Tauern-Tunnel (Tauernautobahn)

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Begriffsklärung
Dieser Artikel behandelt den Straßentunnel der Tauernautobahn. Der Eintrag für den gleich lautenden Eisenbahntunnel im Gasteinertal findet sich unter Tauerntunnel (Bahn)
Die zweite Röhre des Tauern-Tunnels unmittelbar nach ihrer Fertigstellung.

Der Tauern-Tunnel[1] ist ein Straßentunnel auf der Tauernautobahn (A 10), der den Radstädter Tauern auf einer Länge von 6 765 m (erste Röhre, inkl. Vorportal) durchquert.

Geschichte

Anfang der 1970er-Jahre wurde mit dem Bau des Tauern-Tunnels zwischen Flachauwinkl (Pongau) und Zederhaus (Lungau) begonnen. Am 19. Jänner 1974 erfolgte der Durchschlag und am 21. Juni 1975 die Verkehrsfreigabe für den rund 44 km langen Abschnitt von Eben im Pongau bis St. Michael im Lungau, in dessen Bereich der Tunnel fällt. Zwar wurden auf beiden Seiten des Tunnels auch Portale für eine zweite Tunnelröhre bis zu 60 m in den Fels vorangetrieben, der Tauern-Tunnel blieb aber, vor allem auch aus Angst vor dem hohen Verkehrsaufkommen, vorerst eine Sparvariante mit Gegenverkehr und wechselweisen Anhaltungen (Blockabfertigung) an verkehrsreichen Tagen.

Tunnelbrand 1999

Hauptartikel Tauern-Tunnel-Brand 1999

Am 29. Mai 1999 ereignete sich im Tauern-Tunnel ein folgenschwerer Auffahrunfall, der einen Tunnelbrand auslöste, der 12 Tote gefordert hat.

Zweite Tunnelröhre

Unmittelbar nach dem Unfall versprach die Politik einmal mehr den Bau einer zweiten Tunnelröhre. Lungauer Bürgerinitiativen warnten weiter vor der zu erwartenden Verkehrslawine. Diesmal setzte sich jedoch die Politik durch. Baubeginn war im Juli 2006 und am 15. September 2006 erfolgte der Anstich für die zweite Tunnelröhre. Den betroffenen Gemeinden im Lungau wurde ein umfassender Lärmschutz entlang der gesamten Strecke der A 10 durch das Zederhaustal versprochen.

Zahlen

  1. Tunnel 2. Tunnel
Länge (inkl. Vorportal) 6 765 m 6 546 m
Fahrbahnbreite 7,50 m 7,50 m
Fahrbahnbelag Betondecke Betondecke
Lichte Höhe 4,70 m 4,7 0 m
Gesamtausbruch   ca. eine Million m³

Die beiden Tunnel sind mit drei befahrbaren und 17 begehbaren Querschlägen, sowie mit sechs Einsatzquerschlägen verbunden, um im Notfall eine Flucht aus der einen in die andere Tunnelröhre zu ermöglichen. Die Netto-Gesamtkosten für die "zweite Röhre Tauern-Tunnel - Talröhre" inklusive notwendiger Grundeinlösen, Planung, Bau und Projektmanagement betrugen ca. 195 Mio. Euro. Die Sanierungskosten für die "erste Röhre – Bergröhre" betrugen ca. 35 Mio. Euro, die Errichtungskosten der zweiten Röhre rund 160 Mio. Euro. 150 Mitarbeiter waren zu Spitzenzeiten im Tunnel tätig.

Weitere 300 Mill. Euro werden bis 2020 zwischen Hüttau (Pongau) und Seeboden (Kärnten) in den Bau von Umweltentlastungsmaßnahmen wie Einhausungen und Einschüttungen, eine Autobahnverlegung im Bereich Zederhaus oder die Anschüttung von Lärmschutzdämmen fließen.

Baufortschritt zweite Röhre

Baustelle zweite Röhre

Auf der nördlichen Seite in Flachauwinkel mussten sich die Bagger zu Beginn der Arbeiten etwa 430 Meter weit durch die so genannte Hangschuttstrecke plagen: Über Millionen von Jahren hat die Erosion dafür gesorgt, dass sich am Fuß des Berges Material angesammelt hat. Mehr als 400 Meter dick ist diese Schicht. Das lockere Material zu durchwühlen, gleichzeitig dahinter Tunneldecke und Tunnelwand zu fixieren, das ist viel Arbeit und kostet vor allem aus Sicherheitsgründen viel Zeit. Nur ein bis 2,7 Meter pro Tag waren dabei möglich. Das hat zu einer Verzögerung von etwa 50 Tagen gesorgt.

Ende Februar 2007 wurde aber der Fels erreicht. Dann ging es gut voran, so gut, dass die verlorene Zeit langsam wieder aufgeholt wurde. 7 bis 7,5 Meter Vortrieb pro Tag schafften die Arbeiter nun. Die täglich anfallenden 500 bis 600 Kubikmeter Material (etwa 60 Lkw-Fuhren) wurden zur Deponie in den Talboden von Flachauwinkel gebracht.

Das Material wurde später wieder verwendet: Etwa 250.000 Kubikmeter für die Aufschüttung im Bereich der Raststation, die völlig neu gebaut wurde, 150.000 Kubikmeter für Dammschüttungen in diesem Bereich sowie etwa 100 000 Kubikmeter für Lärmschutzmaßnahmen im Pongau-Teil der Tauernautobahn-Scheitelstrecke.

Im Süden der Baustelle im Gemeindegebiet von Zederhaus waren die Mineure bereits 900 Meter im Berg. Die gute Geologie des Berges erlaubte es hier, dass pro Abschlag 1,70 Meter tief vorangetrieben werden konnte. Das waren 8,5 bis 9 Meter pro 24 Stunden. Sämtliches Material - 60 bis 70 Lkw-Fuhren pro Tag - wurde auf einer Deponie im hinteren Zederhaustal zwischengelagert. In Summe waren das 400 000 Kubikmeter. Das Material wurde später für den Bau der Umweltschutzmaßnahmen in und rund um Zederhaus benötigt.

100 Arbeiter waren im Februar 2007 für diesen Tunnelbau beschäftigt, 70 davon direkt im Vortrieb auf beiden Seiten.

Am 8. Juli 2008 erfolgte der Durchstich der zweiten Tunnelröhre. Um 14:32 Uhr begrüßten sich dabei die Mineure des Nord- und Südtrupps mit Handschlag. Am 30. April 2010 konnte die 6 546 m lange zweite Röhre dem Verkehr übergeben werden. Dann wurde die alte, erste Röhre ein Jahr lang saniert, war nur einspurig befahrbar und ist seit 30. Juni 2011 wieder in Vollbetrieb im Richtungsverkehr in beiden Tunnelröhren.

Sonstige Ereignisse

Am 16. Dezember 2021 wurde ein 45-jähriger Lungauer mit seinem Pkw im Tauern-Tunnel (Fahrtrichtung Salzburg) durch eine nachfahrende Zivilstreife mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h statt der erlaubten 100 km/h gemessen und schließlich angehalten. Der Mann wurde angezeigt. Ihm droht nun der Führerscheinverlust.[2]

Weblinks

Quelle

Einzelnachweise

  1. Schreibweise laut Bundesrecht
  2. www.sn.at, 17. Dezember 2021
Themen rund um die Tauernautobahn