Salzburger Freilichtmuseum
Das Salzburger Freilichtmuseum befindet sich im Gemeindegebiet von Großgmain im Flachgau am Fuße des Untersbergs.
Das Museum
Das landschaftlich schön gelegene Museumsareal besitzt eine Größe von 50 ha, liegt in einem Natur- und Pflanzenschutzgebiet und wird von der Gebirgskulisse des Untersbergs überragt. Das Museum wird vom Amt der Salzburger Landesregierung als so genannte „betriebsähnliche Einrichtung“ geführt. Museumsdirektor ist seit 1988 der Volkskundler Michael Becker. Das Museum wird jährlich von 90.000 bis 100.000 Menschen besucht. In der Saison 2009 wurden 94.000 Besucher gezählt.
Das Museum hat den Auftrag, originale, ländliche Bauten aus dem Bundesland Salzburg zu sammeln, wieder aufzubauen, einzurichten und damit das ländliche Bauen, Wohnen und Wirtschaften vom 16. bis 20. Jahrhundert zu dokumentieren. Siedlungsgeographische, hauskundliche, sozialgeschichtliche und agrarhistorische Überlegungen geben den Ausschlag dafür, welche Gebäude in das Freilichtmuseum übertragen werden, um einen repräsentativen Querschnitt durch alle ländlich-bäuerlichen Hausformen und sozialen Schichten zu erhalten.
In seiner Bauanlage ist das Museum den fünf Salzburger Landesteilen Flachgau, Tennengau, Pongau, Pinzgau und Lungau nachempfunden, in denen sich im Lauf der Jahrhunderte unterschiedliche Bauernhofformen entwickelt haben. 2010 sind auf dem Museumsareal 74 Bauten aus Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe und Industrie zu besichtigen, darunter finden sich folgende Objekte:
- Bauernhöfe
- Handwerkerhäuser
- Gasthaus
- Krämerei
- Brauerei
- Dorfschule
- Schmiede
- E-Werk
- Mühlen
- Sägewerk
- Kapellen
- Almhütten
- Kalkofen
Das älteste wieder errichtete Gebäude stammt aus dem Jahr 1442. Im Herbst 2009 wurde als 74. Bauwerk ein Elektrizitätswerk für einen Steinbruch aus dem Jahr 1913 eröffnet.
Geschichte des Museums
Erste Bestrebungen für ein Salzburger Freilichtmuseum lassen sich bis in das Jahr 1924 zurückverfolgen. Julius Leisching, der damalige Leiter Salzburger Museums Carolino Augusteum“ (SMCA, heute Salzburg Museum) brachte 1924 die Errichtung eines Freilichtmuseums im Schlosspark von Hellbrunn ins Gespräch. Doch erst einige Jahrzehnte später begann der Hausforscher Kurt Conrad, seit 1972 Kustos für Volkskunde im SMCA, mit der konkreten Planung für ein Freilichtmuseum. Mit der Pachtung eines geeigneten Grundstückes durch Stadt und Land Salzburg konnte mit der Errichtung des Freilichtmuseums begonnen werden. Der Grundeigentümer, verpachtete Am 21.12.1978 verpachtete Friedrich Mayr-Melnhof ein geeignetes Grundstück in Großgmain für 99 Jahre an Stadt und Land Salzburg zu einer symbolischen Jahrespacht von 1 Schilling (= EUR 0,073). Der Aufbau begann 1979. Am 29.9.1984 konnte das Salzburger Freilichtmuseum mit damals 22 Objekten im Beisein von Bundespräsident Rudolf Kirschschläger eröffnet werden. Erster Museumsleiter war Kurt Conrad. 1986 wurde das Freilichtmuseum aus dem SMCA ausgegliedert und im alleinigen Eigentum des Landes Salzburg als selbständiges Landesmuseum installiert. Seit 1988 ist der Salzburger Volkskundler Michael Becker Museumsdirektor. Unter seiner Leitung wurde das Museum zu einem lebendigen Ort der Begegnung: Volkskulturelle Veranstaltungen, traditionelle Handwerksvorführungen und Thementage ziehen viele Besucher an und tragen wesentlich zum hohen Bekanntheitsgrad des Salzburger Freilichtmuseums bei. Im August 2009 konnte der zweimillionste Besucher begrüßt werden.
