Franz Hofer (Gauleiter)
Franz Hofer (* 27. November 1902 in Bad Hofgastein; † 18. Februar 1975 in Mühlheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen, Deutschland) war während der NS-Zeit Gauleiter von Tirol-Vorarlberg.
Leben und Karriere bis 1938
Franz Hofer war der Sohn eines Hotelbesitzers in Bad Hofgastein. Bereits wenige Jahre nach seiner Geburt verzog die Familie nach Tirol. Nach dem Besuch der Volks- und der Realschule in Innsbruck wurde er 1922 selbständiger Kaufmann. 1931 trat er der NSDAP bei. Im April 1932 wurde er zum Kreisleiter bestellt. Im Juli desselben Jahres erfolgte seine Ernennung zum stellvertretenden Gauleiter von Tirol. Vier Monate später war er Gauleiter von Tirol.
1933 wurde Hofer wegen Betätigung für die in Österreich verbotene NSDAP festgenommen und im Juni desselben Jahres zu zwei Jahren Haft verurteilt. Am 30. August wurde er von vier bewaffneten SS-Männern gewaltsam befreit. Während der anschließenden Flucht wurde Hofer angeschossen. Dennoch gelang ihm die Flucht nach Italien. Wenige Wochen später hielt er im September 1933 auf dem Nürnberger Reichsparteitag – publikumswirksam auf einer Trage liegend – eine Rede. 1935 wurde Hofer deutscher Staatsbürger. Seine Kandidatur als Kaufmann bei der Reichstagswahl am 29. März 1936 in München blieb ohne Erfolg. 1937 übernahm er die Leiterstelle der Politischen Leiter- und Mitgliedersammelstelle für Österreicher in Deutschland in Berlin.
1938 - 1945
Der Anschluss Österreichs brachte ihn im Mai desselben Jahres erneut in die Position des Gauleiters von Tirol-Vorarlberg. In dieser Funktion war Hofer für das Novemberpogrom in Tirol verantwortlich, in dem SS- und SA-Führer in Zivilkleidung gewaltsam gegen die jüdische Bevölkerung vorgingen. Es wurden in dieser sogenannten Reichskristallnacht mehrere Juden ermordet und der Besitz jüdischer Familien zerstört bzw. schwer beschädigt.
Noch im Jahr 1938 wurde Hofer Ministerialrat und erhielt den Rang eines NSKK-Obergruppenführers. Am 1. September 1940 wurde Hofer zum Reichsstatthalter von Tirol-Vorarlberg ernannt. Am 10. September 1943 wurde er zum Obersten Kommissar in der "Operationszone Alpenland", der der Gau Tirol-Vorarlberg und die benachbarten italienischen Provinzen Bozen, Trient und Belluno angehörten, ernannt.
Im November 1944 richtete Hofer an Adolf Hitler ein Memorandum, in dem er den Vorschlag machte, ein Kerngebiet in den Alpen zur Alpenfestung – als letzte Bastion des Reiches - auszubauen. Im Zuge dessen sollte eine große Anzahl englischer und amerikanischer Kriegsgefangener zusammengezogen werden, um alliierte Bombardements zu verhindern. Tatsächlich wurden am 30. April prominente KZ-Häftlinge am Pragser Wildsee in Südtirol inhaftiert. Es wird vermutet, dass Hitlers Sekretär Martin Bormann dem Führer diesen Vorschlag erst im Frühjahr 1945 vorlegte, wodurch Hofer erst am 12. April 1945 zum Vortrag in den Berliner Führungsbunker geladen wurde. Hitler, der 18 Tage vor seinem Suizid noch immer von seinem Endsieg überzeugt war, ernannte Hofer einen Tag vor seinem Selbstmord am 29. April 1945 zum Reichsverteidigungskommissar der Alpenfestung. Diese blieb jedoch ein Phantom.
Hofer übergab Innsbruck als offene und unverteidigte Stadt an die Amerikaner. Er wurde am 6. Mai 1945 in Hall in Tirol verhaftet und in einem Internierungslager festgehalten.
Nachkriegszeit
1948 gelang ihm die Flucht nach Deutschland, wo er unter falschem Namen seinen erlernten Beruf als Kaufmann ab 1949 in Mühlheim an der Ruhr ausübte. Ab 1954 führte er wieder seinen richtigen Namen und wurde nach seinem Tod im Jahr 1975 auf dem Hauptfriedhof in Mühlheim bestattet.
Hofer wurde in Österreich im Juni 1949 in Abwesenheit zum Tod verurteilt. Eine Münchner Berufungsspruchkammer bestätigte im Juli 1953 das Urteil von drei Jahren und fünf Monaten Arbeitslager. Bei einem damals abgehaltenen Presseinterview bekannte sich Hofer völlig ungebrochen zum Nationalsozialismus.
Am 6. Juni 1950 erklärte das Landesgericht Innsbruck in seiner Funktion als Volksgericht das gesamte Vermögen Hofers zugunsten der Republik Österreich für verfallen. In der Begründung wurde Hofer des Hochverrats bezichtigt, da er als führendes Mitglied der NSDAP den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich befürwortet und aktiv betrieben hatte. Die Klage der Kinder Hofers auf Rückgabe des Lachhofs bei Hall in Tirol, den Hofer im Oktober 1943 von der Deutschen Umsiedlungs GmbH erworben und mit seiner Familie bis Kriegsende bewohnt hatte, wurde gerichtlich abgewiesen.
Ein Ermittlungsverfahren gegen Hofer wegen seiner Beteiligung am Krankenmord (Aktion T4 im Rahmen der NS-Euthanasie) wurde eingeleitet, jedoch 1963 offiziell eingestellt.
Quellen
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Franz Hofer (Gauleiter)"
- www.novemberpogrom1938.at
- Sarah Scheitnagl, Gauleiter Franz Hofer. In: Thomas Albrich (Hg.), Die Täter des Judenpogroms 1938 in Innsbruck. Haymonverlag, Innsbruck 2016, S. 21-26.