Änderungen

149 Bytes hinzugefügt ,  17:10, 26. Aug. 2017
K
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1: −
Der '''WEB-Prozess''', oder eigentlich die WEB-Prozesse, sind die gerichtliche Aufarbeitung des WEB-Bautreuhand-IMMAG-Skandals, der als der größte Wirtschaftsskandal der 2. Republik in Österreich gilt.
+
Der '''WEB-Prozess''', oder eigentlich die WEB-Prozesse, sind die gerichtliche Aufarbeitung des WEB-Bautreuhand-IMMAG-Skandals, der als der größte Wirtschaftsskandal der [[Zweite Republik|Zweiten Republik]] in Österreich gilt.
    
==Chronik==
 
==Chronik==
 
Die WEB-Gruppe beginnt [[1975]] damit, sogenannte ''Hausanteilsscheine'' als Anlageprodukt anzupreisen. Anlegern werden hohe Renditen versprochen. Die Produkte werden von verschiedenen Bautreuhandgesellschaften verkauft. Während sich die Hausanteilsscheine gut verkaufen, können sie am Finanzmarkt kaum Gewinne erzielen.
 
Die WEB-Gruppe beginnt [[1975]] damit, sogenannte ''Hausanteilsscheine'' als Anlageprodukt anzupreisen. Anlegern werden hohe Renditen versprochen. Die Produkte werden von verschiedenen Bautreuhandgesellschaften verkauft. Während sich die Hausanteilsscheine gut verkaufen, können sie am Finanzmarkt kaum Gewinne erzielen.
   −
Nach außen wird der Konzern als solide Unternehmensgruppe dargestellt, die ihren Anlegern beste Renditen garantieren könne. Dazu trägt ein dichtes Geflecht an Verbindungen zu Banken und Politik bei - Gründervater war Ex-[[ÖVP]]-[[Landtagspräsident]] [[Hans Zyla]]. Laut Gutachtern ist das Imperium bereits Ende [[1983]] zahlungsunfähig. Die Lizenz zum Weitermachen bringt ein Moratorium der Regionalbanken Sparkasse, Raiffeisen und Hypo. Diese stunden bis Mitte [[1985]] Rückzahlungen von 600 Mill. S. Zur "Sanierung" werden Tausende Anleger geworben. Mit frischem Geld werden alte Ansprüche abgedeckt.
+
Nach außen wird der Konzern als solide Unternehmensgruppe dargestellt, die ihren Anlegern beste Renditen garantieren könne. Dazu trägt ein dichtes Geflecht an Verbindungen zu Banken und Politik bei - Gründervater war Ex-[[ÖVP]]-[[Landtagspräsident]] [[Hans Zyla]]. Laut Gutachtern ist das Imperium bereits Ende [[1983]] zahlungsunfähig. Die Lizenz zum Weitermachen bringt ein Moratorium der Regionalbanken [[Salzburger Sparkasse|Sparkasse]], [[Raiffeisen]] und [[Salzburger Landes-Hypothekenbank Aktiengesellschaft|Hypo]]. Diese stunden bis Mitte [[1985]] Rückzahlungen von 600 Mill. S. Zur "Sanierung" werden Tausende Anleger geworben. Mit frischem Geld werden alte Ansprüche abgedeckt.
   −
Ab [[1988]] mehren sich die Warnungen, dass der Salzburger Immobilienkonzern um WEB, Bautreuhand und IMMAG Versprechungen gegenüber Anlegern nicht erfüllen könne. Zum Einstürzen bringt das Imperium dann eine Strafanzeige der [[Arbeiterkammer|Salzburger Arbeiterkammer]] am [[28. Juni]] [[1989]] gegen etwa 30 Personen - von den Eigentümern über Manager und Vielfach-Geschäftsführer oder Buchhalter bis zu führenden Bankmanagern wegen Betrugs und Untreue. An der Aufdeckung beteiligt ist die damalige AK Konsumentenschützerin und heutige [[Landeshauptmann|Landeshauptfrau]] [[Gabi Burgstaller]].   
+
Ab [[1988]] mehren sich die Warnungen, dass der Salzburger Immobilienkonzern um WEB, Bautreuhand und IMMAG Versprechungen gegenüber Anlegern nicht erfüllen könne. Zum Einsturz bringt das Imperium dann eine Strafanzeige der [[Arbeiterkammer|Salzburger Arbeiterkammer]] am [[28. Juni]] [[1989]] gegen etwa 30 Personen - von den Eigentümern über Manager und Vielfach-Geschäftsführer oder Buchhalter bis zu führenden Bankmanagern - wegen Betrugs und Untreue. An der Aufdeckung beteiligt ist die damalige [[Salzburger Arbeiterkammer|AK]]-Konsumentenschützerin und spätere[[Landeshauptmann|Landeshauptfrau]] [[Gabi Burgstaller]].   
    