Vorstellung einiger Gebäude im Freilichtmuseum
Die Pongauer Hofgruppe
Die Pongauer Hofgruppe besteht aus dem Wohnhaus Lärchengut aus St. Martin am Tennengebirge, der Stallscheune vom Premlehengut in Eben im Pongau, einem Getreidekasten vom Kühpalfengut in Forstau, dem Brechelbad vom Deisinggut in Pfarrwerfen, einer Krautsölde vom Kreegut in Hüttschlag und einem Kuchlgarten. Ergänzt wird diese Pongauer Hofgruppe durch einen Backofen, der nach einem Goldegger Vorbild nachgebaut wurde.
Krautsölde
Die Krautsölde vom Kreegut in der Gemeinde Hüttschlag stammt aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde 1983 an ihrem ursprünglichen Standort abgebaut und 1988 im Freilichtmusum wieder aufgebaut. Die Krautsölde ist ein vier Meter tiefes Lärchenfass, in dem das als Zuspeise beliebte Weißkraut als Sauerkraut konserviert und gelagert wurde. Das Krautfass ist mit einem steinbeschwerten Holzdeckel verschlossen. Zum Schutz vor Niederschlägen wurde es mit einem Flugdach versehen oder mit einer einfachen Holzhütte überbaut.
Getreidekasten
Der Getreidekasten vom Kühpalfengut in Forstau stammt aus dem Jahre 1602. In diesem Getreidekasten wurden Getreide, Getreidemaßgefäße und andere Lebensmittel wie Brot und Speck aufbewahrt. Aber auch Leinen wurde hier gelagert. Der Getreidekasten befand sich außerhalb des Wohnhauses, damit im Falle eines Wohnhausbrandes nicht die gesamte Existenz des Bauern vernichtet wurde.
Kuchlgarten
Bedingt durch das rauhe Klima im Pongau liegt der Kuchlgarten an der schützenden Hauswand. Bei der Bepflanzung des Gartens wurde nicht nur auf die gute Düngung mit Kuh- und Schafmist geachtet sondern auch die Mondphasen und Sternzeichen beim Säen und Pflanzen berücksichtigt.
Mittermühlsäge
Die Mittermühlsäge stammt aus dem Jahre 1791. Sie wurde 1982 abgetragen und noch im selben Jahr wurde mit dem Wiederaufbau im Freilichtmuseum begonnen. Sie stammt aus der Gemeinde Jeging im südlichen Innviertel und ist ein Beispiel jener Bauernsägen, wie sie vielfach noch bis zum zweiten Weltkrieg auch im Land Salzburg in Betrieb war. Der Wasserantrieb erfolgte ursprünglich durch ein unterschlächtiges Wasserrad, das nach dem Wiederaufbau durch ein oberschlächtiges ersetzt wurde. Um die Säge auch in ihrer Funktion zeigen zu können, wurde sie am Dachsbichlbach der Pinzgauer Hauslandschaft errichtet. Trotzdem diese Säge eigentlich aus Oberösterreich stammt, gab es diesen Typus natürlich auch im Pinzgau.
Gendarmerieposten
Der historische Gendarmerieposten stammt aus den Jahren zwischen 1900 und 1920. Er wurde im Bauernpeterhaus aus Nußdorf/Waidach in Zusammenarbeit mit dem Landesgendarmeriekommando Salzburg eingerichtet. Ein Teil der Exponate sind Leihgaben des Museumsvereins Werfen. Der Gendarmerieposten zeigt ein getreues Bild von den ärmlichen Lebens- und Arbeitsumständen der Gendarmen. Am 8. Juni 1849 schuf Kaiser Kaiser Franz Joseph I. eine Gendarmerie als Sicherheitseinrichtung für das damals zweitgrößte Land Europas. Es war ein aus vielen kleinen Gendarmeriedinststellen bestehendes System. Gelegentlich mietete sich die Gendarmerie auch in der Kammer eines Bauerhauses ein. Um 1900 war die Schreibweise noch "Gensdarmerie", aus dem französischen "bewaffnete Menschen".
