Petersfrauen
Die Petersfrauen (Benediktinerinnen) waren von etwa 1125 bis 1583 im heutigen Franziskanerkloster in der Altstadt von der Stadt Salzburg zu Hause gewesen.
Geschichte
Es bestand im Benediktinerstift St. Peter über 450 Jahre hinweg ein Doppelkloster: die Benediktiner-Mönche und die Benediktinerinnen, die Petersfrauen.
Gegründet wurde es wohl unter Abt Balderich (1125 - 1147) beim Neubau von St. Peter nach dem Brand von 1127, aufgehoben 1583 unter Fürsterzbischof Johann Jakob von Kuen-Belasy, von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau den Franziskanern geschenkt, die Kuen-Belasy schon 1583 ins Land geholt hatte.
Das Kloster lag zwischen dem Benediktinerstift St. Peter und der heutigen Franziskanerkirche, die damals Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau hieß. Sie hielten ihr Chorgebet und die Gottesdienste in der Franziskanerkirche. Dort hatte sie ihren Betchor, der bis 1548 im rückwärtigen mittleren Teil der Kirche auf einem massiven Säulenunterbau stand und weit ins Mittelschiff ragte (heute nicht mehr vorhanden).
Ab 1577 gab es keine Profess mehr und es wurden keine Novizinnen mehr aufgenommen. Schließlich gab es nur mehr zwei Schwestern, der Abt von St. Peter schien auch kein besonderes Interesse mehr am Bestand des Frauenklosters zu haben und so übergab St. Peter das Kloster samt Hausrat dem Erzbischof Johann Jakob von Kuen-Belasy.
Die beiden letzten Petersfrauen übersiedelten am 12. August 1583 auf den Nonnberg in die Benediktinerinnenabtei Nonnberg. Damit war das Peterskloster in Salzburg – nach Engelberg (Schweiz), das fast 500 Jahre als benediktinisches Doppelkloster bestand - der am längsten existierende Doppelkonvent der Benediktiner. Die ältere Schwester starb wenige Jahre später, die zweite, Cordula Mundtenhaimer, wurde 1600 zur Äbtissin von Stift Nonnberg gewählt.
Die Nonnen
Die Nonnen stammten hauptsächlich aus begüterten Familien. Zum Gründungszeitpunkt stand es um das Benediktinerstift St. Peter finanziell nicht sehr gut, so dass die Güter, welche die Frauen beim Eintritt ins Kloster mitbrachten, dem Stift St. Peter überschrieben wurden. Aber es ist nicht bekannt, ob dies anfangs auch Pflicht gewesen war. Erst später ist dies als Bedingung für die Aufnahme überliefert.
Nur Schmuck, Geräte aus Edelmetall, Stickereien u. ä. konnten die Frauen in ihr Kloster mitnehmen. So entstand im Laufe der Zeit ein ansehnlicher Schatz aus silbernen und goldenen Bechern und Schalen, geschnitzten Löffeln mit Silber beschlagen, teilweise vergoldet, teilweise mit Edelsteinen besetzt, besondere Rosenkränze aus Korallen, Ring, wertvolle Reliquien, silberne Kreuze, Monstranzen, Kelche, Messgewänder und anderes mehr. Abt Andreas verkaufte nach dem Tod der letzten Priorin deren goldene Kette und das gesamte Silber der Salzburger Münze.
Die Kleidung war entsprechend der Benediktinerregel ähnlich wie bei den Männern, dazu kam noch ein Schleier.
Schon mit sechs bis neun Jahren kamen die Mädchen ins Kloster, wurden dort unterrichtet, bis sie selbst über ihren Beruf entscheiden konnten. Die Profess, also die endgültige Aufnahme ins Kloster erfolgt einer Bestimmung aus 1270 vom Generalkapitel bereits mit vollendetem 15. Lebensjahr.
Im Kloster galt die Schweigepflicht, die gewöhnlich ein Mal die Woche gebrochen werden durfte. Ebenso bei Spaziergängen im Frauengarten oder - mit Erlaubnis der Priorin - mit Weltleuten in einem Sprechzimmer. Dies allerdings auch nur in Gegenwart einer Mitschwester durch ein vergittertes Sprachfenster in der Trennwand des Sprechzimmers.
Die Organisation des Klosters
Der Abt von Benediktinerstift St. Peter war das Oberhaupt der Petersfrauen. Er ernannte eine Meisterin oder Priorin und für jeden weltlichen Ausgang mussten die Petersfrauen die Erlaubnis vom Abt einholen. Andererseits hatten die Petersfrauen keine Einflüsse auf die Abtwahl.
Im 16. Jahrhundert gab es dann noch zusätzlich eine Novizenmeisterin und die "Kellnerin", die für die Küche zu sorgen hatte und die wöchentlichen Abrechnungen mit dem Abt oder dem Cellerar des Männerklosters zu machen hatte.
Probleme
Visitationsprotokollen kann man entnehmen, dass das Zusammenleben der Petersfrauen durchaus nicht reibungslos war. So bat Abt Georg Waller 1431 die Nonnen, sie sollten mehr Liebe einander zeigen und nicht mit Neid und Hass leben. Aus dieser Erwähnung gleich am Beginn seines Protokolls lässt sich schließen, dass es gerade in diesem Punkt gemangelt haben muss.
Ein Protokoll aus 1566 hielt fest, dass Abt und andere Mönche zur Unterhaltung ins Frauenkloster gingen. Auch das sollte unterbleiben, riet der Bericht. Die Unsitte, dass die Petersfrauen in der Stube der "Einkauferin", die außerhalb der Klausur lag, mit weltlichen Frauen zusammenkamen, aßen, tranken und sich unterhielten, wurde ebenfalls strengstens verboten.
Erwähnenswert
Ein merkwürdiger Brauch ist noch überliefert: Alle fünf bis sechs Jahre wurde ein bestimmter Teil einer Mauer in der St.-Anna-Kapelle, die zwischen der Klausur des Männer- und Frauenklosters war, für einen Nachmittag geöffnet. An diesem bestimmten Tag hatten die Mönche großen Ausgang und die Nonnen besuchten das Männerkloster. Nach einer Jause kehrten sie wieder in ihr Kloster zurück. Dann wurde die Öffnung wieder mit Ziegel und Mörtel vermauert.
Heute
Geht man durch die Franziskanergasse, so kann man gegenüber der Franziskanerkirche einen Eingang in das Kloster sehen, über dem noch ein Relief aus Marmor mit Angaben über Wolf Dietrich von Raitenau zur Gründung des Franziskanerklosters zu sehen sind. Über die exakten Ausmaße des Petersfrauen-Klosters gibt es keine Aufzeichnungen mehr.
Quellen
- Uni Erlangen
- Karl Heinz Ritschel Salzburg Anmut und Macht, Verlag Alfred Winter, Salzburg 2005
- Karl Heinz Ritschel Doppelklöster für Mann und Frau, Salzburger Nachrichten, 15. Jänner 2005
- Karl Heinz Ritschel Salzburger Miniaturen, Band 4