==Prozesse==
 
==Prozesse==
===WEB-I Prozess===
+
===WEB-I-Prozess===
Der erste WEB-Prozess beginnt am [[16. September]] [[1996]] im [[Salzburger Landesgericht]]. Angeklagt sind der WEB-Chef [[Bernd S.]], sowie Jürgen G., Herbert N., Dietrich R., Helmut S. Georg G., sowie IMMAG-Gründer Norman G., der sich allerdings vor Prozessbeginn nach Deutschland absetzen kann und für die österreichische Justiz unerreichbar bleibt.
+
Der erste WEB-Prozess beginnt am [[16. September]] [[1996]] im [[Salzburger Landesgericht]]. Angeklagt sind der WEB-Chef [[Bernd S.]], Jürgen G., Herbert N., Dietrich R., Helmut S. Georg G. sowie IMMAG-Gründer [[Norman Graf]], der sich allerdings vor Prozessbeginn nach [[Deutschland]] absetzen kann und für die österreichische Justiz unerreichbar bleibt.
    
Vorsitzender Richter Friedrich Gruber lastet im WEB-Verfahren bei der Urteilsverkündung am [[14. Juni]] [[1999]] Bernd S. einen Schaden von zwei Milliarden Schilling (145 Mill. Euro) an, er bekommt neun Jahre; Jürgen G.: 1,87 Mrd S, neun Jahre; Herbert N.: rund 1,1 Mrd. S, acht Jahre; Dietrich R.: 516 Millionen S, sechs Jahre; Helmut S. Schaden: 1,043 Mrd., sechs Jahre und Georg G.: 1,043 Mrd. S, sechs Jahre. Der Oberste Gerichtshof bestätigt die Urteile am [[23. Mai]] [[2002]] und alle Verurteilten müssen im Sommer [[2002]] ihre Haftstrafen antreten.
 
Vorsitzender Richter Friedrich Gruber lastet im WEB-Verfahren bei der Urteilsverkündung am [[14. Juni]] [[1999]] Bernd S. einen Schaden von zwei Milliarden Schilling (145 Mill. Euro) an, er bekommt neun Jahre; Jürgen G.: 1,87 Mrd S, neun Jahre; Herbert N.: rund 1,1 Mrd. S, acht Jahre; Dietrich R.: 516 Millionen S, sechs Jahre; Helmut S. Schaden: 1,043 Mrd., sechs Jahre und Georg G.: 1,043 Mrd. S, sechs Jahre. Der Oberste Gerichtshof bestätigt die Urteile am [[23. Mai]] [[2002]] und alle Verurteilten müssen im Sommer [[2002]] ihre Haftstrafen antreten.
Zeile 16: Zeile 16:  
Das bis dahin teuerste Strafverfahren der Zweiten Republik kostet mehr als 7 Mill. Euro.
 