Museumsbahn
Nach drei Jahren Planung und Arbeit ist am 13. Juni 2010 die Museumsbahn in Betrieb gegangen. Mit einer 1,7 Kilometer langen, wunderschönen Strecke erschließt sie weite Teile des Museums und eröffnet neue Blickwinkel auf die Museumslandschaft und ihre Bauten. Die Bahntrasse wurde möglichst naturnah in das Gelände eingebettet. Die zahlreichen 40‰ Längsneigungen machen die Museumsbahn zu einer eisenbahntechnisch anspruchsvollen Strecke. Im Eingangsbereich wurde nach Originalplänen das Haltestellengebäude „Zistelalpe“ der alten Gaisbergbahn nachgebaut. Im Freilichtmuseum wird es als Bahnhof "Flachgau" genutzt. Im Gebäude befindet sich eine Dauerausstellung, die den Besuchern die Geschichte der Feldbahnen im Land Salzburg näherbringt. Eine weitere Haltestelle befindet sich beim Museumsgasthaus „Salettl“. Das Streckenende mit Wendeschleife ist im Bereich Pongau situiert. Es gibt zwei Dieselfeldbahnlokomotiven und acht Waggons. Je nach Besucherfrequenz werden ein bis zwei Zuggarnituren ständig unterwegs sein. An Sonn- und Feiertagen fährt zudem eine Dampflokomotive. Die Fahrt mit der Eisenbahn ist im Eintrittspreis inbegriffen.
Ausstellungen
Es gibt mehrere Dauerausstellungen, immer wieder Sonderausstellungen, Themen bezogene Publikumsveranstaltungen und Musikantentreffen, außerdem finden an allen Sonntagen Handwerksvorführungen statt.
Die Traktorenausstellung im Krallerhof, einem mächtigen Pinzgauer Hof in der Nähe des Eingangsbereiches, zeigt eine Sammlung historischer Traktoren, die mit Multimedia-Unterstützung präsentiert wird. 14 Traktoren vorwiegend österreichischer Herkunft, aber auch aus deutscher Produktion, informieren über die technische Entwicklung in der Landwirtschaft. Der Aufforderung auf einem Schild mit der Aufschrift "bitte berühren", kommen kleine und auch größere Kinder gerne nach.
Auszeichnungen
- 1995 Österreichischer Museumspreis
- 2002 Zipfer Umweltpreis
- 2005 Zipfer Tourismuspreis
- 2005 Österreichisches Museumsgütesiegel
Öffnungszeiten
Ostern bis Allerheiligen Dienstag bis Sonntag von 09.00 bis 18.00 Uhr, letzter Einlass 17.00 Uhr.
Juli und August täglich von 09.00 bis 18.00 Uhr, letzter Einlass 17.00 Uhr.
Ab Mitte Oktober verkürzte Öffnungszeit von 09.00 bis 17.00 Uhr, letzter Einlass 16.00 Uhr.
Ebenfalls geöffnet: Ostermontag, Pfingstmontag
Hunde an der Leine sind erlaubt!
Literatur
Michael Becker, Monika Gaurek: Das Salzburger Freilichtmuseum in Großgmain. Veröffentlichungen des Salzburger Freilichtmuseums band 6. Salzburg 2002 ISBN 3-9501601-0-8
Quelle
- Homepage Freilichtmuseum
- Schautafeln im Freilichtmuseum
- Salzburger Nachrichten (Bericht vom 8. Juni 2010)