0 64 16) 72 42. Andachten können jederzeit auch ohne Anmeldung in der Kapelle gehalten werden. Die Kapelle ist immer offen und fasst etwa 30 Personen, davon 20 Sitzplätze.

Relikte der alten, abgetragenene Kirche

weitere Bilder

 Wallfahrtskapelle Maria Elend – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Weblinks

Quellen

  • Dehio Salzburg, Wien 1986.
  • Gugitz, Gustav: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Ein topographisches Handbuch zur religiösen Volkskunde in fünf Bänden, Band 5, Wien 1958.
  • Mirakelbücher. Wunderberichte, aufgearbeitet u.a. von Hahnl, Adolf, medizinisch gedeutet von Thurner, Josef. In: Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch, Katalog der 11. Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg, hg. von Johannes Neuhardt, Salzburg 1986, S. 101–304. Betreffend Embach/Maria Elend S. 161–166.
  • Neuhardt, Johannes (Hg.): Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch. Katalog der 11. Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg, Salzburg 1986.
  • Neuhardt, Johannes: Wallfahrten im Erzbistum Salzburg, München und Zürich 1982.
  • Österreichische Kunsttopographie 25: Die Denkmale des politischen Bezirkes Zell am See (ÖKT 25), hg. vom Kunsthistorischen Institute des Bundesdenkmalamtes, Baden bei Wien 1933.
  • Schmeißner, Roman: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, Duisburg & Köln: WiKu-Verlag 2015, ISBN 978-3-86553-446-0 (zugleich Dissertation: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Universität Mozarteum 2012).
  • www.pfarre-lend.at
  • Salzburger Geographisches Informationssystem (SAGIS), im Internet unter www.salzburg.gv.at/sagismobile... abrufbar.

Einzelnachweise

  1. Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hg vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 273.
  2. Angabe der Erzdiözese Salzburg, Pfarrverband Dienten–Embach–Lend unter Gottesdienstzeiten: (abgerufen am 6. Mai 2014).
  3. Unter Papst Pius V. war der Festtag am 2. Juli in den allgemeinen römischen Kalender aufgenommen worden. Da der 2. Juli nach dem Johannistag (24. Juni) liegt (genau einen Tag nach dem Oktavtag des Johannesfestes), zog die nachkonziliare Liturgiereform Mitte der 1960er-Jahre das Fest auf den 31. Mai vor (bis dahin Termin des Fests Maria Königin), so dass es zugleich als Abschlussfest des traditionellen Marienmonats gefeiert werden kann.
  4. siehe auch Salzburger Quellen
  5. Vergleiche dazu: Mirakelbücher. Wunderberichte, aufgearbeitet u. a. von Adolf Hahnl, medizinisch gedeutet von Josef Thurner. In: Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch, Katalog der 11. Sonderschau des Dommuseums in der Stadt Salzburg, hg. von Johannes Neuhardt, Salzburg 1986, S. 101–304. Betreffend Embach/Maria Elend S. 161–166.
  6. Johannes Neuhardt: Wallfahrten im Erzbistum Salzburg, München und Zürich 1982, S. 118.
  7. AES: Pfarrarchiv Embach, Karton Nr. 3, Bausachen, Kostenvoranschläge (Salzburg, 20. November 1782)
  8. AES: Kasten 9, Fach 93, Faszikel 10 (Teil 1), betreffend Embach/Maria Elend (Salzburg, 30. Juli 1783).
  9. Neuhardt: Wallfahrten, S. 118.