Hofmarstall

Hofmarstall, im Bild: links
Marstallschwemme im Bild: rechts

Der alte Hofmarstall der Salzburger Fürsterzbischöfe befand sich in der Salzburger Altstadt und bildet heute den Kern des Festspielbezirks (früher wurde er der Fürstenstadt zugeordnet).

Geschichte

Nachdem das Kloster der Petersfrauen aufgelassen und den Franziskanern als Kloster übergeben worden war, nutzte ab 1599 Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau einen kleinen Teil des klösterlichen Frongarten dicht am Fuß des Mönchsbergs als einfach umzäunten Pferdetummelplatz. In weiterer Folge entstanden unmittelbar an der Felswand des Mönchsbergs große Stallungen und eine Reitschule. 1607 bis 1609 wurde von Fürsterzbischof Wolf Dietrich ein damals typischer Salzburger Bau, kubisch geschlossen, doch seinem Zweck entsprechend lang gestreckt, mit glatter horizontalbetonter, 15-achsiger Fassadenflucht, helmverzierten Treppentürmen und Grabendach im imposanten Ausmaß von 106 x 56 Schritt, 40 Fuß hoch, aufgeführt. Fürstlich ebenso das Portal an der Längsfront, die weißmarmornen Futtertröge und Marmorbrunnen für 150 Pferde, die stichkappengewölbte Arkadenhalle mit 44 genuteten Steinpfeilern und einer vorzüglichen Nachtbeleuchtung.[1]

Im Hofmarstall waren die einzige Pferdeapotheke des Landes sowie ein "Arzneyschmidt" (Tierarzt) untergebracht.

1662 wurde dieser Bau unter Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun und Hohenstein erweitert und die Winterreitschule eingerichtet. Ein weiterer Ausbau erfolgte unter Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein. Er ließ die Sommerreitschule, die prunkvolle Fassade an der nördlichen Schmalseite zum 'Heumarkt', sowie die Marstallschwemme nach Plänen von Fischer von Erlach 1693/94 errichten gestalten. Der dortige marmorne Torbogen zeigt auf Postamenten sitzende allegorische Frauenfiguren (Europa und Asien darstellend) des Bildhauers Andreas Götzinger, sowie Einhörner, das Wappentier des Fürsterzbischofs Johann Ernst Graf Thun.

Mit dem Ende des Fürsterzbistums ging der Hofmarstall in ärarischen Besitz der Habsburgermonarchie (k.k. Österreich) über. Die gesamte Anlage zeigen die Planskizzen von 1852 bis 1853 detaillierte Ansichten.

In der Zeit der Monarchie bis 1918 wurde der Hofmarstall als Kaserne für Kavallerie, später auch Infanterie und Artillerie, genutzt. Nach dem Ersten Weltkrieg standen die Gebäude des Hofmarstalls leer. Die junge Festspielgemeinde suchte damals nach einer geeigneten Aufführungsstätte für den „Jedermann" und dergleichen Schauspiele bei Regenwetter. 1920 kam es zu einer Besichtigung des Hauses durch Max Reinhardt. Dieser hatte es auf den 50 Meter langen Saal der Winterreitschulsaal abgesehen. So wurde das Gebäude zum Festspielhaus adaptiert.

1930 kam es zu einem Tausch von mehreren ehemaligen Kasernen und verschiedenen Grundstücken zwischen der Stadt Salzburg und der Republik Österreich, darunter auch der Hofmarstall, in dem ehemals die Hofstall-Kaserne untergebracht war. So wurde die Stadt Salzburg zum neuen Eigentümer des ehemaligen Hofmarstalls.[2].

Später war in Teilen des Hofmarstalls das Haus der Natur untergebracht. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden dann die ehemaligen Pferdestallungen zum großen Festspielhaus umgebaut.

Teile

Der einstige Hofmarstall bestand aus:

  • den Stallungen, errichtet 1607 von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau; heute ist das große Festspielhaus darin;
  • Marstall-Wandbrunnen
  • der Winterreitschule, die heute als Karl-Böhm-Saal‎‎ Teil des Hauses für Mozart ist; sie wurde Mitte des 1657 von Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun errichtet;
  • die Sommerreitschule, heute Felsenreitschule genannt: das war eigentlich der Steinbruch im 17. Jahrhundert für die Errichtung des neuen Doms; 1694 ließ Fürsterzbischof Johann Ernst GRaf Thun und Hohenstein im bereits wieder aufgelassenen Steinbruch Galerien in drei Geschossen aushauen; der Steinbruch diente fortan für Reiterspiele und Tierkämpfe, die aus dem Stein geschlagenen Galerien dienten als Zuschauerraum;
  • die gedeckte Sommerreitschule, heute der Zuschauerraum und die Bühne des Hauses für Mozart, war früher nur für die Sommermonate gedacht; nach ihrem Umbau 1840 war sie auch im Winter zu benutzen;
  • dem Schüttkasten für den Hofmarstall, in dem sich heute das Festspielbüro befindet (hinter der Marstall-Schwemme;
  • der Marstall-Schwemme

Bildergalerie

Quellen

  • Lorenz Hübner, Beschreibung der hochfürstlich-erzbischöflichen Haupt- und Residenzstadt Salzburg und ihrer Gegenden, 1794, Marstall

Fussnote