Das bis dahin teuerste Strafverfahren der Zweiten Republik kostet mehr als 7 Mill. Euro.
   −
===WEB-II Prozess===
+
===WEB-II-Prozess===
Im WEB-II Prozess stehen ab [[12. September]] [[2001]] fünf Angeklagte als Beitragstäter zur Untreue vor Gericht. Nach knapp einem Jahr werden zwei Vorstandsmitglieder der IMMAG und die Leiterin des Rechnungswesens freigesprochen, das Ex-IMMAG-Vorstandsmitglied Friedrich D. sowie der pensionierte Wirtschaftstreuhänder Otto H. zu drei Jahren und sechs Monaten beziehungsweise fünf Jahren Haft verurteilt.  
+
Im WEB-II-Prozess stehen ab [[12. September]] [[2001]] fünf Angeklagte als Beitragstäter zur Untreue vor Gericht. Nach knapp einem Jahr werden zwei Vorstandsmitglieder der IMMAG und die Leiterin des Rechnungswesens freigesprochen, das Ex-IMMAG-Vorstandsmitglied Friedrich D. sowie der pensionierte Wirtschaftstreuhänder Otto H. zu drei Jahren und sechs Monaten beziehungsweise fünf Jahren Haft verurteilt.
    
Im Februar [[2005]] bestätigt das Oberlandesgericht Linz die fünf Jahre Haft für den ehemaligen Wirtschaftstreuhänder und hebt das Strafausmaß für das Ex-IMMAG-Vorstandsmitglied Friedrich D. auf fünf Jahre an. Die Urteile sind rechtskräftig.
 
Im Februar [[2005]] bestätigt das Oberlandesgericht Linz die fünf Jahre Haft für den ehemaligen Wirtschaftstreuhänder und hebt das Strafausmaß für das Ex-IMMAG-Vorstandsmitglied Friedrich D. auf fünf Jahre an. Die Urteile sind rechtskräftig.
   −
===WEB-III Prozess===
+
===WEB-III-Prozess===
Im WEB-III Prozess sind fünf Manager der [[Salzburger Sparkasse]] angeklagt. Der Prozess endet mit drei Schuld- und zwei Freisprüchen am [[7. Juli]] [[2003]]. Der ehemalige Vorstandsdirektor-Stellvertreter Gerhard Schmid (62) wird wegen des Verbrechens der Untreue zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.
+
Im WEB-III-Prozess sind fünf Manager der [[Salzburger Sparkasse]] angeklagt. Der Prozess endet mit drei Schuld- und zwei Freisprüchen am [[7. Juli]] [[2003]]. Der ehemalige Vorstandsdirektor-Stellvertreter [[Gerhard Schmid]] (62) wird wegen des Verbrechens der Untreue zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.
   −
Der Vorstandsdirektor-Stellvertreter Klaus Buttenhauser (60) und der Kreditbetreuungsreferent Josef K. (50) werden wegen des Verbrechens der Untreue und des Vergehens der Falschaussage vor Gericht zu fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die beiden anderen Angeklagten, der Leiter der Sparkassenfiliale Neustadt, Gerhard R. (64), und der damals dort tätige Sachbearbeiter Rudolf S. (56), werden freigesprochen. Alle drei Verurteilten treten [[2006]] ihre Haftstrafen an.
+
Der Vorstandsdirektor-Stellvertreter [[Klaus Buttenhauser]] (60) und der Kreditbetreuungsreferent Josef K. (50) werden wegen des Verbrechens der Untreue und des Vergehens der Falschaussage vor Gericht zu fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die beiden anderen Angeklagten, der Leiter der Sparkassenfiliale Neustadt, Gerhard R. (64), und der damals dort tätige Sachbearbeiter Rudolf S. (56), werden freigesprochen. Alle drei Verurteilten treten [[2006]] ihre Haftstrafen an.
    
===WEB-Zivilprozess===
 
===WEB-Zivilprozess===